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06.11.2012 |

Zivilgesellschaft fordert Kurswechsel in Agrar- und Energiepolitik

Zivilgesellschaft fordert Kehrtwende in der Agrarpolitik
Zivilgesellschaft fordert Kehrtwende in der Agrarpolitik (Foto: GWP/flickr)

Zur Bekämpfung von Welthunger und Klimawandel ist eine umfassende Reform der Landwirtschafts- und Energiepolitik vonnöten. Zu diesem Ergebnis kamen 140 Vertreter der Zivilgesellschaft aus 22 Ländern, die vom 1. bis 3. November an der von Germanwatch und dem Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP) organisierten Konferenz ‘Dialogue on Transformation’ in Bonn teilnahmen. Die Dialogteilnehmer bekräftigten das Recht auf Entwicklung, forderten aber eine Entwicklung, die den Grenzen des Planeten Rechnung trägt. Zudem diskutierten sie, wie das Recht auf Nahrung der gegenwärtig 870 Millionen Hungernden realisiert werden kann. IATP-Präsident Jim Harkness bezeichnete die Konferenz als „längst überfälligen Dialog zwischen den Bewegungen für die notwendige Transformation des Energie- und Landwirtschaftssystems. Diese haben oft getrennt voneinander gearbeitet, obwohl sie das Ziel einer gerechten und nachhaltigen Zukunft teilen.“ Ein weiteres Thema war das Ergebnis der UN-Nachhaltigkeitskonferenz Rio+20, die den Ausschuss für Welternährungssicherheit (CFS) damit beauftragt hatte, Staaten bei der Überprüfung ihrer Politik zur nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion und Ernährungssicherung zu unterstützen. Die Teilnehmer des ‘Dialogue on Transformation’ diskutierten, welcher Beitrag zu diesen nationalen Agrarberichten geleistet werden könnte. Konferenzteilnehmer Hans Herren, Ko-Präsident des Weltagrarberichts und Präsident von Biovision, treibt diese Überprüfung der Agrarpolitik in Ländern wie Kenia, Senegal und Äthiopien voran: „Ein Kurswechsel in der Landwirtschaft ist überfällig. Ziele sind Ernährungssicherheit für alle, eine ländliche Entwicklung mit verbesserten Bedingungen vor allem für Kleinbauern, insbesondere für Frauen, sowie eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen“, so Herren.

02.11.2012 |

Neue Studie: Klimawandel erfordert Anpassung der Landwirtschaft

Kartoffeln
Kartoffeln durch Klimawandel bedroht - weichen sie bald Bananen? (Foto: John Beales)

Die Lebensmittelproduktion ist zugleich Opfer und Verursacher des Klimawandels, so das Ergebnis von zwei am Mittwoch veröffentlichten Berichten des Forschungsprogramms CCAFS (CGIAR Research Programme on Climate Change, Agriculture and Food Security). Die Produktion und der Vertrieb von Nahrungsmitteln sind mit einem Ausstoß von jährlich 17.000 Megatonnen Kohlenstoffdioxid für 29% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Diese Berechnung berücksichtigt auch Aspekte wie die Herstellung von Dünger sowie Transport und Kühlung von Lebensmitteln. Auf die Landwirtschaft entfallen 80% dieser Emissionen. Veränderte Klimabedingungen erfordern gleichzeitig eine Anpassung der Landwirtschaft: „Die mit der Lebensmittelproduktion verbundenen Emissionen und umgekehrt auch die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft und das Ernährungssystem werden die Art, wie wir Nahrung anbauen und produzieren grundlegend verändern“, sagt Sonja Vermeulen, leitende Forscherin beim CCAFS und Hauptautorin der Studie ‘Climate Change and Food Security’. Laut der zweiten Studie ‘Recalibrating Food Production in the Developing World’, die die Auswirkungen des Klimawandels auf die 22 Haupt-anbaupflanzen untersucht, werden die Erträge der drei wichtigsten Pflanzen aufgrund erhöhter Temperaturen und unberechenbarer Regenfälle in vielen Entwicklungsländern einbrechen. Bis 2050 könnte die Weizen- und Reisproduktion um jeweils 13% und 15% zurückgehen, während Afrikas Maisbauern Einbußen von bis zu 20% ihrer Ernte drohen. Daher sei die Umstellung auf andere Pflanzen nötig. Kartoffeln leiden unter höheren Temperaturen, aber in bestimmten Gebieten könne der Anbau von Bananen möglich werden. Die dürreresistente Augenbohne könnte die empfindliche Soja als Proteinquelle ersetzen. Wärmeres Wetter werde zudem die Verbreitung von Pflanzenschädlingen und Krankheiten fördern. „Die gute Nachricht ist, dass Bauern und Lebensmittelproduzenten einige der düsteren Szenarien der Untersuchung zu Lebensmittelproduktion und -vertrieb abwehren können, wenn sie jetzt mit der Anpassung beginnen”, so Philip Thornton, Autor der Studie.

