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06.06.2018 |

Studie: Pflanzliche Produkte belasten die Umwelt am geringsten

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Fleisch und Milch: oft mit großen Unterschieden in der Ökobilanz (Foto: CC0)

Weniger Fleisch und Milchprodukte zu essen ist der effektivste Weg, um die negativen Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf die Umwelt zu verringern, belegt eine neue Studie, die am 1. Juni im Fachmagazin Science erschien. Denn tierische Erzeugnisse decken nur 18% der Kalorien- und 37% der Eiweißversorgung, während ihre Produktion 83% der landwirtschaftlich genutzten Flächen belegt und 60% der Treibhausgase erzeugt. Doch Steak ist nicht gleich Steak und Tomate nicht gleich Tomate, denn der Umweltfußabdruck ein und desselben Lebensmittels kann sich extrem unterscheiden je nach Produktionsbedingungen, Herstellungsort und Verpackungsart. Für ihre umfassende Ökobilanz untersuchten Joseph Poore von der Universität Oxford und Thomas Nemecek vom Schweizer Forschungsinstitut Agroscope in einer Meta-Analyse die Umweltauswirkungen von 40 Lebensmitteln in puncto Treibhausgasemissionen, Flächennutzung, Süßwasserverbrauch, Überdüngung von Gewässern und Luftverschmutzung (Versauerung). Dabei verglichen sie verschiedene Produktionssysteme: Die Datensammlung umfasst 38.700 Betriebe und 1.600 Verarbeiter, Verpackungstypen und Handelsunternehmen aus aller Welt.

Die Auswertung zeigt klar, dass sich Rindfleisch, Milch oder Bier jeweils nicht über einen Kamm scheren lassen: „Die Auswirkungen desselben Produktes können je nach Produzent das Fünfzigfache betragen, was erhebliche Einsparungsmöglichkeiten schafft“, heißt es im Abstract der Studie. So etwa beim Bier: Allein der Anbau der Gerste für ein großes Glas kann drei Mal so viel CO2 verursachen und die vierfache Landfläche belegen im Vergleich zu einem anderen Bier. Noch größer wird Unterschied, wenn Verpackung und Entsorgung einfließen. Während Bier aus wieder befüllbaren Fässern mit etwa 20 Gramm Kohlendioxid pro Liter zu Buche schlägt, kommt ein Liter Bier aus Pfandflaschen auf 750 Gramm Kohlendioxid pro Flasche. Wird diese nicht recycelt, erhöht sich die CO2-Bilanz auf 2,5 Kilo, zitiert der ORF. Auch bei Rindfleisch gibt es gewaltige Unterschiede: Die umweltschädlichste Variante kommt auf 105 Kilo CO2-Äquivalente und verschlingt 370m² Land pro 100 Gramm Eiweiß und verursacht damit 12 Mal so viele Emissionen und benötigt 50 Mal so viel Land wie Rindfleisch aus der bestmöglichsten Produktionsweise, nämlich von auf Weiden grasenden Milchkuhherden. „Zwei Dinge, die im Geschäft gleich aussehen, können extrem unterschiedliche Auswirkungen auf den Planeten haben“, sagt Hauptautor Joseph Poore. „Aktuell wissen wir das nicht, wenn wir auswählen, was wir essen. Außerdem spiegelt sich dieser Unterschied nicht in Strategien und Politiken wider, die darauf abzielen, die Umweltauswirkungen der Landwirtschaft zu verringern.“

Eine Sache lässt sich jedoch leicht auf den Punkt bringen: Pflanzliche Produkte sind besser für die Umwelt, denn selbst die mit den geringsten Umweltfolgen produzierten tierischen Produkte belasteten den Planeten meist mehr als pflanzliche Ersatzprodukte. So sind etwa die CO2-Emissionen von Rindfleisch aus Weidehaltung des im obersten Zehntel liegenden Top-Produzenten mit 9,1kg CO2eq pro 100 Gramm Eiweiß rund 36 Mal höher als vergleichbare Erbsenproduzenten mit 0,25 kg CO2eq. Und selbst im Vergleich zu 100 Gramm Erbsen mit der miesesten Umweltbilanz verursachte dieses Rindfleisch die Elffache Menge an Emissionen. Zudem belegte das am umweltfreundlichsten produzierte Rindfleisch mit 7,3m² sechs Mal mehr Land als vergleichbar produzierte Erbsen mit 1,2m². Möglichst umweltschonend hergestellte Kuhmilch (oberstes Zehntel) benötigte immer noch fast die doppelte Landfläche und die doppelte Treibhausgasmenge im Vergleich zur Durchschnitts-Sojamilch.

„Die Umstellung der gegenwärtigen Ernährung auf eine auf tierische Produkte verzichtende Ernährung hat ein riesiges Transformationspotenzial und könnte die Flächennutzung der Lebensmittelproduktion um 3,1 Milliarden Hektar (um 76%) reduzieren, einschließlich einer Einsparung von 19% Ackerfläche“, schreiben die Autoren. „Das würde den Druck auf die Regenwälder der Erde reduzieren und Land wieder für die Natur freigeben“, so Poore. Eine pflanzliche Ernährung würde aber auch die Emissionen um 6,6 Milliarden Tonnen CO2eq senken (eine Reduzierung um 49%), die Versauerung um 50%, die Eutrophierung um 49% und die Süßwasserentnahme um 19%.“ Doch nicht alle Menschen müssten gleich Veganer werden: „Ein für die Umwelt sehr vorteilhafter Kompromiss wäre daher, dass man weltweit auf die Hälfte des derzeitigen Konsums tierischer Produkte verzichtet und dafür die besonders umweltschädlichen Produktionsverfahren für Fleisch, Fisch und Milchprodukte einstellt“, sagt Nemecek der NZZ. Alleine dadurch würden sich 73% der CO2-Einsparungen erzielen lassen, die eine Umstellung auf eine weltweit vegane Ernährung einbrächten.

