Nachrichten

07.01.2015 |

Proteste in Mexiko: Täglich geben 600 Kleinbauern die Landwirtschaft auf

Bauer
Immer mehr Bauern in Mexiko müssen aufgeben (Foto: Ecotlan/Flickr.com)

Im Mexiko gingen am Dienstag hunderte Bauern auf die Straße, um ihrem Unmut über die Armut in ländlichen Gebieten, den Verlust an Ernährungssouveränität, sinkende Getreidepreise und mangelnde Unterstützung seitens der Regierung Luft zu machen. Anlässlich des 100. Jahrestages der Verkündigung des mexikanischen Agrargesetzes zogen Bauernorganisationen des Bündnisses Frente Auténtico del Campo vor das Innenministerium in der Hauptstadt. Die Campesinos kündigten an, auszuharren, bis die Behörden auf ihre Forderungen reagieren. Sie verlangen zusätzliche Mittel für den Agrarsektor und die Garantie, dass Landenteignungen im Zuge der Energiereform unterbleiben. Im Sommer 2014 hatte das Parlament Gesetze verabschiedet, die Energieprojekten Vorrang bei der Nutzung natürlicher Ressourcen einräumen, wodurch Wasser leichter privatisiert und kommunales Land enteignet werden könnte. Die Demonstranten kritisierten fehlenden politischen Willen der Regierung, Probleme auf dem Land anzugehen und kleine und mittelständische Lebensmittelproduzenten zu stärken. Immer mehr Bauern in Mexiko sehen sich gezwungen, ihre Arbeit an den Nagel zu hängen. Ende Dezember bot ein Bericht des Informationsdienstes für ländliche Entwicklung (CEDRSSA) des Abgeordnetenhauses alarmierende Zahlen: Demnach werfen in Mexiko täglich 600 Landwirte das Handtuch und jährlich wandern 550.000 Menschen aus dem Agrarsektor in die USA aus. Dies wirkt sich dem Bericht zufolge auf die Lebensmittelproduktion aus und führt dazu, dass gemeinschaftlich genutztes Ejido-Land zu verwahrlosen droht. Im Dezember wies Senator Benjamín Robles Montoya darauf hin, dass seit Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit den USA und Kanada im Jahr 1994 etwa 3,2 Millionen mexikanische Bauern ihr Land verlassen haben und 5 Millionen Produzenten der Landwirtschaft den Rücken kehren mussten. Wenn sich dieser Trend fortsetze, werde die Importabhängigkeit Mexikos weiter zunehmen und das Land laufe Gefahr, bald 80% seiner Lebensmittel importieren zu müssen. (ab)

05.01.2015 |

EU lebt auf großem Fuß: Bodenatlas beleuchtet globalen Flächenverbrauch

Soja
In Argentinien wächst Soja für Europas Futtertröge (Foto: Lucio Marquez/flickr.com)

Europa ist zur Deckung seines Bedarfs an Nahrung, Futtermitteln und Energie vom Acker stärker als jeder andere Kontinent von fremden Böden abhängig. Das zitiert der Spiegel vorab aus dem neuen Bodenatlas, den die Umweltschutzorganisation BUND mit der Heinrich Böll Stiftung und dem Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) am 8. Januar vorstellen wird. Demnach beträgt der Land- Fußabdruck der Europäischen Union in anderen Weltregionen 640 Millionen Hektar – gut das Sechsfache der Ackerfläche der EU. Allein für die hungrigen Mäuler der europäischen Nutztiere werden in Lateinamerika Futtermittel auf einer Ackerfläche angebaut, die so groß wie England sei. Damit beanspruche jeder Bürger der EU jenseits des eigenen Territoriums eine Fläche von 1,3 Hektar Land pro Kopf, während der Land-Fußabdruck eines Bewohners von Bangladesch nur ein Sechstel dieser Fläche betrage. Kritik äußere der Bodenatlas daran, dass Böden zur Deckung des europäischen Bedarfs häufig in Ländern in Anspruch genommen werden, in denen die ausreichende Versorgung der lokalen Bevölkerung mit Lebensmitteln nicht gewährleistet sei. „Die Bundesregierung muss der Landnahme endlich Grenzen setzen“, zitiert der Spiegel den BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger. Der Bodenatlas wird zum Auftakt des internationalen Jahres des Bodens 2015 vorgestellt. Auf 52 Seiten befasst er sich mit dem Zustand und der Gefährdung von Land, Böden und Ackerflächen weltweit und beleuchtet Aspekte von Biodiversität über Landgrabbing bis hin zu Ökolandbau und Tierhaltung. (ab)

