Nachrichten

18.09.2014 |

Offener Brief: Wissenschaftler fordern klares Bekenntnis zur Agrarökologie

Agrar
Agrarökologie hat sich bewährt (Foto: Find Your Feet/flickr)

Das Internationale Symposium zu Agrarökologie und Ernährungssicherheit, das von der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO am 18. und 19. September ausgerichtet wird, ist in Rom eröffnet worden. Im Vorfeld unterzeichneten über 70 Wissenschaftler aus aller Welt, die mit nachhaltiger Landwirtschaft und Ernährung befasst sind, einen offenen Brief, in dem sie die FAO für die Veranstaltung loben und zugleich in die Pflicht nehmen. Angesichts der Bedrohungen durch den Klimawandel, anhaltende Ernährungsunsicherheit und ländliche Armut fordern sie ein klares Bekenntnis zur Agrarökologie, die „gepaart mit den Prinzipien der Ernährungssouveränität und -gerechtigkeit die Chance biete, all diese Probleme anzugehen und zwar in einem Maße, wie es andere Ansätze nicht leisten können.“ Daher wurde das Konzept der Agrarökologie unter anderem vom Weltagrarbericht, dem Ex-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, La Via Campesina und zuletzt im Juli von weiteren 250 Wissenschaftlern befürwortet. Dem offenen Brief zufolge bringt Agrarökologie „viele Vorteile für Gesellschaft und Umwelt, verringert die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft und erhöht Ernährungssicherheit und Widerstandsfähigkeit in Zeiten des Klimawandels. Die Verfasser kritisieren Begriffe wie „klimasmarte Landwirtschaft“ und „nachhaltige Intensivierung“, die von internationalen Institutionen in der Debatte über Klimawandel und Ernährungssicherheit benutzt werden, da diese vage seien und leicht missbraucht werden könnten. Die Agrarökologie hingegen basiere auf einer fundierten Wissenschaft und einer Reihe bewährter, landwirtschaftlicher Praktiken. Die Wissenschaftler fordern daher von der FAO und der internationalen Gemeinschaft, an das Symposium anzuknüpfen und eine UN-weite Initiative zu lancieren, die Agrarökologie als die zentrale Strategie benennt, um den Herausforderungen der Landwirtschaft und Ernährung zu begegnen.

16.09.2014 |

FAO: 805 Millionen Menschen weltweit sind unterernährt

Asien
Die meisten Hungernden leben in Asien (Foto: Gwenael Piaser/flickr)

Rund 805 Millionen Menschen leiden weltweit immer noch an Hunger, 791 Millionen davon in Entwicklungsländern. Damit galt im Zeitraum 2012-2014 jeder neunte Erdenbürger als unterernährt, wie aus dem neusten Bericht der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO hervorgeht. Fortschritte bei der Hungerbekämpfung sind höchst ungleich verteilt. Während Lateinamerika Erfolge verzeichnete und „nur“ noch 6,1% der Bevölkerung an Unterernährung leiden, ist in Subsahara-Afrika fast jeder vierte chronisch unterernährt und die Zahl der Hungernden stieg auf 214 Millionen an. Zwei Drittel der Hungernden, rund 526 Millionen Menschen, leben in Asien. Seit 1990 ist die Zahl der Hungernden zwar um 200 Millionen gesunken, doch 138 Millionen davon entfallen alleine auf China. „Es ist zu früh um zu feiern. Wir müssen noch die 805 Millionen Menschen erreichen, die nicht genug Nahrung haben, um ein gesundes und produktives Leben zu führen“, sagte Ertharin Cousin, die Exekutivdirektorin des UN Welternährungsprogramm, auf der Pressekonferenz zur Vorstellung Berichts. Die FAO gibt sich optimistisch, das erste Millenniumsentwicklungsziel (MDG), die Halbierung des Anteils der Hungernden an der Bevölkerung in Entwicklungsländern bis 2015, noch erreichen zu können, wenn die Anstrengungen verstärkt werden. Im Vergleich zum Basiszeitraum 1990-1992 ist der Anteil von 23,4% auf 13,5% gesunken, nicht zuletzt begünstigt durch das Wachsen der Weltbevölkerung. Um das MDG zu erreichen, müsste der Anteil der Unterernährten auf 11.7% sinken. Die FAO gesteht jedoch ein, dass das ehrgeizigere Ziel des Welternährungsgipfels, die absolute Zahl der Hungernden bis 2015 auf 500 Millionen zu halbieren, nicht mehr erreicht werden kann. Der Bericht hebt in sieben Fallstudien auch Erfolge bei der Hungerbekämpfung hervor, zum Beispiel in Brasilien, das durch die Umsetzung des Null-Hunger-Programms die Zahl der Hungernden deutlich reduzieren und kleinbäuerliche Familienbetriebe stärken konnte.

