Nachrichten

09.03.2015 |

EU-Umweltbericht: Böden und Biodiversität am Limit - Ökolandbau als Chance

Boden
In Gefahr: Böden in der EU (John Bennett/flickr.com)

Ein gutes Leben innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen des Planeten für alle – von diesem Leitziel ist Europa trotz eines effizienteren Umgangs mit den natürlichen Ressourcen noch meilenweit entfernt. Dies beklagt der neue Zustandsbericht der Europäischen Umweltagentur. „Europa muss sich weiterhin einer Reihe andauernder und zunehmender ökologischer Herausforderungen stellen“, deren Bewältigung „grundlegende Veränderungen in Produktions- und Konsumsystemen erfordert“, lautet das nüchterne Fazit. Ein Hauptproblem ist der rasante Verlust der biologischen Vielfalt: 60% der geschützten Arten und 77% der Habitate wird ein „ungünstiger Erhaltungszustand“ bescheinigt. Europa wird sein Ziel verfehlen, den Biodiversitätsverlust bis 2020 noch aufzuhalten. Auch um die Böden ist es schlecht bestellt: Die Intensivierung der Landnutzung bedrohe die Bodenfunktionen. Mehr als 25% des EU-Gebiets sind von Bodenerosion durch Wasser betroffen - Bodenkontamination und Versiegelung halten laut Bericht an. Die Autoren glauben nicht, dass sich „Landnutzung und -bewirtschaftung und die damit einhergehenden ökologischen und sozioökonomischen Triebkräfte“ zum Positiven wenden werden, gerade da klare, verbindliche Ziele fehlen. Beim Wasser hat sich die Qualität zwar verbessert, doch die Nährstoffbelastung der Oberflächengewässer bereitet Sorgen: „Übermäßiger Nährstoffeintrag (Stickstoff und Phosphor) in aquatische Umgebungen führt zur Eutrophierung der Gewässer. Die Folge sind Veränderungen von Artenreichtum und Artenvielfalt, aber auch Algenblüte, sauerstoffarme Totzonen und die Auswaschung von Nitrat ins Grundwasser.“ Auch in puncto Klimawandel herrscht Alarmstufe Rot, denn er wird sich verschärfen und negativ auf Arten und Ökosysteme wirken. Einige Kulturpflanzen werden schwinden, landwirtschaftliche Erträge schrumpfen und der Wasserbedarf für Bewässerung gerade in Süd- und Westeuropa steigen. Landwirtschaft und Ernährung bieten aber auch Chancen: In der Gemeinsamen Agrarpolitik sei ein „ambitionierterer und langfristigerer Ansatz vonnöten, der sich mit der Ressourceneffizienz in der Landwirtschaft hinsichtlich Produktivität, Flächenverbrauch, Kohlenstoffbindung, Wassernutzung und Abhängigkeit von Mineral-düngern und Pestiziden befasst.“ Es benötige einen Übergang zu Anbausystemen, die wenig Input erfordern: „Eine Ausweitung des Ökolandbaus würde zu einem effizienteren Nährstoffmanagement, geringerem Pestizideinsatz und verringerten Auswirkungen der Landwirtschaft auf Umwelt und Biodiversität beitragen.“ Auch wenn der Biosektor in den letzten Jahren brummte, waren 2012 nur 5,7% der landwirtschaftlichen Nutzfläche in den 28 EU-Staaten „bio“. Von Spitzenreiter Österreich bis Schlusslicht Malta schwankt der Anteil der Ökofläche zwischen den einzelnen Ländern enorm. (ab)

04.03.2015 |

Gerichtsurteil bremst Gentechnik in Ghana vorläufig aus

Kuhbohne
Bauer mit Pflanzen der Kuhbohne (Foto: IITA/flickr.com)

