Nachrichten

02.12.2014 |

Anpassung an den Klimawandel: Mehr Unterstützung für Kleinbauern gefordert

BauerHonduras
Der Klimawandel wird Bauern in Lateinamerika hart treffen (Foto: Neil Palmer/CIAT)

Am Montag hat in Peru die UN-Klimakonferenz begonnen, die den Weg für ein neues internationales Klimaschutzabkommen ebnen soll. Zu diesem Anlass forderten Fairtrade-Produzentennetzwerke mehr Hilfen für Kleinbauern bei der Anpassung an den Klimawandel. „Kleinbauern und Landarbeiter gehören zu den Gruppen, die am stärksten von den verheerenden Folgen des Klimawandels betroffen sind. Ihre Stimme findet in den Klimaverhandlungen jedoch kein Gehör“, kritisierte das Netzwerk Lateinamerikanischer und Karibischer Fairtrade-Produzenten (CLAC) im Namen von drei Verbänden, die 1,4 Millionen Kleinbauern und Landarbeiter in Lateinamerika, Asien und Afrika vertreten. In einer Erklärung warnen sie, dass extreme Wetterereignisse Pflanzen und Tiere in Lateinamerika, Asien, Afrika und dem Nahen Osten beeinträchtigen und so das empfindliche ökologische Gleichgewicht zerstören, das die Grundlage für die Ernährungssicherheit von Bauernfamilien, ländlichen Gemeinden und städtischen Konsumenten sei. Deren Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel müsse dringend gestärkt werden, wofür adäquate Finanzierungsmöglichkeiten nötig seien. Die Produzenten forderten daher Regierungen und internationale Akteure im Agrarsektor zur Zusammenarbeit auf, um „Ernährungssicherheit und -souveränität für die Bevölkerung“ zu erreichen. Im Vorfeld der Konferenz hatten mehrere NGOs in Zentralamerika an ihre Regierungen appelliert, die Landwirtschaft bei den Klimaverhandelungen prioritär zu behandeln, und sich untereinander vernetzt. „Zentralamerikanische Organisationen, die sich für Klimagerechtigkeit, Ernährungssicherheit und nachhaltige Entwicklung einsetzen, bemühen sich, Informationen auszutauschen und eine gemeinsame Position auszuarbeiten“, sagte Tania Guillén von der nicaraguanischen Umweltorganisation Centro Alexander von Humboldt dem Nachrichtendienst IPS. Noch bis zum 12. Dezember ringen die Delegierten der in Peru vertretenen 195 Staaten noch darum, Eckpunkte für das globale Klimaabkommen festzuzurren. Der Vertrag soll im Dezember 2015 in Paris unterzeichnet werden und 2020 in Kraft treten.

02.12.2014 |

NGO-Bündnis legt Einspruch gegen Monsantos Soja-Patent ein

Soja
Die Anpassung von Soja an den Klimawandel ist in Gefahr (Foto: Scott Robinson/flickr)

Die internationale Koalition „Keine Patente auf Saatgut!“ hat gegen ein europäisches Patent des US-Agrarkonzerns Monsanto Einspruch eingelegt, das die Anpassung von Sojapflanzen an den Klimawandel gefährden könnte. Das umstrittene Patent EP2134870 wurde vom Europäischen Patentamt (EPA) im Februar 2014 erteilt und umfasst die Untersuchung und Auswahl von wilden Verwandten der Sojabohne in Asien und Australien, die an verschiedene Klimazonen angepasst sind. „Dieses Patent ist ein erschreckendes Beispiel für die Absurdität der Rechtsprechung des EPA, die keinem anderen Zweck dient, als den Interessen von Konzernen wie Monsanto zu entsprechen. Die Ansprüche müssen nur entsprechend schlau formuliert werden“, so François Meienberg von der Erklärung von Bern, die dem Bündnis angehört. Gemäß dem Wortlaut des Patents wurden über 250 Pflanzen von „exotischen“ Arten, die mit Sojabohnen verwandt sind, in Bezug auf ihre genetischen Variationen getestet, die mit der Anpassung an Klima und Erntezeitpunkt in Zusammenhang stehen. Monsanto beansprucht im Patent die Verwendung von hunderten DNA-Sequenzen. „Auf der Grundlage der Patente, die vom EPA erteilt werden, kann Monsanto den Zugang zur genetischen Vielfalt, der wichtigsten Grundlage der Züchtung, behindern oder sogar blockieren. Diese Patente gefährden die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft an die Bedingungen des Klimawandels und sind ein Risiko für die Sicherung der Welternährung und der regionalen Ernährungssouveränität“, warnt Meienberg. „Keine Patente auf Saatgut!“ stützt den Einspruch beim EPA auf Artikel 53b des Europäischen Patentübereinkommens, das die Patentierung von Verfahren zur Züchtung verbietet. Erst im Oktober hatte das Bündnis einen Bericht veröffentlicht, der die wachende Zahl von Patenten auf Pflanzen und Tieren in den letzten Jahren dokumentiert. Mehr als 120 vom EPA erteilte Patente betreffen die konventionelle Züchtung, 1000 weitere Patentanmeldungen liegen noch vor. Darunter befindet sich auch ein Patent von Syngenta auf eine konventionell gezüchtete Paprika, die von wilden Chili-Sorten aus Jamaika mit einer natürlichen Insektenresistenz abstammt. Im Patent beansprucht Syngenta die Pflanzen, das Saatgut und die Früchte, sogar Anbau und Ernte der Pflanze gelten als Erfindung.

