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18.08.2017 |

Push-Pull: Mit natürlichen Waffen Armut und Hunger bekämpfen

Desmodium
Desmodium und Mais - ein starkes Team (Foto: Angelika Beck, 2000m2-Weltacker Berlin)

Die Push-Pull-Methode zur natürlichen Bekämpfung von Pflanzenschädlingen hilft Kleinbauern weltweit, Armut und Hunger zu überwinden, und kann daher einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) leisten. Dies ist die Botschaft eines Gastartikels auf der IISD-Plattform “SDG Knowledge Hub” von Zeyaur Khan, Programmleiter für Push-Pull am Internationalen Insektenforschungs-institut icipe in Kenia und Samuel Ledermann, Programmkoordinator bei der Schweizer Stiftung Biovision, die an der Verbreitung von Push-Pull von Hof zu Hof in Subsahara-Afrika arbeitet. Die Autoren betonen, dass die Push-Pull-Methode ein gutes Beispiel dafür ist, wie eine wissensintensive Methode zu einer bewährten Lösung von Problemen wie Ernteeinbußen durch Schädlinge und ausgelaugte Böden werden kann. Push-Pull wirkt sich nicht nur positiv auf das 2. UN-Nachhaltigkeitsziel aus, das den Hunger weltweit beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern will, schreiben die beiden Experten in ihrem Artikel. Die Methode leiste zudem einen Beitrag zu SDG 1 (Armut beenden), SDG 5 (Geschlechtergerechtigkeit erreichen) und SDG 15 (Bodenverschlechterung stoppen).

Die Push-Pull-Methode hilft gegen zwei Plagegeister, die Bauern in Afrika das Leben schwermachen und starke Ernteeinbußen verursachen können: Die Stängelbohrer-Motte, die ihre Eier in Mais und Hirse legt und deren Larven dann die Pflanzenhalme aushöhlen, sowie Striga, ein ertragsminderndes Unkraut, das die Maiswurzeln anzapft und der Pflanze Nährstoffe und Wasser entzieht. Bei Push-Pull wird zwischen den gelockerten Reihen von Mais oder Hirse die Hülsenfrucht Desmodium gepflanzt. Sie unterdrückt Striga ganz ohne Chemie. Der Desmodium-Geruch „stinkt“ dem Stängelbohrer und vertreibt ihn so (push). Um die Felder herum wird Napiergras gepflanzt, das eine unwiderstehliche Wirkung auf Stängelbohrer-Weibchen ausübt (pull). Die Larven, die aus den ins süße Napiergras gelegten Eiern schlüpfen, verenden bei dem Versuch, sich in das Gras hineinzufressen, in dessen klebrigem Pflanzensaft. Anfang 2017 wurde Push-Pull in Ostafrika bereits von rund 140.000 Bauern praktiziert, schreiben Ledermann und Khan.

Den Autoren zufolge hilft Push-Pull dabei, SDG2 zu erreichen, da dank der Abwehr der zwei Plagen Stängelbohrer und Striga zum Beispiel Bauern in Kenia ihre Maiserträge von weniger als einer Tonne pro Hektar auf 3,5 Tonnen steigern konnten. Mittlerweile wird dort auch eine neue Desmodium-Sorte angepflanzt, die widerstandsfähiger gegen Trockenheit ist und mit der die Hirseerträge von weniger als einer Tonne pro Hektar auf 2,5 Tonnen stiegen. Daher leistet die Methode einen wichtigen Beitrag zu Unterziel 2.3, das die landwirtschaftliche Produktivität und die Einkommen von Kleinbauern bis 2030 verdoppeln will. In Bezug auf SDG 1 bescheren die Ertragszuwächse den Bauern ein besseres Einkommen und wirken so der Armut entgegen. Zudem liefern die beiden Pflanzen Desmodium und Napiergras ein wertvolles Zusatzfutter für das Vieh, das die Milchproduktion erhöht. Wenn die Bauern die nicht benötigten Reste verkaufen, können sie zudem ihre Einkommensquellen diversifizieren.

Was das 5. SDG anbelangt ist Push-Pull laut Khan und Ledermann eine Technologie, die aufgrund gezielter Informationskampagenen vor allem von Frauen angewandt wird. Die Programme zur Verbreitung von Push-Pull sehen zudem die Produktion von Saatgut auf Gemeindeebene vor, wobei Frauengruppen Desmodiumsamen vermehren und so ein zusätzliches Haushaltseinkommen generieren. Da Desmodium eine Leguminose ist und mit ihren Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft im Boden fixiert, wirkt sich Push-Pull auch positiv auf SDG 15 aus: Die Methode reduziert die Bodenerosion, hält Feuchtigkeit besser im Boden und erhöht die Kohlenstoffspeicherung, da weniger gepflügt werden muss. Khan und Ledermann stehen mit ihrer Meinung übrigens nicht alleine da. Mehr als 100 wissenschaftliche Fachartikel belegen mittlerweile, dass Push-Pull eine bewährte Methode ist, um Pflanzenschädlinge ohne den Einsatz von Chemie im Zaum zu halten. (ab)

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