02.01.2015 |

Britische Supermarktkette verkauft Obst und Gemüse mit Schönheitsfehler

Karotte
Krumm aber knackig (Foto: Larry Krause/flickr.com)

Die zweitgrößte britische Supermarktkette ASDA will künftig krumme Karotten und Äpfel mit Macken verkaufen, um der Verschwendung von Lebensmitteln Einhalt zu gebieten und Bauern zu unterstützen. Die Ware mit dem kleinen Makel soll 30% billiger sein als die perfekte Konkurrenz und unter dem Namen 'Schön von Innen' vermarktet werden. Damit will der Einzelhändler verhindern, dass Landwirte ihre Erzeugnisse wegwerfen müssen, da sie keinen Abnehmer finden, berichtet die britische Zeitung The Guardian. Angeschoben wurde die Initiative durch den Promikoch Jamie Oliver und den Landwirt und TV-Moderator Jimmy Doherty im Rahmen einer Fernsehsendung für Channel 4. In der ersten Folge schildern Landwirte, wie sie tonnenweise frisches und genießbares Gemüse entsorgen mussten, da sie es aufgrund kosmetischer Formfehler nicht an die Supermärkte verkaufen konnten. Daraufhin traten Oliver und Doherty an die Supermarktkette ASDA heran und riefen sie dazu auf, in einer Erhebung in ihren Filialen herauszufinden, ob die Kundschaft bereit sei, krumme Gurken oder knubblige Kartoffeln zu einem reduzierten Preis zu kaufen. Die Umfrage ergab, dass zwei Drittel der Verbraucher im Vereinigten Königreich dazu bereit sind, Produkte mit Schönheitsfehlern zu kaufen, während 75% dies definitiv tun würden, wenn diese billiger sind. Das unförmige Obst und Gemüse soll ab Ende Januar in ausgewählten Filialen verkauft werden, mit dem Ziel, den Verkauf landesweit auszudehnen. „Wenn die meisten Briten auch nur die geringste Vorstellung davon hätten, welche Menge im Müll landet, würden sie Einkaufswagen voll hässlichem Gemüse aufkaufen“, sagte Jamie Oliver. „Es besteht absolut kein Unterschied im Bezug auf den Geschmack oder Nährwert. Es handelt sich um perfekte Lebensmittel, die von Menschen gegessen werden können und sollen. Während eine halbe Million Menschen in Großbritannien auf Tafeln angewiesen sind, ist diese Verschwendung nicht nur bescheuert, sondern grenzt an kriminelles Verhalten.“

29.12.2014 |

Pestizide: US-Konzern Dole entschädigt erkrankte Plantagenarbeiter

Banane
Bananen-Pestiziddusche (Foto Scot Nelson, Spraying pesticides on bananas in the 1980s; https://www.flickr.com/photos/scotnelson/9159665647; CCO)

