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20.03.2017 |

Studie: Mit Pestiziden gebeiztes Saatgut verringert Aktivität von Regenwürmern

Wurm
Steht nicht auf Pestizide: Regenwurm (Foto: CC0)

Die Behandlung von Saatgut mit Pestiziden beeinträchtigt die Aktivität von Regenwürmern und anderen Bodenorganismen. Zu diesem Ergebnis gelangten Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien in zwei Studien, die in den Fachjournalen „BMC Ecology“ und „Frontiers in Plant Science“ veröffentlicht wurden. Die Forscher hatten untersucht, wie sich der Chemieeinsatz auf dem Acker auf unterschiedliche Bodenbewohner auswirkte. Dazu simulierten sie die in der konventionellen Landwirtschaft übliche Verwendung von gebeiztem Saatgut und den zusätzlichen Einsatz von Glyphosat in zwei Glashausversuchen. In 28 Liter Erde fassende Gefäße mit Regenwürmern wurden Weizensamen gepflanzt, die mit Insektiziden und Fungiziden gebeizt waren, und zwar in einer Menge, wie sie in der Praxis üblich ist. Nachdem der erste Weizen geerntet worden war, wurde erneut gebeiztes Saatgut in derselben Erde ausgesät und ein Unkrautvernichter mit dem Wirkstoff Glyphosat ausgebracht.

Nach der ersten Aussaat des gebeizten Saatguts zeigte sich bei den jeweiligen Bodenorganismen ein gemischtes Bild. Springschwänze und andere Organismen wiesen eine erhöhte Aktivität auf: „Die Springschwänze vermieden tiefere Bodenschichten und tummelten sich vermehrt an der Oberfläche“, berichtete Johann Zaller vom Institut für Zoologie der Boku der Nachrichtenagentur APA. Dadurch kam es zu verringerten Abbautätigkeiten von Pflanzenteilen im Boden. Die Regenwürmer hingegen zeigten sich zunächst unbeeinflusst. Infolge der zweiten Aussaat mit gebeiztem Saatgut ließ ihre Aktivität aber deutlich nach, wodurch die Humusbildung beeinträchtigt wurde. Die Mikroorganismen hatten sich Zaller zufolge „offensichtlich bereits an das neue Milieu angepasst“ und zeigten keine Beeinflussung. Die Wissenschaftler betonten, dass die negative Wirkung der Saatgut-Beizung speziell auf die Regenwürmer durch Glyphosat-Herbizide noch verstärkt wurde. Besorgniserregend sei, dass solche Kreuzwirkungen bei der Zulassung von Pestiziden nicht untersucht würden. „Man konzentriert sich nur auf einzelne Wirkstoffe, wie mehrere davon sich beeinflussen, ist ein komplett weißer Fleck“, kritisiert Zaller. Die beschriebene Wirkung mag vielleicht subtil erscheinen, so die Wissenschaftler, doch es müsse bedacht werden, dass sie bereits nach der Anwendung von gerade einmal 18 gebeizten Weizenkörnern in relativ großen Versuchstöpfen beobachtet wurde. „Unter echten Bedingungen in der Landwirtschaft wird gebeiztes Saatgut auf demselben Feld jedoch mindestens zwei Mal jährlich ausgesät und die Pestizide reichern sich in den Böden an. Damit gibt es potenziell ausgeprägtere Risiken für Nicht-Zielorganismen und Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Bodenlebewesen und das Funktionieren der Agrarökosysteme“, lautet das Fazit der Wissenschaftler. (ab)

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