Nachrichten

29.12.2014 |

Pestizide: US-Konzern Dole entschädigt erkrankte Plantagenarbeiter

Banane
Bananen-Pestiziddusche (Foto Scot Nelson, Spraying pesticides on bananas in the 1980s; https://www.flickr.com/photos/scotnelson/9159665647; CCO)

Nach 40 Jahren entschädigt der US-amerikanische Bananenproduzent Dole 1700 ehemalige Plantagenarbeiter in Nicaragua, die durch den Einsatz von Pestiziden schwere Gesundheitsschäden davontrugen. „Die Auszahlungen werden bald getätigt“, gab Humberto Hurtado, Sprecher der Dole Food Company in Nicaragua, am Freitag bekannt. Die Arbeiter waren in den 1970er Jahren auf den Bananenplantagen des Konzerns massiv dem Pestizid Dibromochloropropan (DBCP) ausgesetzt, das unter anderem von Dow Chemical unter dem Namen Fumazone oder von Shell mit dem Markennamen Nemagón vertrieben wurde und Fadenwürmer bekämpfen sollte. Die Pflanzenschutzmittel führten bei den Landarbeitern zu Unfruchtbarkeit, Krebs, Hautkrankheiten sowie Lungen-, Leber- und Nierenschäden. Die genaue Entschädigungssumme ist nicht bekannt, die Höhe der Zahlungen richtet sich nach der Schwere der Gesundheitsschäden. Die 1700 nun begünstigten Arbeiter gehören zu einer Gruppe von insgesamt 4150 Bananenarbeitern aus verschiedenen Verwaltungsbezirken des Landes, die Dole im Jahr 2004 aufgrund physischer und psychischer Schäden verklagt hatten. Die Forderungen der restlichen Arbeiter werden in einem zweiten Schritt verhandelt. „Ich hoffe, dass die gesamte Gruppe eine Entschädigung enthält, denn mir liegt für jeden ehemaligen Arbeiter eine Akte mit psychologischen, urologischen und psychiatrischen Gutachten vor, welche die Schäden und Beeinträchtigungen belegen, die sie durch den Einsatz von Nemagón und Fumazone erlitten haben“, sagte Antonio Hernández Ordeñana, der Anwalt der Gruppe. Wegen der Verwendung gefährlicher Substanzen auf seinen Feldern hatte der weltweit größte Obstproduzent Dole in den vergangenen Jahren bereits Tausende ehemalige Arbeiter in Zentralamerika entschädigt, zuletzt im Oktober 2013.

19.12.2014 |

Offener Brief der Zivilgesellschaft: Afrika braucht keine Gentechnik-Banane

Banana
Menschen statt Affen testen die Gentechnik-Banane (Foto: Kit practicalowl/Flickr)