12.09.2014 |

Costa Rica: Gentechnik-Zulassungsverfahren für verfassungswidrig erklärt

Costa
Proteste gegen Monsanto und Gentechnik in Costa Rica (Foto: Grettel V. Navas/flickr)

Gentechnikgegner in Costa Rica feiern einen Etappensieg: Die Verfassungskammer des Obersten Gerichtshofs urteilte am Donnerstag, dass die gesetzlichen Regelungen zur Zulassung gentechnisch veränderter Organismen verfassungswidrig sind, da sie grundlegende Rechte der Bevölkerung verletzen. Basierend auf dem Pflanzenschutzgesetz aus dem Landwirtschaftsministerium (MAG) hatte die Nationale Kommission für Biosicherheit gentechnisch veränderte Maissorten des Saatgutkonzerns Monsanto in Costa Rica zugelassen. Umweltschützer hatten daraufhin im Dezember 2012 Klage eingereicht, der im Februar 2013 stattgegeben wurde. Nun urteilten die obersten Richter, dass das Gesetz die Verfassung des zentralamerikanischen Landes aus zwei Gründen verletzt: Zum einen, da es für die Zulassung von gentechnisch veränderten Organismen keine Umweltverträglichkeitsprüfung vorsieht, wodurch das verfassungsmäßige Recht auf eine gesunde Umwelt verletzt würde. Zum anderen werden die technischen Informationen, die die Grundlage für die Zulassung bilden, geheim gehalten, wodurch das Recht auf Informationsfreiheit der Bürger beschnitten werde. Nun müssen diese Informationen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, wodurch Einsprüche erleichtert werden. Das Urteil betrifft nur das Pflanzenschutzgesetz, das den Zulassungsprozess für GVO regelt und verbietet Gentechnik nicht generell oder beeinträchtigt bereits genehmigte Zulassungen. Das Gesetz muss jedoch geändert werden und noch anhängige Zulassungen können bis dahin nicht erteilt werden. „Es ist ein wichtiger Präzedenzfall, der zeigt, dass die Interessen der Unternehmen - unter anderem des internationalen Konzerns Monsanto, der einen Antrag auf Zulassung von Mais gestellt hat - begünstigt wurden durch ein Zulassungsverfahren, das den Grundrechten der Bevölkerung entgegensteht“, kommentierte der Ökologische Verband FECON das Urteil.

11.09.2014 |

Studie: Nachfrage nach Agrarrohstoffen heizt illegale Abholzung an

Regenwald
Der Amazonas-Regenwald ist akut bedroht (Foto: Neil Palmer/ CIAT, flickr.com)

