Nachrichten

04.06.2014 |

Erster Entwurf zu UN-Nachhaltigkeitszielen veröffentlicht

Bauern
Ein Ziel: das Einkommen von Kleinbauern erhöhen (Foto: UN Photo/Kibae Park)

Die Open Working Group (OWG) der UN hat einen ersten Entwurf zu den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) veröffentlicht, die nach 2015 die Millenniumsentwicklungsziele ablösen sollen. Der „Zero Draft“ schlägt 17 Nachhaltigkeitsziele vor, die bis 2030 erreicht werden sollen, sowie dazugehörende Zielvorgaben. Im Vergleich zum Arbeitsdokument der letzten OWG-Sitzung Anfang Mai ist mit der „Reduzierung von Ungleichheit in und zwischen Ländern“ ein weiteres Ziel dazugekommen. Ziel Nummer 2 der Liste beschäftigt sich mit der Beseitigung des Hungers, der Erreichung von Ernährungssicherheit und angemessener Nahrung für alle und der Förderung nachhaltiger Landwirtschaft. Es umfasst elf Zielvorgaben: Bis 2030 sollen alle Menschen ganzjährig Zugang zu „angemessener, sicherer, bezahlbarer und nahrhafter Nahrung“ erlangen und alle Formen der Mangelernährung (auch Übergewicht) bekämpft sein. Das Einkommen und die Produktivität von Kleinbauern, einschließlich Hirten, Fischer und insbesondere Frauen, sollen erheblich erhöht werden, wobei nicht genannt wird, was „erheblich“ heißt. Diese Gruppen sollen Zugang zu „Wissen und produktiven Ressourcen, Finanzdienstleistungen und Märkten“ erhalten. Nahrungssysteme sollen „produktiver, nachhaltiger, belastbarer und effizienter“ gemacht werden und die Lebensmittelverluste nach der Ernte und Produktion sowie die Lebensmittelverschwendung in Handel und Haushalten um 50% reduziert werden. Neben weiteren Zielvorgaben nennt das Dokument die Eindämmung der starken Volatilität bei den Lebensmittelpreisen. Die nächste Sitzung der OWG findet vom 16. bis 20. Juni in New York statt, wobei die Delegationen im Vorfeld bei informellen Beratungen die Möglichkeit haben, ihre Meinung zu den Zielen, Zielsetzungen und Indikatoren zu äußern. Der Abschlussbericht der OWG wird der 69. UN-Generalversammlung im September vorgelegt und soll als eine Grundlage für die dann beginnenden zwischenstaatlichen Verhandlungen dienen.

04.06.2014 |

Sonnleitner: „Wachse oder weiche“ statt kleinbäuerliche Strukturen stärken

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Ist es sinnvoll sein, in ein zwei Hektar zu investieren? (Foto: Abdullah Ampilan/Oxfam)

Gerd Sonnleitner hält nichts von einer Stärkung kleinbäuerlicher Strukturen. Das teilte der Sonderbotschafter der Vereinten Nationen für das Internationale Jahr der familienbetriebenen Landwirtschaft und langjährige Präsident des Deutschen Bauernverbandes in einem Interview mit Agrar-Europe mit. „Kann es denn sinnvoll sein, in einen zwei, drei oder vier Hektar großen Betrieb zu investieren? Wer soll das tun? Den Fokus auf den Schutz kleinbäuerlicher Landwirtschaft zu richten ist nicht die Lösung“, so Sonnleiter, denn das zementiere lediglich Armut und Subsistenzwirtschaft. Stattdessen sollen sich Kleinbauern zu „produktiven Einheiten“ entwickeln. Er stellte klar, dass er familienbäuerliche Landwirtschaft nicht als kleinbäuerlich definiere. Für die Skepsis der deutschen Öffentlichkeit gegenüber großen Betrieben zeigte der Sonderbotschafter kein Verständnis. „Dort wo die Bedingungen es nicht erlauben, von 30, 40 oder gar 50 Hektar ein hinreichendes Familieneinkommen zu erwirtschaften, muss man sich anpassen oder ausscheiden.“ Der Strukturwandel könne nicht unterbunden werden und die Wettbewerbsfähigkeit entscheide über künftige Betriebsstrukturen, so Sonnleitner.