Doch von selbst geschieht solch ein Wandel nicht. „Wir müssen Wege finden, um die Bedingungen zu verändern, damit es sich für Produzenten und Konsumenten auszahlt, umweltfreundlich zu handeln. „Umweltsiegel und finanzielle Anreize würden einen nachhaltigeren Konsum unterstützen und so eine positive Signalwirkung haben: Landwirte müssten ihre Umweltauswirkungen überwachen und würden so bessere Entscheidungen treffen“, betont Poore. Zudem könnten besonders umweltschädlich produzierte Produkte durch Abgaben belastet und umweltfreundlich hergestellte Lebensmittel entlastet werden, um Konsumenten die Entscheidung im Supermarkt zu erleichtern. (ab)

30.05.2018 |

EU-Agrarsubventionen 2017 - wohin die 6,5 Milliarden Euro in Deutschland flossen

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Molkereikonzerne erhielten auch 2017 hohe Direktzahlungen von der EU (Foto: CC0)

Behörden, öffentliche Institutionen und große Erzeugergemeinschaften haben 2017 in Deutschland die höchsten Gesamtsummen aus EU-Agrarfördertöpfen erhalten – doch bei den Direktzahlungen profitieren weiterhin vor allem Großbetriebe und Konzerne. Das ergibt eine von Spiegel und NDR Niedersachsen durchgeführte Auswertung der Agrarzahlungen 2017, die am 23. Mai von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in einer Datenbank veröffentlicht wurden. Die Auswertung, illustriert mit zahlreichen Grafiken und vier Karten, bildet eindrücklich die ungleiche Struktur der Landwirtschaft in Deutschland ab – hohe Einzelzahlungen flossen in durch Großbetriebe geprägte Landkreise im Osten und Norden, während in Bayern und Teilen Baden-Württembergs weniger Top-Empfänger zu finden sind: Dort gibt es noch viele kleinere Betriebe, bei denen aufgrund der kleineren Flächen auch die Auszahlungssummen geringer ausfallen.

Die Agrarausgaben machen im EU-Budget momentan jährlich etwa 58 Milliarden Euro aus. Rund 6,5 Milliarden flossen 2017 der BLE zufolge an 329.000 Begünstigte in Deutschland: Die Zahlungen umfassen sowohl den Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft (EGFL), die sogenannte 1. Säule, mit der die Direktzahlungen an Landwirte finanziert werden, als auch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), der unter anderem Gelder für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen vorsieht. Laut Landwirtschaftsministerium stehen Deutschland für die 1. Säule von 2014 bis 2020 jährlich rund 4,85 Milliarden Euro und für die 2. Säule 1,35 Milliarden zur Verfügung. Addiert man die Zahlungen aus beiden Töpfen, so erhielten die 15 Top-Empfänger 2017 zusammen 86 Millionen Euro. Neun dieser Empfänger befinden sich in öffentlicher Hand, darunter Ministerien, Umweltämter und eine Naturschutzstiftung, die vor allem Gelder für Hochwasser- und Küstenschutz, ländliche Entwicklung und Naturschutz bekamen.

Ein anderes Bild ergibt der Blick allein auf die Direktzahlungen: Hier profitieren vor allem Erzeugerorganisationen für Obst und Gemüse und große Betriebe. Auf Platz fünf steht die schwedisch-dänische Molkerei Arla Foods, die 3,09 Millionen Euro für Interventionsmaßnahmen erhielt, mit denen die EU den Milchmarkt stabilisieren will. In der Top-20 vertreten sind auch der niederländische Molkereikonzern Friesland-Campina, der 1,6 Millionen Förderung für das Schulmilchprogramm erhielt, und die Südzucker AG, einer der größten Nahrungsmittelkonzerne Deutschland mit einem Jahresumsatz von 7 Milliarden. Südzucker bekam 2017 ebenfalls rund 1,6 Millionen Euro an Direktzahlungen, dazu kommen 298.135 Euro aus dem ELER-Topf. Der Spiegel berichtete, das Unternehmen habe auf Anfrage mitgeteilt, die Direktzahlungen für die Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen im Umfeld der eigenen Zuckerfabriken empfangen zu haben. An den Molkerei-Riesen Deutsches Milchkontor (DMK), der 2016 noch stolze 21,64 Millionen durch Interventionskäufe zur Stabilisierung des Milchmarktes und Beihilfen für die private Lagerhaltung erhielt, wurden 2017 nur noch 344.215 Euro für die private Lagerhaltung ausgezahlt.

Neben einer Karte, die die ausbezahlte Basisprämie je Quadratkilometer Landkreisfläche darstellt und deren tiefgrüne Einfärbung zeigt, welche Teile Deutschlands besonders intensiv landwirtschaftlich genutzt werden, hat der Spiegel auch grafisch aufbereitet, wie viele Empfänger von Direktzahlungen es in den jeweiligen Landkreisen im Verhältnis zur landwirtschaftlichen Fläche gibt. Die hellen Flecken im Osten der Republik zeigen, dass hier nur wenige Betriebe besonders große Flächen besitzen und sich die Zahlungen demnach auf nur wenige Begünstigte verteilen. „Der Hauptgrund für diese Struktur ist ein Erbe aus DDR-Zeiten“, schreibt das Blatt, da die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossen-schaften riesige Gebiete bewirtschafteten. „Nach der Wende entstanden daraus viele Großbetriebe, die in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Fällen von landwirtschaftsfernen Investoren übernommen wurden.“ So flossen 2017 rund 1,49 Millionen an die Landwirtschaft Golzow Betriebs-GmbH, die aus einer LPG hervorging und nun einem Großinvestor aus Niedersachsen gehört.

In Bayern und Teilen Baden-Württembergs ist bei den Direktzahlungen genau das Gegenteil der Fall: In diesen Regionen dominieren kleinbäuerliche Betriebe, darunter viele Nebenerwerbsbetriebe, die nur wenig Flächen haben. Daher gibt es zahlreiche Empfänger pro Landkreis, die jedoch kleinere Beträge erhalten – auf der Spiegel-Karte dunkelgrün markiert. Aktuell wird über die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU für die Zeit nach 2020 debattiert. EU-Agrarkommissar Phil Hogan will am 1. Juni die Pläne vorstellen. Medien berichtete, dass der Entwurf der EU-Kommission vorsieht, eine Kappung der Flächenprämien bei 60.000 Euro pro Betrieb und Jahr einzuführen. (ab)

24.05.2018 |

Zerstörerische Masse: Mensch verdrängte 83% der wild lebenden Säugetiere

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Nutztiere - eine gewaltige Masse (Foto: CC0)

Wenig Masse, gewaltige Wirkung: Der Mensch macht nur 0,01% der Biomasse auf der Erde aus, doch seit Beginn der Zivilisation hat der Homo sapiens 83% aller wild lebenden Säugetiere und die Hälfte der Pflanzen verschwinden lassen, während er die Masse an Nutztieren enorm steigerte. Das zeigt die weltweit erste Biomasse-Bilanz, die am 21. Mai im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America” (PNAS) veröffentlicht wurde. Um die Biomasse von Bakterien, Plankton, Bäumen, aber auch Termiten und Menschen gegenüberstellen zu können, bestimmten die Forscher des „Weizmann Institute of Science“ in Israel und des „California Institute of Technology“ den Kohlenstoffanteil für jede Gruppe in Gigatonnen. Sie berechneten, dass alle Lebewesen der Erde insgesamt 550 Gigatonnen auf die Waage bringen, wovon mit 82% oder 450 Gt Kohlenstoff die Pflanzen den größten Anteil ausmachen. Auf Platz 2 stehen alle Bakterien mit 13% (70 Gt C), gefolgt von Pilzen (12 Gt C), Archaeen (7 Gt C) und Protisten (4 Gt C). Alle Tiere zusammen bringen es gerade einmal auf 2 Gigatonnen, wovon der Mensch 0,06 Gigatonnen ausmacht – etwa so viel wie auch die Termitenpopulation. Selbst die Fische bringen es mit 0,7 Gigatonnen auf deutlich mehr Biomasse als der Mensch.

