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12.06.2017 |

Überdüngung: Aufwendige Aufbereitung könnte Trinkwasser verteuern

Wasser
Muss Trinkwasser bald teuer aufbereitet werden? (Foto: CC0)

Trinkwasser könnte in vielen Regionen Deutschlands deutlich teurer werden, wenn Wasserversorger aufgrund der hohen Belastung des Grundwassers mit Nitrat zu kostspieligen Aufbereitungsmethoden greifen müssen. Einem aktuellen Gutachten des Umweltbundesamtes (UBA) zufolge könnten die Kosten für Trinkwasser um 55 bis 76 Cent pro Kubikmeter steigen und einem Vier-Personen-Haushalt Mehrkosten in Höhe von 134 Euro jährlich bescheren. Vor allem in Gebieten mit landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen ist das Grundwasser häufig durch zu viel Stickstoff belastet. Laut Nitratbericht der Bundesregierung wiesen 28% der Grundwassermessstellen im Einzugsgebiet von landwirtschaftlich genutzten Flächen im Zeitraum 2012 bis 2014 eine Nitratbelastung über dem zulässigen europaweit geltenden Schwellenwert von 50 Milligramm pro Liter auf. An weiteren 8,5% der Messstellen lag die Nitratkonzentration zwischen 40 und 50 mg/l und zudem wurden an 14,2% der Stellen Werte zwischen 25 und 40 mg/l gemessen.

Für das Gutachten ließ das Umweltbundesamt Daten aus fünf Modellregionen und Kooperationen mit drei großen Wasserversorgern untersuchen: dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband, Rheinenergie und der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft. Die Wasserversorger ergreifen bereits zahlreiche Maßnahmen, um das Wasser vor Einträgen zu schützen, zum Beispiel indem sie die über Grundwasserkörpern liegende Flächen selbst pachten, Brunnen verlagern oder verunreinigtes mit unbelastetem Wasser mischen. Die Kosten trägt schon heute der Wasserkunde. Doch diese Maßnahmen könnten künftig in stark belasteten Regionen nicht mehr ausreichen, um den Nitratwert im Trinkwasser niedrig zu halten, warnt das UBA. Dort könnte der Fall eintreten, dass Wasser zusätzlich gereinigt werden muss. Dazu könnten verschiedene Verfahren angewandt werden wie Umkehrosmose, biologische Denitrifikation oder das CARIX-Verfahren, die von lokalen Faktoren wie der Wasserhärte, von der konkreten Belastungssituation vor Ort und dem anvisierten Nitratzielwert abhängen. Die Studie berechnete die Kosten für präventive Maßnahmen, Trinkwasseraufbereitung sowie Flächenpacht für drei Szenarien von Worst-Case bis Best-Case und drei Nitrat-Zielwerte (37,5 mg/l, 25 und 10 mg/l). Die Kosten dafür bewegten sich zwischen 580 und 767 Millionen Euro pro Jahr und bedeuteten damit Mehrkosten für die Wasserkunden von bis zu 76 Cent pro Kubikmeter.

Das UBA betont, dass Prävention billiger und sinnvoller sei als die aufwendige Aufbereitung des Wassers. „Wenn das Problem einer zu hohen Belastung nicht an der Ursache angegangen wird, können die genannten Maßnahmen nur zu einer zeitlichen Verschiebung beitragen. Es handelt sich dabei deshalb um keine nachhaltigen Maßnahmen, die das Problem dauerhaft lösen.“ Laut UBA würden die Maßnahmen der novellierten Düngeverordnung die Landwirtschaft etwa 111,7 Millionen Euro pro Jahr, also nur einen Bruchteil dessen, den die betroffenen Trinkwasserkunden zu bezahlen hätten. „Mit den Neuregelungen in der Düngeverordnung wurden lange überfällige Schritte eingeleitet, die hoffentlich die Belastungen so weit senken, dass den Trinkwasserkunden die teure Aufbereitung erspart bleibt“, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. „Wichtig sind jetzt eine konsequente Umsetzung und verstärkte Kontrollen in den betroffenen Regionen. Falls sich diese Belastungen nicht verringern, müssten weitere und strengere Auflagen für die Landwirtschaft erfolgen.“ (ab)

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