02.06.2014 |

Wuchtige Welt: 2,1 Milliarden Menschen übergewichtig oder fettleibig

Fett
Die Welt wird immer fetter (Foto: Tony Alter/flickr)

Fast ein Drittel der Weltbevölkerung ist zu dick. Das ist das Ergebnis einer Studie, die letzte Woche im britischen Fachjournal The Lancet erschien. Demnach stieg die Zahl der Übergewichtigen und Adipösen zwischen 1980 und 2013 von 758 Millionen auf 2,1 Milliarden an. Für die Studie werteten die Forscher Daten aus 188 Ländern für diesen Zeitraum aus. Seit 1980 stieg der Anteil der Männer mit Übergewicht – laut Definition ein Body-Mass-Index von 25 oder mehr – von 28,8 auf 36,9 Prozent, bei den Frauen wurde ein Anstieg von 29,8 auf 38 Prozent verzeichnet. In Deutschland sind der Studie zufolge 64,3 Prozent der erwachsenen Männer und 49 Prozent der Frauen zu dick. Besonders besorgniserregend ist, dass bei Kindern und Jugendlichen in den letzten 33 Jahren der Anteil um fast die Hälfte zunahm. In Industriestaaten sind heute rund 23% der Jungen und Mädchen übergewichtig oder fettleibig, in den Entwicklungsländern sind etwa 13% betroffen – Tendenz steigend. Die Studie warnt, dass Fettleibigkeit zu einem ernsten Gesundheitsproblem geworden sei und es in keinem einzigen Land Erfolgsmeldungen gegeben habe. Mehr als die Hälfte der 671 Millionen Fettleibigen leben in nur zehn Ländern: Auf den Spitzenreiter USA folgen China, Indien, Russland, Brasilien, Mexiko, Ägypten, Deutschland, Pakistan und Indonesien. Besonders hoch ist der Anteil Adipöser in den letzten drei Jahrzehnten in Ländern des Nahen Ostens gewachsen, darunter Ägypten, Saudi-Arabien und Oman. Entschlossenes Handeln auf globaler Ebene sei vonnöten, um dem Problem Einhalt zu gebieten und Einflussfaktoren wie übermäßige Kalorienzufuhr, Bewegungsarmut und die Förderung von übermäßiger oder ungesunder Nahrungsaufnahme durch die Industrie einzudämmen.

30.05.2014 |

Neuer Bericht: Kleinbauern bewirtschaften immer weniger Land

Frau
Bäuerin bei der Ernte (Foto: IITA Image Library)