Doch trotz der geringen Masse hat der Mensch auf der Erde deutliche Spuren hinterlassen. Die Forscher verglichen die berechnete Biomasse mit Schätzungen für die Zeit vor Beginn der Zivilisation. Das Ergebnis ist eindrücklich: Seit der Mensch sich auf dem Planeten tummelt, hat er 83% der wild lebenden Säugetiere, 80% der Meeressäuger, 50% der Pflanzen und 15% der Fische den Garaus gemacht. „Wir wissen, wie der Mensch die Biosphäre beeinflusst, aber nun sind wir in der Lage, die Zahlen zu präsentieren, unseren Einfluss zu quantifizieren“, sagte Professor Ron Milo vom Weizmann Institute. Die Autoren schreiben, dass „größere Innovationen im Verlauf der relativ kurzen Zeitspanne der menschlichen Geschichte, wie zum Beispiel die Domestizierung von Tieren, der Übergang zur Landwirtschaft und die industrielle Revolution, die menschliche Bevölkerung dramatisch anwachsen ließen und radikale Folgen für die Umwelt mit sich brachten“.

Eine Folge ist die schnelle Zunahme der Biomasse von domestizierten Nutztieren. Der Studie zufolge sind 60% aller Säugetiere weltweit Nutztiere (0,1 Gt C), während es der Mensch auf 36% und Wildtiere gerade einmal 4% (0,007 Gt C) bringen. Auch bei Vögeln sieht es ähnlich aus: 70% der Biomasse entfällt heute auf domestiziertes Geflügel (0,005 Gt C), hauptsächlich Hühner, während Wildvögel gerade einmal 30% ausmachen. „Es ist ziemlich erstaunlich“, sagt Milo. „In Tierdokus sehen wir Vogelschwärme in Massen, und als wir nun die Analyse durchführten, stellten wir fest, dass es weitaus mehr domestizierte Vögel gibt.“ Milo betont, dass unsere Essgewohnheiten einen enormen Einfluss auf die Lebensräume von Tieren, Pflanzen und Organismen haben. „Es ist definitiv auffallend, dass wir unverhältnismäßig viel Raum auf der Erde einnehmen“, sagte er der britischen Tageszeitung The Guardian. „Wenn ich mit meinen Töchtern ein Puzzle mache, findet sich da gewöhnlich ein Elefant neben einer Giraffe und einem Nashorn. Wenn ich ihnen aber ein realistischeres Bild der Welt vermitteln wollte, müsste da eine Kuh neben einer Kuh neben einer Kuh stehen und dann würde noch ein Huhn kommen.“ Milo hegt Hoffnung, dass die Studie vielleicht die Art und Weise beeinflusst, wie wir Menschen konsumieren. „Ich selbst bin nicht zum Vegetarier geworden, aber ich beziehe die Auswirkung auf die Umwelt in meine Entscheidungsfindung ein. Es hilft mir also bei der Überlegung, ob ich Rindfleisch und Geflügel wähle – oder stattdessen öfter mal zu Tofu greife.“ (ab)

18.05.2018 |

Ein Fünftel des deutschen Ackerlandes dient Produktion von Biogas und Biosprit

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Mais für Biogasanlagen wuchs 2017 in Deutschland auf 913.000 Hektar (Foto: CC0)

Auf 2,65 Millionen Hektar wuchsen 2017 in Deutschland Pflanzen, die nicht der Ernährung dienten, sondern für die Energiegewinnung oder die industrielle Nutzung angebaut wurden. Das teilte die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) am Montag mit. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren, als 2,68 Millionen Hektar für die Produktion nachwachsender Rohstoffe genutzt wurden, mit denen vor allem Strom, Wärme und Biokraftstoffe erzeugt werden, blieb die Fläche stabil. Im Jahr 2004 wuchsen lediglich auf 1 Million Hektar nachwachsende Rohstoffe, doch schon 2007 wurde die 2-Millionen-Marke geknackt. Dieses rasante Wachstum setzte sich zuletzt nicht fort, seit 2014 stagniert die Anbaufläche weitgehend.

In ihrem Bericht zeigt die FNR basierend auf Daten für 2016, dass die Energieproduktion auf dem Acker dennoch einen beachtlichen Anteil der Flächennutzung in Deutschland einnimmt. „In der Landwirtschaft erzeugte nachwachsende Rohstoffe wuchsen 2016 auf rund 16% der landwirtschaftlichen Nutzfläche, hauptsächlich auf dem Acker“, schreibt die Agentur. Der Rest der 16,7 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche wurde größtenteils für die Produktion von Futtermitteln (60%) und Nahrung (22%) genutzt, während 2% Brache und Stilllegung ausmachten. Zwar wird auch ein Teil des Dauergrünlandes für die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen genutzt, da etwa Mähgut in Biogasanlagen landet, aber der Löwenanteil wächst auf gut einem Fünftel der deutschen Ackerfläche von 11,8 Millionen Hektar. Die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP), die die Veröffentlichung der aktuellen Zahlen kommentierte, findet das toll: „Würden auf diesen 2,7 Millionen Hektar statt nachwachsenden Rohstoffen Weizen für die Nahrungsmittelverwendung angebaut, würden allein in Deutschland etwa 18 Millionen Tonnen Weizen zusätzlich produziert. Der Preisdruck für die Erzeuger würde massiv steigen“, argumentiert der Interessenverband.