Nach 40 Jahren entschädigt der US-amerikanische Bananenproduzent Dole 1700 ehemalige Plantagenarbeiter in Nicaragua, die durch den Einsatz von Pestiziden schwere Gesundheitsschäden davontrugen. „Die Auszahlungen werden bald getätigt“, gab Humberto Hurtado, Sprecher der Dole Food Company in Nicaragua, am Freitag bekannt. Die Arbeiter waren in den 1970er Jahren auf den Bananenplantagen des Konzerns massiv dem Pestizid Dibromochloropropan (DBCP) ausgesetzt, das unter anderem von Dow Chemical unter dem Namen Fumazone oder von Shell mit dem Markennamen Nemagón vertrieben wurde und Fadenwürmer bekämpfen sollte. Die Pflanzenschutzmittel führten bei den Landarbeitern zu Unfruchtbarkeit, Krebs, Hautkrankheiten sowie Lungen-, Leber- und Nierenschäden. Die genaue Entschädigungssumme ist nicht bekannt, die Höhe der Zahlungen richtet sich nach der Schwere der Gesundheitsschäden. Die 1700 nun begünstigten Arbeiter gehören zu einer Gruppe von insgesamt 4150 Bananenarbeitern aus verschiedenen Verwaltungsbezirken des Landes, die Dole im Jahr 2004 aufgrund physischer und psychischer Schäden verklagt hatten. Die Forderungen der restlichen Arbeiter werden in einem zweiten Schritt verhandelt. „Ich hoffe, dass die gesamte Gruppe eine Entschädigung enthält, denn mir liegt für jeden ehemaligen Arbeiter eine Akte mit psychologischen, urologischen und psychiatrischen Gutachten vor, welche die Schäden und Beeinträchtigungen belegen, die sie durch den Einsatz von Nemagón und Fumazone erlitten haben“, sagte Antonio Hernández Ordeñana, der Anwalt der Gruppe. Wegen der Verwendung gefährlicher Substanzen auf seinen Feldern hatte der weltweit größte Obstproduzent Dole in den vergangenen Jahren bereits Tausende ehemalige Arbeiter in Zentralamerika entschädigt, zuletzt im Oktober 2013.

19.12.2014 |

Offener Brief der Zivilgesellschaft: Afrika braucht keine Gentechnik-Banane

Banana
Menschen statt Affen testen die Gentechnik-Banane (Foto: Kit practicalowl/Flickr)

Ein breites Bündnis von NGOs und Bauernorganisationen kritisiert in einem offenen Brief Versuche mit Gentechnik-Bananen an Studenten in den USA und wandte sich an die Bill & Melinda Gates Foundation und die Iowa State University, die die menschliche „Fütterungsstudie“ finanzieren und durchführen. Die Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA), eine pan-afrikanische Plattform für Ernährungssouveränität, veröffentlichte das Schreiben letzte Woche. 124 Organisationen und 26 Wissenschaftler weltweit haben schon unterzeichnet, darunter das African Centre for Biosafety, FoodFirst, das Gen-ethische Netzwerk, Greenpeace, La Via Campesina Nordamerika und Dr. Vandana Shiva. Sie richten sich damit gegen Tests in Iowa mit 12 Studierenden, die 900 Dollar erhalten, damit sie die Banane sechs Wochen lang essen. Die Gates-Stiftung fördert den Versuch wie schon die Entwicklung der Banane durch Forscher der Queensland University of Technology in Australien. Die „Superbanane“ wurde gentechnisch verändert, sodass sie fünfmal mehr Betacarotin enthält als herkömmliche Kochbananen. Betacarotin wird im Körper in Vitamin A umwandelt. Daher wird die Banane als Lösung für den in Afrika weit verbreiteten Vitamin-A-Mangel propagiert, an dem viele Kinder erblinden. Mit dem Versuch wollen die Forscher die Aufnahme des Vitamin A aus der organgefarbenen Banane im Körper nachweisen. Ab 2020 soll sie zunächst in Uganda und dann in weiteren ostafrikanischen Ländern wachsen. „AFSA ist absolut gegen Gentechnik-Pflanzen. Afrika und seine Bewohner dürfen nicht als Rechtfertigung genutzt werden, um für die Interessen von Konzernen und ihrer Kohorten zu werben. Wir benötigen keine Gentechnik in Zeiten des Klimawandels. Was wir brauchen ist Vielfalt bei den Feldfrüchten und das damit verknüpfte Wissen“, so AFSA-Koordinator Dr. Million Belay. Wenn die Projektverantwortlichen tatsächlich den Vitamin-A-Mangel bekämpfen möchten, sollten sie sich für den Konsum verschiedener Früchte und Lebensmittel einsetzen, wie Süßkartoffeln, die reich an Vitamin A und in Afrika weit verbreitet sind. „Ironischerweise birgt die Förderung eines Vitamin A-reichen gentechnisch veränderten Grundnahrungsmittels das Risiko, eine einseitige Ernährung fortzusetzen, die gerade die Ursache des Mangels darstellen“, warnt der Brief. AFSA betonte, dass in anderen Ländern gute Erfolge mit der Verteilung von Vitamin-A-Präparaten zur Nahrungsergänzung und verbessertem Zugang zu Vitamin A-reichen Lebensmitteln erzielt wurde – ohne die massiven Kosten und unbekannten Langzeitfolgen der Gentechnik für die Gesundheit, Umwelt und Landwirtschaft.