Ein breites Bündnis von NGOs und Bauernorganisationen kritisiert in einem offenen Brief Versuche mit Gentechnik-Bananen an Studenten in den USA und wandte sich an die Bill & Melinda Gates Foundation und die Iowa State University, die die menschliche „Fütterungsstudie“ finanzieren und durchführen. Die Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA), eine pan-afrikanische Plattform für Ernährungssouveränität, veröffentlichte das Schreiben letzte Woche. 124 Organisationen und 26 Wissenschaftler weltweit haben schon unterzeichnet, darunter das African Centre for Biosafety, FoodFirst, das Gen-ethische Netzwerk, Greenpeace, La Via Campesina Nordamerika und Dr. Vandana Shiva. Sie richten sich damit gegen Tests in Iowa mit 12 Studierenden, die 900 Dollar erhalten, damit sie die Banane sechs Wochen lang essen. Die Gates-Stiftung fördert den Versuch wie schon die Entwicklung der Banane durch Forscher der Queensland University of Technology in Australien. Die „Superbanane“ wurde gentechnisch verändert, sodass sie fünfmal mehr Betacarotin enthält als herkömmliche Kochbananen. Betacarotin wird im Körper in Vitamin A umwandelt. Daher wird die Banane als Lösung für den in Afrika weit verbreiteten Vitamin-A-Mangel propagiert, an dem viele Kinder erblinden. Mit dem Versuch wollen die Forscher die Aufnahme des Vitamin A aus der organgefarbenen Banane im Körper nachweisen. Ab 2020 soll sie zunächst in Uganda und dann in weiteren ostafrikanischen Ländern wachsen. „AFSA ist absolut gegen Gentechnik-Pflanzen. Afrika und seine Bewohner dürfen nicht als Rechtfertigung genutzt werden, um für die Interessen von Konzernen und ihrer Kohorten zu werben. Wir benötigen keine Gentechnik in Zeiten des Klimawandels. Was wir brauchen ist Vielfalt bei den Feldfrüchten und das damit verknüpfte Wissen“, so AFSA-Koordinator Dr. Million Belay. Wenn die Projektverantwortlichen tatsächlich den Vitamin-A-Mangel bekämpfen möchten, sollten sie sich für den Konsum verschiedener Früchte und Lebensmittel einsetzen, wie Süßkartoffeln, die reich an Vitamin A und in Afrika weit verbreitet sind. „Ironischerweise birgt die Förderung eines Vitamin A-reichen gentechnisch veränderten Grundnahrungsmittels das Risiko, eine einseitige Ernährung fortzusetzen, die gerade die Ursache des Mangels darstellen“, warnt der Brief. AFSA betonte, dass in anderen Ländern gute Erfolge mit der Verteilung von Vitamin-A-Präparaten zur Nahrungsergänzung und verbessertem Zugang zu Vitamin A-reichen Lebensmitteln erzielt wurde – ohne die massiven Kosten und unbekannten Langzeitfolgen der Gentechnik für die Gesundheit, Umwelt und Landwirtschaft.

18.12.2014 |

Deutscher Fleischhunger nimmt ab, die industrielle Tierhaltung zu

Mast
Masse statt Bioqualität (Stefan Bröckling/Flickr.com)

Obwohl der deutsche Fleischkonsum leicht aber stetig sinkt, wird die Fleischproduktion und industrielle Tierhaltung weiter ausgeweitet. Auf dieses Missverhältnis macht der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Mittwoch mit neuen Zahlen aufmerksam. Demnach ging der Fleischkonsum von Januar bis Oktober 2014 um 1,3% zurück. Auch der Deutsche Fleischer-Verband vermeldet einen Rückgang des Verzehrs von 61,3 Kilo im Jahr 2010 auf 60,8 Kilo in 2012 und 60,4 Kilo in 2013. Zugleich nimmt das Ausmaß der industriellen Tierhaltung laut BUND zu, gerade in der Geflügelbranche. In Massentierhaltungen seien etwa 5% mehr Hühner gemästet worden als noch 2013. „Die Agrarindustrie in Deutschland produziert Fleischberge zu Dumpingpreisen, vorbei an der Nachfrage", kritisiert BUND-Vorsitzender Hubert Weiger. Fleisch sei so billig, weil die Tiere nicht artgerecht gehalten werden. „Ohne Rücksicht auf Bauern, Tiere und Verbraucher unterstützt die Agrarpolitik direkt oder indirekt diese Produktion. Sowohl die Umwelt- als auch die Gesundheitskosten werden auf die Allgemeinheit abgewälzt", sagte Weiger. Während Fleisch und Milch zunehmend in den Export gingen, belaste die Gülle hierzulande oftmals die Gewässer mit Nitrat. 2013 wurde in Deutschland ein Fünftel mehr Fleisch produziert als verbraucht, der Selbstversorgungsgrad beim Schwein betrug 118% und bei Geflügel 109%. Immer mehr Verbraucher legen mittlerweile aber Wert auf Lebensmittel aus ökologischer Haltung, wobei die heimische Erzeugung den Bedarf nach Bio-Fleisch nicht voll decken kann. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind offensichtlich klüger als Industrie und Politik", kommentierte Barbara Unmüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung. Hier sei die Bundesregierung gefragt, die für die Dumpingpreise für Fleisch und Milch mitverantwortlich sei, wenn sie dem Markt keine wirksamen Regeln setze und so „Fleisch aus ökologischer Landwirtschaft in den Preisstrudel“ reiße. So bleibe das Ziel der Bundesregierung, den Anteil ökologisch bewirtschafteter Fläche an der landwirtschaftlichen Nutzfläche von aktuell 6,4 % auf 20% zu erhöhen, unerreichbar. BUND und Heinrich-Böll-Stiftung forderten von der Regierung daher mehr Einsatz für eine angemessene Förderung regionaler Produktion und Vermarktung aus ökologisch-bäuerlicher Erzeugung, eine strenge Düngeverordnung und wirksame Tierschutzregeln.