Der Großteil der Fläche für nachwachsende Rohstoffe entfiel 2017 mit 2,35 Millionen Hektar auf Energiepflanzen: An erster Stelle stand der Anbau von Energiepflanzen für Biogasanlagen mit 1,4 Millionen Hektar. Auf zwei Dritteln davon wuchs Mais, während das übrige Drittel mit Gräsern, Getreide, Rüben und Leguminosen bepflanzt war. An zweiter Stelle folgte der Anbau von Rohstoffen für die Herstellung von Biokraftstoffen mit 960.000 Hektar. Davon wurden 713.000 Hektar für den Anbau von Raps für die Herstellung von Biodiesel und Pflanzenöl genutzt, während auf 251.000 Hektar Pflanzen für Bioethanol wuchsen – vor allem Weizen, Roggen, Zuckerrüben und Körnermais. Während die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe für Biogas zwischen 2011 und 2017 um 52,6% zunahm, verlor der Anbau von Raps für die Herstellung von Biodiesel und Pflanzenöl im selben Zeitraum mit einem Minus von 21,6% an Bedeutung. An dritter Stelle standen mit gerade einmal 11.000 Hektar Pflanzen für Festbrennstoffe, die gegenüber dem Holz aus Wäldern in diesem Bereich nur eine untergeordnete Rolle spielen. Der Anbau zur Gewinnung von Industrierohstoffen macht mit 300.000 Hektar im Vergleich zu den Energiepflanzen einen kleineren Anteil aus. Es dominieren Rapsöl für technische Zwecke mit rund 131.000 Hektar sowie Industriestärke (Weizen, Körnermais, Kartoffeln) mit 128.000 Hektar. Zuckerrüben für Industriezucker wuchsen auf 15.000 Hektar und Arznei- und Färbepflanzen auf etwa 12.000 Hektar. (ab)

16.05.2018 |

Studie: Fairtrade wirkt sich positiv auf die ländliche Entwicklung aus

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Fairtrade-Kakaokooperative in der Côte d'Ivoire (Foto: TransFair e.V. / Eric St-Pierre)

Fairtrade wirkt sich positiv auf die ländliche Entwicklung in den Anbauländern aus, doch trotz dieser Erfolge haben Kleinbauern in Zeiten des Klimawandels zu kämpfen. So lautet das Fazit einer Wirkungsstudie des Centrums für Evaluation (Ceval) in Saarbrücken, die von TransFair am 15. Mai zusammen mit den Umsatzzahlen des fairen Handels in Deutschland für 2017 am 15. Mai veröffentlicht wurde. Schon 2012 hatten Ceval den Beitrag des fairen Handels zur Armutsminderung und ländlichen Entwicklung untersucht – nun präsentiert die Folgestudie sechs konkrete Fallbeispiele von drei Kontinenten und zeigt die Wirkung von Fairtrade auf die langfristige ländliche Entwicklung von Kleinbauernorganisationen und Plantagen vor Ort auf. Unabhängig von Produkt und Region bietet der faire Handel Kleinbauern wichtige Entwicklungschancen, schlussfolgert die Studie, die Fairtrade-Produzentenorganisationen und nicht-zertifizierte Vergleichsgruppen unter die Lupe nimmt. „Die Feldforschung zeigte, dass Fairtrade über Kontinente hinweg dazu beiträgt, die Widerstandskraft der Kleinbauern zu stärken. In Zeiten von Krisen und Klimawandel leistet der faire Handel einen entscheidenden Beitrag, wirtschaftlich marginalisierte Gruppen in ländlichen Regionen des Südens zu unterstützen“, sagte Tatjana Mauthofer von Ceval.

Über den Zeitraum von fünf Jahren konnten die Forscherinnen und Forscher nachweisen, dass der faire Handel Bäuerinnen und -bauern stärkte, indem er ihre wirtschaftliche Situation stabilisierte, Bildungsangebote ausbaute und das Bewusstsein für umweltschonenden Anbau nachhaltig förderte. Die Studie zeigte aber auch, dass der Klimawandel die kleinbäuerliche Landwirtschaft bedroht. Die Untersuchung zum Kakaoanbau in Ghana ergab, dass sich die Lage der Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern in den letzten Jahren zunehmend verbesserte. Sie hatten ein höheres Einkommen als ihre konventionellen Kollegen, da sie ihre Produktivität steigern konnten und weniger Geld für landwirtschaftliche Produktionsmittel ausgeben mussten. Zudem profitierten Fairtrade-Kakaobauern von vielseitigen Weiterbildungsangeboten, z.B. zu Arbeitssicherheit, Einkommensdiversifizierung und nachhaltigen Anbaupraktiken – viele von ihnen kompostieren nun und integrieren Schattenbäume im Anbausystem. Ihre konventionellen Nachbarn hatten hingegen nur sehr unregelmäßig Zugang zu staatlichen Fortbildungen. Während Kinderarbeit vor fünf Jahren noch als Problem identifiziert wurde, gab es bei den untersuchten Fairtrade-Produzenten keine Fälle mehr.

Im Bananenanbau in Peru gelang es durch Fairtrade zwei von vier Kooperativen, zu starken, resilienten Institutionen heranzuwachsen, die nun wichtige Akteure sind, um ländliche Entwicklung anzustoßen. Der faire Handel stärkte kleine Produzentenorganisationen im Valle de Chira im Norden Perus. Die Mitglieder konnten ihr Einkommen dank der gezahlten Prämien, Investitionen in die Infrastruktur, Skaleneffekten und einer effizienteren Verarbeitung verbessern – alles Faktoren, die einzelne Bauern nicht hätten erzielen können. Die Fairtrade-Bauern konnten so in Wohnraum und die Bildung ihrer Kinder investieren. Die Studie zeigte, dass Kinder von Fairtrade-Produzenten vermehrt Universitätsabschlüsse anstreben und sich von der Landwirtschaft abwenden. Zudem belegt sie, dass starke Fairtrade-Kooperativen ihre Produzenten in Notsituationen, die zum Beispiel durch das El-Niño-Phänomen verursacht werden, unterstützen können, während nicht-zertifizierten Kooperativen meist die Kapazitäten dafür fehlen. Diese sind auf staatliche Hilfe angewiesen, die nur vereinzelt ankommt. Doch die Konkurrenz durch großflächige Bananenplantagen bereitet allen Kooperativen Sorgen und führt zu Preisdruck. Der Klimawandel zeigt in Peru bereits seine Auswirkungen.