18.12.2014 |

Deutscher Fleischhunger nimmt ab, die industrielle Tierhaltung zu

Mast
Masse statt Bioqualität (Stefan Bröckling/Flickr.com)

Obwohl der deutsche Fleischkonsum leicht aber stetig sinkt, wird die Fleischproduktion und industrielle Tierhaltung weiter ausgeweitet. Auf dieses Missverhältnis macht der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Mittwoch mit neuen Zahlen aufmerksam. Demnach ging der Fleischkonsum von Januar bis Oktober 2014 um 1,3% zurück. Auch der Deutsche Fleischer-Verband vermeldet einen Rückgang des Verzehrs von 61,3 Kilo im Jahr 2010 auf 60,8 Kilo in 2012 und 60,4 Kilo in 2013. Zugleich nimmt das Ausmaß der industriellen Tierhaltung laut BUND zu, gerade in der Geflügelbranche. In Massentierhaltungen seien etwa 5% mehr Hühner gemästet worden als noch 2013. „Die Agrarindustrie in Deutschland produziert Fleischberge zu Dumpingpreisen, vorbei an der Nachfrage", kritisiert BUND-Vorsitzender Hubert Weiger. Fleisch sei so billig, weil die Tiere nicht artgerecht gehalten werden. „Ohne Rücksicht auf Bauern, Tiere und Verbraucher unterstützt die Agrarpolitik direkt oder indirekt diese Produktion. Sowohl die Umwelt- als auch die Gesundheitskosten werden auf die Allgemeinheit abgewälzt", sagte Weiger. Während Fleisch und Milch zunehmend in den Export gingen, belaste die Gülle hierzulande oftmals die Gewässer mit Nitrat. 2013 wurde in Deutschland ein Fünftel mehr Fleisch produziert als verbraucht, der Selbstversorgungsgrad beim Schwein betrug 118% und bei Geflügel 109%. Immer mehr Verbraucher legen mittlerweile aber Wert auf Lebensmittel aus ökologischer Haltung, wobei die heimische Erzeugung den Bedarf nach Bio-Fleisch nicht voll decken kann. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind offensichtlich klüger als Industrie und Politik", kommentierte Barbara Unmüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung. Hier sei die Bundesregierung gefragt, die für die Dumpingpreise für Fleisch und Milch mitverantwortlich sei, wenn sie dem Markt keine wirksamen Regeln setze und so „Fleisch aus ökologischer Landwirtschaft in den Preisstrudel“ reiße. So bleibe das Ziel der Bundesregierung, den Anteil ökologisch bewirtschafteter Fläche an der landwirtschaftlichen Nutzfläche von aktuell 6,4 % auf 20% zu erhöhen, unerreichbar. BUND und Heinrich-Böll-Stiftung forderten von der Regierung daher mehr Einsatz für eine angemessene Förderung regionaler Produktion und Vermarktung aus ökologisch-bäuerlicher Erzeugung, eine strenge Düngeverordnung und wirksame Tierschutzregeln.