27.11.2014 |

Urbane Landwirtschaft spielt wichtige Rolle bei der Lebensmittelproduktion

Kuba
Urbane Landwirtschaft auf Kuba (Foto: Melody Breaker/flickr)

Die urbane Landwirtschaft spielt eine immer wichtigere Rolle bei der Lebensmittelproduktion, doch bisher wurden Bedeutung und Umfang der landwirtschaftlichen Aktivitäten in Stadtnähe unterschätzt. Das zeigt eine Studie des International Water Management Institute (IWMI), die im Fachjournal Environmental Research Letters veröffentlicht wurde. Anhand von Satellitendaten ermittelten die Forscher, dass im Radius von 20 Kilometern um städtische Gebiete Landwirtschaft auf weltweit 456 Millionen Hektar Land betrieben wird – einer Fläche etwa so groß wie die gesamte Europäische Union. Der Großteil des Landes befindet sich am Stadtrand, doch 67 Millionen Hektar entfallen auf Anbauflächen innerhalb städtischer Ballungsgebiete, auf denen vor allem Gemüse angepflanzt wird. „Dies ist die erste Studie, die das globale Ausmaß der Lebensmittelproduktion in Städten und ihrem Umfeld dokumentiert und es ist überraschend zu sehen, wie der Tisch immer näher an den Acker rückt“, sagt Pay Drechsel vom IWMI, ein Mitautor der Studie. Das Ziel der Forscher war es, im Hinblick auf das Streben nach städtischer Ernährungssicherheit und nachhaltiger Entwicklung die Nähe der Landwirtschaft zu den Städten zu zeigen, da die Agrarforschung und politische Arbeit vor allem auf ländliche Gebiete fokussiert seien. Die urbane Landwirtschaft trage nicht nur zur Ernährungssicherheit bei, sondern macht der Studie zufolge auch Grenzertragsflächen wieder produktiv, hilft bei der Überschwemmungskontrolle, schafft Einkommensmöglichkeiten für die Armen und erhöht die städtische Biodiversität. Drechsel nennt Ghana als Beispiel, wo täglich mehr als 2.000 urbane Gemüsebauern 800.000 Menschen mit frischem Gemüse versorgen. Zudem bewässern die meisten Bauern ihre Farmen mit Abwässern. „In Accra werden bis zu 10% der Haushaltsabwässer indirekt durch urbane Farmen recycelt. Diese Farmen recyceln mehr Abwässer als die lokalen Aufbereitungsanlagen“, so Drechsel. Die Autoren betonen auch die unterschiedliche Perspektive auf urbane Landwirtschaft im Süden und Norden: „Die urbane Landwirtschaft wird in reichen Ländern gepriesen, da sie verschiedene Fußabdrücke reduziert und eine grüne Wirtschaft fördert, während sie in Entwicklungsländern meist als ein unbequemes Überbleibsel ländlichen Lebens betrachtet wird, das der Modernisierung im Weg steht.“

25.11.2014 |

Studie macht Biodiversitätsverlust verantwortlich für den Bienenschwund

Biene
Fleißige Bienen bei der Arbeit (Foto: Jack Wolf/flickr.com, http://bit.ly/1VUQfBx, https://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/)