Der internationale Bedarf an Agrarrohstoffen ist hauptverantwortlich für die illegale Abholzung tropischer Regenwälder. 71% der Rodungen zwischen 2000 und 2012 gehen auf das Konto der kommerziellen Landwirtschaft, wie ein heute veröffentlichter Bericht der NGO Forest Trends aus Washington zeigt. Demnach sind die Hälfte der Rodungen illegal und werden angetrieben durch den steigenden Bedarf an Palmöl, Rindfleisch, Soja oder Holz, inklusive Papier aus Übersee. Dieser Markt hat der Studie zufolge ein Volumen von 61 Milliarden US-Dollar jährlich. Die Hauptabnehmer der Agrarprodukte sind die EU, China, Indien, Russland und die USA. Die illegale Abholzung von 200.000 Quadratkilometern tropischer Wälder von 2000 bis 2012 ist der internationalen Nachfrage geschuldet – dies entspricht fünf Fußballfeldern pro Minute. „Wir wussten, dass die Produktion von Agrarrohstoffen ein Hauptmotor für die Abholzung darstellt, aber das ist der erste Bericht, der die enorme Rolle herausstellt, die illegalen Rodungen bei der Produktion von hunderten Nahrungsmitteln und Haushaltsprodukten spielen, die weltweit konsumiert werden“, sagte Michael Jenkins, Präsident von Forest Trends. Neben den Folgen für die Biodiversität und die Waldbewohner verursachte die illegale Umwandlung in Agrarflächen im Zeitraum 2000-2012 Kohlendioxidemissionen von 1,47 Gigatonnen pro Jahr – gut ein Viertel des jährlichen CO2-Ausstoßes der EU. Der Bericht zeigt auch, dass 90% der Abholzungen in Brasilien illegal erfolgten, etwa da in Soja- und Viehzuchtgebieten nicht ein bestimmter Teil der natürlichen Wälder belassen wurde wie es das Gesetz vorschreibt. Noch mehr traurige Nachrichten kamen am Mittwoch aus Brasilien: Offiziellen Regierungsangaben zufolge nahm die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet im letzten Jahr um 29% zu, der erste Anstieg seit 2009. Rund 5.981 Quadratkilometer Wald, eine Fläche halb so groß wie Puerto Rico, wurden gerodet, gerade in den Bundesstaaten Para und Mato Grosso, wo sich Sojaanbau und Viehzucht ausdehnen.

10.09.2014 |

Bio ist kaum teurer: Kosten und Klimabilanz von Ernährungsstilen

Organic
Bio muss nicht teuer sein (Photo: Cindy Cornett Seigle)

„Bio und Fairtrade sind mir zu teuer“ – dieses Argument widerlegt eine neue Studie des Öko-Instituts: Wer seinen Speiseplan nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ausrichtet und Bio- und fair gehandelte Produkte kauft, muss kaum tiefer in die Tasche greifen als der Durchschnittsdeutsche, der konventionelle Lebensmittel verzehrt. Die Umstellung auf die DGE- Ernährungsweise mit weniger Fleisch, dafür mehr Gemüse, Obst und Milchprodukten federt die Mehrkosten ab. Bei einer Ernährung von 2.000 Kilokalorien am Tag fallen im Jahr gerade einmal 80 Euro pro Person mehr an. Zu diesem Ergebnis kam das Öko-Institut in seinem Projekt „Ist gutes Essen wirklich teuer?“, in dem neben dem DGE-Ernährungsstil und der deutschen Durchschnittsernährung basierend auf Daten des Statistischen Bundesamts auch deren jeweilige Bio- und Fairtrade-Variante analysiert wurden. Wer an der deutschen Durchschnittsernährung mit viel Fleisch festhält und voll auf Bio und Fairtrade umstellt, muss für sein Bioessen im Schnitt jedoch 31% mehr bezahlen. Eine fleischarme Ernährung mit viel Obst und Gemüse bringt nicht nur Einsparungen an der Ladentheke: Die DGE-Ernährung verursacht auch 12% weniger Treibhausgase, eine vegetarische Ernährung 26% und Veganer verursachen sogar 37% weniger klimaschädliche Emissionen. Gerade auf diese externen Kosten unserer Ernährung weist die Studie hin, denn die gesamte Gesellschaft hat die Folgen der konventionelle Landwirtschaft zu tragen, die durch den Einsatz von Pestiziden, mineralische Dünger und die intensive Tierhaltung entstehen. Auch die Gesundheitsfolgen einer ungesunden Ernährungsweise trägt die Gemeinschaft durch Mehrausgaben für das Gesundheitssystem. „Das Projekt zeigt klar, dass eine Ernährungsumstellung nach den Empfehlungen der DGE verbunden mit dem Kauf von Bio-Lebensmitteln sowohl für den Klimaschutz als auch für die eigene Gesundheit Vorteile hat“, so Professor Rainer Grießhammer vom Öko-Institut.

