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25.10.2017 |

FAO: Förderung ländlicher Gebiete hilft gegen Armut, Hunger und Migration

Bauer
Die FAO fordert mehr Investitionen in ländliche Gebiete (Foto: A. Beck)

Ländlichen Gebieten kommt eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung von Hunger und Armut und der wirtschaftlichen Entwicklung in armen Ländern zu. Das ist die Botschaft des „State of Food and Agriculture 2017”, der am 9. Oktober von der Welternährungsorganisation FAO veröffentlicht wurde. Da die meisten Menschen, die an Unterernährung und Armut leiden, auf dem Land leben, hänge der Erfolg bei der Umsetzung der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung entscheidend davon ab, ob es gelingen wird, das enorme Potenzial ländlicher Gebiete zu entfalten und den Menschen dort Perspektiven und Arbeit zu geben. Dem Bericht zufolge hat wirtschaftliche Entwicklung in ländlichen Gebieten es seit den 1990er Jahren hunderten Millionen Landbewohnern ermöglicht, sich selbst aus der Armut zu befreien. Doch die Erfolge sind ungleichmäßig verteilt und viele Länder in Subsahara-Afrika und Südasien hinken hinterher. Die niedrige Produktivität in der Subsistenzlandwirtschaft, der geringe Raum für Industrialisierung vielerorts und die Verstädterung tragen dazu bei, dass in Entwicklungsländern nicht alle Menschen über ausreichend Nahrung und Arbeit verfügen.

Als weitere Herausforderung nennt der Bericht das schnelle Bevölkerungswachstum, vor allem die rasche Zunahme junger Menschen. Schätzungen zufolge wird die Zahl der 15- bis 24-Jährigen zwischen 2015 und 2030 um 100 Millionen auf 1,3 Milliarden ansteigen. Der Großteil des Bevölkerungsplus wird auf Subsahara-Afrika entfallen. Landbewohner, die in die Städte abwandern, riskieren dann mehr als je zuvor, sich in die Masse der Armen in den Städten einzureihen anstatt einen Weg aus der Armut zu finden. Doch die FAO sieht eine Lösung in einer umfassenden Transformation ländlicher Räume. Damit sich die ländlichen Räume entfalten und dynamische Lebensmittelsysteme entstehen können, bedarf es allerdings zielgerichteter politischer Maßnahmen und Investitionen. Der Bericht argumentiert, dass ein wesentlicher Hebel zur Umgestaltung ländlicher Räume die steigende Nachfrage städtischer Lebensmittelmärkte sein wird, die für bis zu 70% der Lebensmittelverbrauchs verantwortlich sind – selbst in Ländern mit einer großen Landbevölkerung. Die Autoren schätzen dass das Marktvolumen urbaner Lebensmittelmärkte in Subsahara-Afrika zwischen 2010 und 2030 von 150 auf 500 Milliarden US-Dollar anwachsen wird.

Die Urbanisierung bietet daher eine riesige Chance für die Landwirtschaft. Doch sie stellt auch eine Herausforderung für die Millionen Kleinbauern dar“, schreibt FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva im Vorwort zum Bericht. Er warnt, dass profitablere Märkte zu einer Konzentration der Produktion von Lebensmitteln in großen kommerziellen Farmen, zu von großen Verarbeitern und Händlern dominierten Wertschöpfungsketten und zur Ausgrenzung von Kleinbauern führen könnten. Die Nachfrage aus den Städten allein werde nicht automatisch die Produktion und Marktbedingungen für Kleinbauern verbessern.

Der Bericht zeigt daher drei Handlungsbereiche auf, um eine umfassende Transformation des ländlichen Raums zu erreichen. Erstens sind unterstützende Politiken und Investitionen nötig. „Um sicherzustellen, dass kleine Lebensmittelproduzenten dabei partizipieren können, die städtische Lebensmittelnachfrage zu bedienen, bedarf es politischer Maßnahmen. Diese sollen die Hürden beseitigen, die den Zugang von Kleinproduzenten zu Inputs beschränken, nachhaltige Ansätze und Technologien fördern, den Zugang zu Krediten und Märkten verbessern, die Mechanisierung von Bauernhöfen erleichtern, landwirtschaftliche Beratungsdienste wiederbeleben, Landrechte sichern und Kleinproduzentenorganisationen stärken“, so da Silva. Zweitens müssen die notwendige Infrastruktur geschaffen werden, um ländliche Gebiete und städtische Märkte zu verbinden. Der Bericht beklagt, dass in vielen Entwicklungsländern auf dem Land Straßen, Stromnetze, Lagermöglichkeiten und Kühltransportsysteme fehlen und Bauernes so schwer haben, die städtische Nachfrage nach frischem Obst, Gemüse, Fleisch und Milchprodukten zu bedienen.

Drittens müssen ländliche Gebiete an kleinere städtische Zentren angeschlossen werden. Die Hälfte der urbanen Bevölkerung in Entwicklungsländern – oder 1,45 Milliarden Menschen – lebt in Städten mit unter 500.000 Einwohnern. „Territoriale Netzwerke aus kleinen Städten sind wichtige Bezugspunkte für Landbewohner – die Orte, wo sie ihr Saatgut kaufen, ihre Kinder zur Schule schicken und medizinische und andere Versorgung in Anspruch nehmen“, schreibt Silva. Die Umstrukturierung in ländlichen Wirtschaften wird kein Patentrezept sein, um die Abwanderung in die Städte zu stoppen und Armut und Hunger anzugehen, doch sie könnte dringend benötigte Jobs schaffen und dazu beitragen, dass sich Menschen eher bewusst für den Umzug in die Stadt entscheiden statt aus Notwendigkeit. (ab)

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