Nachrichten

04.05.2012 |

Patentamt zieht Sperma-Patent zurück

Demo gegen Patente auf Leben
Im Oktober demonstrierten 300 Menschen gegen Patente auf Pflanzen und Tiere in München. Foto: no-patents-on-seeds.org

In München hat das Europäische Patentamt (EPA) der US-Firma Inguran und ihrer Tochter XY, LLC ein Patent auf ein Verfahren zur Auswahl von Sperma bei Zuchttieren entzogen. Das Verfahren sollte das Sperma von Stieren gezielt so auswählen, dass bei einer künstlichen Befruchtung entweder männliche oder weibliche Tiere entstehen. Bereits 2005 hatten die Umweltorganisation Greenpeace und die europäischen Grünen Widerspruch eingelegt, da sie befürchten, Konzerne wie Monsanto, Dupont, Syngenta und Bayer könnten das Patentrecht mißbrauchen, um die Kontrolle über die globale Nahrungsmittelproduktion zu erlangen. Das Sperma-Patent wurde jetzt „wegen mangelnder erfinderischer Tätigkeit widerrufen“. Christoph Then von der internationalen Koalition „no-patents-on-seeds“ fordert nun das EU-Parlament auf, einer Resolution der großen Fraktionen zuzustimmen, mit der die Vergabe von Patenten auf konventionelle Züchtung von Tieren und Pflanzen eingeschränkt wird. Ansonsten seien derartige Patente weiterhin möglich.

04.05.2012 |

EU-Kommissare uneinig bei Agrotreibstoffen

Bild Zapfsäule
©Fotografenname: Sebastian Bernhard, www.pixelio.de

Die EU-Kommission konnte sich bei ihrer Debatte um Nachhaltigkeitskriterien für Agrartreibstoffe nicht einigen. Rund 100 Umweltverbände hatten im Vorfeld in einem offenen Brief an die 27 Kommissare gefordert, die indirekten Landnutzungsänderungen (ILUC) in die Klimabilanz der Kraftstoffe einzubeziehen. Auf Ackerflächen, die ehemals der Nahrungsmittelproduktion dienten, wachsen nun Pflanzen, die den Energie-Hunger der EU stillen sollen. Für die Nahrungsmittelproduktion müssen neue Agrarflächen gefunden werden, wofür oft intakte Ökosysteme zerstört werden. Die Konkurrenz um Flächen zwischen Nahrungsmittel- und Energie-Pflanzen führt außerdem zu steigenden Preisen von Lebensmitteln, was Hungernöte in ärmeren Ländern verstärkt. Beachtet man diese Effekte, dann zeigt sich, dass der sogenannte „Biosprit“ tatsächlich eine schlechtere Klimabilanz hat, als fossile Energieträger. Während sich die Klima-Kommissarin Connie Hedegaard für die Beachtung des ILUC aussprach, lehnt der deutsche Kommissar Günther Öttinger diese bisher ab. Als Alternative sehen etliche Experten und Umweltverbände, Ölpflanzen als Zwischenfrucht in Kombination mit Lebensmittelpflanzen zu säen.

26.04.2012 |

Kahlschlag statt Nachhaltigkeit: Brasilien verabschiedet Waldgesetz

Luftaufnahme des Amazonas
Luftaufnahme des Amazonas- gebiets Foto: CIFOR/flickr.com

In der Nacht zu Donnerstag verabschiedete das brasilianische Abgeordnetenhaus nach mehrstündigen Debatten ein neues Waldgesetz. Dies gewährt eine Amnestie für die vor dem Jahr 2008 durchgeführte Abholzung von Regenwald. Bisher verpflichtende Schutzzonen werden reduziert und die Pflicht zur Wiederaufforstung beschränkt. Damit konnte sich die im Parlament einflussreiche Agrarlobby durchsetzen, die eine stetige Ausdehnung der Agrarflächen als Voraussetzung für die Ernährungssicherheit der Bevölkerung propagiert. Alfredo Sirkis, Abgeordneter der Grünen Partei, äußerte sich empört über die „Offensive von Bodenspekulanten und Großgrundbesitzern“. Die Verabschiedung des ‚Código Florestal‘ nur zwei Monate vor Beginn der UN-Konferenz Rio+20 kratzt gewaltig am grünen Image, das sich Brasilien als Gastgeberland verleihen möchte. Nun kann nur noch Präsidentin Rousseff mit ihrem Veto das Inkrafttreten hinauszögern.

26.04.2012 |

Wird die UN von der Wirtschaft gekapert?