16.12.2014 |

USA: Grünes Licht für Monsantos dicamba-resistente Gentechnikpflanzen

Pestizid Glyphosat Herbizide
Ein US-Sojafeld wird besprüht (Foto: United Soybean Board / creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Das US-Landwirtschaftsministerium hat den Weg für die Zulassung gentechnisch veränderter Soja- und Baumwollsorten aus dem Hause Monsanto geebnet, die gegen das Herbizid Dicamba resistent sind. Die zuständige Behörde für Pflanzengesundheit APHIS veröffentlichte am Freitag die Umweltverträglichkeitsprüfung für die Gentechnik-Soja MON87708 und die Baumwolle MON 88701. Sie sieht keine Gefahr für die Umwelt und andere Nutzpflanzen und empfiehlt die Zulassung. Umwelt- und Verbraucherschützer zeigten sich bestürzt. „Monsantos gentechnisch veränderte dicamba-resistente Pflanzen sind ein weiteres Beispiel dafür, wie Pestizidkonzerne die Landwirtschaft zurück in die dunklen Zeiten des hohen und unbedachten Einsatzes gefährlicher Pestizide führen und so die Umwelt und menschliche Gesundheit gefährden“, sagte Andrew Kimbrell, Leiter der US-Umweltorganisation Center for Food Safety (CFS). Deren Schätzungen zufolge könnte sich der Dicamba-Verbrauch in den USA bei einem zu erwartenden großflächigen Anbau der neuen Sorten verzehnfachen. Dicamba ist seit 1967 auf dem Markt und wird unter anderem vom Chemieriesen BASF produziert. Studien brachten das Herbizid mit einem erhöhten Krebsrisiko bei Landwirten in Verbindung. CFS kritisiert, Monsanto habe die dicamba-resistenten Sorten als „schnelle Scheinlösung“ für die Epidemie glyphosat-resistenter Unkräuter entwickelt, die durch den massiven Einsatz des Totalherbizids mit der ersten Generation gentechnisch veränderter Sorten des Konzerns entstanden. Die Organisation warnt, der Gebrauch von Dicamba im Paket mit den neuen Soja- und Baumwollsorten könne Superunkräuter hervorrufen, die sowohl gegen Dicamba als auch Glyphosat resistent sind. „Monsantos dicamba-resistente Sorten sind die neusten Früchte einer Strategie der Pestizidindustrie, um den Verkauf ihrer giftigen Herbizide zu steigern“, so Bill Freese von CFS. Monsanto hingegen begrüßte die Entscheidung der Behörde, die den Konzern „der Zulassung einen Schritt näher“ bringe und für Landwirte bei der Unkrautbekämpfung einen „Meilenstein“ markiere. Der Ball liegt nun bei der US-Umweltbehörde, die das dazugehörige Herbizid genehmigen muss. Im Oktober hatte sie das Herbizid „Enlist Duo“ mit den Wirkstoffen 2,4-D und Glyphosat von Dow AgroSciences zugelassen - bereits zwei Monate nachdem die entsprechenden Enlist-Mais- und Sojasorten vom Landwirtschaftsministerium grünes Licht erhielten.

10.12.2014 |

Ökolandbau produziert höhere Erträge als bisher angenommen

Crop
Vielfalt kann Erträge steigern (Foto: Charles Smith/Flickr)

