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24.11.2017 |

WHO prangert übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung an

Schwein
Bessere Haltung statt Antibiotika beugt Krankheiten vor (Foto: CC0)

Die Weltgesundheitsorganisation hat an Landwirte und die Lebensmittelindustrie appelliert, keine Antibiotika an gesunde Tiere zu verabreichen. Am 7. November legte die WHO neue Richtlinien vor, die auf die Bewahrung der Wirksamkeit von für die Humanmedizin wichtigen Antibiotika abzielen. Der in vielen Ländern immer noch praktizierte Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft zur Wachstumsförderung oder Krankheitsprävention trage zur wachsenden Bedrohung durch antibiotikaresistente Keime bei. Das Problem ist bekannt: Schon 1997 hatte die WHO die Vermeidung des nicht-therapeutischen Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung gefordert, da durch die Entwicklung von resistenten Bakterienstämmen Krankheiten oft nicht mehr behandelt werden können. Nun betont die Organisation erneut, dass einige gefährliche Bakterientypen bereits Resistenzen gegen fast alle verfügbaren Behandlungsmethoden entwickelt hätten. Die Forschung habe kaum vielversprechende Alternativen in petto. „Die wissenschaftlichen Belege zeigen, dass der übermäßige Gebrauch von Antibiotika in der Tierhaltung zur Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen beiträgt“, sagte Dr. Kazuaki Miyagishima, der die Abteilung für Lebensmittelsicherheit und Zoonosen bei der WHO leitet. „Die Abgabemenge von Antibiotika für die Tierhaltung steigt weltweit weiterhin, angeheizt durch einen wachsenden Bedarf an tierischen Lebensmitteln, die oft in der Intensivtierhaltung produziert werden.“ In einigen Ländern würden fast 80% der für die Humanmedizin wichtigen Antibiotika in Ställen verbraucht, größtenteils für die Wachstumsförderung von gesunden Tieren.

Die WHO empfiehlt eine rasche Verringerung der in der Tierhaltung eingesetzten Antibiotikamenge. Sie verweist auf eine im Fachjournal “The Lancet Planetary Health” erschienen Studie, der zufolge Maßnahmen zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in Ställen bei den Tieren zu einer Verringerung von antibiotikaresistenten Bakterien um 39% führten. Gesunde Tiere sollten nur Antibiotika verabreicht bekommen, wenn andere Tiere in derselben Herde nachweislich erkrankt seien. Gemäß den Richtlinien sollten im Bedarfsfall aber nur Antibiotika eingesetzt werden, die für den Menschen die geringste medizinische Bedeutung haben. Wichtige Reserveantibiotika für den Menschen hätten in Ställen nichts zu suchen. Die Gesundheitsexperten fordern auch ein komplettes Verbot des Einsatzes von für die Humanmedizin wichtigen Antibiotika für die Wachstumsförderung in der Tierhaltung. Die WHO hob hervor, dass viele Länder bereits Maßnahmen ergriffen hätten, um die Antibiotikaeinsatz im Stall zu verringern. EU-weit besteht etwas schon seit 2006 das Verbot, Antibiotika in der Tierhaltung als Wachstumsförderer einzusetzen. Auf das Grundproblem – ein Haltungssystem, das auf Antibiotika angewiesen ist, damit die Tiere gesund bleiben – wird in dem 88 Seiten starken Dokument nicht eingegangen. Die WHO pocht aber auf „Alternativen zum Einsatz von Antibiotika zur Krankheitsprävention bei Tieren, wie verbesserter Hygiene, die verbesserte Nutzung vom Impfungen und Änderungen in der Unterbringung und Haltung von Tieren“. (ab)

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