Friends of the Earth International
Friends of the Earth International

Der Umweltkongress „Rio+20“ rückt näher. Internationale Organisationen, wie „Friends of the Earth“ und „La Via Campesina“ veröffentlichen jetzt eine Forderung an die Vereinten Nationen, die die Konferenz ausrichten, in der sie bedauern, die UN werde "von der Wirtschaft gekapert". Sie beklagen, bei Verhandlungen der UNO werde internationalen Unternehmen zunehmend zu viel Mitspracherecht eingeräumt. So werde zum Beispiel im „Zero Draft“, dem ersten Entwurf der Rio+20-Erklärung, die Rolle der Unternehmen zur Gestaltung einer sogenannten „Green Economy“ betont, die als Lösung der Klima- und Umweltkrise gesehen wird. Die Organisationen sehen internationale Unternehmen allerdings vielmehr als Verursacher von Finanz-, Klima-, Nahrungsmittel- und anderen Krisen in der Verantwortung, aus der sie die Erklärung enthebe. Sie beklagen außerdem die Zusammenarbeit einiger UN-Behörden mit internationalen Unternehmen wie Coca-Cola, Shell und BASF, denen Menschenrechtverletzungen vorgeworfen werden.

18.04.2012 |

Argentinische Aktivistin erhält hoch dotierten Goldman-Prize

Sofia Gatica
Sofia Gatica verzeichnet Krankheitsfälle auf einer Karte aus ihrer Region. Foto: Goldman Environmental Foundation

Die argentinische Aktivistin Sofia Gatica ist mit dem Goldman Environmental Prize ausgezeichnet worden. Gatica kommt aus der Region Ituzaingó, deren Bewohner von Soja-Feldern umringt sind. Vor dreizehn Jahren bekam sie ein Baby, das drei Tage nach der Geburt an Nierenversagen starb. Auf der Suche nach Gründen für den Tod ihrer Tochter begann die Argentinierin, sich mit ihren Nachbarn auszutauschen. Sie gründete eine Initiative und fand durch Umfragen heraus, dass die Krebsrate in ihrer Gemeinde 41-mal höher ist als der argentinische Durchschnitt. Auch neurologische Krankheiten, Geburtsfehler und Kindersterblichkeit treten dort sehr häufig auf. Der Verdacht drängt sich auf, dass der massive Einsatz des Spritzmittels Roundup, gegen das die gentechnisch veränderten Soja-Pflanzen resistent sind, schuld ist an den häufigen Krankheitsfällen. Zumal das Gift mit Flugzeugen auf die Felder gesprüht wird, die in direkter Nachbarschaft zu Wohnhäusern liegen. Gaticas Kampagne gegen diesen Gift-Einsatz hat viel erreicht. Zusammen mit anderen Müttern konnte sie z.B. durchsetzen, dass das Sprühen aus der Luft im Umkreis von 2500 Metern um Wohnorte herum verboten wurde. 2007 bedrohte sie jemand mit einer Waffe und forderte sie auf, ihre Kampagne zu beenden.

Der Goldman Prize ist einer der wichtigsten Umweltschutz-Preise und ist mit 150.000 Dollar dotiert. Er wird jährlich an Aktivisten vergeben, die sich persönlich mit wenigen Mitteln gegen Umweltzerstörung einsetzen. Mit der Verleihung an Sofia Gatica wurde das erste Mal eine Person geehrt, die sich mit viel Mut gegen große Agro-Chemie-Konzerne wie Monsanto einsetzt, und ist ein wichtiges politisches Zeichen aus den sonst sehr gentechnikfreundlichen USA.

17.04.2012 |

Weltweite Mobilisierung zum Tag der Landlosen

Via Campesina Poster
La Via Campesina Poster

Kleinbauern und ihre Unterstützer-Organisationen begehen heute den internationalen Tag der Landlosen, der an die Ermordung von 19 Aktivisten der Landlosenbewegung Brasiliens im Jahr 1996 erinnert. Weltweit finden über 250 Aktionen und Demonstrationen statt. Das Kleinbauern-Netzwerk Via Campesina mobilisiert dieses Jahr gegen ‚Land Grabbing‘: Staaten, Konzerne und Investmentfonds kaufen oder pachten weite Landflächen und berauben so Kleinbauern vor Ort ihrer Existenzgrundlage. Die Aktionen sollen auch angesichts der am 23. April beginnenden Weltbank-Konferenz zum Thema Land den Wider- stand der Bauern gegen die Privatisierung von Land deutlich machen. „Im Vorfeld des Rio+20-Erdgipfels stellen sich Bauern und Befürworter von Ernährungssouveränität und Agrarökologie klar gegen das ‚Green- washing des Kapitalismus‘, wie es aktuell auf internationaler Ebene gefördert wird“, so Henry Saragigh, Koordinator von Via Campesina.