Der Rückgang der Bienenpopulationen in den letzten Jahrzehnten ist vor allem dem Verlust ihrer bevorzugten Pflanzen geschuldet. Zu diesem Fazit gelangt eine neue Studie, die am Montag im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) erschien. Forschern der Universität Wageningen zufolge ist die abnehmende Pflanzenvielfalt ausschlaggebender für das Bienensterben als andere Faktoren, wie höhere Temperaturen infolge des Klimawandels. Die Wissenschaftler hatten Pollenreste an 57 Wildbienenarten analysiert, die vor 1950 in den Niederlanden gesammelt wurden, und so auf die bevorzugte Ernährung der Bienen geschlossen. Die Ergebnisse setzen sie mit Daten zur Entwicklung der Bienenbestände und ihrer Futterpflanzen im 20. Jahrhundert in Verbindung. Demnach verfügten die Bienen über bestimmte Lieblingspflanzen. „Wir haben die Bedeutung einer Reihe möglicher Faktoren für den Rückgang von Wildbienen untersucht und zeigen, dass der Verlust ihrer bevorzugten Wirtspflanzenarten einer der Hauptfaktoren für den Rückgang der Populationen in den Niederlanden darstellt”, so Dr. Jeroen Scheper vom Alterra Research Institute. Einfluss habe auch die Körpergröße, da größere Bienenarten mehr Pollen zum Überleben benötigen, der in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten mit geringer Pflanzenvielfalt schwerer zu finden ist. Laut den Forschern spielen die Vielfalt der Ernährung und andere mögliche Faktoren wie die Länge der Flugzeiträume und der Klimawandel keine bedeutende Rolle für die Entwicklung der Bienenpopulationen im 20. Jahrhundert. Entscheidend sei der Verlust natürlicher Lebensräume wie Wiesen, die zunehmend für die intensive Landwirtschaft genutzt werden, wodurch Wildblumen verschwinden und den Bienen ihre Nahrung entzogen wird. „Die Ergebnisse zeigen, dass Strategien um den Verlust von Wildbienen aufzuhalten, nur effektiv sein werden, wenn sie die bestimmten Futterpflanzen schwindender Bienenarten ins Visier nehmen“, schreiben die Forscher. Während über Ursachen des Bienensterbens heiß diskutiert wird, ist die Bedeutung der Bienen unumstritten: Sie sind unverzichtbar für die Landwirtschaft und bestäuben bis zu 80% der Pflanzen, die für die menschliche Ernährung grundlegend sind.

25.11.2014 |

Schulessen in Deutschland: Fleisch in Massen, Gemüse in Maßen

Lunch
Viel Fleisch, wenig Gemüse (Foto: Ishikawa Ken/flickr)

In deutschen Schulen kommt zu viel Fleisch und zu wenig Gemüse auf den Teller. Das zeigt eine Studie zur Schulverpflegung, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wird. Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hat die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften den Schulköchinnen und -köchen über die Schulter geschaut. „Nach wie vor kommt Fleisch noch zu häufig in den Gerichten vor“, zitiert die Welt vorab aus der Studie. Rund die Hälfte der untersuchten Speisepläne umfasse zu wenig Gemüse und zu viele Süßspeisen. Damit entsprachen sie nicht den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die zu ausgewogener und überwiegend pflanzlicher Kost mit reichlich Getreideprodukten und Kartoffeln sowie viel Obst und Gemüse rät. Auch die Vielfalt auf den Tellern kommt zu kurz: Nur in 16% der Grundschulen und 27% der weiterführenden Schulen können die Kinder und Jugendlichen zwischen mehr als zwei Gerichten wählen. In jeder zweiten Grundschule ist sogar nur ein Menu im Angebot. In nur 39% der Schulen steht für die Mittagspause mehr als eine Dreiviertelstunde zur Verfügung, wie es die DGE-Standards empfehlen. Für die Studie befragten die Forscher deutschlandweit über 1500 Schulleitungen, 212 Schulträger und mehr als 12.000 Schüler im Primar- und Sekundarbereich. Die Folgen einer unausgewogenen Ernährung mit zu viel Fett und Zucker sind in Deutschland bereits unübersehbar: 15% aller Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig, 6% der Kinder gelten gar als fettleibig.

