Nachricht

07.10.2019 |

Sinkende Grundwasserspiegel gefährden Ökosysteme weltweit

WAsser
Bewässerung - oft mit Grundwasser (Foto: CC0)

Das übermäßige Abpumpen von Grundwasser für die Bewässerung in der Landwirtschaft gefährdet Süßwasser-Ökosysteme rund um den Globus. Eine im Fachjournal „Nature“ veröffentlichte Studie warnt, dass in Regionen, in denen seit den 1960er Jahren regelmäßig Grundwasser abgepumpt wird, bis 2050 mit ernsten ökologischen Schäden zu rechnen sein wird. Die Wissenschaftler der Universität Freiburg, Uni Utrecht und der Universität von Victoria/Kanada nutzten ein hydrologisches Modell, mit dem sich die Strömung des Grundwassers zu Bächen, Flüssen und Seen in Zeiten geringen Niederschlags berechnen lässt. „Wenn wir in den nächsten Jahrzehnten weiter so viel Grundwasser fördern wie bisher, wird in Zukunft auch für Regionen in Süd- und Mitteleuropa wie Portugal, Spanien und Italien sowie in den nordafrikanischen Ländern ein kritischer Punkt erreicht“, erläutert die Hydrologin Dr. Inge de Graaf von der Uni Freiburg. Gefährdet seien darüber hinaus auch Gebiete, in denen die Grundwasserressourcen bisher zwar relativ konstant geblieben seien, die Flüsse aber dennoch nicht mehr in der Lage sind, die Ökosysteme gesund zu erhalten.

„Wenn der Grundwasserspiegel sinkt, fließt weniger Grundwasser in die Flüsse, die Richtung verändert sich oder der Abfluss stoppt ganz, wodurch die Strömung abnehmen wird, was verheerende Auswirkungen auf die aquatischen Ökosysteme haben kann“, schreiben die Autoren. „Betroffen sind schon jetzt der Mittlere Westen der USA und das Indus-Becken-Projekt zwischen Afghanistan und Pakistan“, sagt de Graaf. Wenn die übermäßige und nicht nachhaltige Grundwassersförderung künftig andauert, wird dies bis Mitte des Jahrhunderts fatale Folgen für Flüsse, Seen und Feuchtgebiete haben. Die Forscher nutzten verschiedene Modelle zu künftigen Niederschlagsmustern, die von trockenen bis hin zu feuchten Klimaprognosen reichen. Demnach werden bis 2050 etwa 79% der Regionen mit Grundwasserförderung ihre Grenzwerte erreicht haben, wenn von einem sehr trockenen Klima ausgegangen wird. Selbst bei einem optimistischen Szenario mit mehr Niederschlägen wäre in 42% der Regionen mit Grundwasserförderung der Kipppunkt erreicht und die Süßwasserökosysteme würden Schaden nehmen. „Der Klimawandel wird diese Entwicklung eventuell noch beschleunigen, da wir weniger Niederschläge erwarten, was die Entnahme von Grundwasser zusätzlich erhöht und bereits trockene Gebiete ganz austrocknen lässt“, erklärt de Graaf.

In den letzten 50 Jahren haben Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche Entwicklung zu einem gewaltigen Anstieg des Süßwasserbedarfs geführt, vor allem für die Bewässerung von Nutzpflanzen. „Etwa 70% des abgepumpten Grundwassers weltweit wird für die Bewässerung verwendet“, so die Wissenschaftler. Fast die Hälfte der Bewässerung in der Landwirtschaft ist von Grundwasser abhängig. Das Problem ist, dass vielerorts mehr Wasser entnommen wird, als durch Regenfälle wieder ausgeglichen werden kann. „Sinkt der Grundwasserspiegel, steigen die Förderkosten, was zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise führen kann. Wenn Brunnen austrocken, kann dies die Ernährungssicherheit vor Ort oder auf globaler Ebene gefährden“, warnen die Autoren. Der Studie zufolge wird in den USA Grundwasser für die Bewässerung in der Landwirtschaft bereits aus bis zu 300 Meter tiefen Brunnen geholt. Weltweit drohen Flussbetten auszutrocknen, gerade in den Regionen, in denen seit Jahren und Jahrzehnten Grundwasser gefördert wird. Für die Ökosysteme hat dies dramatische Folgen: „Es ist ziemlich klar, dass Fische und Pflanzen sterben, wenn sich kein Wasser mehr im Fluss befindet“, sagte de Graaf der Nachrichtenagentur AFP. Auffallend sei, wie empfindlich Süßwasserökosysteme auf einen selbst relativ geringen Abfall des Grundwasserspiegels reagierten. „Die Ergebnisse zeigen, dass das Ausmaß der Grundwasserförderung oft erst Jahrzehnte später spürbar wird.“ Eine Lösung liege in einer nachhaltigen Wassernutzung in der Landwirtschaft. (ab)

Zurück zu den Meldungen

Unterstützer

Unterstützer von www.weltagrarbericht.de Verlag der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Bioland biovision Brot für die Welt Brot für alle Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland Demeter Zukunftsstiftung Entwicklung in der GLS Treuhand Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Heidehof Stiftung Mission EineWelt Misereor Naturland Public Eye | Erklärung von Bern Rapunzel - Wir machen Bio aus Liebe Swiss Aid, Ihr mutiges Hilfswerk tegut W-E-G Stiftung
English versionEnglish versionDeutsche Version