08.09.2014 |

Guatemalas Kongress kippt Gesetz zur Saatgut-Patentierung

Gemüse
Eine Bäuerin verkauft Gemüse (Foto: David Amsler/flickr)

Nach heftigen Protesten von Bauern, Indigenen und Gewerkschaften ist in Guatemala ein umstrittenes Gesetz zur Patentierung von Saatgut gekippt worden. Der Kongress stimmte am Donnerstag für die Aufhebung des „Gesetzes zum Schutz neuer Pflanzensorten”, das am 26. September in Kraft treten sollte. Seine Verabschiedung hatte Empörung in der Bevölkerung ausgelöst. Seit Tagen war es in mehreren Städten des Landes zu Straßenblockaden und Protesten gegen das „Monsanto-Gesetz“ gekommen. Das Verfassungsgericht hatte daraufhin am 29. August Teile des Gesetzes vorübergehend außer Kraft gesetzt. Bauern- und Indigenenorganisationen fürchten um die Ernährungssicherheit des Landes. Das Gesetz erlaubt Patente auf neue Pflanzensorten und betrifft zunächst 15 Gattungen oder Arten. Nach einer Frist von zehn Jahren können die Patente auf neue Pflanzensorten aller Gattungen und Arten erteilt werden. Bei unerlaubter Verwendung und Vervielfältigung patentierter Sorten drohen eine Haftstrafe von bis zu 4 Jahren und Geldstrafen von bis zu 10,000 Quetzales. Die Bauern müssten somit das Saatgut jedes Jahr neu kaufen. In einer Pressekonferenz warnte Antonio González, Mitglied des Nationalen Netzwerks zur Verteidigung der Ernährungssouveränität in Guatemala (REDSAG), das Gesetz gefährde „die biologische Vielfalt und herkömmliche Sorten, die mehr als 7000 Jahre alt sind und nie Patente oder Labore bedurften, aber die Ernährung des guatemaltekischen Volkes sicherten.“ Es gehe um die Privatisierung überlieferten Wissens und die Patentierung von Saatgut bedrohe das traditionelle Milpa-Anbausystem. Der Kongress hatte das Gesetz im Juni klammheimlich verabschiedet. Es war eine Bedingung für das 2005 geschlossene Freihandelsabkommen zwischen den mittelamerikanischen Staaten, der Dominikanischen Republik und den USA. Daher ist fraglich, wie die Handelspartner auf die Aufhebung reagieren werden.

04.09.2014 |

Artikel: „Nachhaltige Intensivierung” ernährt nicht die Hungernden

Mais
Mehr produzieren bedeutet nicht weniger Hunger (Foto: David Cornwell/flickr)

Das Konzept der „Nachhaltigen Intensivierung”, das in internationalen Debatten über Landwirtschaft und Ernährungssicherheit an Präsenz gewinnt, ist zu sehr auf den Aspekt der Produktionssteigerung fixiert und vernachlässigt den Zugang zu Nahrung, wie Wissenschaftler im Fachjournal Frontiers in Ecology and the Environment kritisierten. Es verdiene den Begriff nachhaltig nicht, da es grundlegende Prinzipien von Nachhaltigkeit missachte, so die Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg, der AgroParisTech und der Washington State University. Nachhaltige Intensivierung ziele darauf ab, höhere Erträge auf den vorhandenen Flächen zu erzielen und die Umweltbelastung dabei möglichst gering zu halten. Den Autoren zufolge stellt das Konzept lediglich die Produktion und Ertragssteigerung in den Fokus, obwohl die Landwirtschaft bereits heute genug produziert, um alle Menschen und auch eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Einfach nur ein Mehr an Nahrung, während Lebensmittelverluste und -verschwendung ein Drittel der Ernte auffressen und Lebensmittel als Tierfutter oder für die Agrartreibstoffproduktion verwendet werden, gehe an der Lösung des Problems vorbei. Der Artikel fordert einen ganzheitlichen Ansatz zur Lösung der Ernährungsfrage, der berücksichtigt, wie Lebensmittel verteilt sind und ob alle Menschen Zugang zu Nahrung haben, gerade Kleinbauern auf dem Lande, die am häufigsten von Hunger betroffen sind. Zudem garantiere mehr Ertrag auf den heutigen Flächen nicht, dass weniger Land genutzt werde: Wenn die Erträge steigen und damit auch der Profit, könne die Landwirtschaft an Attraktivität gewinnen und die Flächen weiter ausgedehnt werden, sagt M. Jahi Chappell, einer der Autoren des Artikels. Angesichts der Beliebtheit des Konzepts der Nachhaltigen Intensivierung bei internationalen Organisationen warnt er vor der Gefahr, dass Gelder und Aufmerksamkeit darauf verschwendet würden, während wichtige Reformen zur Bekämpfung des Hungers unterbleiben.