20.11.2014 |

Welternährungskonferenz sagt Mangelernährung den Kampf an

Vielfalt
Vielfalt gegen Nährstoffmangel (Foto: Bioversity International)

Die internationale Gemeinschaft will ihren Kampf gegen Hunger und Mangelernährung intensivieren. Dies wurde auf der Konferenz zu Ernährung in Rom verkündet, auf der Vertreter von Regierungen, UN-Organisationen und der Zivilgesellschaft versammelt sind. Gleich bei der Eröffnung am Mittwoch verabschiedeten über 170 Staaten die „Erklärung von Rom zu Ernährung“ und ein Aktionsrahmenwerk mit Empfehlungen für Politiken und Programme in diesem Bereich. Noch immer hungern weltweit 805 Millionen Menschen und 2 Milliarden mangelt es an Nährstoffen und Vitaminen, während 1,5 Milliarden übergewichtig oder fettleibig sind. Die FAO betonte, dass Ernährungssysteme - die Art wie Lebensmittel produziert, verarbeitet, verteilt, vermarktet und zubereitet werden - im Kampf gegen die Mangelernährung eine wichtige Rolle spielen, weshalb einige der Handlungsempfehlungen darauf abzielen, dass diese Systeme nachhaltiger werden und eine vielfältige, gesunde Ernährung fördern. So rät Punkt 9 Regierungen, „die lokale Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung zu stärken, vor allem von Kleinbauern und Familienbetrieben, mit besonderem Fokus auf die Gleichstellung von Frauen“. Zudem sollten „Programme körperliche Betätigung, eine diversifizierte Ernährung und den Konsums von Lebensmitteln fördern, die reich an Mikronährstoffen sind wie Obst und Gemüse, einschließlich traditioneller lokaler Lebensmittel.“ In der Erklärung geloben die Staaten zwar, den Hunger zu beenden und gegen alle Formen der Mangelernährung vorzugehen. Konkrete Maßnahmen und Verpflichtungen enthält sie aber nicht. Auch der Empfehlungskatalog ist freiwilliger Natur, wie gleich vorweg betont. Sascha Hach von „Brot für die Welt“ bezeichnete die Erklärung gegenüber der Deutschen Welle als „zahnlos“, allerdings könnten „Milchzähne wachsen, wenn die Zivilgesellschaft bei der Überwachung beteiligt werde. Brot für die Welt kritisierte zudem, die Konferenz vernachlässige, dass wenige Nahrungsmittel- und Agrarkonzerne das Angebot mit stark fett- und zuckerhaltigen Produkten dominieren, verstärkt auch Entwicklungsländer mit industriell gefertigten Lebensmitteln überschwemmen und so lokale Produkte mit hohem Nährstoffgehalt verdrängen. Nötig seien daher Handelsrichtlinien, die den lokalen Anbau gesunder Nahrungsmittel favorisieren. Doch das klammere der Aktionsplan aus. Die Konferenz dauert noch bis zum 21. November. Heute mahnte der Papst dort, dass der Kampf gegen Hunger und Unterernährung behindert werde durch die „Priorität des Marktes“ und den „Primat des Profits“, die Nahrungsmittel zu einem Handelsgut wie andere reduziert haben.

20.11.2014 |

Bericht warnt vor hoher Grundwasserbelastung durch Nitrate in NRW

Gülle
Gülleausbringung (Foto: Chesapeake Bay Program/flickr)

Rund 40% der Grundwassergebiete in Nordrhein-Westfalen befinden sich aufgrund einer zu hohen Nitratbelastung derzeit in einem chemisch schlechten Zustand - in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten seit 20 Jahren auf gleichbleibend hohem Niveau. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Umweltministeriums (LANUV), der am Dienstag in Düsseldorf vorgestellt wurde. Dazu wurden Daten von Messstellen für den aktuellen Zeitraum 2010-2013 sowie für die langjährige Entwicklung seit 1992 ausgewertet. Zwar gab es in einigen Gebieten kaum Überschreitungen des Grenzwerts von 50 Milligramm pro Liter, in Gegenden im Norden und Westen des Landes wurden hingegen hohe und gar steigende Nitratwerte gemessen. „In Gebieten mit Ackernutzung erreichen die aktuellen Nitratkonzentrationen im oberflächennahen Grundwasser Spitzenwerte bis über 300 mg/l“, so der Bericht. Ein Grund für die hohe Belastung sei ein zu großer Eintrag von Nährstoffen auf landwirtschaftlichen Flächen, insbesondere durch erhebliche Mengen von Gülle aus Schweine-, Rinder- oder Hühnerhaltung und Gärresten aus Biogasanlagen, erklärte Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) bei der Präsentation. Im Bericht heißt es: „Die Auswertungen zeigen eindeutig, dass das Belastungsniveau sowie auch die Häufigkeit der Qualitätsnormverletzungen bei den Messstellen mit hauptsächlicher Beeinflussung durch landwirtschaftliche Nutzflächen im Zustromgebiet (…) mit einem Anteil von aktuell ca. 22,2% landesweit signifikant höher ist als bei den übrigen Messstellen mit anderen Landnutzungseinflüssen.“ Zugleich präsentierte das Ministerium den Nährstoffbericht 2014, wonach gerade in einigen Kreisen des Münsterlands und am Niederrhein so viel Gülle anfalle, dass diese dort nicht umweltverträglich wieder in den Nährstoffkreislauf eingebracht werden könne. Insgesamt wurden in NRW etwa 140.000 Tonnen Stickstoff durch Gülle oder Festmist auf die Felder aufgebracht.