Die Erträge von Biobauern können mit der konventionellen Landwirtschaft besser als angenommen mithalten. Dies zeigt die bislang wohl umfassendste Studie zum Thema Ertragslücke, die am Mittwoch im Fachblatt Proceedings B der britischen Royal Society erscheint. Demnach sind die Erträge im Ökolandbau bei Getreide, Gemüse und anderen Nutzpflanzen zwar im Mittel 19,2% niedriger als in der konventionellen Landwirtschaft. Werden jedoch Anbaumethoden wie Fruchtwechsel und der gemischte Anbau mehrerer Pflanzenarten konsequent umgesetzt, schrumpft die Lücke zwischen den Systemen auf 8-9%, da die Pflanzenkombination Synergieeffekte bei der Nährstoffversorgung und Abwehr von Schädlingen ergebe. Bei Hülsenfrüchten wie Bohnen, Erbsen oder Linsen waren die Erträge sogar vergleichbar. Die Forscher berücksichtigten 115 Studien mit 1071 direkten Vergleichen für den Anbau von 52 Feldfrüchten in 38 Ländern, eine dreimal größere Datengrundlage als frühere Studien. Im Gegensatz zu anderen Metaanalysen schlossen sie Ergebnisse aus einfacher Subsistenzwirtschaft in Entwicklungsländern aus und verglichen Anbaumethoden mit vergleichbar hohem Wissens- und Technologiestandard. Den Autoren zufolge verglichen frühere Studien unterschiedliche Regionen, Anbaufrüchte oder Methoden und gewichteten den Anbau von Getreide übermäßig. Die Unterschiede bei Getreide führen die Wissenschaftler der University of California Berkeley darauf zurück, dass die Züchtung seit Jahrzehnten auf Sorten mit hohen Erträgen im konventionellen Anbau abzielt. „Unsere Studie deutet darauf hin, dass angemessene Investitionen in die agrarökologische Forschung zum besseren Management im Bioanbau und zur Züchtung von Sorten für ökologische Anbausysteme die Ertragslücke für manche Feldfrüchte oder Regionen reduzieren oder gar schließen könnten“, sagt die Hauptautorin Lauren Ponisio. „Den Anteil der Landwirtschaft zu erhöhen, die nachhaltige, ökologische Anbaumethoden nutzt, ist keine Option sondern eine Notwendigkeit. Wir können nicht weiter Nahrung produzieren, ohne auf Böden, Wasser und Biodiversität zu achten“, sagte Prof. Claire Kremen. Mit Blick auf die Welternährung fügt sie hinzu: „Unser gegenwärtiges Landwirtschaftssystem produziert weitaus mehr Lebensmittel als nötig wären, um alle Menschen zu ernähren. Die Beseitigung des Welthungers erfordert besseren Zugang zu Nahrung und nicht nur Produktionssteigerung.“

08.12.2014 |

Wiesenhof will auf Gentechnik im Geflügelfutter verzichten

Chicken
Künftig ohne Gentechnik-Soja (Foto: adm/Flickr.com)

Der größte deutsche Geflügelproduzent Wiesenhof wird ab 2015 auf Gentechnik-Soja bei der Fütterung verzichten. „Wir sehen uns in der Lage, in absehbarer Zeit gentechnikfrei zu liefern, wenn dies von Kundenseite gewünscht wird“, sagte ein Wiesenhof-Sprecher dem Spiegel. Damit rückte das Unternehmen als erster Produzent von dem im Februar verkündeten Beschluss der Geflügelbranche ab, nach 14 Jahren gentechnikfreier Fütterung wieder Gentechnik-Soja in der Mast einzusetzen. Umweltverbände und Verbraucher waren gegen diese Entscheidung Sturm gelaufen. Laut einer Forsa-Umfrage vom April legen 79% der deutschen Verbraucher Wert darauf, dass Legehennen und Geflügel nicht mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert werden. Lebensmittelhändler wie Penny, Edeka, Rewe und tegut reagierten bereits auf den Druck der Kunden und nahmen Produkte mit dem Siegel „Ohne Gentechnik“ ins Sortiment. Stephanie Töwe, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace begrüßte die Kehrtwende des Branchenprimus: „Wiesenhofs Entscheidung gegen Gen-Soja ist ein Signal an die gesamte Geflügelbranche. Greenpeace fordert die anderen Geflügelproduzenten wie Rothkötter auf, wieder zu Futter ohne Gen-Soja zu wechseln.“ Die PHW-Gruppe schlachtet jährlich etwa 240 Millionen Hühner und mästet diese mit 150.000 Tonnen Sojaschrot, das vorrangig aus Nord- und Südamerika stammt und gentechnisch verändert ist. Der Anbau erfolgt dort meist in riesigen Monokulturen und mit hohem Pestizideinsatz – mit schwerwiegenden Folgen für die Artenvielfalt sowie die Gesundheit der Arbeiter und Anwohner, die den Ackergiften häufig direkt ausgesetzt sind. „Der Gensoja-Anbau ist eine Katastrophe für die Umwelt und die Menschen in den Anbauländern. Wenn die Geflügelbranche jetzt mit Wiesenhof mitzieht, stärkt das zugleich alle gentechnikfreien Soja-Anbauer. Langfristig sollten alle Fleischerzeuger auf heimische und nachhaltig produzierte Futtermittel setzen“, sagt Töwe.