In Ghana hat ein Gericht das Inverkehrbringen von gentechnisch veränderten Organismen bis auf Weiteres gestoppt. Die Nichtregierungsorganisation Food Sovereignty Ghana (FSG) hatte im Februar das Nationale Komitee für Biosicherheit (NBC) und das Landwirtschaftsministerium (MoFA) aufgrund eines Verstoßes gegen das Biosicherheitsgesetz angeklagt, da diese nicht dazu berechtigt seien, über gentechnisch veränderter Organismen zu entscheiden. „Unser Fall ist ganz leicht: Laut Abschnitt 13 des Biosafety Act 831 aus dem Jahr 2011 ist nur die Nationale Behörde für Biosicherheit autorisiert, über das kommerzielle Inverkehrbringen von GVO in Ghana zu entscheiden“, argumentierte Food Sovereignty Ghana. Das erstinstanzliche Gericht entschied am Dienstag, dass diese gesetzlich vorgeschriebene Behörde jedoch nicht existiert hatte. Das gültige Biosicherheitsgesetz fordert die Einrichtung der Behörde anstelle des im Gesetz von 2007 genannten Komitees. „Wir fordern nicht nur eine einstweilige Verfügung in Bezug auf das Inverkehrbringen von Gentechnik-Reis und Kuhbohnen, sondern aller Gentechnik-Pflanzen, bis eine Nationale Behörde für Biosicherheit eingerichtet ist“, betonte FSG. Diese Behörde wurde zwar am 17. Februar, dem Tag des Prozessbeginns, aus heiterem Himmel geschaffen. Da die einstweilige Verfügung jedoch im Vorfeld beantragt wurde, untersagte der Richter die Vermarktung und Entwicklung von GVO bis zum Ende des Prozesses. Die Verhandlung wird am 2. April fortgesetzt. Momentan gibt es bereits Feldversuche mit Gentechnik-Reis und Kuhbohnen in Ghanas südlicher Provinz Ashanti: Freisetzungsversuche mit Gentechnik-Reis begannen im April 2013 in Nobewam in Ashanti, nachdem das nicht autorisierte Nationale Komitee für Biosicherheit grünes Licht gegeben hatte. Im Dezember 2014 hatte das Savannah Agricultural Research Institute (SARI) angekündigt, dass die Entwicklung von gentechnisch veränderten Bt Kuhbohnen kurz vor dem Abschluss stehe. (ab)

02.03.2015 |

Agrarökologie statt Agrarindustrie: Welternährung im Fokus der Expo 2015

Pflug2
Kleinbauer in Indien (Foto: Ranjith shenoy R/flickr.com)

Wie kann die Landwirtschaft auch im Jahr 2050 mehr als 9 Milliarden Menschen nachhaltig ernähren? Diese Debatte über die Zukunft der Welternährung beschäftigte letzte Woche die Medien in der Schweiz: Anlass ist der vom Chemieriesen Syngenta finanzierte Auftritt der Stadt Basel bei der Weltausstellung in Mailand, die unter dem Motto „Den Planeten ernähren. Energie für das Leben“ im Mai ihre Pforten öffnet. Hauptsponsor des Schweizer Gesamtauftritts ist der Lebensmittel- Multi Nestlé. Diese „unheilige Allianz“ prangerten einige NGOs und Hilfswerke am 24. Januar öffentlich an, da sie sich von einem Konzern wie Syngenta, der 70% des Umsatzes mit Pestiziden macht, keine nachhaltigen Lösungen für die künftige Landwirtschaft und Ernährung versprechen. Heute meldeten sich auch der ehemalige Ko-Vorsitzende des Weltagrarberichts und Präsident der Stiftung Biovision, Hans Herren, und weitere Persönlichkeiten mit einem Artikel gemeinsam zu Wort. Darin betonen sie die Bedeutung agrarökologischer Konzepte für die Welternährung, die auch auf der Expo in Mailand ernsthaft diskutiert werden müssen, wenn alle Menschen mit ausreichend gesunder Nahrung versorgt werden sollen. Denn die „klassische Form einer industrialisierten Landwirtschaft mit ihrem enormen Aufwand an fossiler Energie, Kunstdünger, Chemikalien, Hochertragssorten, importierten Futtermitteln und Medikamenten“ ist den Unterzeichnern zufolge kein Rezept für eine langfristig tragfähige globale Nahrungsmittelversorgung. Die weltweit 500 Millionen kleinbäuerlichen Betriebe, die den Löwenanteil der Nahrungsmittelproduktion stemmen, können sich diese teuren externen Inputs nämlich nicht leisten. Außerdem verursache dieses industrielle Agrarmodell „ausgelaugte und degradierte Böden, verseuchte Gewässer, übernutzte Grundwasservorkommen und einen dramatischen Rückgang der Sortenvielfalt.“ Die über 400 Autoren des Weltagrarberichts gelangten schon 2008 zu dem Ergebnis, dass die konventionelle Landwirtschaft mit ihrem übermäßigen Ressourcenverbrauch kein adäquater Weg zur Reduzierung von Hunger und Armut darstellt, und forderten stattdessen die „Stärkung der kleinbäuerlichen Nahrungsmittelproduktion sowie die Förderung lokal angepasster Anbaumethoden in Kombination mit einer ökologisch ausgerichteten Agrarforschung.“ Der Artikel verweist daher auf die Vielzahl an agrarökologischen Methoden, mithilfe derer Bauern ganz ohne Chemie ihre Erträge steigern und die Bodenfruchtbarkeit erhöhen konnten. „All diese Maßnahmen sind für die Ernährungssicherheit viel relevanter, als Techniken, Produkte und Knowhow, welche die Industrie in Europa entwickelte“ – und die Konzerne wie Syngenta als Lösung für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung propagieren. (ab)