Kleinbauern bewirtschaften den Großteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche, laut aktuellen Zahlen der UN-Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation (FAO) sind es 70%. Doch ein am Donnerstag veröffentlichter Bericht der Nichtregierungsorganisation GRAIN kommt zu dem Ergebnis, dass Kleinbauern nur noch über ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzflächen verfügen bzw. lediglich 17%, wenn Indien und China herausgerechnet werden. Da immer mehr Flächen Landgrabbing zum Opfer fallen und Bauern von ihrem Land vertrieben werden, nehme die von Kleinbauern bewirtschaftete Fläche ab. „Durch die Konzentration von Land in der Händen der Reichen und Mächtigen verlieren wir Höfe und Bauern immer schneller“, sagt Henk Hobbelink, Koordinator bei GRAIN. „Die überwältigende Mehrheit der kleinbäuerlichen Familien hat heute weniger als 2 Hektar Anbaufläche und ihr Anteil nimmt weiter ab. Wenn nichts getan wird, um diesen Trend umzukehren, wird die Welt die Fähigkeit verlieren, sich zu ernähren.“ Der Bericht stützte sich auf offizielle nationale Statistiken, ergänzte durch Informationen aus der FAO-Datenbank. Um zu bestimmten, was als “kleine Höfe” gilt, wurde die Definition der nationalen Behörden verwendet, da es je nach Land oder Region variiert, was als kleiner Betrieb gilt. Die Auswertung ergab, dass über 90% aller Höfe weltweit als klein gelten und im Schnitt 2,2 Hektar Land bewirtschaften - Tendenz abnehmend. Dennoch produzieren sie nach wie vor den Großteil der Lebensmittel und sind häufig produktiver als Großbetriebe. Würden alle Betriebe in Kenia den Ertrag der kleinen Höfe erzielen, wäre die landwirtschaftliche Produktivität des Landes doppelt so hoch, so der Bericht. Frauen produzieren den Löwenanteil aller Lebensmittel, doch ihren Beitrag erfassen offizielle Statistiken nur unzureichend. GRAIN schlussfolgert, dass Land dringend in die Hände von Kleinbauern zurückgegeben werden müsse und die Bemühungen um Landreformen eine zentrale Rolle beim Kampf um bessere Ernährungssysteme einnehmen müssen.

27.05.2014 |

Grill(en)saison eröffnet: Start-up will Amerikaner von Insekten überzeugen

Grillen
Grill(en)teller gefällig? (Foto: Xosé Castro/flickr)

In den USA hat die erste Farm eröffnet, die Insekten für den menschlichen Verzehr herstellt. In einer Lagerhalle in Youngstown, Ohio, züchtet das junge Unternehmen „Big Cricket Farms“ Grillen, die zermahlen als Grundlage für Grillenchips und Kekse dient. Ein Jahr nachdem die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) das Potenzial von Insekten als Lebens- und Futtermittel in einem Bericht hervorhob, möchte das Startup Six Foods aus Boston nun mit den Grillen aus Youngstown den Amerikanern die Insektennahrung schmackhaft machen. Die Gründerinnen von Six Foods wollen den Ekelfaktor überwinden, indem sie die Grillen in Produkten anbieten, die so aussehen und schmecken, wie die Verbraucher sie kennen. „Chirps“ heißen die Chips, die aus Bohnen, Reis und Grillenmehl bestehen und im Vergleich zu gewöhnlichen Kartoffelchips über die dreifache Menge an Protein, aber nur die Hälfte an Fett verfügen. Der FAO zufolge haben Grillen viele Vorzüge. Sie benötigen wenig Nahrungsenergie: Aus 1,7 Kilo Futter kann im Schnitt ein Kilo Fleisch hergestellt werden, während die Produktion eines Kilos Rindfleisch rund 10 Kilo Futter und weitaus mehr Wasser verschlingt. Auch der Ausstoß von Methan und anderen Treibhausgasen ist geringer als bei Kühen oder Schweinen. Insekten sind bereits fester Bestandteil der Ernährung von zwei Milliarden Menschen, rund 1.900 Arten gelten als essbar. Doch das US-Landwirtschaftsministerium USDA reagiert skeptisch, da es keine Gesetzgebung zur Produktion von Insekten für den menschlichen Verzehr gebe. Kevin Bachhuber, der Gründer von Big Cricket Farms, füttert den Grillen aktuell Bio- Hühnerfutter. Künftig sollen sie Lebensmittelabfälle aus der Gegend von Youngstown verspeisen. In den nächsten Monaten rechnet er damit, dass die ersten 5000 Tiere 1 Millionen Nachkommen hervorbringen werden – ausreichend für 113 Kilo Grillenmehl und somit jede Menge Grillenchips.