30.10.2012 |

Europäisches Parlament will Nahrungsmittelspekulation Riegel vorschieben

Spekulation mit Agrarrohstoffen auf den Terminmärkten führt zu schwankenden Lebensmittelpreisen
Spekulation mit Agrarrohstoffen auf den Terminmärkten führt zu hohen Lebensmittelpreisen (Foto: Katrina.Tuliao)

Am vergangenen Freitag hat das Europäische Parlament über den Vorschlag der EU-Kommission zur Reform der Finanzmarktrichtlinie MiFID (Market in Financial Instruments Directive) abgestimmt. Dabei billigten die Abgeordneten mehrheitlich einen Gesetzesentwurf, der die Einführung verbindlicher Positionslimits bei Lebensmittel- und anderen Warenderivaten vorsieht. Positionslimits begrenzen die Anzahl von Kontrakten für einzelne Händler oder Händlergruppen an den Warenterminmärkten. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner begrüßte die Entscheidung: „Heute sind wir bei der Bekämpfung uner- wünschter Spekulationen mit Nahrungsmitteln einen entscheidenden Schritt vorangekommen." Nichtregierungsorganisationen reagierten verhalten auf das Ergebnis und kritisierten Schlupflöcher im Gesetzes- entwurf, welche die Obergrenzen auszuhebeln drohen. Ein Bündnis aus zwölf NGOs, darunter Attac, Misereor und Weed, wandte sich im Vorfeld des Treffens des Rates der europäischen Finanzminister mit einem offenen Brief an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Darin forderten sie „verpflichten- de Positionslimits gegen exzessive Spekulation, die für einzelne Händler und Händlergruppen, alle Handelsmonate und alle Arten von Verträgen gelten, auch für diejenigen, die außerbörslich gehandelt werden.“ Der bisherige Entwurf klammert den außerbörslich zwischen Finanzmarktakteuren getätigten Handel, sogenannten Over-the-counter-Schattengeschäfte aus. Nach der im November erwarteten Einigung im Europäischen Rat für Wirtschaft und Finanzen folgen Verhandlungen zwischen Rat, Parlament und Kommission. Die Finanzmarktrichtlinie könnte schon nächstes Jahr in Kraft treten.

26.10.2012 |

Weltbank: Regionaler Handel kann Ernährungssicherheit Afrikas stärken

BauerMalawi
Bäuerin in Malawi. Afrika kann sich laut Weltbank selbst ernäh- ren (Foto: Samson/CIMMYT)

Die afrikanischen Länder könnten genug Nahrungsmittel anbauen, um sich selbst zu ernähren, wenn der regionale Handel gesteigert und Handelshemmnisse abgebaut würden. Dies geht aus einem am Mittwoch von der Weltbank veröffentlichten Bericht hervor. Mehr Handel zwischen den afrikanischen Staaten könnte das Einkommen der Kleinbauern steigern, zu geringeren Lebensmittelpreisen führen und die Ernährungssicherheit der Bevölkerung stärken. Gegenwärtig stammen nur 5% von Afrikas Getreideimporten aus anderen Ländern des Kontinents, während immer mehr Nahrung aus Europa und Südostasien importiert wird. „Afrika hat die Mittel und die Möglichkeit, die Ernährungssicherheit seiner Bürger zu verbessern. Dieses Potential wird jedoch nicht voll ausgeschöpft, da die Bauern beim Transport ihrer Nahrungsmittel auf die Märkte größeren Hürden begegnen als in anderen Teilen der Welt“, schreibt Makhtar Diop, Vizepräsident der Weltbank für den Bereich Afrika im Vorwort zum Bericht. Zu den Handelsbarrieren zählen zum Beispiel eine schlechte Infrastruktur, hohe Transportkosten, komplizierte Importregelungen und hohe Zölle, Kosten für die Bestechung von Grenzbeamten sowie der mangelnde Austausch von landwirtschaftlichem Wissen über Staatsgrenzen hinweg. Danielle Nierenberg, Direktorin des Projektes ‘Nourishing the Planet’ in den USA, bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur IPS die Notwendigkeit eines verbesserten regionalen Handels, der auch bei Dürren lokale Nahrung liefern kann statt kulturell nicht angepasster Lebensmittelhilfen. Sie warnte jedoch vor Ansätzen, die vorrangig auf teure Inputs wie Hybridsaatgut und chemische Dünger setzen, die nicht der Realität der Kleinbauern vor Ort entsprechen. “Ich kann bei der Weltbank und anderen großen Geldgebern keinen neuen und wesentlichen Fokus auf agrar- ökologische Lösungen erkennen, obwohl dazu sämtliche Daten verfügbar sind“, sagte Nierenberg.

23.10.2012 |

Halbierung der Lebensmittelverluste könnte eine Milliarde mehr Menschen ernähren

Foto Lebensmittelverschwendung
Ein Viertel der produzierten Kalorien geht in der Lebensmittelkette verloren (Foto: sporkist/flickr.com)

Laut einer in der Novemberausgabe der Fachzeitschrift ‘Science of the Total Environment’ erschienenen Studie könnten eine Milliarde Menschen zusätzlich ernährt werden, wenn die Lebensmittelverluste in der Nahrungsmittelkette halbiert würden. Ein Forscherteam der finnischen Aalto Universität berechnete, dass pro Person täglich 614 Kilokalorien aufgrund von Verlusten bei der Ernte, Produktion und Verteilung von Lebensmitteln verloren gehen. Würden diese Verluste auf das jeweils regional erreichbare Minimum beschränkt, könnten mit den täglich pro Person verfügbaren 2.609 Kilokalorien insgesamt acht Milliarden Menschen ernährt werden – und zwar mit dem gegenwärtigen Ressourcenverbrauch. „Die Landwirtschaft verbraucht mehr als 90% des von Menschen verwendeten Frischwassers und den größten Teil der Rohstoffe, die für Dünger genutzt werden. Eine effizientere Nahrungsproduktion und die Reduzierung der Lebens- mittelverluste sind elementar für die Umwelt und die Ernährungssicherheit“, sagte Matti Kummu von der Aalto Universität, einer der Hauptautoren der Studie. Deren Berechnungen ergaben, dass aufgrund der Lebensmittelverschwendung jedes Jahr pro Kopf 27 Kubikmeter sauberes Wasser, 0,031 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 4,3 Kilo Dünger umsonst aufgewendet werden. An der Studie waren auch Forscher der VU University Amsterdam und der Universität Bonn beteiligt.

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