11.04.2012 |

Deka Bank will Spekulationen mit Grundnahrungsmitteln stoppen

Getreide
Wetten auf Agrarrohstoffe sollen gestrichen werden (Foto: Erika-Grazilis/Pixelio)

Bis zum Jahresende will die Deka Bank die im Fonds "Deka-Commodities" angebotenen Wetten auf wichtige Agrarrohstoffe aus ihrem Portfolio streichen.Die Bank begründet ihre Entscheidung mit dem Vorsorgeprizip. Zwar sieht sie die Auswirkung ihrer Anlagen auf Nahrungsmittelpreise nicht als "hinreichend und abschließend belegt" an, allerdings gäbe es auch keine eindeutige "Entwarnung". Foodwatch hatte die Banken im Oktober 2011 aufgefordert, sich aus der Spekulation mit Agrarrohstoffen zurückzuziehen. Foodwatch Geschäftsführer Thilo Bode kommentierte diesen Ausstieg als einen ersten richtigen Schritt und einen Schlussstrich unter ein unverantwortliches Geschäft.

29.03.2012 |

Rio+20: Juristen kämpfen gegen leere Versprechungen

Justitia
Justitia(Foto: Florentine/pixelio.de)

Der UN-Umweltgipfel „Rio+20“ naht und die Erwartungen bei Umweltschützern und Zivilgesellschaft sind niedrig. Zu enttäuschend waren die Erfahrungen, als bei der Vorgänger Konferenz vor 20 Jahren größtenteils leere Versprechung gemacht wurden. Auch in diesem Jahr droht die Konferenz wieder wenig effektiv zu werden. Hochrangige Richter, Staatsanwälte, Rechtswissenschaftler, Gutachter und Entwicklungsexperten wollen dem nun vorbeugen. Sie wollen auf einem Weltkongress für Justiz, Regierungsführung und Recht für Umweltstabilität Leitlinien festlegen, die die Umsetzung der ausgehandelten Umweltabkommen voranbringen. "Wir sind die Erklärungen satt", meint Antonio Herman Benjamin, Richter am Obersten Gerichtshof Brasiliens. Im April wollen die Rechtsexperten ihre Strategien vorstellen.

21.03.2012 |

Deutsche Bank will Nahrungsmittelspekulationen drosseln

Gerste
Spekulationen mit Agrarrohstoffen treiben die Lebensmittelpreise in die Höhe (Foto:Grace-Winter/pixelio)

Die Deutsche Bank zieht scheinbar Konsequenzen aus der Kritik von Verbraucherschützern, Nahrungsmittelspekulationen trieben die Preise für Nahrungsmittel nach oben und führen damit, insbesondere in ärmeren Ländern, zu Hunger. Die Deutsche Bank will nun ihr Engagement bei spekulativen Rohstoffgeschäften für die Nahrungsmittelproduktion überdenken und im laufenden Jahr keine neuen, an der Börse gehandelten Anlageprodukte mehr emittieren, die auf dem Handel mit landwirtschaftlichen Rohstoffen oder auf Preiswetten von Grundnahrungsmitteln basieren. Einen vollständigen Ausstieg aus der Agrarspekulation lehnt die Deutsche Bank jedoch bisher ab. Verbraucher- und Entwicklungshilfe Organisationen sehen diese Entwicklung als halbherzig. Die Deutsche Bank übernehme nur scheinbar Verantwortung da die bestehenden Produkte fortgeführt werden und weiterhin die Hungerkrisen der Welt verschärfen.

20.03.2012 |

Mit Gentechnik gegen den Welthunger? Bundesregierung liefert keine überzeugenden Argumente

Kein Brot für die Welt?
Kein Brot für die Welt? (Photo:Rainer Sturm/pixelio.de)

Obwohl die Bundesregierung keine überzeugenden Belege für einen Beitrag der Agrogentechnik zur globalen Ernährungssicherheit vorlegen kann, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Forschung in diesem Bereich mit etwa 15 Prozent. Das geht aus einer aktuellen Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor. Die Bündnisgrünen kritisieren die Bundesregierung vor allem wegen ihrer mangelnden wissenschaftlichen Sorgfalt. So würden beispielsweise Leserbriefe von Lobbyisten der Agrogentechnik-Industrie als "wissenschaftliche Studien" interpretiert und Autoren, die in enger Verbindung zu Monsanto, Syngenta und Co. stünden, als "neutrale" Wissenschaftler bezeichnet.

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