In Deutschland boomte der Handel 25 Jahre nach Einführung von Produkten mit Fairtrade-Siegel gewaltig: 2017 wurden 1,33 Milliarden Euro umgesetzt, ein Plus von 15% gegenüber dem Vorjahr. Das umsatzträchtigste Produkt war Fairtrade-Kaffee mit 441,9 Millionen Euro. Mehr als 18.000 Tonnen wurden in Deutschland verkauft – ein Zuwachs von 8%. An zweiter Stelle folgten Fairtrade-Bananen mit 159 Millionen Euro Umsatz und über 87.000 Tonnen verkauften Bananen – 21% mehr als 2016. Die Produzenten im globalen Süden erhielten 2017 neben Markt- und Mindestpreisen zusätzlich über 25 Millionen Euro Prämien, die sie in Gemeinschaftsprojekte investierten. Doch es gibt noch Luft nach oben: „Mehr Wertschöpfung im globalen Süden ist nötig, um existenzsichernde Einkommen für Bauern- und Arbeiterfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu ermöglich“, sagte TransFair-Vorstandsvorsitzender Dieter Overath. „Wir alle müssen bereit sein, mehr Geld für nachhaltige Produkte auszugeben, um ausbeuterische Bedingungen in globalen Lieferketten zu beenden.“ (ab)

09.05.2018 |

Nitrat im Grundwasser: Deutschland ist EU-Spitzenreiter nach Malta

Gülle
Zu viel Gülle auf dem Acker ist nicht gut fürs Grundwasser (Foto: CC0)

Deutschlands Grundwasser ist durch Überdüngung in der intensiven Landwirtschaft zu stark mit Nitrat belastet. Ein am 4. Mai veröffentlichter Bericht der EU-Kommission zeigt nun, dass die Bundesrepublik EU-weit trauriger Spitzenreiter bei der Grundwasserbelastung ist – nur in Malta werden Nitrat-Grenzwerte noch öfter überschritten als hierzulande. Zunächst wartet der Bericht zur Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie jedoch mit einer guten Nachricht auf: In den letzten zwei Jahrzehnten sei es EU-weit gelungen, die Wasserbelastung mit Nitrat sowohl in Oberflächengewässern als auch im Grundwasser zu verringern und die Eutrophierung habe abgenommen. Im Berichtszeitraum 2012-2015 wurde in der EU an 13,2% aller Grundwasser-Messstellen der kritische Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter Wasser überschritten und 5,7% der Messstellen standen mit einem Wert zwischen 40 und 50 Milligramm kurz davor. „Das ist eine leichte Verbesserung gegenüber dem vorigen Berichtszeitraum, in dem 14,4% aller Stationen über 50 mg/l und 5,9% zwischen 40 und 50 mg/l erreichten“, schreiben die Autoren. „Sauberes Wasser ist für gesunde Ökosysteme und die Lebensqualität der Bürger unverzichtbar. Es freut mich zu sehen, dass die EU-Regelungen zur Senkung der Nitratbelastung im Wasser greifen“, sagte EU-Umweltkommissar Karmenu Vella.

Allerdings sieht die Lage nicht ganz so rosig aus: Im Vergleich zum Zeitraum 2008-2011 blieb die Nitratbelastung zwar an 42% der Grundwasser-Messstationen in der EU stabil und nahm an 32% der Stationen gar ab, doch an 26% der Stationen verschlechterten sich die Nitratwerte. Der Kommission bereiten vor allem die großen Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten Sorge, wenn auch die Vergleichbarkeit nur eingeschränkt gegeben ist. Während in Ländern wie Irland, Finnland und Schweden fast keine Grundwasser-Messstelle den Grenzwert von 50 mg/l überschritt, lagen in Malta 71% aller Messstellen über dem Wert. In Deutschland waren es 28% und in Spanien 21,5%. Bei der Süßwasserqualität vermeldet die Kommission ebenfalls eine leichte Verbesserung, da nur noch 1,8% der Messstellen an Oberflächengewässern die 50-Milligramm-Marke überschritten und 2% zwischen 40 und 50 mg/l lagen, während im Zeitraum 2008-2011 noch 2,5% über 50 mg/l und 2,5% zwischen 40 und 50 mg/l lagen. Am schlechtesten schnitten Malta, Belgien und das Vereinigte Königreich, da sie den größten Anteil an Messstellen aufwiesen, die den kritischen Grenzwert überschritten.

„Die Wasserverunreinigung durch Nitrat verursacht weiterhin Probleme in vielen Mitgliedsstaaten. Diese müssen ihre Anstrengungen verstärken, um die Gewässer in der EU in einen guten Zustand zu versetzen“, schreiben die Autoren. „Der Druck auf die Wasserqualität durch die Landwirtschaft nimmt in einigen Gebieten weiter zu, da einige landwirtschaftliche Praktiken stark auf Dünger angewiesen sind, die zu einer Verschlechterung der Wasserqualität vor Ort führen. Die im Bericht beobachteten Trends können daher Einfluss habe auf die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser und die Kosten, die die öffentliche Hand tragen muss, um verschmutztes Wasser zu reinigen.“ Auch Karmenu Vella pocht auf mehr Einsatz, um eine nachhaltigere Landwirtschaft in der EU zu erreichen: „Landwirte sollten immer nach Wegen suchen, um den Nährstoffkreislauf nachhaltiger zu gestalten. Das wird die öffentlichen Kosten für die Wasseraufbereitung reduzieren, Wasser sicher für den Konsum machen und liegt auch im langfristigen Interesse der Landwirte selbst“, betont der Kommissar.

Der EU-Bericht benennt auch die Massentierhaltung als Problem: „Eine lokale Konzentration großer Tierbestände stellt ein hohes Risiko für die Umwelt dar, wenn sich die Gülleproduktion nicht mehr im Gleichgewicht mit der Verfügbarkeit von Landflächen und den Bedürfnissen der Pflanzen befindet. Dieses Ungleichgewicht schafft einen Nährstoffüberschuss, von dem ein großer Teil früher oder später ins Wasser oder in die Luft abgegeben wird – wenn die Region ihn nicht exportiert, was teilweise zu zusätzlichem Druck in den Empfängerregionen führen kann.“ In der EU nahmen zwar die Tierbestände von 2010 bis 2013 um 2,9% ab auf 0,73 Großvieheinheiten pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche, doch auch hier gibt es EU-weit Unterschiede. Deutschland gehört mit +3,5% zu den Ländern, in denen der Wert zunahm, während es in Dänemark einen Rückgang um 14,4% gab. (ab)

08.05.2018 |

FAO: Bodenverschmutzung gefährdet unsere Ernährung und Gesundheit

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Böden: verschmutzt und bedroht (Foto: CC0)

Bodenverschmutzung stellt eine ernsthafte Gefahr für die Agrarproduktion, die Lebensmittelsicherheit und die menschliche Gesundheit dar – und um viele Böden weltweit ist es äußert schlecht bestellt, warnt die Welternährungsorganisation FAO in einem am 2. Mai veröffentlichten Bericht. Die Industrialisierung, Kriege, der Bergbau und die Intensivierung der Landwirtschaft setzen Böden rund um den Globus ordentlich zu und aufgrund des stetigen Wachsens der Städte werden Böden immer häufiger als Müllkippe für großen Mengen an städtischem Abfall missbraucht. „Bodenverschmutzung betrifft die Lebensmittel, die wir essen, das Wasser, das wir trinken, die Luft, die wir atmen, und die Gesundheit unserer Ökosysteme“, sagt die stellvertretende FAO-Generaldirektorin Maria Helena Semedo in einer Pressemitteilung. Die Autoren des Berichts „Soil Pollution: A Hidden Reality“ betonen, dass bisher nur wenig über das wahre Ausmaß der Bodenverschmutzung bekannt ist. Ihre Auswertung der wissenschaftlichen Fachliteratur zum Thema ergab, dass sich bisherige Studien vor allem auf Industrieländer beschränken und daher eine gehörige Wissenslücke besteht. Doch das, was bereits über die Dimensionen des Problems ans Licht gekommen ist, biete allein schon ausreichend Anlass zur Sorge.