01.09.2014 |

Liste: EU-Agrarhilfen für deutsche Legehennen, Rüstungs- und Energiekonzerne

Raps
Nicht nur Bauern erhalten GAP- Geld (Foto: Werner Nieke/flickr)

Wohin floss in Deutschland im letzten Jahr der Großteil der EU-Agrarsubventionen? Die Datenbank der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung enthält dazu zwar seit April Informationen zu juristischen Personen, doch die Suche ist mühselig. Daher hat EurActiv.de eine Liste der 200 Top-Begünstigten der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zusammengestellt. Darin sind sowohl die Direktzahlungen der 1. Säule als auch die Beihilfen aus der 2. Säule zur Entwicklung des ländlichen Raums erfasst. Die höchsten GAP-Summen gingen an Behörden von Land und Kommunen, vor allem aus den neuen Bundesländern. Aber auch zahlreiche privatwirtschaftliche Unternehmen erhielten Gelder aus den EU-Töpfen: Über die Hälfte der 200 Hauptempfänger sind EurActiv zufolge Genossenschaften und große Landwirtschaftsbetriebe. Die Agraset-Agrargenossenschaft Nauen erhielt 3,2 Millionen Euro. Der Spreenhagener Vermehrungsbetrieb für Legehennen bekam rund drei Millionen. Die meisten Direktzahlungen gingen mit insgesamt 2,1 Millionen Euro an Südzucker. Die Energiekonzerne RWE und E.on erhielten 424.000 bzw. 102.000 Euro an Direktzahlungen, da sie Raps, Getreide oder Rüben in Gebieten anbauten, in denen früher Braunkohle gefördert wurde. Dass EU-Gelder an Golfplätze gingen, erntete schon häufig das Gespött der Medien. In diese Kategorie passt auch, dass der Rüstungskonzern Rheinmetall 2013 über 10.000 Euro für einen Schießplatz in Niedersachsen erhielt, auf dem er Forstwirtschaft betreibt und Fahrzeuge, Waffen und Munition testet.

01.09.2014 |

Klimawandel: Forscher fordern Einschränkung des Fleischkonsums

Schwein
Futtermittel benötigen Land (Foto: United Soybean Board)

Die Reduzierung von Fleischkonsum und Lebensmittelverschwendung kann enorm dazu beitragen, den Klimawandel aufzuhalten und die Welternährung zu sichern, lautet das Fazit einer neuen Studie, die im Fachjournal Nature Climate Change erschienen ist. Machen wir weiter wie bisher, wird Forschern der Universitäten von Cambridge und Aberdeen zufolge bis 2050 die Lebensmittelproduktion alleine schon so viele Treibhausgase ausstoßen, dass die Reduktionsziele für die globale Wirtschaft nicht erreicht oder gar überschritten werden: Da die Weltbevölkerung wächst und vermehrt Fleisch isst, werden immer mehr Flächen landwirtschaftlich genutzt. Die Abholzung, der Düngereinsatz sowie der Methanausstoß der Viehzucht nehmen zu, wodurch die Treibhausgasemissionen der Lebensmittelproduktion bis 2050 um fast 80% steigen könnten. Bei einem „Weiter wie bisher“ würden Agrarflächen im Vergleich zu 2009 um 42% und der Düngereinsatz um 45% zunehmen. Selbst wenn Verschwendung und Verluste in der Lebensmittelkette reduziert würden und Bauern in Entwicklungsländern ihre Erträge erhöhen könnten, gäbe es eine Zunahme der Treibhausgasemissionen. Daher fordern die Autoren einen Wandel hin zu einer gesünderen Ernährung mit weniger Fleisch. „Da die Menschen weltweit immer mehr Fleisch essen, wird ist die Umwandlung von Pflanzen zu tierischer Nahrung immer ineffizienter“, so die Hauptautorin Bojana Bajzelj von der Universität Cambridge. Die Forscher nahmen ein Szenario mit einer „durchschnittlichen, ausgewogenen Ernährung“ ohne übermäßigen Konsum von Zucker, Fett und Fleisch an, die pro Woche zwei Portionen rotes Fleisch á 85 Gramm, sieben Portionen Geflügel und fünf Eier umfasst. Mit dieser Ernährungsweise - sowie der Halbierung der Lebensmittelverschwendung und dem Schließen der Ertragslücke - könnten die Emissionen aus der Landwirtschaft gegenüber 2009 fast halbiert werden, so die Studie. „Es geht hier nicht um eine radikale, vegetarische Argumentation. Es ist eine Diskussion darüber, Fleisch in vernünftigen Mengen als Teil einer gesunden, ausgewogenen Ernährung zu essen“, so Mitautor Professor Keith Richards.