16.12.2014 |

USA: Grünes Licht für Monsantos dicamba-resistente Gentechnikpflanzen

Pestizid Glyphosat Herbizide
Ein US-Sojafeld wird besprüht (Foto: United Soybean Board / creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Das US-Landwirtschaftsministerium hat den Weg für die Zulassung gentechnisch veränderter Soja- und Baumwollsorten aus dem Hause Monsanto geebnet, die gegen das Herbizid Dicamba resistent sind. Die zuständige Behörde für Pflanzengesundheit APHIS veröffentlichte am Freitag die Umweltverträglichkeitsprüfung für die Gentechnik-Soja MON87708 und die Baumwolle MON 88701. Sie sieht keine Gefahr für die Umwelt und andere Nutzpflanzen und empfiehlt die Zulassung. Umwelt- und Verbraucherschützer zeigten sich bestürzt. „Monsantos gentechnisch veränderte dicamba-resistente Pflanzen sind ein weiteres Beispiel dafür, wie Pestizidkonzerne die Landwirtschaft zurück in die dunklen Zeiten des hohen und unbedachten Einsatzes gefährlicher Pestizide führen und so die Umwelt und menschliche Gesundheit gefährden“, sagte Andrew Kimbrell, Leiter der US-Umweltorganisation Center for Food Safety (CFS). Deren Schätzungen zufolge könnte sich der Dicamba-Verbrauch in den USA bei einem zu erwartenden großflächigen Anbau der neuen Sorten verzehnfachen. Dicamba ist seit 1967 auf dem Markt und wird unter anderem vom Chemieriesen BASF produziert. Studien brachten das Herbizid mit einem erhöhten Krebsrisiko bei Landwirten in Verbindung. CFS kritisiert, Monsanto habe die dicamba-resistenten Sorten als „schnelle Scheinlösung“ für die Epidemie glyphosat-resistenter Unkräuter entwickelt, die durch den massiven Einsatz des Totalherbizids mit der ersten Generation gentechnisch veränderter Sorten des Konzerns entstanden. Die Organisation warnt, der Gebrauch von Dicamba im Paket mit den neuen Soja- und Baumwollsorten könne Superunkräuter hervorrufen, die sowohl gegen Dicamba als auch Glyphosat resistent sind. „Monsantos dicamba-resistente Sorten sind die neusten Früchte einer Strategie der Pestizidindustrie, um den Verkauf ihrer giftigen Herbizide zu steigern“, so Bill Freese von CFS. Monsanto hingegen begrüßte die Entscheidung der Behörde, die den Konzern „der Zulassung einen Schritt näher“ bringe und für Landwirte bei der Unkrautbekämpfung einen „Meilenstein“ markiere. Der Ball liegt nun bei der US-Umweltbehörde, die das dazugehörige Herbizid genehmigen muss. Im Oktober hatte sie das Herbizid „Enlist Duo“ mit den Wirkstoffen 2,4-D und Glyphosat von Dow AgroSciences zugelassen - bereits zwei Monate nachdem die entsprechenden Enlist-Mais- und Sojasorten vom Landwirtschaftsministerium grünes Licht erhielten.

10.12.2014 |

Ökolandbau produziert höhere Erträge als bisher angenommen

Crop
Vielfalt kann Erträge steigern (Foto: Charles Smith/Flickr)

