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15.02.2016 |

Studie: „Grüne Revolution“ für Afrika könnte Armut unter Kleinbauern verstärken

Ruanda
Bäuerin in Ruanda (Foto: Neil Palmer/CIAT)

Programme und Agrarpolitiken zur Förderung einer „Grünen Revolution“ in Afrika, die offiziell die Armutsbekämpfung zum Ziel haben, könnten genau das Gegenteil bewirken. Eine Studie, die im Februar im Fachmagazin „World Development” erschien, kam zu dem Ergebnis, dass das Aufoktroyieren „moderner“ landwirtschaftlicher Praktiken in ländlichen Gemeinden in Subsahara-Afrika dazu beitragen kann, Landverlust, Armut, Ernährungsunsicherheit und Ungleichheit zu verstärken. Forscher der Universität von East Anglia untersuchten am Beispiel Ruanda die Agrarpolitik sowie Veränderungen, die Landbewohner in acht Gemeinden im bergigen Westen erfuhren, wo Kleinbauern auf kleinen Flächen Subsistenzlandwirtschaft betrieben und eine Vielfalt an Kulturen anbauten. Laut der Studie verfolgte Ruanda mit seiner Landpolitik und dem „Crop Intensification Program” einen raschen Übergang von traditionellen Anbaumethoden hin zu einer Spezialisierung auf einige wenige, leicht verkäufliche Getreidesorten und Cash Crops sowie die Bereitstellung von verbessertem Saatgut, Mineraldünger und Krediten. Diese Programme wurden von der Regierung, dem Internationalen Währungsfonds und anderen internationalen Geldgebern als Erfolg verkauft, da insgesamt in dem Zeitraum die Erträge stiegen und die Armut im Land abnahm. Doch Dr. Neil Dawson und sein Team kritisieren, dass die negativen Folgen der Agrarpolitik für die ärmeren Bauern und die Sichtweise der Landbevölkerung selbst missachtet wurden. Die Studie belegt, dass nur eine relativ kleine, wohlhabende Minderheit mit der erzwungenen Modernisierung mithalten konnte, da für die ärmsten Bauern das Risiko der Kreditaufnahme für teuere Inputs wie Dünger und Saatgut zu hoch war. „Andere Experimente in Afrika fördern ähnliche Ergebnisse zutage. Landwirtschaftliche Entwicklung hat das Potenzial, den Menschen zu helfen, doch diese Politiken scheinen Landverlust und Ungleichheit unter der armen Landbevölkerung zu verschärfen“, sagte Dr. Dawson. „Diese Politiken mögen die Gesamtproduktion exportierbarer Feldfrüchte steigern, doch vielen der ärmeren Kleinbauern entziehen sie ihre wichtigste produktive Ressource: Land.“ Dr. Dawson bezeichnet es als alarmierend, dass Politiken und Programme mit derart weitreichenden Folgen für die arme Bevölkerung allgemein so unangemessen überprüft würden. Den Autoren zufolge sind die Bedingungen in afrikanischen Ländern heute anders als noch vor 40 Jahren, als die Grüne Revolution in Asien Erfolge verbuchen konnte. Dennoch würden die Gates-Stiftung oder Initiativen wie die “New Alliance for Food Security and Nutrition” oder Konzerne wie Monsanto weiterhin eine landwirtschaftliche „Modernisierung“ in Afrika vorantreiben, obwohl oft unklar sei, ob sich dadurch die Lebensumstände von Kleinbauern verbessern. Die Studienautoren fordern daher, diese Initiativen umfassenderen und strengeren Folgenabschätzungen zu unterziehen. Politiken und Programme müssten zudem Maßnahmen enthalten, die eine Verstärkung der Armut verhindern. Im Falle Ruandas sei es notwendig, dass vor allem die arme Bevölkerung Zugang zu Land erhalte und traditionelle Anbaupraktiken unterstützt würden, während eine „Modernisierung“ nur schrittweise und freiwillig erfolgen dürfe. (ab)

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