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20.07.2018 |

Emissionen großer Fleisch- und Milchkonzerne heizen Klimawandel an

Vieh
Viel Vieh auf viel zu wenig Raum (Foto: bit.ly/RTpeat, bit.ly/2CCBYNCND20)

Die weltgrößten Fleisch- und Molkereikonzerne könnten bald den Ölmultis den Rang als schlimmste Klimasünder ablaufen. Das zeigt ein neuer Bericht, der von den Nichtregierungsorganisationen GRAIN und Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP) veröffentlicht wurde. Dieser nahm die 35 größten Fleisch- und Molkereiunternehmen genauer unter die Lupe und gelangte zu dem Ergebnis, dass die meisten keine Daten zu ihren Treibhausgas-Emissionen veröffentlichen und nur wenige überhaupt Ziele zur Verringerung ihres Klimafußabdrucks haben. Stattdessen setzen sie weiter auf Wachstumskurs und unterlaufen so internationale Bemühungen, den Klimawandel einzudämmen. Den Berechnungen zufolge stießen die fünf größten Milch- und Fleischkonzerne – JBS aus Brasilien, die US-Konzerne Tyson, Cargill und Dairy Farmers of America sowie die neuseeländische Fonterra Group – im Jahr gemeinsam 578,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente aus. Das übertrifft große Ölkonzerne wie ExxonMobil (577 Mt), Shell (508 Mt) oder BP (448 Mt). Die 20 größten Fleisch- und Milchkonzerne bringen es mit 933 Mt auf mehr Emissionen als Deutschland (902 Mt), Kanada (722 Mt), Australien (533 Mt) oder das Vereinigte Königreich (507 Mt).

GRAIN Und IATP berichten, dass 16 der 35 untersuchten Konzerne entweder gar keine Rechenschaft über ihre Emissionen ablegen oder die Lieferketten ausschließen. Doch gerade dort würden durch die Produktion von Futtermitteln, die Rodung von Wäldern, Methanausstoß oder Gülle im Schnitt etwa 80-90% der Emissionen anfallen. Nur vier Konzerne – NH Foods, Nestlé, FrieslandCampina und Danone – stellen den Organisationen zufolge vollständige und glaubhafte Schätzungen ihrer Emissionen bereit. Weniger als die Hälfte der 35 Unternehmen hätten sich irgendeine Art von Reduktionsziel gesetzt. Nur sechs Unternehmen haben dabei auch die Lieferketten im Blick. Und trotz ihrer öffentlichen Verpflichtungen wollen die Fleisch- und Milchgiganten weiter wachsen und Produktion und Exporte ausweiten. Tyson strebt beispielsweise bei den Verkaufszahlen von Rind und Geflügel ein jährliches Plus von 3 bis 4% an, während Marfig Wachstumszahlen von 7,5-9,5% jährlich im Zeitraum 2015-2018 anvisiert. „Wir haben keine andere Wahl: Die Fleisch- und Milchproduktion in jenen Ländern, in denen die größten 35 Konzerne dominieren, muss signifikant reduziert werden“, sagte Devlin Kuyek von GRAIN. „Diese Konzerne drängen auf Handelsabkommen, die Exporte und Emissionen weiter ansteigen lassen und sie unterlaufen ernsthafte Lösungen für das Klimaproblem, wie die Agrarökologie, von denen Bauern, Arbeiter und Verbraucher profitieren würden.“

Wächst die Branche in diesem Tempo weiter, könnte der Gesamtsektor der Viehwirtschaft bis 2050 etwa 80% des Treibhausgasbudgets der Erde aufbrauchen. GRAIN und IATP beklagen, dass die Fleisch- und Milchgiganten indirekt subventioniert werden, da die Öffentlichkeit die Zeche zahle für die von ihnen verursachte Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung, den Verlust der Artenvielfalt und die Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit durch Antibiotikamissbrauch. „So etwas wie billiges Fleisch gibt es nicht“, erklärte Shefali Sharma von IATP. „Es ist an der Zeit, dass wir einsehen, dass der übermäßige Verbrauch direkt mit den Subventionen zusammenhängt, die wir der Industrie zur Verfügung stellen, damit sie weiter Wälder abholzen, unsere natürlichen Ressourcen ausbeuten und die öffentliche Gesundheit gefährden kann. Dieser Bericht zeigt, welche Schlüsselrolle diese Unternehmen zudem bei der Anheizung des Klimawandels spielen.“ Die Organisationen fordern, dass Steuergelder stattdessen dafür verwendet werden, eine agrarökologische Umgestaltung des Ernährungssystems einzuleiten. Landwirte könnten dann geringere Mengen an dafür hochwertigeren Fleisch- und Milchprodukten bereitstellen, die auf eine Art und Weise erzeugt wurden, die den Menschen, Tieren und dem Planeten mehr Respekt zollt. „Doch dafür müssen wir zunächst die Macht der großen Fleisch- und Molkerei-Großkonzerne brechen und sie für ihren überdimensionalen Klimafußabdruck zur Verantwortung ziehen“, schlussfolgert der Bericht. (ab)

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