Die Erträge von Biobauern können mit der konventionellen Landwirtschaft besser als angenommen mithalten. Dies zeigt die bislang wohl umfassendste Studie zum Thema Ertragslücke, die am Mittwoch im Fachblatt Proceedings B der britischen Royal Society erscheint. Demnach sind die Erträge im Ökolandbau bei Getreide, Gemüse und anderen Nutzpflanzen zwar im Mittel 19,2% niedriger als in der konventionellen Landwirtschaft. Werden jedoch Anbaumethoden wie Fruchtwechsel und der gemischte Anbau mehrerer Pflanzenarten konsequent umgesetzt, schrumpft die Lücke zwischen den Systemen auf 8-9%, da die Pflanzenkombination Synergieeffekte bei der Nährstoffversorgung und Abwehr von Schädlingen ergebe. Bei Hülsenfrüchten wie Bohnen, Erbsen oder Linsen waren die Erträge sogar vergleichbar. Die Forscher berücksichtigten 115 Studien mit 1071 direkten Vergleichen für den Anbau von 52 Feldfrüchten in 38 Ländern, eine dreimal größere Datengrundlage als frühere Studien. Im Gegensatz zu anderen Metaanalysen schlossen sie Ergebnisse aus einfacher Subsistenzwirtschaft in Entwicklungsländern aus und verglichen Anbaumethoden mit vergleichbar hohem Wissens- und Technologiestandard. Den Autoren zufolge verglichen frühere Studien unterschiedliche Regionen, Anbaufrüchte oder Methoden und gewichteten den Anbau von Getreide übermäßig. Die Unterschiede bei Getreide führen die Wissenschaftler der University of California Berkeley darauf zurück, dass die Züchtung seit Jahrzehnten auf Sorten mit hohen Erträgen im konventionellen Anbau abzielt. „Unsere Studie deutet darauf hin, dass angemessene Investitionen in die agrarökologische Forschung zum besseren Management im Bioanbau und zur Züchtung von Sorten für ökologische Anbausysteme die Ertragslücke für manche Feldfrüchte oder Regionen reduzieren oder gar schließen könnten“, sagt die Hauptautorin Lauren Ponisio. „Den Anteil der Landwirtschaft zu erhöhen, die nachhaltige, ökologische Anbaumethoden nutzt, ist keine Option sondern eine Notwendigkeit. Wir können nicht weiter Nahrung produzieren, ohne auf Böden, Wasser und Biodiversität zu achten“, sagte Prof. Claire Kremen. Mit Blick auf die Welternährung fügt sie hinzu: „Unser gegenwärtiges Landwirtschaftssystem produziert weitaus mehr Lebensmittel als nötig wären, um alle Menschen zu ernähren. Die Beseitigung des Welthungers erfordert besseren Zugang zu Nahrung und nicht nur Produktionssteigerung.“

08.12.2014 |

Wiesenhof will auf Gentechnik im Geflügelfutter verzichten

Chicken
Künftig ohne Gentechnik-Soja (Foto: adm/Flickr.com)

Der größte deutsche Geflügelproduzent Wiesenhof wird ab 2015 auf Gentechnik-Soja bei der Fütterung verzichten. „Wir sehen uns in der Lage, in absehbarer Zeit gentechnikfrei zu liefern, wenn dies von Kundenseite gewünscht wird“, sagte ein Wiesenhof-Sprecher dem Spiegel. Damit rückte das Unternehmen als erster Produzent von dem im Februar verkündeten Beschluss der Geflügelbranche ab, nach 14 Jahren gentechnikfreier Fütterung wieder Gentechnik-Soja in der Mast einzusetzen. Umweltverbände und Verbraucher waren gegen diese Entscheidung Sturm gelaufen. Laut einer Forsa-Umfrage vom April legen 79% der deutschen Verbraucher Wert darauf, dass Legehennen und Geflügel nicht mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert werden. Lebensmittelhändler wie Penny, Edeka, Rewe und tegut reagierten bereits auf den Druck der Kunden und nahmen Produkte mit dem Siegel „Ohne Gentechnik“ ins Sortiment. Stephanie Töwe, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace begrüßte die Kehrtwende des Branchenprimus: „Wiesenhofs Entscheidung gegen Gen-Soja ist ein Signal an die gesamte Geflügelbranche. Greenpeace fordert die anderen Geflügelproduzenten wie Rothkötter auf, wieder zu Futter ohne Gen-Soja zu wechseln.“ Die PHW-Gruppe schlachtet jährlich etwa 240 Millionen Hühner und mästet diese mit 150.000 Tonnen Sojaschrot, das vorrangig aus Nord- und Südamerika stammt und gentechnisch verändert ist. Der Anbau erfolgt dort meist in riesigen Monokulturen und mit hohem Pestizideinsatz – mit schwerwiegenden Folgen für die Artenvielfalt sowie die Gesundheit der Arbeiter und Anwohner, die den Ackergiften häufig direkt ausgesetzt sind. „Der Gensoja-Anbau ist eine Katastrophe für die Umwelt und die Menschen in den Anbauländern. Wenn die Geflügelbranche jetzt mit Wiesenhof mitzieht, stärkt das zugleich alle gentechnikfreien Soja-Anbauer. Langfristig sollten alle Fleischerzeuger auf heimische und nachhaltig produzierte Futtermittel setzen“, sagt Töwe.