21.05.2014 |

UN sagt Fettleibigkeit und ungesunder Ernährung den Kampf an

Unhealthy
UN: Kinder werden immer dicker (Foto: waltarrrrr/flickr)

Ungesunde Ernährung stellt UN-Experten zufolge ein enormes Gesundheitsrisiko für die Menschheit dar. „Ein Teil der Welt frisst sich buchstäblich zu Tode“, warnte Margaret Chan, die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), am Montag bei der Eröffnung der 67. Weltgesundheitsversammlung in Genf. Jedes Jahr sterben 3,4 Millionen Erwachsene infolge von Übergewicht und Fettleibigkeit. „Während Hunger und Unterernährung ein hartnäckiges Problem bleiben, sind auf der anderen Seite Fettleibigkeit und ernährungs- bedingte, nicht übertragbare Krankheiten auf dem Vormarsch. Stark verarbeitete Lebensmittel und Getränke mit hohem Zuckergehalt sind allgegenwärtig, bequem und billig“, so Chan. Sie warnte insbesondere vor dem wachsenden Problem der Fettleibigkeit bei Kindern. Laut WHO waren 2012 über 40 Millionen Kinder unter fünf Jahren übergewichtig oder fettleibig, drei Viertel davon in Entwicklungsländern. Chan kündigte daher die Einrichtung einer Sonderkommission zur Bekämpfung von Fettsucht bei Kindern an. Die Experten sollen bis Anfang 2015 einen Bericht mit Empfehlungen vorlegen, wie das Problem in verschiedenen globalen Kontexten effektiv bekämpft werden kann. Der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Olivier De Schutter, forderte ein internationales Abkommen im Kampf gegen krankmachende Lebensmittel und Essgewohnheiten. De Schutter hatte vor zwei Jahren einen Bericht vorgelegt, worin er vorschlug, ungesunde Produkte zu besteuern; salz-, zucker- und fettreiche Lebensmittel zu regulieren; Werbung für Junkfood einzuschränken; Agrarsubventionen abzuschaffen, die ungesunde Zutaten billiger machen, sowie die lokale Nahrungsmittelproduktion zu unterstützen. Doch Warnsignale seien nicht gehört worden und Regierungen seien nur auf die Erhöhung der Kalorienverfügbarkeit fixiert, ungeachtet der Tatsache, um welche Art von Kalorien es sich handle. „Versuche, eine gesunde Ernährung zu fördern, funktionieren nur, wenn die zugrundeliegenden Ernährungssysteme in Ordnung gebracht werden“, mahnte De Schutter.

16.05.2014 |

UN-Experte: Öffentliche Gelder für kleine, lokale Produzenten

Schulessen
Schulessen in Brasilien (Foto: Erica Santos/PMC)

Regierungen müssen das volle Potenzial der öffentlichen Beschaffung nutzen, um Ernährungssysteme fairer und nachhaltiger zu machen. Dies forderte Olivier De Schutter anlässlich der Veröffentlichung seines letzten Berichts als UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung am Donnerstag. „Regierungen haben wenige Hebel angesichts zunehmend globalisierter Nahrungssysteme – aber die öffentliche Beschaffung ist einer davon. Wenn Schulen, Krankenhäuser und die Verwaltung ausgestattet werden, haben Regierungen die seltene Gelegenheit, eine nährstoffreichere Kost und nachhaltigere Ernährungssysteme auf einen Streich zu unterstützen“, so De Schutter. Die OECD-Staaten geben im Schnitt 12% ihrer Bruttoinlandsprodukte für die öffentliche Beschaffung aus. In Großbritannien gibt die öffentliche Hand 3,2 Milliarden Euro im Jahr für Catering aus. Der Bericht nennt fünf Prinzipien, an denen Regierungen die öffentliche Beschaffung ausrichten sollten. Die Erzeugnisse sollten von kleineren Produzenten bezogen werden, die einen fairen Preis für ihre Ware erhalten. Bei der Vergabe sollten bestimmte Anforderungen an eine nährstoffreiche, gesunde Ernährung gestellt werden, die Produkte wann immer möglich aus der Region stammen und nachhaltig produziert worden sein, etwa durch agrarökologische Praktiken. „Es mag für die Regierungen ein wenig teurer sein, von einer Reihe kleiner, nachhaltig wirtschaftender Produzenten statt von den großen Lieferanten zu beziehen, aber die Investition zahlt sich aus“, sagte De Schutter. In seinem Bericht nennt er erfolgreiche Beispiele, wie das Schulessenprogramm in Brasilien. Dort müssen 30% der Mittel für die 49 Millionen Schulessen am Tag dafür verwendet werden, um Produkte von lokalen Kleinbauern zu kaufen.