26.02.2015 |

TTIP: Streit um Auswirkungen auf Entwicklungsländer und Landwirtschaft

TTIP
Es gibt ein Menschenrecht auf Nahrung, keines auf Profit (Foto: www.dieausloeser.net)

Die Entwicklung der ärmsten Länder der Welt droht durch das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA behindert zu werden – auch wenn das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) mithilfe einer Studie des Münchner ifo-Instituts Bedenken zu zerstreuen sucht. Die BMZ-initiierte Studie bekam nun ein schlechtes Zeugnis ausgestellt als „einseitige Darstellung, die die mögliche Wirkung des geplanten TTIP-Abkommens spekulativ ins Positive verdreht“. Zu dem Ergebnis gelangen Brot für die Welt, Forum Umwelt und Entwicklung sowie Greenpeace in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse. „Bei zahlreichen Themen wie Entwicklungspolitik, Nachhaltigkeit und Investitionsschutz weist die Arbeit gravierende Mängel auf“, lautet das Urteil der Organisationen. „Die Studie geht davon aus, dass Wirtschaftswachstum das Allheilmittel für die Probleme der Welt ist. Dabei wissen wir schon seit Jahrzehnten, dass die Gleichung Wachstum ist gleich Wohlstand nicht für alle aufgeht“, erklärte Sven Hilbig, Referent für Welthandel von Brot für die Welt. Das ifo hatte den Auftrag zu untersuchen, „ob und wie TTIP zum Keim eines fairen und erneuerten multilateralen Welthandelssystems werden kann.“ Die Autoren sind optimistisch, dass höhere Einkommen in der EU und den USA die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen der Drittstaaten steigern, was letzteren zugutekomme. Zwar sei auch „damit zu rechnen, dass das Abkommen Handelsströme der TTIP-Partner von den Drittstaaten weglenkt, was ihnen schadet“. Deshalb werde es unter dem Strich bei „den Entwicklungsländern Gewinner, aber auch Verlierer geben“. Dank vieler „Stellschrauben“ könne jedoch „die Gruppe der Gewinner möglichst groß werden“. Das sieht Jürgen Knirsch von Greenpeace anders: „Die ifo-Studie blendet viele entscheidende Faktoren sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung wie etwa kleinbäuerliche Strukturen komplett aus. Dieses verzerrte Bild wird der Realität im globalen Süden nicht gerecht. Zentrale Punkte wie Investor-Staat-Schiedsgerichte und deren mögliche Auswirkungen auf Entwicklungs- und Schwellenländer werden noch nicht einmal erwähnt.“ Gerade beim Agrarsektor attestiert die Analyse den ifo-Forschern einen „blinden Fleck“. Das Ranking der untersuchten Produkte folge nicht der entwicklungspolitischen Bedeutung für arme Erzeuger. Ihnen werde durch TTIP der Zugang zum EU-Markt erschwert – das Wegbrechen von Einnahmen drohe. Zudem gehe die Studie von der existierenden Exportstruktur der Länder des Südens aus und zementiere ihre Rolle als Rohstofflieferanten. Auch die Kohärenz mit anderen Politikfeldern und eine menschenrechtliche Folgeabschätzung fehlten. Die Organisationen legen dem BMZ daher nahe, eine neue und umfassendere Studie anzustoßen, die „Aufschlüsse über die langfristigen sozialen Folgen eines Freihandelsabkommens für Schwellen- und besonders Entwicklungsländer“ liefere. (ab)