04.12.2014 |

Studie: Folgen des Fleischkonsums fürs Klima müssen ins Bewusstsein rücken

Kalb
Das Klima und das liebe Vieh (Foto: Compassion in World Farming/Flickr.com)

Eine Reduzierung des weltweiten Fleischkonsums ist notwendig, um die globale Erwärmung zu stoppen, doch mangelndes Bewusstsein für die Emissionen aus der Tierhaltung könnte den Kampf gegen den Klimawandel behindern, warnt ein neuer Bericht. Eine Umfrage im Auftrag des britischen Thinktank Chatham House in 12 Ländern ergab, dass 64% den Transportsektor für den Hauptklimasünder hielten und nur 29% der Befragten die Tierhaltung als wichtige Emissionsquelle betrachteten. Dabei verursacht die Viehwirtschaft mehr Emissionen als der Transportsektor und ist der größte Produzent der zwei potenten Klimagase Methan und Lachgas. Dennoch verfolgen Regierungen und Umweltorganisationen nur zögerlich Politiken oder Kampagnen zur Änderung des Konsumverhaltens, da sie Angst vor einer Gegenreaktion der Verbraucher haben, so die Analyse. „Es wird viel gegen Abholzung und Verkehr unternommen, aber bei der Tierhaltung besteht eine große Kluft und es gibt Widerwillen zu handeln aufgrund der vorherrschenden Ansicht, dass es Regierungen oder der Zivilgesellschaft nicht zusteht, sich in das Leben der Menschen einzumischen und ihnen zu sagen, was sie essen sollen“, sagt Rob Bailey, der Hauptautor der Studie. Obwohl der aktuelle Bericht des Weltklimarates bestätige, dass eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten die Emissionen „erheblich senken“ könnte, seien Bemühungen zur Senkung des Fleischkonsums kein Bestandteil internationaler Strategien zur Abschwächung des Klimawandels. Laut der Studie sind Verbraucher mit einem ausgeprägten Bewusstsein für den Klimawandel eher dazu bereit, ihre Ernährung zu ändern. Das größte Potential hierfür sei in den Schwellenländern vorhanden. Vor allem Befragte in Brasilien, China und Indien zeigten Verständnis für den Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Klimawandel und signalisierten eine höhere Bereitschaft, ihr Verhalten anzupassen als Verbraucher in den USA oder Großbritannien. Dies sei ermutigend, da gerade diese Länder künftig die Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten bestimmen werden. „Die Studie sagt nicht aus, dass jeder nun Vegetarier werden muss, um die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen“, sagt Bailey. Doch das Schließen der Bewusstseinslücke im Bezug auf den Fleischkonsum sei eine Voraussetzung, um eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten einzuleiten und die Reduzierung der Emissionen aus der Tierhaltung müsse Bestandteil internationaler Klimastrategien werden.

Andere Nachrichten-Quellen

Blogs

Unterstützer

Unterstützer von www.weltagrarbericht.de Verlag der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Bioland biovision Brot für die Welt Brot für alle Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland Demeter Zukunftsstiftung Entwicklung in der GLS Treuhand Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Heidehof Stiftung Mission EineWelt Misereor Naturland Public Eye | Erklärung von Bern Rapunzel - Wir machen Bio aus Liebe Swiss Aid, Ihr mutiges Hilfswerk tegut W-E-G Stiftung
English versionEnglish versionDeutsche Version