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29.01.2019 |

Rezept für eine gesunde Ernährung innerhalb der planetaren Grenzen

Gemü
Mehr Gemüse auf den Teller (Foto: CC0)

Auch eine wachsende Weltbevölkerung von 10 Milliarden kann gesund und nachhaltig ernährt werden. Doch die Art und Weise, wie wir essen und Lebensmittel produzieren, muss sich grundlegend verändern. Wie das gehen soll, hat die EAT-Lancet-Kommission ausgearbeitet, ein Team von Wissenschaftlern aus den Bereichen Gesundheit, Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Politik und Landwirtschaft. Mitte Januar publizierten die 37 Experten aus 16 Ländern ihren Vorschlag im Fachjournal The Lancet: die „planetary health diet” – eine Ernährung, die Gesundheit und Umwelt schützt. „Ernährungssysteme haben das Potenzial, die menschliche Gesundheit und ökologische Nachhaltigkeit zu fördern, doch derzeit stellen sie eine Bedrohung für beides dar“, warnen die Autoren. Aktuell ist unsere Ernährung weltweit eine der Hauptursachen für Krankheiten. Sie führt nicht nur zu Fettleibigkeit und ernährungsbedingten, nicht übertragbaren Krankheiten, sondern schädigt auch den Planeten. „Die globale Nahrungsmittelproduktion gefährdet die Klimastabilität und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme. Sie ist der größte Treiber für die Zerstörung der Umwelt und die Überschreitung planetarer Grenzen“, sagte Prof. Johan Rockström, Co-Vorsitzender der Kommission und einer der Hauptautoren. „Eine radikale Umgestaltung des globalen Ernährungssystems ist dringend nötig. Wenn nicht gehandelt wird, riskieren wir, die UN-Nachhaltigkeitsziele und das Pariser Klima-Abkommen nicht einhalten zu können.“

Die Autoren argumentieren, dass der Mangel an wissenschaftsbasierten Zielen für eine gesunde Ernährung bisher Bemühungen zur Umgestaltung des Ernährungssystems behinderte. Daher formulieren sie Ziele für eine gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion. Die „planetarische Gesundheitsdiät“ sieht vor, dass sich der weltweite Konsum von Lebensmitteln wie rotem Fleisch und Zucker halbiert, während doppelt so viel Nüsse, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte auf den Teller kommen sollen. „Eine gesunde Ernährung weist eine angemessene Kalorienzufuhr und eine Vielzahl von pflanzlichen Lebensmitteln auf, geringe Mengen tierischer Lebensmittel, ungesättigte statt gesättigte Fette und wenig raffiniertes Getreide oder stark verarbeitete Lebensmittel und zugesetzter Zucker“, sagt der zweite Co-Vorsitzende, Dr. Walter Willett von der Harvard University. Der optimale Speiseplan erlaubt 2.500 Kilokalorien täglich, von denen 35% auf Vollkornprodukte und Knollen entfallen und die meisten Eiweiße pflanzlich sind. 500 Gramm Obst und Gemüse und 250g Milchprodukte, aber nur 14g rotes Fleisch und 13g Eier sind einkalkuliert. „Die Spannbreiten bei den vorgeschlagenen Lebensmittelgruppen erlauben Flexibilität für unterschiedliche Lebensmitteltypen, Agrarsysteme, kulturelle Traditionen und individuelle Ernährungspräferenzen - inklusive zahlreiche omnivore, vegetarische und vegane Ernährungsweisen.“ Würde der Ernährungsvorschlag weltweit umgesetzt, würde sich den Wissenschaftlern zufolge die Zufuhr der meisten Nährstoffe verbessern und zwischen 10,9 und 11,6 Millionen vorzeitige Todesfälle pro Jahr könnten abgewandt werden.

Eine Umstellung auf diesen Speiseplan würde die Welt auch dem Ziel einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion näherbringen, die sich innerhalb der Grenzen des Planeten bewegt. „Fünf wichtige Umweltprozesse regulieren den Zustand des Planeten“, erklärt Rockström. „Unsere Definition von nachhaltiger Lebensmittelproduktion erfordert, dass wir keine zusätzlichen Flächen nutzen, die Artenvielfalt erhalten, den Wasserverbrauch reduzieren und verantwortungsvoll mit Wasser umgehen, die Stickstoff- und Phosphorbelastung erheblich reduzieren, keine CO2-Emissionen sowie keinen weiteren Anstieg der Methan- und Lachgasemissionen verursachen.“ Die ganze Lebensmittel-Wertschöpfungskette von der Produktion bis zum Verbrauch müsse bis 2050 unabhängig von fossilen Brennstoffen werden und der Ausstoß von Methan und Lachgas unter 5 Gigatonnen CO2-Äquivalenten bleiben. „Es gibt kein Patentrezept für die Beseitigung schädlicher Produktionspraktiken, aber durch die Definition eines sicheren Betriebsbereichs für Ernährungssysteme können wir Ernährungsweisen identifizieren, die die menschliche Gesundheit und Umweltverträglichkeit fördern“, so Rockström. (ab)

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