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27.11.2019 |

Klimawandel stellt deutsche Landwirte vor Herausforderungen

Dürre
Die Landwirtschaft bleibt vom Klimawandel nicht verschont (Foto: CC0)

Die Folgen des Klimawandels sind bereits jetzt in Deutschland spürbar und treffen vor allem auch die Landwirtschaft hart. Das geht aus dem Monitoringbericht der Bundesregierung hervor, der am Dienstag vorgelegt wurde. Dem Bericht zufolge hat sich die mittlere Lufttemperatur in Deutschland von 1881 bis 2018 um 1,5 Grad erhöht. Allerdings stieg sie allein in den letzten fünf Jahren um 0,3 Grad an. Die Folgen sind zum Beispiel vermehrte Gesundheitsrisiken durch die Hitzebelastung, eine ansteigende Oberflächentemperatur der Nordsee sowie stärkere Ertragsschwankungen. „Die Folgen des Klimawandels treten immer deutlicher zu Tage. Die Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur in Deutschland um 0,3 Grad in nur fünf Jahren ist alarmierend“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Auch die „Heißen Tage“, an denen das Thermometer über 30 Grad klettert, nehmen zu: Waren es 1951 noch drei Tage im Jahr, sind es nun im Schnitt 10. Darunter leiden viele Menschen, gerade in den Städten. Es kommt zu hitzebedingten Todesfällen: Im Jahr 2003 starben 7.500 Menschen mehr als ohne Hitzeperiode zu erwarten gewesen wäre. 2006 und 2015 gab es je 6.000 zusätzliche Todesfälle. „Die Botschaft des Monitoringberichts lautet: Die Zukunft hat uns bereits erreicht. Deutschland steckt mittendrin in der Erderhitzung, mit weitreichenden Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit“, so Schulze. „Dem können wir nur mit vorsorgendem Klimaschutz und konsequenter Anpassung an den Klimawandel begegnen.“

Der Landwirtschaft ist in dem 276 Seiten starken Bericht, der vom Umweltbundesamt mit fast 200 Personen aus 30 Bundes- und Länderbehörden, mehreren Unis und Fachverbänden erarbeitet wurde, ein eigenes Kapitel gewidmet. In Deutschland haben sich die Jahres- und Vegetationszeiten verschoben, stellen sie fest. Die Dauer der Vegetationsperiode stieg von 222 Tagen (1951-1981) auf 232 Tage (1988-2017). Entwicklungsstadien, wie Blattentfaltung, Blüten- oder Fruchtbildung, setzen früher ein und jene in Herbst und Winter später. Das gilt nicht nur für Wildpflanzen, sondern auch für landwirtschaftliche Kulturen. „Apfel und Winterraps blühen aufgrund der höheren Wärmesummen im Frühjahr immer früher“, schreiben die Autoren. Eine verlängerte Vegetationsperiode und höhere Temperaturen können die Erträge zwar steigern und den Anbau von bisher nicht in unseren Breiten kultivierbaren Fruchtarten ermöglichen, aber mit einer früher eintretenden Blüte ist z.B. auch ein höheres Risiko von Spätfrostschäden und Ernteausfällen verbunden.

Der Klimawandel bringt aber auch durch Trockenstress oder Extremereignisse wie Stürme, Starkregen, Hagel und Überschwemmungen das zunehmende Risiko von Ertragseinbußen mit sich. Extremjahre führen zu ausgeprägten Wechseln zwischen positiven und negativen Abweichungen der Erträge von den Vorjahren. „Infolge von Wetterextremen sind in der deutschen Pflanzenproduktion in den letzten Jahren immer wieder zum Teil erhebliche Ertragsausfälle entstanden“, heißt es weiter. Laut einer Studie des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft verursachen Wetterrisiken in Deutschland zwischen 1990 und 2013 jährlich Ernteschäden von rund 510 Millionen Euro. Dass die Ertragsausfälle auch deutlich höher ausfallen können als dieser Durchschnitt zeigte der Dürresommer 2018. Die langanhaltende Trockenheit und Hitze verursachte in der Landwirtschaft Schäden und Ertragsausfälle in Höhe von 770 Millionen Euro. „Neben der Pflanzenproduktion ist auch die Tierproduktion vom Klimawandel betroffen“, warnen die Autoren „Zu rechnen ist unter anderem mit Einbußen in der Milch-, Eier- und Fleischerzeugung infolge von Hitzewellen, dürrebedingt mangelndem Grundfutteraufkommen und hitzebedingten Beeinträchtigungen der Tiergesundheit.“

Die Folgen des Klimawandels schlagen sich auch in den Böden nieder. So haben in den letzten 50 Jahren die Bodenwasservorräte in landwirtschaftlich genutzten Böden in der Vegetationsperiode deutlich abgenommen. „Angepasste landwirtschaftliche Bewirtschaftungsweisen sind notwendig, mit denen der Humusvorrat im Boden und die Bodenwasserversorgung gefördert werden können, um auf Dürreperioden besser vorbereitet zu sein“, raten die Autoren zu notwendigen Anpassungsstrategien. Auch die Bodenerosion durch Wasser gehört zu den intensiv diskutierten Folgen des Klimawandels auf die Böden, heißt es weiter. Als Ursachen gelten u. a. häufige und ausgeprägte erosionswirksame Starkregenereignisse sowie eine Zunahme der Sommertrockenheit und der Winterniederschläge. In Nordrhein-Westfalen etwa stieg die niederschlagsbedingte Erosivität seit den 1970er Jahren signifikant an. An Standorten mit empfindlichen Böden und großer Hangneigung muss auf diese Veränderungen reagiert werden, indem bei der landwirtschaftlichen Bodennutzung gezielte Maßnahmen zum Erosionsschutz ergriffen werden müssen, betont der Bericht. (ab)

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