04.12.2014 |

Studie: Folgen des Fleischkonsums fürs Klima müssen ins Bewusstsein rücken

Kalb
Das Klima und das liebe Vieh (Foto: Compassion in World Farming/Flickr.com)

Eine Reduzierung des weltweiten Fleischkonsums ist notwendig, um die globale Erwärmung zu stoppen, doch mangelndes Bewusstsein für die Emissionen aus der Tierhaltung könnte den Kampf gegen den Klimawandel behindern, warnt ein neuer Bericht. Eine Umfrage im Auftrag des britischen Thinktank Chatham House in 12 Ländern ergab, dass 64% den Transportsektor für den Hauptklimasünder hielten und nur 29% der Befragten die Tierhaltung als wichtige Emissionsquelle betrachteten. Dabei verursacht die Viehwirtschaft mehr Emissionen als der Transportsektor und ist der größte Produzent der zwei potenten Klimagase Methan und Lachgas. Dennoch verfolgen Regierungen und Umweltorganisationen nur zögerlich Politiken oder Kampagnen zur Änderung des Konsumverhaltens, da sie Angst vor einer Gegenreaktion der Verbraucher haben, so die Analyse. „Es wird viel gegen Abholzung und Verkehr unternommen, aber bei der Tierhaltung besteht eine große Kluft und es gibt Widerwillen zu handeln aufgrund der vorherrschenden Ansicht, dass es Regierungen oder der Zivilgesellschaft nicht zusteht, sich in das Leben der Menschen einzumischen und ihnen zu sagen, was sie essen sollen“, sagt Rob Bailey, der Hauptautor der Studie. Obwohl der aktuelle Bericht des Weltklimarates bestätige, dass eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten die Emissionen „erheblich senken“ könnte, seien Bemühungen zur Senkung des Fleischkonsums kein Bestandteil internationaler Strategien zur Abschwächung des Klimawandels. Laut der Studie sind Verbraucher mit einem ausgeprägten Bewusstsein für den Klimawandel eher dazu bereit, ihre Ernährung zu ändern. Das größte Potential hierfür sei in den Schwellenländern vorhanden. Vor allem Befragte in Brasilien, China und Indien zeigten Verständnis für den Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Klimawandel und signalisierten eine höhere Bereitschaft, ihr Verhalten anzupassen als Verbraucher in den USA oder Großbritannien. Dies sei ermutigend, da gerade diese Länder künftig die Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten bestimmen werden. „Die Studie sagt nicht aus, dass jeder nun Vegetarier werden muss, um die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen“, sagt Bailey. Doch das Schließen der Bewusstseinslücke im Bezug auf den Fleischkonsum sei eine Voraussetzung, um eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten einzuleiten und die Reduzierung der Emissionen aus der Tierhaltung müsse Bestandteil internationaler Klimastrategien werden.

02.12.2014 |

Anpassung an den Klimawandel: Mehr Unterstützung für Kleinbauern gefordert

BauerHonduras
Der Klimawandel wird Bauern in Lateinamerika hart treffen (Foto: Neil Palmer/CIAT)