14.05.2014 |

Investoren setzen auf Preisanstieg bei Agrarrohstoffen durch El Niño

Mais
El Niño kann Dürren und Missernten verursachen (Foto: DL Duncan/flickr)

Aufgrund des drohenden Wetterphänomens El Niño setzen Investoren an den Terminbörsen bereits auf steigende Preise für Agrarrohstoffe, wie Wallstreet online berichtet. Wetterbehörden in den USA, Australien und Indien schätzen die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten von El Niño vor Ende des Jahres auf 60-70%, doch die Chancen sind hoch, dass er schon im Sommer zuschlägt. Ausgelöst durch erhöhte Wassertemperaturen im Pazifik und drehende Winde führt El Niño zu Trockenheit und Dürren, etwa in Australien und Indien, sowie sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen in anderen Regionen, unter anderem an der Westküste Südamerikas. Daher bereiten sich Investoren an den US-Terminbörsen bereits auf Ernteausfälle und steigende Preise an den Agrarbörsen vor. Die Weltbank hält einen Anstieg der Lebensmittelpreise um 15% innerhalb von drei Monaten nach Eintritt des Phänomens für möglich. Die französische Großbank Société Générale stellte kürzlich sogar einen „El Niño-Rohstoffindex“ zusammen, der die Auswirkungen auf die Rohstoffmärkte in den letzten El Niño-Jahren erfasste. Acht der 11 Rohstoffe, deren Preise am stärksten anstiegen, waren Agrargüter, zum Beispiel Kakao, Kaffee, Baumwolle, Soja, Sojaöl, Zucker und Weizen. „Man sollte Portfolios vorbereiten, um aktiv mit diesem Ereignis Geschäfte zu machen“, ließ Société Générale SA in einer letzte Woche erschienenen Studie verlauten. Es sei mit einer höheren Preisvolatilität bei Zucker, Baumwolle, Kaffee und Kakao zu rechnen. Der Bank zufolge erzielte Kaffee im El Niño-Rekordjahr 1997 die höchste Preissteigerung mit 107%. Sojaöl hingegen war der verlässlichste Garant: In 57% der Fälle, in denen El Niño auftrat, stiegen die Preise.

13.05.2014 |

FAO will Hunger in Lateinamerika besiegen - zur Not mit Gentechnik

Da Silva
Da Silva und Chiles Agrarmini- ster Furche (Foto: FAOALC)

