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04.12.2017 |

Studie: Insektizide lassen Zugvögel Orientierung und Gewicht verlieren

Vogel
Zugvögel verlieren durch Imidacloprid die Orientierung und Gewicht (Foto: CC0)

Nicht nur Bienen leiden unter Insektiziden. Eine neue Studie belegt nun, dass zwei weltweit häufig eingesetzte Insektizide Zugvögel orientierungslos machen und zu Gewichtsverlusten führen können. Für die im Fachjournal Scientific Reports erschienene Studie verglichen die kanadischen Forscher die Toxizität von Imidacloprid, das zur Gruppe der Neonicotinoide gehört und schon länger für das Bienensterben verantwortlich gemacht wird, und Chlorpyrifos, ein Phosphorsäureester. Während des Frühjahrszugs fingen sie Exemplare der Dachsammer (Zonotrichia leucophrys) ein, einer amerikanischen Singvogelart, und verabreichten ihnen eine kleine Menge der Insektizide, die nicht ohne Folgen blieb. „Diese Insektizide haben eine starke Auswirkung auf Singvögel. Wir beobachteten erhebliche Gewichtsverluste und die Orientierungsfähigkeit wurde signifikant beeinträchtigt“, sagte die Hauptautorin der Studie, Margaret Eng von der University of Saskatchewan. „Die Wirkung stellte sich ein, wenn nur die Menge von täglich drei bis vier mit Imidacloprid behandelte Rapssamen oder acht Körnchen mit Chlorpyrifos über drei Tage hinweg gefressen wurden.“

Die Wissenschaftler waren sehr überrascht zu sehen, wie schnell und sensibel die Vögel reagierten, nachdem sie mit den Insektiziden in Kontakt gekommen waren. „Die Vögel zeigten starke Verluste von Körpermasse und Anzeichen akuter Vergiftungserscheinungen, wie Lethargie und Appetitverlust“, sagte Professor Christy Morrissey, die ebenfalls an der University of Saskatchewan arbeitet. „Die Versuche zum Zugverhalten zeigten auch, dass die Vögel völlig dabei scheiterten, sich zu orientieren und ihren Kurs in Richtung Norden abänderten.“ Dies kann dazu beitragen, dass die Vögel ihre Brutstätten erst verspätet erreichen und ihre Kondition stark beeinträchtigt ist. „In der Vergangenheit haben Bauern Insektizide in ein Sprühgerät gegeben und die Felder mit den Insektiziden besprüht. Doch nun haben Landwirte Zugang zu Saatgut, das vielfach bereits mit Neonikotinoiden gebeizt ist“, erklärt Morrissey. „Vögel, die auf ihrer Reise einen Zwischenstopp einlegen, essen möglicherweise diese Samen.“ Ein Sprecher des Imidacloprid-Herstellers Bayer sagte der britischen Tageszeitung The Guardian: „Wissenschaftliche Belege zeigen, dass Imidacloprid minimale Auswirkungen auf die Umwelt hat, wenn es so wie auf dem Etikett angegeben benutzt wird. Das gilt auch für die Aufnahme durch Saatgut fressende Singvögel.“ Er sagte, dass Singvögel in der Regel die Hülle entfernen, in der das Insektizid zu finden sei, und daher höchstwahrscheinlich gar nicht die in der Studie getestete Menge aufnehmen würden. Die Forscher sehen hingegen ein echtes Risiko, dass Saatgut fressende Singvögel, die in der Agrarlandschaft beheimatet sind oder dort einen Stopp auf ihrer Reise einlegen, Insektiziden ausgesetzt sind und zwar in einer Konzentration, die gefährliche Auswirkungen hat. (ab)

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