28.08.2014 |

Guatemala: Widerstand gegen Gesetz zur Saatgut-Patentierung wächst

Guatemala
Maya-Frau verkauft Gemüse (Foto: Guillén Pérez/flickr)

In Guatemala nehmen die Proteste gegen ein neues Gesetz zu, das die Patentierung von Saatgut erlaubt. Bauernorganisationen und indigene Gemeinschaften forderten vom Kongress die umgehende Aufhebung des „Gesetzes zum Schutz neuer Pflanzensorten”, von Kritikern und Medien auch Monsanto-Gesetz genannt. Am Dienstag hatten Bauern, Indigene und Studenten in Guatemala Stadt vor dem Parlament demonstriert. Der Kongress hatte das Gesetz am 10. Juni mit hauchdünner Mehrheit leise verabschiedet und am 26. Juni im Gesetzblatt veröffentlicht – ohne vorige öffentliche Debatte, während die Menschen von der Fußball-WM abgelenkt waren. Auf Drängen der USA kam das Land so einer Bedingung für das Freihandelsabkommen zwischen Mittelamerika, der Dominikanischen Republik und den Vereinigten Staaten nach, das 2005 unterzeichnet wurde. Bauern- und Indigenenorganisationen kündigten einen Einspruch vor dem Verfassungsgericht gegen das Gesetz an, das am 26. September in Kraft treten soll. Der Koordination der lateinamerikanischen Bauernorganisationen (CLOC) zufolge ist es „wie eine Bombe“ für das guatemaltekische Volk, das von der Landwirtschaft lebt und seit tausenden von Jahren Hüter des traditionellen Saatguts ist. Das Gesetz erlaubt Patente auf neue Pflanzensorten und betrifft zunächst 15 Gattungen oder Arten. Nach einer Frist von zehn Jahren können die Patente auf neue Pflanzensorten aller Gattungen und Arten erteilt werden. Die Menschen fürchten um ihr Hauptnahrungsmittel Mais. Große Sorge bereitet auch Artikel 50, der für die unerlaubte Weiterverwendung patentierter Sorten eine Haftstrafe von bis zu 4 Jahren oder eine Geldstrafe von bis zu 10,000 Quetzales vorsieht. Die Bauern befürchten, dass Monsanto das Land mit gentechnisch veränderten Sorten überschwemmen wird. „Transnationalen Konzernen wird die Kontrolle über unser Essen, die Ernährungssouveränität und -sicherheit in die Hände gelegt. Dies werden wir gemeinsam verteidigen“, sagte Mash Mash vom Consejo de Pueblos de Occidente dem Fernsehsender Telesur. Auch Bäuerin Magdalena Alvarado ist empört: „Dieses Gesetz betrifft uns und alle Gemeinden des Maya-Volkes, denn wir bauen Mais, Bohnen und Gemüse an, das bisher noch nicht gentechnisch verändert ist. Alles ist Bio. Wir essen jede Menge Mais.”

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