Die Länder Lateinamerikas und der Karibik haben verstärkte Anstrengungen im Kampf gegen den Hunger vereinbart. Die 33. Regionalkonferenz der Welternährungsorganisation FAO, die vom 6. bis 9. Mai in Chile stattfand, bekräftigte das Ziel, den Hunger in der Region vor 2025 zu beseitigen und Fehlernährung einzudämmen. Die FAO hob Lateinamerika als Positivbeispiel hervor, da die Zahl der Unterernährten seit 1990 von 66 auf 47 Millionen sank und 16 Länder bereits den ersten Teil des Millenniumentwicklungsziels 1 erreichten, den Anteil der Hungernden an der Bevölkerung zu halbieren. Die Konferenz legte den Arbeitsplan für die nächsten zwei Jahre fest: Die Umsetzung der „Lateinamerika und Karibik ohne Hunger“-Initiative zur Beendung der Unterernährung bis 2025; die Stärkung kleinbäuerlicher Familienbetriebe und Entwicklung ländlicher Gebiete; sowie die Verbesserung von Landwirtschafts- und Ernährungssystemen. Hierzu wurden erste Abkommen vereinbart: Die mexikanische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit unterzeichnete mit der FAO die Süd-Süd-Kooperation „Mesoamérica sin Hambre“, um Hunger und Ungleichheit in Zentralamerika, der Dominikanischen Republik und Kolumbien zu bekämpfen. Dafür sollen in den nächsten fünf Jahren 15 Millionen Dollar bereitstehen. Mit Venezuela vereinbarte die FAO die Förderung nachhaltiger Reisproduktionssysteme in Subsahara-Afrika: Kleinbauern in 10 Ländern werden dabei unterstützt, den Reisanbau effizienter zu gestalten. Thema war auch die Auswirkung des Klimawandels auf die Landwirtschaft, wobei die Debatte über die Rolle der Gentechnik aufflammte. FAO-Generaldirektor Graziano da Silva sagte: „Ich schließe keine Waffe im Kampf gegen den Hunger aus. Die Tatsache, dass wir ihn besiegen können, verdient, dass wir alle Anstrengungen unternehmen müssen. Und wenn die Gentechnik eine Möglichkeit ist, darf man sie nicht ausklammern.“ Sie habe zwar wie die Kernenergie Risiken und bedürfe eines Schutzsystems, u.a. müssten Verbraucher die Wahl haben, ob sie Gentechnik im Essen möchten. Peru reagierte auf die Aussage umgehend und kündigte an, an seinem Gentechnik-Moratorium festzuhalten, das den Anbau von GVO noch bis 2022 untersagt.

12.05.2014 |

Argentinischer Forscher, der Gefahren von Glyphosat nachwies, ist tot

Carrasco
Carrasco im Jahr 2010 in Brüssel (Foto: V. Gehrmann)

Der argentinische Wissenschaftler Dr. Andrés Carrasco, der in Studien die Embryotoxizität von Glyphosat belegte, ist tot. Er verstarb am Samstag im Alter von 67 Jahren, nachdem sein Gesundheitszustand sich verschlechtert hatte, wie der Wissenschaftsrat der argentinischen Regierung CONICET mitteilte, dessen Präsident Carrasco von 2000 bis 2001 war. Der Forscher leitete zudem das Labor für Molekulare Embryologie an der Universität Buenos Aires. Im Jahr 2010 sorgte er mit einer Studie im Fachjournal Chemical Research in Toxicology international für Furore: In einem Team von Wissenschaftlern wies er nach, dass Glyphosat, der Hauptwirkstoff des weltweit am häufigsten verkauften Herbizids Roundup, bei Frosch- und Hühnerembryonen Missbildungen hervorrief. Die Schädigungen traten schon bei Konzentrationen auf, die weit unter den in der Landwirtschaft üblichen Mengen lagen. Auslöser für seine Forschungen war die zunehmende Zahl von Miss- und Fehlgeburten in Argentiniens Sojaanbaugebieten, wo die gentechnisch veränderten Pflanzen meist aus der Luft mit Monsanto‘s Roundup besprüht werden. Da aufgrund der ähnlich verlaufenden frühen Embryonalentwicklung aller Wirbeltiere die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen naheliegt, forderte Carrasco eine Neueinstufung der Toxizität von Glyphosat. Damit machte er sich in Argentinien, dem drittgrößten Exporteur von meist Gentechnik-Soja, nicht nur Freunde. Für die Gemeinden, die an den gesundheitlichen Folgen des Roundup-Einsatzes leiden, wurde Carrasco hingegen zu einem bedeutenden Sprachrohr und Unterstützer. „Ich habe nichts Neues entdeckt“, pflegte er jedoch zu sagen. „ Ich sage das Gleiche wie die Familien, die mit Glyphosat aus der Luft besprüht werden, nur dass ich es in einem Labor bestätigt habe.“

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