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30.10.2017 |

Weltbank: Durch Dürren zerstörte Ernten könnten 81 Millionen ernähren

Dürre
Dürrebedingte Ernteausfälle haben schwerwiegende Folgen (Foto: CC0)

Mit den Lebensmitteln, die durch Dürren verloren gehen, könnte ganz Deutschland ein Jahr lang ernährt werden. Das vermeldete die Weltbank und fordert ein verbessertes Wassermanagement. In einem neuen Bericht betont sie, dass langanhaltende Trockenphasen weltweit erschreckend gravierende und oft versteckte Auswirkungen auf Bauernhöfe, Firmen und Familien haben. Die Weltbank beschreibt Dürren als „Elend in Zeitlupe“, das anhaltende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Einkommen von Familien habe und nachfolgende Generationen in Armut und Mangelernährung gefangen halte. Den Autoren zufolge zerstörten Dürren zwischen 2001 und 2013 so viele Lebensmittelkalorien wie nötig wären, um rund 81 Millionen Menschen über ein Jahr hinweg jeden Tag mit 2000 Kalorien zu ernähren. In diesem Zeitraum summierten sich die Verluste in Gebieten, die von Dürren heimgesucht wurden, auf 59,2 Billionen Kilokalorien. Zu den Regionen, in denen die Produktion durch Dürren große Verluste erlitt, gehören Südmexiko und Zentralamerika, der Norden Südamerikas, Westeuropa, weite Teile der Sahelzone und Südafrika, Indonesien und Südaustralien. „Viele der betroffenen Regionen überlappen sich mit den Gebieten, die bereits ein großes Nahrungsmitteldefizit aufweisen und als verletzlich eingestuft werden“, so der Bericht.

Der Bericht zeigt, wie sich Dürren in Verbindung mit Wasserknappheit auf die Landwirtschaft, Firmen und Familien auswirken. Für Familien zieht sich das Vermächtnis von Dürren über Generationen hinweg und schadet nicht nur den Frauen, die sie erlebten, sondern auch ihren Kindern. Im ländlichen Afrika seien Frauen, die während extremer Trockenphasen geboren wurden, ihr ganzes Leben lang gezeichnet. Wegen der Ernteverluste sind sie oft physisch und psychisch beeinträchtigt und unterernährt. Ihr Leiden wird oft auf die nächste Generation übertragen: Es ist wahrscheinlicher, dass ihre Kinder unterentwickelt und nicht gesund sind, wodurch sich der Teufelskreis der Armut fortsetzt. Für Bauernhöfe gehen Dürren mit starken Ertragseinbußen einher. Selbst leichte Trockenphasen verringern die Produktivität. Doch wenn mehrere Jahre infolge weniger Regen als im Durchschnitt fällt, sehen sich Bauern in armen Ländern gezwungen, in umliegende Wälder vorzudringen, da sie durch die Ausweitung der Anbauflächen Ernteeinbrüche zu kompensieren suchen. Da Wälder das Klima stabilisieren und dazu beitragen, den Wasserhaushalt zu regulieren, verringert Abholzung die Wasservorräte und verstärkt den Klimawandel.

Für Unternehmen sind laut dem Bericht die wirtschaftlichen Folgekosten von Dürren viermal so hoch wie bei Überschwemmungen. Die Weltbank schätzt, ein einziger Wasserausfall den Umsatz einer Firma in der Stadt um 8% reduzieren kann. Und wenn die Firma im informellen Sektor angesiedelt ist, wie es so oft in Entwicklungsländern der Fall ist, brechen die Verkäufe um 35% ein. Dies zerstört Existenzen und bringt das Wirtschaftswachstum in Städten zum Erliegen. „Diese Auswirkungen zeigen, warum es immer wichtiger wird, dass wir Wasser wie die wertvolle, endliche und zerstörbare Ressource behandeln, die es ist“, sagte Guangzhe Chen, ein führender Weltbankmitarbeiter. „Ohne sorgsames Wassermanagement – von der Quelle bis zum Wasserhahn und zurück – wird aus der heute beobachteten Krise die Katastrophe von morgen“, schreibt er im Vorwort des Berichts. Richard Damania, einer der Autoren, warnt zudem, dass sich die Wasserknappheit in andere Weltregionen ausdehnen könnte, wenn der zunehmende Wassermangel und die stärkeren und häufigeren Stürme, die mit dem Klimawandel einhergehen, nicht ernstgenommen werden. Das könnte möglicherweise gewaltsame Konflikte, Leid und Migration weiter verschärfen.

Doch der Bericht liefert auch Vorschläge, um diesen Herausforderungen zu begegnen. „Die Vermeidung dieses Elends in Zeitlupe erfordert einen grundlegen Wandel beim gegenwärtigen Wassermanagement.“ Die Autoren empfehlen die Einrichtung einer neuen Infrastruktur zur Wasserspeicherung und zum Wassermanagement. Bewässerungsinfrastruktur besitzt ebenfalls das Potenzial, dürrebedingte Verluste bei Feldfrüchten abzufedern und so zu verhindern, dass Bauern ihr Ackerland ausweiten. Doch die Autoren geben auch zu bedenken, dass die kostenlose Bereitstellung von Wasser zur Bewässerung in ariden Gebieten zu einer schlechten Praxis führen kann, wenn Landwirte wasserintensive Pflanzen anbauen, die ihre Verwundbarkeit gegenüber Dürren weiter verstärken. Die Produktivität der Pflanzen könnte bei Dürren dann überproportional leiden, da sie enorm viel Wasser benötigen, und Dürren könnten dann noch schlimmere Folgen haben. Der Bericht fordert zudem die Einrichtung von Sicherheitsnetzen, um besonders verletzliche Bevölkerungsgruppen zu schützen, wenn Überschwemmungen und Dürren zu wirtschaftlichen Einbußen führen. Auf dem Land könnte dies die Gestalt von Ernteversicherungen annehmen, während in Städten eine vorsichtige Regulierung nötig ist, um erschwinglichen Zugang zu sauberem Wasser zu gewährleisten. (ab)

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