Am Montag hat in Peru die UN-Klimakonferenz begonnen, die den Weg für ein neues internationales Klimaschutzabkommen ebnen soll. Zu diesem Anlass forderten Fairtrade-Produzentennetzwerke mehr Hilfen für Kleinbauern bei der Anpassung an den Klimawandel. „Kleinbauern und Landarbeiter gehören zu den Gruppen, die am stärksten von den verheerenden Folgen des Klimawandels betroffen sind. Ihre Stimme findet in den Klimaverhandlungen jedoch kein Gehör“, kritisierte das Netzwerk Lateinamerikanischer und Karibischer Fairtrade-Produzenten (CLAC) im Namen von drei Verbänden, die 1,4 Millionen Kleinbauern und Landarbeiter in Lateinamerika, Asien und Afrika vertreten. In einer Erklärung warnen sie, dass extreme Wetterereignisse Pflanzen und Tiere in Lateinamerika, Asien, Afrika und dem Nahen Osten beeinträchtigen und so das empfindliche ökologische Gleichgewicht zerstören, das die Grundlage für die Ernährungssicherheit von Bauernfamilien, ländlichen Gemeinden und städtischen Konsumenten sei. Deren Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel müsse dringend gestärkt werden, wofür adäquate Finanzierungsmöglichkeiten nötig seien. Die Produzenten forderten daher Regierungen und internationale Akteure im Agrarsektor zur Zusammenarbeit auf, um „Ernährungssicherheit und -souveränität für die Bevölkerung“ zu erreichen. Im Vorfeld der Konferenz hatten mehrere NGOs in Zentralamerika an ihre Regierungen appelliert, die Landwirtschaft bei den Klimaverhandelungen prioritär zu behandeln, und sich untereinander vernetzt. „Zentralamerikanische Organisationen, die sich für Klimagerechtigkeit, Ernährungssicherheit und nachhaltige Entwicklung einsetzen, bemühen sich, Informationen auszutauschen und eine gemeinsame Position auszuarbeiten“, sagte Tania Guillén von der nicaraguanischen Umweltorganisation Centro Alexander von Humboldt dem Nachrichtendienst IPS. Noch bis zum 12. Dezember ringen die Delegierten der in Peru vertretenen 195 Staaten noch darum, Eckpunkte für das globale Klimaabkommen festzuzurren. Der Vertrag soll im Dezember 2015 in Paris unterzeichnet werden und 2020 in Kraft treten.

02.12.2014 |

NGO-Bündnis legt Einspruch gegen Monsantos Soja-Patent ein

Soja
Die Anpassung von Soja an den Klimawandel ist in Gefahr (Foto: Scott Robinson/flickr)

Die internationale Koalition „Keine Patente auf Saatgut!“ hat gegen ein europäisches Patent des US-Agrarkonzerns Monsanto Einspruch eingelegt, das die Anpassung von Sojapflanzen an den Klimawandel gefährden könnte. Das umstrittene Patent EP2134870 wurde vom Europäischen Patentamt (EPA) im Februar 2014 erteilt und umfasst die Untersuchung und Auswahl von wilden Verwandten der Sojabohne in Asien und Australien, die an verschiedene Klimazonen angepasst sind. „Dieses Patent ist ein erschreckendes Beispiel für die Absurdität der Rechtsprechung des EPA, die keinem anderen Zweck dient, als den Interessen von Konzernen wie Monsanto zu entsprechen. Die Ansprüche müssen nur entsprechend schlau formuliert werden“, so François Meienberg von der Erklärung von Bern, die dem Bündnis angehört. Gemäß dem Wortlaut des Patents wurden über 250 Pflanzen von „exotischen“ Arten, die mit Sojabohnen verwandt sind, in Bezug auf ihre genetischen Variationen getestet, die mit der Anpassung an Klima und Erntezeitpunkt in Zusammenhang stehen. Monsanto beansprucht im Patent die Verwendung von hunderten DNA-Sequenzen. „Auf der Grundlage der Patente, die vom EPA erteilt werden, kann Monsanto den Zugang zur genetischen Vielfalt, der wichtigsten Grundlage der Züchtung, behindern oder sogar blockieren. Diese Patente gefährden die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft an die Bedingungen des Klimawandels und sind ein Risiko für die Sicherung der Welternährung und der regionalen Ernährungssouveränität“, warnt Meienberg. „Keine Patente auf Saatgut!“ stützt den Einspruch beim EPA auf Artikel 53b des Europäischen Patentübereinkommens, das die Patentierung von Verfahren zur Züchtung verbietet. Erst im Oktober hatte das Bündnis einen Bericht veröffentlicht, der die wachende Zahl von Patenten auf Pflanzen und Tieren in den letzten Jahren dokumentiert. Mehr als 120 vom EPA erteilte Patente betreffen die konventionelle Züchtung, 1000 weitere Patentanmeldungen liegen noch vor. Darunter befindet sich auch ein Patent von Syngenta auf eine konventionell gezüchtete Paprika, die von wilden Chili-Sorten aus Jamaika mit einer natürlichen Insektenresistenz abstammt. Im Patent beansprucht Syngenta die Pflanzen, das Saatgut und die Früchte, sogar Anbau und Ernte der Pflanze gelten als Erfindung.

