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26.01.2017 |

G20-Plan für nachhaltige Wassernutzung vernachlässigt Agrarindustrie

Wasser
Bewässerung: nicht überall selbstverständlich (Foto: CC0)

Die Agrarminister der G20 haben einen Aktionsplan gegen Wasserverschwendung verabschiedet. Am 22. Januar bekannten sich die Minister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in Berlin zu einem nachhaltigen Umgang mit der kostbaren Ressource. „Unser Ziel ist es, die Wassernutzungseffizienz in der Landwirtschaft durch verbesserte, auf die regionalen und lokalen Bedingungen abgestimmte Politiken zu erhöhen. Wir werden die Nutzung angepasster effizienter Methoden und Technologien fördern, um den Ertrag pro Wassertropfen zu optimieren und Wasserverluste und Verschwendung zu verringern“, verkündeten sie in ihrer Abschlusserklärung. Im Vorfeld hatten die Agrarminister von 83 Ländern beim „Global Forum for Food and Agriculture“ unter dem Motto „Wasser und Landwirtschaft – Schlüssel zur Welternährung“ getagt und sich auf ein Abschlusskommuniqué verständigt, das in den G20-Prozess einfloss. Die Landwirtschaft verschlingt einen riesigen Anteil des Süßwassers: Im globalen Schnitt entfällt 70% des genutzten Süßwassers auf die Landwirtschaft, während immer noch 750 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Die Agrarminister haben daher vier zentrale Handlungsfelder ausgemacht: die Verringerung von Wasserknappheitsrisiken, die Reduzierung von Wasserverunreinigung, das Management von Wasserüberschuss und die Sicherstellung von ausreichend Wasser für die Landwirtschaft.

Umwelt- und Entwicklungsorganisationen lobten zwar das Bekenntnis zur nachhaltigen Wassernutzung, bemängelten jedoch, dass nicht ausreichend benannt und angegangen wird, dass die Agrarindustrie vielerort Mitverursacher von Wassermangel ist. Der Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO) warnte, dass Kleinbäuerinnen und Kleinbauern durch die Ausbreitung der Agrarindustrie in den Entwicklungsländern zunehmend unter Wasserknappheit leiden: „Steigender Verbrauch und Verschmutzung von Wasser führen weltweit zu einem Existenzkampf“, erklärte VENRO-Vorstandsvorsitzender Bernd Bornhorst. „Deutschland und die G20 müssen sich dafür einsetzen, dass alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und die Landwirtschaft zuallererst die Ernährung der Menschen sichert.“ In das gleiche Horn stieß Barbara Unmüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung: „Die Losung „more crop per drop“ (Mehr Ernte pro Tropfen) alleine kann nicht die Lösung sein: Wenige globale Konzerne drängen die Regierungen weltweit dazu, ihre strategischen Wasserpolitiken nach diesem Modell auszurichten und vor allem profitträchtigere Nutzpflanzen im industriellen Anbau zu priorisieren“, kritisierte Unmüßig. Diese Nutzpflanzen dienten jedoch oftmals nicht der Ernährung, sondern werden als industrieller Rohstoff eingesetzt. Durch zuhauf verwendete Dünger und Pestizide beeinträchtigten sie die Wasserqualität und -versorgung. „Agrarökologische Produktion von Kleinbäuerinnen und -bauern schneide bei der Schonung der Wasserreserven erheblich besser ab“, betonte Unmüßig. „Doch ausgerechnet den Kleinen drohe nach dem Modell erhebliche Benachteiligungen bei der Wasserversorgung.“ Auch die Naturschutzorganisation WWF warnte, dass der teils systematische, staatlich subventionierte Wasserraubbau durch den Agrarsektor die globale Wasserkrise weiter verschärfe. „Wer den Hunger in der Welt besiegen will, muss das Wasser auf lokaler und regionaler Ebene nachhaltig und gerecht verteilen“, betonte WWF-Vorstand Christoph Heinrich. „Machen die G20 weiter wie bisher, droht eine zweifache Ernährungskrise: Durch Ernteausfälle aufgrund von Trockenheit werden Hunger und Nahrungsmittelknappheit weltweit zunehmen, während zugleich in vielen Erdteilen die Versorgung mit sauberem Trinkwasser für breite Bevölkerungsschichten immer schlechter wird.“ (ab)

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