17.11.2014 |

Gentechnik-Verunreinigung: Monsanto zahlt $2,4 Millionen an US-Weizenfarmer

Weizen
Weizenfeld in Oregon (Foto: WebbShots/flickr.com)

Der US-Agrarkonzern Monsanto muss 2,4 Millionen Dollar zahlen, um Weizenproduzenten für finanzielle Einbußen zu entschädigen, die ihnen durch den Fund von nicht zugelassenem, gentechnisch verändertem Weizen des Konzerns entstanden sind. Am Mittwoch einigte sich Monsanto außergerichtlich mit Weizenfarmern aus den Bundesstaaten Oregon, Idaho und Washington State, die den Konzern 2013 verklagt hatten. Im Mai 2013 war eine von Monsanto entwickelte gentechnisch veränderte Weizensorte, die gegen das Herbizid Roundup Ready resistent ist und für die von den US-Behörden keine Genehmigung vorliegt, auf einem Feld in Oregon gefunden worden. Daraufhin stellten Südkorea und Japan vorübergehend die Weizenimporte ein, da sie eine gentechnische Verunreinigung befürchteten. Die Weizenproduzenten erlitten dadurch hohe Gewinneinbußen. Nun zahlt Monsanto im Rahmen des Vergleichs insgesamt 2,4 Milliarden US-Dollar - 2,1 Millionen davon an einen Fond für Weizenfarmer in den Staaten Washington, Oregon und Idaho, die zwischen Mai und November 2013 Weichweizen des Typs „Soft White Wheat“ verkauft hätten. Der Restbetrag geht an mehrere Erzeugerverbände. Damit sind drei Sammelklagen gegen den Konzern vom Tisch. Monsanto betonte jedoch, der Vergleich erkenne keine generelle Haftung an und gelte nur für die genannte Weizensorte. Wie genau der GVO-Weizen auf die Felder in Oregon gelangte, ist unklar, da Freilandversuche dort 2001 endeten. Es handelt sich nicht um den einzigen Fall: Das US-Landwirtschaftsministerium hatte im September auf einem Gelände der Universität des US-Bundesstaates Montana ebenfalls Gentechnik-Weizen von Monsanto gefunden, dort wurden von 2000 bis 2003 Feldversuche durchgeführt. Gentechnisch veränderter Weizen ist bisher nirgendwo auf der Welt für den kommerziellen Anbau zugelassen. Monsanto hatte zwar Freilandversuche durchgeführt, aber letztlich keine Marktgenehmigung beantragt.

13.11.2014 |

Studie: Ernährungswandel käme Gesundheit und Umwelt zugute

Gemüse
Gut für Gesundheit und Umwelt (Foto: Olearys/flickr.com)

