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14.01.2019 |

Wollschwein zur gefährdeten Nutztierrasse 2019 gekürt

Wollschwein
Wollschwein im Doppelpack (Foto: A. Beck)

Für widriges Wetter ist das Wollschwein optimal gerüstet: Sein dichtes Borstenkleid und eine ordentliche Speckschicht schützen es vor extremer Witterung. Dennoch bedarf die älteste, rein erhaltene Schweinerasse Europas weiterhin eines besonderen Schutzes und steht auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH). Nun hat die GEH das Wollschwein zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2019“ gekürt. Seinen Ursprung hat das Wollschwein – auch Mangalitza-Schwein genannt – auf dem Balkan, vor allem in Ungarn. Bis in die 1950er Jahre war es als Speckschwein weit verbreitet und wurde millionenfach gehalten, doch eben diese fette Speckschicht wurde dem Wollschwein zum Verhängnis. Denn aufgrund veränderter Essgewohnheiten und der verstärkten Nachfrage nach magerem Fleisch wurde Wollschwein-Fleisch ab den 1960er Jahren kaum noch nachgefragt – und die Tiere wurden daher nicht mehr gezüchtet. Die Bestände nahmen stark ab: 1993 gab es im Ursprungsland Ungarn weniger als 200 Tiere.

Doch dank der Bemühungen mehrerer Züchter und durch die in den 1970er Jahren gegründeten staatlichen Genbanken in Ungarn stieg die Zahl der Wollschweine wieder. Der GEH zufolge ist dies vor allem auch darauf zurückzuführen, dass die Nachfrage nach Wollschweinschinken für die Produktion von spanischen Schinkenprodukten aufgrund der genetischen Nähe des Wollschweins zum schwarzen Iberico-Schwein stark zunahm. Auch in Deutschland sind die wolligen Gesellen immer häufiger zu sehen. Das Wollschwein kommt in drei verschiedenen Farben vor, die als eigenständige Rassen angesehen werden. Hierzulande sind derzeit insgesamt 74 Blonde-, 90 Rote und 123 Schwalbenbäuchige Wollschweine bei 91 Züchtern erfasst.

Seit 1984 rückt die GEH jedes Jahr eine gefährdete Nutztierrasse in den Mittelpunkt, um darauf aufmerksam zu machen, dass neben Wildtieren und -pflanzen auch in der Landwirtschaft der Verlust der Vielfalt eingezogen ist. Das bestätigt auch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). In ihrem 2016 erschienen zweiten Bericht zum weltweiten Stand der tiergenetischen Ressourcen macht sie darauf aufmerksam, dass weltweit 1.458 landwirtschaftlich genutzte Tierrassen vom Aussterben bedroht sind. Das sind gut 17% aller Nutztierrassen. Aufgrund der schlechten Datenlage ist zudem bei fast 60% der Nutztierrassen unklar, wie es um ihren Erhaltungszustand bestellt ist. Als Gründe für die zunehmende Verringerung der genetischen Vielfalt nennt die FAO wahllose Kreuzungen, den wachsenden Einsatz nicht heimischer Tierarten, den Rückgang traditioneller Produktionsformen sowie die Vernachlässigung von Rassen, die nicht als leistungsfähig genug gelten. Dabei könnten ihre genetischen Eigenschaften in Zeiten des Klimawandels für die Welternährung enorm an Bedeutung gewinnen, betont die FAO. (ab)

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