Der Bericht liefert Fakten und Zahlen zum Zustand der Böden: In Australien sind Schätzungen zufolge etwa 80.000 Orte von Bodenverschmutzung betroffen. In China gelten 16% aller Böden und 19% der Ackerböden als verseucht. Zudem gibt es im Europäischen Wirtschaftsraum und dem Westbalkan etwa 3 Millionen potenziell verunreinigte Standorte. Auf einer US-amerikanischen Liste stehen 1.300 Verunreinigungs-Hotspots. Schuld ist meist der Mensch: „Die anthropogenen Hauptursachen der Bodenverschmutzung sind Chemikalien, die in der Industrie genutzt werden oder als Nebenprodukte anfallen; in Haushalten, der Tierhaltung oder in Städten erzeugte Abfälle (einschließlich Abwässer); Agrarchemikalien und erdölbasierte Produkte“, besagt der Bericht. „Diese Chemikalien werden versehentlich in die Umwelt abgegeben, z.B. durch Ölunfälle oder Versickerung auf Mülldeponien, oder absichtlich, wie durch die Nutzung von Düngern und Pestiziden, Bewässerung mit unbehandeltem Abwasser oder das Ausbringen von Klärschlamm auf Landflächen.“

Bei den landwirtschaftlichen Verunreinigungsquellen tragen vor allem die übermäßige Ausbringung von Kunstdüngern oder Gülle bzw. die ineffiziente Nutzung der Hauptnährstoffe in Düngern – Stickstoff und Phosphor – zur Bodenbelastung bei. „Überdüngung kann zu Bodenversalzung, zu Anreicherung mit Schwermetallen, Eutrophierung von Gewässern und Nitratanreicherung führen.“ Aber auch tierischer Dünger kann, obwohl er ansonsten von großem Nutzen für die Landwirtschaft ist, hohe Mengen Schwermetalle, Krankheitserreger und Antibiotika-Rückstände enthalten, was die Verbreitung antibiotikarestistenter Bakterien im Boden fördert. Die Düngerproduktion in der Tierhaltung hat sich von 1961 bis 2016 weltweit um 66% erhöht von 73 auf 124 Millionen Tonnen Stickstoff. Dabei stieg die auf Ackerböden ausgebrachte Düngermenge von 18 auf 28 Millionen Tonnen Stickstoff, während der Stickstoffeintrag durch Dünger auf Weiden von 48 auf 86 Millionen Tonnen anwuchs.

Ein anderes Problem ist der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft. Laut FAO hat sich dieser in einigen Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen im letzten Jahrzehnt stark erhöht. In Bangladesch vervierfachte sich der Verbrauch etwa, während er sich in Ruanda und Äthiopien versechsfachte und im Sudan gar verzehnfachte. „Problematisch ist, wenn Pestizide unsachgemäß angewandt werden: Wenn mehr als nötig eingesetzt wird und Praktiken genutzt werden, die zu Abdrift in die Umwelt beitragen, wie ungeeignete Ausbringungsgeräte oder das Sprühen aus Flugzeugen. Die Belastung der Böden hat gravierende Folgen: Sie wirkt sich auf die Ernährungssicherheit aus, das sie den Stoffwechsel der Pflanze und damit die Erträge beeinträchtigt und führt dazu, dass der Verzehr von Nutzpflanzen nicht mehr sicher für Mensch und Tier ist. Schadstoffe schaden zudem Mikroorganismen und größeren Bodenlebewesen und damit auch der Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit.

„Böden haben ein begrenztes Potenzial, mit Verunreinigungen fertig zu werden: Die Vermeidung der Bodenverschmutzung sollte daher eine Top-Priorität weltweit sein“, fordert Maria Helena Semedo. Die FAO empfiehlt Regierungen, auf nationaler Ebene Regelungen umzusetzen, die die Anreicherung von Schadstoffen über festgelegte Grenzwerte hinaus begrenzen, um die menschliche Gesundheit, eine intakte Umwelt und sichere Lebensmittel zu garantieren. Regierungen sollten zudem Maßnahmen zur Sanierung verschmutzter Böden ergreifen. Laut den Autoren ist es essenziell, der Verschmutzung durch die Landwirtschaft mit nachhaltigen Praktiken des Bodenmanagements entgegenzuwirken. (ab)

04.05.2018 |

EU-Agrarpolitik: Haushaltsentwurf der Kommission erntet heftige Kritik

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Der Kommissionsvorschlag bevorzugt Flächenprämien (Foto: CC0)

Der Vorschlag der EU-Kommission zum künftigen Finanzrahmen erntet im Bereich Landwirtschaft heftige Kritik von Naturschutzverbänden. Er zementiere die schädliche EU-Agrarpolitik und sehe kein zusätzliches Geld für den Naturschutz vor, kritisiert der Naturschutzbund Deutschland (NABU): „Die Diskussion um das Insektensterben, um ausgeräumte Landschaften und Nitrat im Grundwasser scheint an EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger komplett vorbeigegangen zu sein“, wettert der Verband. Der EU-Haushaltskommissar präsentierte am 2. Mai seinen Vorschlag für den nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen der EU für die Jahre 2021-2027 unter dem Motto „ein modernes Budget für eine Union, die schützt, stärkt und verteidigt“. Doch dies gelte offenbar nicht für den Schutz der Lebensgrundlagen dieser und künftiger Generationen, betont der NABU. Der Haushaltsentwurf sei weder modern noch nachhaltig, sondern ein „zig Milliarden Euro schweres Weiter so“. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnte, die EU verpasse „die Chance, die Weichen hin zu einem Haushalt zu stellen, der eine ökologischere und gerechtere Finanzverteilung ermöglicht“.