25.02.2015 |

EU-Abgeordnete treten bei Agrartreibstoffen auf die Bremse

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Weniger Lebensmittel im Tank (Foto: mrobenalt/flickr.com)

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat gestern für eine Begrenzung von Agrartreibstoffen gestimmt. Die Parlamentarier wollen den Anteil herkömmlicher Biokraftstoffe aus Raps, Soja oder Mais am Treibstoffverbrauch im Verkehrssektor auf 6% deckeln. Zudem fordern sie die Einbeziehung von Treibhausgasemissionen aus indirekten Landnutzungsänderungen (ILUC) in die Berechnung der Klimabilanz von Biosprit. Diese entstehen, wenn etwa der Nahrungsmittelanbau durch Energiepflanzen auf neue Flächen verdrängt wird und Wälder in Ackerland umgewandelt werden. Mit einem Limit von 6% will das Parlament stärker auf die Bremse treten als die EU-Mitgliedsstaaten, die eine Deckelung auf 7% befürworten. Hintergrund ist das von der EU gesteckte Ziel, bis zum Jahr 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien im Transportbereich auf 10% hochzuschrauben. Oxfam International begrüßte die Einigung, die das Recht auf Nahrung über die Produktion umweltschädlicher Agrartreibstoffe stelle. „Die EU-Regierungen müssen der Abstimmung des Parlaments nun Beachtung schenken und sich auf eine niedrigere Deckelung auf Biosprit aus Nahrungspflanzen einigen“, forderte Marc-Olivier Herman, Biosprit-Experte von Oxfam. Friends of the Earth Europe betonte, die 6% kämen einer Ausweitung der Biospritproduktion gleich, da der derzeitige Anteil bei knapp 5% liege. Campaigner Robbie Blake äußerte: „Schranken für Biokraftstoffe, die in Konkurrenz zu Nahrungspflanzen stehen, sind absolut unerlässlich, aber das Abstimmungsergebnis geht nicht weit genug, um die Nutzung von Lebensmitteln in unseren Tanks komplett zu beenden.“ Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie hingegen betonte, der hierzulande produzierte Biodiesel bestehe größtenteils aus Rapsöl und altem Speisefett und warnte vor dem Verlust von Arbeitsplätzen. Der Umweltausschuss will das 10-Prozent-Ziel mit dem raschen Übergang zu Agrartreibstoffen der zweiten Generation aus Algen, Stroh oder Abfällen erreichen, die bis 2020 mindestens 1,25% am Energiemix ausmachen soll. Doch auch hier keimen Bedenken auf: „Stroh ist kein Rest, sondern unverzichtbarer Humuslieferant auf dem Acker. Ein Einsatz zur Kraftstoffherstellung würde zu einem weiteren Humusverlust unserer Böden führen“, warnte der grüne Europaabgeordnete Martin Häusling. In den nächsten Monaten muss sich nun das Parlament mit den EU-Mitgliedsstaaten einigen, der finnische Abgeordnete Nils Torvalds soll die Federführung bei den Verhandlungen übernehmen. (ab)

23.02.2015 |

Bericht: Agrarindustrie will Afrika Gentechnik-Pflanzen aufdrängen

Mais
In Südafrika wächst Gentech- Mais (Foto: Pascal Parent/flickr)