Eine gesündere Ernährung könnte zugleich die Umweltbelastung durch die Lebensmittelproduktion erheblich reduzieren. Dies zeigt wieder einmal eine Studie, die am Mittwoch im Fachjournal Nature erschien. Wissenschaftler der Universität Minnesota werteten Daten der letzten 50 Jahre zu den 100 bevölkerungsreichsten Ländern aus. Sie nahmen Ernährungstrends, die Umweltfolgen der Landwirtschaft, ernährungsbedingte Krankheiten und das Bevölkerungswachstum unter die Lupe. „Wir zeigen, dass die gleichen Änderungen der Ernährungsgewohnheiten, die unser Leben ein Jahrzehnt verlängern können, auch massiven Umweltschäden vorbeugen würden“, sagt Ökologie-Professor G. David Tilman. Mit steigenden Einkommen seit 1961 konsumierten die Menschen in weiten Teilen der Welt mehr Fleisch und „leeren Kalorien“ in Form von nährstoffarmen Produkten mit hohem Energiegehalt. Diese aktuellen Trends verknüpften die Forscher mit Prognosen zur Bevölkerung und Einkommen. Demnach essen die Menschen bis 2050 weniger Obst und Gemüse, aber 60% mehr „leere Kalorien“ und 25-50% mehr Schweine-, Geflügel- und Rindfleisch, Milchprodukte und Eier. Dies begünstigt das Auftreten von Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten und anderen nichtübertragbaren Erkrankungen, die die Lebenserwartung senken. Ein Weiter wie bisher in der Ernährung würde bis 2050 zu einem Anstieg der Treibhausgasemissionen aus der Lebensmittelproduktion um 80% und zur Zerstörung von Lebensräumen durch Abholzung für die Landwirtschaft führen. Die Studie verglich die omnivore Ernährung mit der traditionellen mediterranen Küche, einer Ernährung mit nur Fisch als tierisches Protein und Vegetarismus. Ein Wechsel zu dieser alternativen Ernährung könnte das Auftreten von Diabetes-Typ-2 um 16-41%, Krebs um 7-13% und Todesfälle aufgrund von Herzkrankheiten um bis zu 20% senken im Vergleich zur Allesfresser-Ernährung. Zugleich könnten diese Ernährungsformen die Steigerung der Treibhausgasemissionen und die Zerstörung von Lebensräumen, die durch die Fortführung gegenwärtiger Ernährungstrends und Bevölkerungswachstum drohen, größtenteils bis komplett verhindern. „Die Umsetzung von Lösungen bei der Ernährung für das eng verknüpfte Trilemma Ernährung-Umwelt-Gesundheit ist eine globale Herausforderung und eine bedeutende Chance für die Umwelt und öffentliche Gesundheit“, schreiben die Forscher.

12.11.2014 |

Deutsche misstrauen Absichten von Agrarkonzernen bei Hungerbekämpfung

Pestizide
Neue Abnehmer für Pestizide? (Foto: IRRI Photos/flickr)

Zwei Drittel der Deutschen sind der Auffassung, dass Agrar- und Chemiekonzerne sich lediglich aus Profitinteressen in Initiativen zur Hungerbekämpfung betätigen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa, die Oxfam in Auftrag gegeben hatte. Nur 28% der Befragten glauben, dass hinter dem Engagement von Konzernen wie Bayer und BASF soziale Aspekte stehen. Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) kooperiert seit einem Jahr in der German Food Partnership (GFP) mit deutschen Agrarriesen. Die Kampagne „Keine Entwicklungshilfe für Agrarkonzerne“ kritisiert, die GFP unterstütze statt Kleinbauern Konzerne dabei, ihre Absätze zu steigern und sich neue Märkte zu erschließen. Zwar befürwortete die Mehrheit der von forsa Befragten generell die Zusammenarbeit der Bundesregierung mit der Privatwirtschaft, um den weltweiten Hunger zu bekämpfen, doch die Art der Landwirtschaft sei entscheidend. Zur Hungerbekämpfung eine Landwirtschaft zu verfolgen, die auf eine Steigerung der Produktion durch entsprechenden Maschinen- oder Düngemitteleinsatz setzt, lehnte die Mehrheit der Befragten ab. Rund 85% befürworteten „eine Landwirtschaft, die traditionelle Anbaumethoden bewahrt und Böden und Ressourcen schon“. Doch Oxfam zufolge drücken die Konzerne im Rahmen der GFP massiv ihr Hightech-Saatgut und die dazu passenden Pestizide auf den Markt. Während das BMZ von „produktneutralen Schulungen“ der Bauern spricht, tauchte Anfang Oktober ein Clip für eine TV-Reality Show in Thailand auf, in der zwei Bauernteams um die höchsten Erträge konkurrieren - gefördert durch Chemiekonzern BASF und die GFP mit Geldern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Bauern sollen so im sicheren Umgang mit Pestiziden geschult werden, Alternativen zur Chemiekeule bleiben außen vor. Oxfam kritisiert auch fehlende Transparenz: „Niemand weiß, was das BMZ mit den Konzernen vereinbart hat, wohin die Steuergelder fließen und wer mit wem in welchen Projekten kooperiert“, so Oxfam-Wirtschaftsexperte David Hachfeld. Am Dienstag übergab Oxfam dem BMZ mehr als 65.000 Unterschriften gegen die Unterstützung von Agrarkonzernen in der GFP.

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