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22.01.2015 |

Am Limit: Forscher sehen Belastungsgrenzen der Erde überschritten

Boundaries
Die Grenzen der Erde (Grafik: F. Pharand-Deschênes/Globaïa)

Die Menschheit hat durch Eingriffe in die Umwelt vier von neun Belastungsgrenzen des Planeten überschritten und gefährdet so dessen Stabilität, schreiben Forscher im Fachmagazin Science. Bei Klimawandel, Artenvielfalt, Landnutzung und den globalen Phosphor- und Stickstoffkreisläufen wurde der sichere Bereich bereits verlassen, warnen 18 Wissenschaftler um Will Steffen vom Stockholm Resilience Center. „Das Überschreiten dieser Grenzen erhöht das Risiko, dass menschliche Aktivitäten das System Erde weniger lebensfreundlich machen, Bemühungen zur Armutsbekämpfung beeinträchtigt werden und dass sich das menschliche Wohlergehen in vielen Teilen der Welt verschlechtern könnte, auch in reichen“, so Steffen. Beim Klimawandel liege die Belastungsgrenze bei einer CO2-Konzentration in der Atmosphäre von 350 ppm. „Diese Grenze ist gleichbedeutend mit einer Stabilisierung der globalen Temperaturen bei etwa 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau“, erklärt Professor Johan Rockström, Direktor des Stockholm Resilience Centre. Mit aktuell 399 ppm und einem jährlichen Anstieg von etwa 3 ppm sei die „unsichere Zone“ erreicht. Alarmstufe Rot herrsche auch beim Artensterben: Die Verlustrate bei Tier- und Pflanzenarten sei zehnmal höher als verkraftbar. Den Klimawandel und die Biosphäre betrachten die Forscher als Kernbereiche, da „entscheidende Veränderungen“ dort schon für sich genommen ausreichen, um „das Erdsystem in einen neuen Zustand zu befördern“. Auch die Belastung durch Phosphor und Stickstoff, etwa durch Düngung in der Landwirtschaft, habe kritische Ausmaße erreicht. Bei der Landnutzung wurde das Limit ebenfalls überschritten: Während weltweit 75% der ursprünglichen Waldfläche für eine sichere Entwicklung nötig wären, sei der Anteil auf 62% gesunken. Selbst um Grenzen, die im globalen Schnitt noch eingehalten werden, steht es auf regionaler Ebene kritisch. So habe der Wasserverbrauch im Westen der USA sowie in Teilen Südeuropas und des Mittleren Ostens bereits das Limit erreicht: „Helfen können hier Methoden zur effizienteren Wassernutzung in der Landwirtschaft, um mit weniger Wasser auf gleicher Fläche womöglich mehr Nahrungsmittel für die Weltbevölkerung zu erzeugen“, sagt Ko-Autor Dieter Gerten. Die Forscher wollen jedoch keine düstere Botschaft vermitteln: „Die Welt hat dieses Jahr die riesige Chance, die globalen Risiken auf eine gerechtere Art und Weise anzugehen. Im September werden die Staaten die UN-Nachhaltigkeitsziele vereinbaren. Mit dem richtigen Ehrgeiz kann dies die Bedingungen für langfristigen menschlichen Wohlstand in den Grenzen des Planeten schaffen“, so Rockström. (ab)

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