Auf die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) sollen in den Jahren 2021 bis 2027 insgesamt 365 Milliarden Euro entfallen – rund 32% des 1135 Milliarden schweren Gesamtbudgets. „Die Kommission schlägt vor, die Finanzmittel für die Gemeinsame Agrarpolitik und die Kohäsionspolitik moderat um jeweils ca. 5 % zu kürzen, um den neuen Gegebenheiten in einer Union mit 27 Mitgliedern Rechnung zu tragen“, teilte sie in einer Pressemitteilung mit. Auf den Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft, die sogenannte 1. Säule der GAP, mit der die Direktzahlungen an Landwirte finanziert werden, sollen in den sieben Jahren 286,2 Milliarden Euro entfallen. Für die Förderung der ländlichen Entwicklung, die 2. Säule, die Gelder für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen vorsieht, sollen im Zeitraum 2021-2027 rund 78,8 Milliarden aufgewendet werden. Zudem sollen die Mitgliedsstaaten künftig einen höheren Kofinanzierungsanteil stemmen. Während die 2. Säule im Vergleich zum Finanzrahmen 2014-2020 deutlich zusammengestutzt würde, gäbe es bei den Direktzahlungen weniger Einschnitte und ihr Anteil an den GAP-Geldern würde sogar steigen.

Der NABU beklagt, dass deutlich progressivere Budget-Vorschläge zuletzt auf der Strecke geblieben seien. Dem Verband liegen interne Dokumente vor, wonach noch vor wenigen Tagen eine massive Umschichtung von der 1. in die 2. Säule geplant gewesen sei und damit eine Teilabkehr von pauschalen Flächenzahlungen hin zu einer zielgerichteten Förderung, zum Beispiel für den Umweltschutz. Doch offenbar habe sich die Lobby der Agrarindustrie durchgesetzt. „Ganz nach dem Willen der Agrarindustrie wird die EU ihre milliardenschweren Agrarsubventionen weiter überwiegend pauschal ausschütten. Schlimmer noch: Für die gezielten Förderprogramme der sogenannten zweiten Säule müssen die Mitgliedstaaten künftig noch höhere Eigenanteile aufbringen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Damit lohnt sich ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur kaum. Statt die dringend benötigte Umkehr in der Agrarpolitik einzuleiten, befördern Juncker und Oettinger die Artenvielfalt und Tausende Bauernhöfe noch näher an den Rand des Abgrunds“, fügte er hinzu.

Die Kommission schlägt zudem vor, die Direktzahlungen für Großbetriebe zu begrenzen. Aktuell erhalten 20% der Landwirte rund 80% der Direktzahlungen und dies spiegelt ein System wider, in dem Zahlungen an Land gebunden sind, das eine Minderheit von Landwirten auf sich konzentriert“, heißt es in einem Kommissionspapier. „Eine ausgewogenere Verteilung sollte durch eine verpflichtende Kappung auf Betriebsebene (mit Ausnahme der Arbeitskosten) gefördert werden und degressive Zahlungen, die mit zunehmender Betriebsgröße sinken.“ „Das ist ein richtiger Schritt in Richtung mehr Fairness“, sagte Konstantin Kreiser, Nabu-Teamleiter für EU-Naturschutzpolitik, der taz. Doch er glaubt nicht daran, dass dieser Vorschlag bei den Mitgliedsstaaten durchkommen wird. „Die Gemeinsame Agrarpolitik wird nicht nur umweltschädlich, sondern auch unfair bleiben.“ Die EU-Staaten und das Europäische Parlament müssen dem Haushaltsvorschlag noch zustimmen, doch die Verhandlungen werden sich voraussichtlich noch mehrere Monate hinziehen. Frankreich hat bereits angekündigt, eine Kürzung der Direktzahlungen nicht hinnehmen zu wollen. (ab)

02.05.2018 |

Überlastete Erde: Deutschland hat natürliche Ressourcen für 2018 verbraucht

Ressourcen
Deutschland hat die nachhaltig nutzbaren Ressourcen für 2018 verbraucht (Foto: CC0)

Die natürlichen Ressourcen sind erschöpft: Für den Rest des Jahres macht Deutschland wieder ökologische Schulden. Dieses Jahr ist am 2. Mai der deutsche Erdüberlastungstag erreicht – der Tag, an dem die Bundesrepublik die natürlichen Ressourcen verbraucht hat, die ihr rechnerisch in diesem Kalenderjahr zur Verfügung stehen, wenn nur so viel verwendet würde, wie sich im selben Zeitraum auch regenerieren kann. Darauf machen INKOTA und Germanwatch in einer gemeinsamen Pressemitteilung aufmerksam. Die Organisationen haben Daten des „Global Footprint Network“ ausgewertet, das sowohl für einzelne Länder als auch die gesamte Welt berechnet, wann die Belastungsgrenze erreicht ist. Dabei wird der Bedarf an Acker-, Weide- und Bauflächen, die Entnahme von Holz, Fasern oder Fisch, aber auch den Ausstoß von CO2 oder die Müllproduktion berücksichtigt. „Es ist bisher keine Trendwende bei unserem viel zu großen Ressourcenverbrauch in Sicht“, sagt Julia Otten von Germanwatch. „Der Tag zeigt, dass wir schnell unseren CO2-Ausstoß verringern müssen, der in Deutschland seit 2009 nicht mehr gesunken ist. Der ökologische Fußabdruck der Menschen und der Wirtschaft hierzulande muss deutlich kleiner werden.“

Zu dem überdimensionalen ökologischen Fußabdruck Deutschlands tragen vor allem Emissionen aus der Energieversorgung und dem Verkehrssektor bei. Aber auch der enorme Flächenbedarf für die Fleischproduktion sowie die Überlastung der Böden durch den Düngemitteleinsatz in der industriellen Landwirtschaft schlagen deutlich zu Buche. Den Organisationen zufolge ist Deutschland jedoch noch weit davon entfernt, entschlossen und zielgerichtet gegenzusteuern. „Die neue Bundesregierung muss die Klima- und die Agrarpolitik zusammendenken“, erklärt Lena Michelsen von INKOTA. „Die geplante Fusion der Agrarkonzerne Bayer und Monsanto zementiert hingegen das klimaschädliche Modell der industriellen Landwirtschaft. Durch den Einsatz von Stickstoffdünger, die Flächenumwandlung in Monokulturen und den enormen Energieaufwand wird der Klimawandel angeheizt.“ Auch das Votum Deutschlands für eine Zulassungsverlängerung von Glyphosat um weitere fünf Jahre im November in Brüssel belege den industriefreundlichen Kurs der deutschen Agrarpolitik. Dabei hat sich Deutschland unter anderem mit den 2015 verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs) zu mehr Nachhaltigkeit verpflichtet. Dies betrifft nicht nur das 12. SDG, das nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster anvisiert, sondern zieht sich durch alle 17 Ziele.

