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11.06.2019 |

Kinderarbeit: 108 Millionen Kinder weltweit schuften in der Landwirtschaft

Kind
In der Landwirtschaft arbeiten 108 Millionen Kinder (Foto: CC0)

Weltweit arbeiten immer noch mehr als 150 Millionen Kinder – fast die Hälfte von ihnen unter extrem ausbeuterischen Bedingungen, zum Beispiel als Arbeitssklaven im Bergbau und in Steinbrüchen, auf pestizidverseuchten Baumwollfeldern oder als Dienstmädchen. Darauf macht das Kinderhilfswerk Terre des Hommes anlässlich des Welttages gegen Kinderarbeit am 12. Juni aufmerksam. Die Organisation verweist in ihrem internationalen Kinderarbeitsbericht darauf, dass durch entschiedenes Engagement von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Ausbeutung arbeitender Kinder beendet werden kann. Doch ein Ende der Kinderarbeit liegt noch in weiter Ferne: Nach den aktuellsten Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) verrichten immer noch 152 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 17 Jahren Kinderarbeit – der Großteil von ihnen (108 Millionen Kinder) in der Landwirtschaft (71%), sowohl in Subsistenzlandwirtschaft als auch bei kommerziellen landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Es folgen der Dienstleistungssektor mit 17% und die Industrie, einschließlich des Bergbaus, mit 12%.

Rund die Hälfte der Kinderarbeiter beziehungsweise 72,5 Millionen Kinder arbeiten unter gefährlichen Bedingungen. Sie schuften in Minen und Fabriken oder auf dem Acker, wo sie häufig Pestiziden oder anderen giftigen Substanzen ausgesetzt sind. An den psychischen und physischen Folgen der Kinderarbeit leiden sie oft ein ganzes Leben lang. In der Landwirtschaft ist gefährliche Kinderarbeit besonders stark verbreitet. „Ausbeuterische Kinderarbeit muss heute nicht mehr sein! Es ist bekannt, was getan werden muss, um sie sofort zu beenden“, erklärte Albert Recknagel, Vorstandssprecher von terre des hommes. „In unserem diesjährigen internationalen Kinderarbeitsbericht stellen wir erfolgreiche Strategien gegen Ausbeutung aus Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika vor und benennen Ansatzpunkte für Regierungen, Behörden, Schulen und Lehrkräfte, Städte und Gemeinden, Familien, Arbeitgeber, Gewerkschaften und Handelsunternehmen, gegen Kinderarbeit vorzugehen.“

„Patentlösungen zur Beendigung aller Formen ausbeuterischer Kinderarbeit gibt es nicht“, betont terre des hommes in der deutschen Kurzfassung des Berichts. „Um wirksame Lösungen zu finden, muss die jeweilige Situation eines Kindes präzise und mit Blick auf die sozialen Zusammenhänge analysiert werden.“ Kinder, die leichte und ungefährliche Arbeit leisten, die sie weder körperlich noch psychisch schädigt und die zur Schule gehen, sollten zunächst einmal nicht von der Arbeit abgehalten werden. Denn sie tragen damit zum Familieneinkommen bei, was ihnen oft erst ermögliche, selbst zur Schule gehen zu können. Sie brauchen aber Unterstützung, damit sie einen guten Schulabschluss schaffen und nicht in ausbeuterische Arbeit abrutschen. In vielen Ländern sei eine solche Strategie wirksamer als ein pauschales Verbot sämtlicher Kinderarbeit. Wirksame Interventionen sind terres des hommes zufolge etwa die Befreiung von Kindern aus ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen, indem sie in Schulen integriert werden, eine Berufsausbildung absolvieren können oder nicht ausbeuterischen Arbeiten nachgehen. Zudem seien flexible Schulsysteme hilfreich, die es Kindern erlauben, leichte Arbeit mit dem Schulbesuch zu kombinieren. Insbesondere sei es wichtig, Familien zu stärken, damit sie ohne Kinderarbeit leben können, zum Beispiel durch existenzsichernde Löhne.

terre des hommes fordert in diesem Zusammenhang die Bundesregierung auf, international eine Vorreiterrolle bei der Beendigung von Kinderarbeit einzunehmen und mehr Mittel für die Förderung von Grundbildung in der Entwicklungszusammenarbeit bereitzustellen. „Ferner ist es unbedingt notwendig, global verbindliche Regelungen für die Wirtschaft zu schaffen, damit Unternehmen in ihren Lieferketten keine Kinder mehr ausbeuten können und den Familien existenzsichernde Löhne gezahlt und faire Arbeitsbedingungen zugestanden werden“, so Albert Recknagel. Deutschland hat sich wie die anderen UN-Staaten im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zur Abschaffung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit, einschließlich gefährlicher Arbeit, bekannt. Das achte UN-Nachhaltigkeitsziel (SDG 8) sieht im Unterziel 8.7 ein Ende aller Formen von Kinderarbeit bis 2025 vor. Doch wenn sich die aktuelle Tendenz fortsetzt, werden im Jahr 2020 immer noch 137 Millionen Kinder arbeiten. „Wir müssen dringend den Fortschritt beschleunigen“, sagte auch ILO-Generaldirektor Guy Ryder. „Mehr kohärente Maßnahmen sind erforderlich, um sicherzustellen, dass eine gute Bildung und soziale Sicherung für alle und angemessene Arbeit für die Eltern verfügbar sind.“ (ab)

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