Nachricht

24.02.2022 |

Bio gewinnt in Deutschland und weltweit an Boden

Herz
Bioprodukte boomen (Foto: CC0)

Die ökologisch bewirtschaftete Fläche und die Nachfrage nach Bioprodukten wachsen, sowohl weltweit als auch in Deutschland. Das zeigen ein Bericht des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL und von IFOAM – Organics International sowie die neusten Zahlen des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Beide Publikationen wurden Mitte Februar anlässlich des virtuell stattfindenden Branchentreffens BIOFACH präsentiert. Dem Jahrbuch „The World of Organic Agriculture“ für das Jahr 2020 zufolge wurden rund um den Globus fast 75 Millionen Hektar Land ökologisch bewirtschaftet – ein Anstieg um 4,1% oder 3 Millionen Hektar gegenüber dem Vorjahr. Das Jahrbuch enthält Daten zum Ökolandbau in 190 Ländern. Australien führt das Länder-Ranking mit einer absoluten Biofläche von 35,7 Millionen Hektar an, wobei schätzungswiese 97% dieser Fläche extensiv bewirtschaftetes Grünland sind. Auf Platz zwei folgt Argentinien mit 4,5 Millionen Hektar Bioanbaufläche, gefolgt von Uruguay (2,7 Mio. Hektar), Indien (2,6 Mio. ha) und Frankreich (2,5 Mio. ha). Aufgrund des hohen Flächenanteils Australiens liegt die Hälfte der weltweiten ökologischen Anbaufläche in Ozeanien (35,9 Mio. ha). Europa hatte die zweitgrößte Fläche (17,1 Mio. ha), gefolgt von Lateinamerika mit 9,9 Millionen Hektar.

Der globale Anteil des Ökolandbaus ist mit 1,6% noch deutlich ausbaufähig, doch 18 Länder haben schon mehr als 10% der landwirtschaftlichen Fläche auf Bio umgestellt. Liechtenstein führte 2020 mit einem Bioanteil von 41,6% an der Gesamtfläche. In Österreich wurden 26,5% der Fläche ökologisch bestellt, während es in Estland 22,4%, in Sao Tome und Principe 20,7% und in Schweden 20,4% waren. In 54% der Länder, für die Daten verfügbar sind, wurde jedoch weniger als 1% der Agrarfläche ökologisch bewirtschaftet. Weltweit gab es laut IFOAM und FiBL 2020 rund 3,4 Millionen Bioproduzenten – ein Anstieg um 7,6% gegenüber 2019. Mehr als die Hälfte (53,7%) von ihnen leben in Asien, während 24,7% in Afrika und 12,4% in Europa ackern. Die meisten Biobäuerinnen und -bauern sollen in Indien leben (1,59 Millionen), gefolgt von Äthiopien (219.566) und Tansania (148.607). Die Autor*innen verweisen jedoch darauf, dass genaue Zahlen schwer zu ermitteln sind, da einige Länder nur die Anzahl der Unternehmen, Projekte oder Erzeugergemeinschaften melden, sodass die Gesamtzahl der Produzent*innen noch höher sein könnte.

Mit einem Plus von 14 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr erlebte der globale Markt für Bioprodukte 2020 einen Boom, der so deutlich ausfiel wie noch nie: Er wurde auf umgerechnet 120 Milliarden Euro geschätzt. Hier sind die USA führend mit einem Umsatz von 49,5 Mrd. Euro vor Deutschland und Frankreich mit 15 bzw. 12,7 Mrd. Euro. Der kanadische Biomarkt legte um 26,1% zu, während es in China 23% und in Deutschland 22,3% waren. Den Bioboom schreiben die Herausgeber auch der Corona-Lage zu: „Die Auswirkungen der Pandemie zeigen sich an den Einzelhandelsdaten. Da die Menschen sich vermehrt zu Hause verpflegten und Gesundheit, Umwelt und Klimawandel zu wichtigen Themen wurden, stieg der Bioumsatz im Einzelhandel rapide an“, sagte Helga Willer, die bei FiBL für die Herausgabe des statistischen Jahrbuchs verantwortlich ist. Gleichzeitig sei jedoch in vielen Ländern der Umsatz in der Gastronomie zurückgegangen. Betrachtet man den Anteil von Bioprodukten am Gesamtmarkt, so ist Dänemark führend mit 13%. In Österreich liegt der Anteil bei 11,3% und in der Schweiz bei 10,8%. Die Schweizer griffen mit umgerechnet 418 Euro pro Kopf am tiefsten ins Portemonnaie. Den Dänen waren Biolebensmittel 384 Euro wert, während in Luxemburg und Österreich 285 bzw. 254 Euro ausgegeben wurden.

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) wartete für Deutschland bereits mit brandaktuellen Zahlen für das Jahr 2021 auf. Hierzulande vergrößerte sich die Öko-Fläche im letzten Jahr um 81.762 Hektar auf nun insgesamt 1.784.002 Hektar – ein Zuwachs von 4,8% gegenüber 2020. Es gibt mittlerweile 35.716 Bio-Höfe in ganz Deutschland. Mit 13,6% aller Betriebe wirtschaftet mehr als jeder siebte Betrieb ökologisch. Aktuell werden 10,8% aller Landwirtschaftsflächen in Deutschland mit Bio beackert. Bis zum Jahr 2030 will Deutschland 30% schaffen. „Es liegt jetzt an den Regierenden, allen voran Bundesminister Cem Özdemir, nicht nur 30% Bio bis 2030 und Öko als Leitbild auszurufen, sondern alle erforderlichen Weichen für den Umbau unseres Agrar- und Ernährungssystems zu stellen“, sagte Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des BÖLW. „Wichtig ist, dass die EU-Agrarpolitik (GAP) national so gestaltet wird, dass sie zum 30% Bio-Ziel passt“, betont der geschäftsführende BÖLW-Vorstand, Peter Röhrig. „Die aktuellen Pläne, die in diesen Tagen festgeschnürt werden, benachteiligen Bio-Betriebe immens, anstatt sie zu unterstützten“, bemängelt er jedoch. „Landwirtinnen und Landwirte setzen darauf, dass ihre Umweltleistungen, die sie mit Bio erbringen, auch künftig mit der GAP angemessen honoriert werden.“ (ab)

Zurück zu den Meldungen

Unterstützer

Unterstützer von www.weltagrarbericht.de Verlag der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Bioland biovision Brot für die Welt Brot für alle Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland Demeter Zukunftsstiftung Entwicklung in der GLS Treuhand Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Heidehof Stiftung Mission EineWelt Misereor Naturland Public Eye | Erklärung von Bern Rapunzel - Wir machen Bio aus Liebe Swiss Aid, Ihr mutiges Hilfswerk tegut W-E-G Stiftung
English versionEnglish versionDeutsche Version