27.11.2014 |

Urbane Landwirtschaft spielt wichtige Rolle bei der Lebensmittelproduktion

Kuba
Urbane Landwirtschaft auf Kuba (Foto: Melody Breaker/flickr)

Die urbane Landwirtschaft spielt eine immer wichtigere Rolle bei der Lebensmittelproduktion, doch bisher wurden Bedeutung und Umfang der landwirtschaftlichen Aktivitäten in Stadtnähe unterschätzt. Das zeigt eine Studie des International Water Management Institute (IWMI), die im Fachjournal Environmental Research Letters veröffentlicht wurde. Anhand von Satellitendaten ermittelten die Forscher, dass im Radius von 20 Kilometern um städtische Gebiete Landwirtschaft auf weltweit 456 Millionen Hektar Land betrieben wird – einer Fläche etwa so groß wie die gesamte Europäische Union. Der Großteil des Landes befindet sich am Stadtrand, doch 67 Millionen Hektar entfallen auf Anbauflächen innerhalb städtischer Ballungsgebiete, auf denen vor allem Gemüse angepflanzt wird. „Dies ist die erste Studie, die das globale Ausmaß der Lebensmittelproduktion in Städten und ihrem Umfeld dokumentiert und es ist überraschend zu sehen, wie der Tisch immer näher an den Acker rückt“, sagt Pay Drechsel vom IWMI, ein Mitautor der Studie. Das Ziel der Forscher war es, im Hinblick auf das Streben nach städtischer Ernährungssicherheit und nachhaltiger Entwicklung die Nähe der Landwirtschaft zu den Städten zu zeigen, da die Agrarforschung und politische Arbeit vor allem auf ländliche Gebiete fokussiert seien. Die urbane Landwirtschaft trage nicht nur zur Ernährungssicherheit bei, sondern macht der Studie zufolge auch Grenzertragsflächen wieder produktiv, hilft bei der Überschwemmungskontrolle, schafft Einkommensmöglichkeiten für die Armen und erhöht die städtische Biodiversität. Drechsel nennt Ghana als Beispiel, wo täglich mehr als 2.000 urbane Gemüsebauern 800.000 Menschen mit frischem Gemüse versorgen. Zudem bewässern die meisten Bauern ihre Farmen mit Abwässern. „In Accra werden bis zu 10% der Haushaltsabwässer indirekt durch urbane Farmen recycelt. Diese Farmen recyceln mehr Abwässer als die lokalen Aufbereitungsanlagen“, so Drechsel. Die Autoren betonen auch die unterschiedliche Perspektive auf urbane Landwirtschaft im Süden und Norden: „Die urbane Landwirtschaft wird in reichen Ländern gepriesen, da sie verschiedene Fußabdrücke reduziert und eine grüne Wirtschaft fördert, während sie in Entwicklungsländern meist als ein unbequemes Überbleibsel ländlichen Lebens betrachtet wird, das der Modernisierung im Weg steht.“

Andere Nachrichten-Quellen

Blogs

Unterstützer

Unterstützer von www.weltagrarbericht.de Verlag der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Bioland biovision Brot für die Welt Brot für alle Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland Demeter Zukunftsstiftung Entwicklung in der GLS Treuhand Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Heidehof Stiftung Mission EineWelt Misereor Naturland Public Eye | Erklärung von Bern Rapunzel - Wir machen Bio aus Liebe Swiss Aid, Ihr mutiges Hilfswerk tegut W-E-G Stiftung
English versionEnglish versionDeutsche Version