Mit dem übermäßigen Ressourcenverbrauch lebt Deutschland nicht nur auf Kosten künftiger Generationen, sondern auch zulasten der Menschen im globalen Süden, die weniger verbrauchen, aber stärker unter den Folgen des Raubbaus an der Natur leiden. Würden alle Länder der Welt auf so großem Fuß leben wie Deutschland, wären rein rechnerisch drei Erden notwendig. Mit ihrem ökologischen Fußabdruck liegen die Deutschen im weltweiten Vergleich im oberen Bereich. Würden alle so wirtschaften wie die USA, bräuchte die Weltbevölkerung gar fünf Erden. Der britische Lebens- und Wirtschaftsweise würde 2,9 Erden und die der Franzosen 2,8 Erden benötigen. Im globalen Schnitt bräuchte die Menschheit insgesamt 1,7 Erden, um ihren Bedarf an Ackerland, Wäldern und Wasser nachhaltig zu decken. Der globale Erdüberlastungstag wird vermutlich im August erreicht werden. Dass der deutsche Erdüberlastungstag im Vergleich zum Vorjahr, als er auf den 24. April fiel, einige Tage später erreicht wurde, ist laut dem „Global Footprint Network“ kein Anzeichen für eine Trendwende. Dies sei auf Schwankungen bei den CO2-Emissionen zurückzuführen, denn als Basisjahr für die aktuelle Berechnung diente 2014 und die CO2-Emissionen sanken von 2013 auf 2014 augrund eines milden Winters leicht, kletterten aber danach wieder in die Höhe. (ab)

27.04.2018 |

EU verbietet bienenschädliche Neonicotinoide auf dem Acker

Anflug
Fleißiger Bestäuber bei der Arbeit (Foto: CC0)

Die EU will den Einsatz von bienenschädlichen Neonicotinoiden im Freiland untersagen: Am Freitag sprach sich der zuständige Ausschuss in Brüssel mit einer qualifizierten Mehrheit für ein Verbot der drei Wirkstoffe Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid aus. „Die Gesundheit der Bienen bleibt für mich von größter Bedeutung, weil sie Artenvielfalt, Lebensmittelproduktion und Umwelt betrifft“, teilte EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis mit. „Die Kommission hat diese Maßnahmen vor Monaten auf Basis wissenschaftlicher Ratschläge der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vorgeschlagen.“ Nun stimmte der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel zu. Die Neonicotinoide dürfen damit künftig im Freien weder in Form von Saatgutbehandlung noch als Spritzmittel verwendet werden. Erlaubt bleibt hingegen der Gebrauch in Gewächshäusern. Auch Deutschland votierte für ein Verbot. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner sagte, heute sei ein guter Tag für den Schutz der Bienen in Deutschland und in Europa. „Ich freue mich, dass die Mehrheit der Mitgliedstaaten diesen Schritt zu mehr Bienenschutz mit uns gemeinsam gegangen ist. Bienen sind systemrelevant – auch für den Erhalt unserer Landwirtschaft.“

Umweltschützer begrüßten die Entscheidung, betonten aber auch, dass allein ein Verbot dieser drei Wirkstoffe nicht ausreichend sei. Franziska Achterberg, verantwortlich für EU-Lebensmittelpolitik bei Greenpeace Europa, sagte: „Das sind großartige Nachrichten für Bestäuber und unsere Umwelt, aber es stand nie zur Frage, dass diese Neonicotinoide verschwinden müssen. Nun muss die EU sicherstellen, dass sie nicht einfach mit anderen gefährlichen Ackergiften ersetzt werden.” Doch genau diese Gefahr besteht. Der Deutsche Bauernverband, der das Verbot nicht gerade bejubelte, forderte raschen Ersatz: „Wenn wir jetzt eine effektive Wirkstoffgruppe verlieren, um unsere Pflanzen vor Schädlingen zu schützen, ist es eine echte Herausforderung, Alternativen zu entwickeln und neue Produkte schnell zur Zulassung zu bringen. Um Qualität und Erträge abzusichern, brauchen wir Pflanzenschutzmittel. Ohne die geht es nicht!“, sagte Präsident Joachim Rukwied. Das sieht Jan Plagge, Präsident des Anbauverbands Bioland, ganz anders: „Die Kritik, dass den Landwirten durch ein Verbot Alternativen fehlen und dadurch Verluste drohen, ist nicht haltbar. Der ökologische Landbau macht vor, dass es auch ohne Neonicotinoide geht: Ausgeklügelte Fruchtfolgen statt Monokulturen sowie die Förderung von Nützlingen sind Teil eines Systems, das ohne chemisch-synthetische Pestizide erfolgreich wirtschaftet und die Artenvielfalt erhält.“

Schon 2013 hatte die EU den Einsatz der drei Wirkstoffe stark eingeschränkt. Ende Februar veröffentlichte die EFSA eine Aktualisierung ihrer Risikobewertung, die zum Ergebnis kam, dass die Mehrzahl der Anwendungen von Neonikotinoid-haltigen Pestiziden ein Risiko für Wild- und Honigbienen darstelle. „Es gibt umfangreiche Belege aus Labor- und Feldstudien dafür, dass Neonicotinoide Bienen schaden und es mehren sich die Hinweise darauf, dass sie auch für den Rückgang von Schmetterlingen, Wasserinsekten und insektenfressenden Vögeln verantwortlich sind“, sagte der britische Insektenexperte Dave Goulson, Professor für Biologie an der University of Sussex. „Die Entscheidung der EU war eine logische Folge, die sich auf eine großangelegte EFSA-Auswertung wissenschaftlicher Nachweise stützte, die 1.500 wissenschaftliche Studien einbezog.“ Doch auch er fürchtet, dass das Verbot wirkungslos bleiben wird, wenn statt der nun verbotenen Neonicotinoide einfach andere neue Wirkstoffe mit systemischer Wirkungsweise eingesetzt werden, wie Cyantraniliprole oder Flupyradifurone. „Dann würden wir uns einfach nur im Kreis drehen“, betont Goulson. „Was wir brauchen ist eine Umstellung auf wirklich nachhaltige landwirtschaftliche Methoden, die den Pestizideinsatz auf ein Minimum begrenzen, die natürlichen Feinde von Pflanzenschädlingen unterstützen und die Artenvielfalt und gesunde Böden fördern.“ (ab)

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