Agrarkonzerne, US-Behörden und Geldgeber wie die Gates-Stiftung versuchen afrikanischen Staaten teure und unzureichend überprüfte Gentechnik-Pflanzen aufzudrängen. Dies besagt eine neue Studie von Friends of the Earth, die der Frage nachgeht, wer tatsächlich von der Gentechnik profitiert. „Die USA, der weltweit größte Produzent von Gentechnik-Pflanzen, wollen in Afrika neue Märkte erschließen. Die Strategie der US-Regierung besteht darin, afrikanische Staaten bei der Ausarbeitung von Gesetzen zur Biosicherheit zu unterstützen, die den Interessen des Agribusiness dienen, statt die Afrikaner vor möglichen Gefahren von Gentechnik-Pflanzen zu schützen“, kritisiert Haidee Swanby vom African Centre for Biosafety, einer südafrikanischen Organisation, aus deren Feder der Bericht stammt. Monsanto und Kohorten zielen den Autoren zufolge durch Beeinflussung der Biosicherheitsgesetzgebung darauf ab, den Weg für die Zulassung ihrer Produkte in afrikanischen Staaten zu ebnen. Während etwa in Europa seit Jahren strenge Gesetze in Kraft sind, ist dies in Afrika nicht überall gegeben. Gentechnik-Pflanzen werden aktuell nur in Südafrika, Ägypten, Burkina Faso und Sudan kommerziell angebaut. Gerade bei Mais ist das umstritten, da er das Grundnahrungsmittel vieler Afrikaner ist. Der Bericht präsentiert zwei kontroverse Projekte, die mit dem angeblichen Ziel der Ernährungssicherung Gentechnik salonfähig machen sollen: die von Monsanto und BASF unterstützte Entwicklung eines „wassereffizienten Mais für Afrika“ sowie die Einführung einer Vitamin A-reichen Gentechnik- Kochbanane in Uganda – beides gefördert durch die Gates-Stiftung. Dass Gentechnik ein probates Mittel gegen Mangelernährung und Hunger ist, bezweifeln jedoch viele Organisationen der Zivilgesellschaft. Swanby nennt als Beispiel Südafrika, wo seit 16 Jahren Gentechnik-Mais, -Soja und -Baumwolle angebaut werden. Obwohl das Land sogar Mais exportiere, habe sich die Ernährungssituation in den letzten Jahren verschärft. 2008 galten 48% der Bevölkerung als ernährungssicher, Ende 2013 waren es noch 45,6%. „Die Erfahrung in Südafrika belegt, dass Gentechnik-Pflanzen nur finanzielle Vorteile für eine kleine Zahl an gut ausgestatteten Landwirten bringen. Das Gros in Afrika sind jedoch Kleinbauern, die es sich nicht leisten können, die teuren Pflanzen anzuschaffen, die Inputs wie synthetische Dünger oder Pestizide benötigen, um gut zu gedeihen“, lautet das Fazit von Swanby. Der Bericht empfiehlt Regierungen und Geldgebern daher, auf die Agrarökologie zu setzen, um die Ernährungssouveränität der Menschen zu stärken, statt weiter eine auf Gentechnik fixierte umweltschädigende Landwirtschaft zu finanzieren. „Saatgut, Land und Agrarökologie in den Händen von Kleinbauern sind die Lösung für die riesigen Herausforderungen für die Landwirtschaft, die in Afrika und anderswo bestehen, wie schon der Weltagrarbericht zeigte, an dem 400 Wissenschaftler vier Jahre gearbeitet haben“, so der Bericht. (ab)

18.02.2015 |

Verbände pochen auf ambitionierte UN-Nachhaltigkeitsziele

Planet
Ein Ziel: die Welt ernähren (Foto: Dennis Kruyt/flickr.com)

Die Bundesregierung muss sich für globale Nachhaltigkeitsziele einsetzen, die ehrgeizig und für alle Staaten weltweit verpflichtend sind. Dies fordern der Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO) und das Forum Umwelt und Entwicklung anlässlich der diese Woche in New York stattfindenden zweiten zwischenstaatlichen UN-Verhandlungsrunde. Die Sustainable Development Goals sollen die 2015 auslaufenden Millenniumentwicklungsziele ablösen und bis 2030 u.a. Hunger und Armut beseitigen. „Die Bundesregierung muss sich dafür stark machen, dass die neuen Nachhaltigkeitsziele auf den allgemeinen Menschenrechten basieren. Mit den neuen Zielen müssen die Rechte auf Nahrung, Gesundheit, soziale Sicherheit, Bildung, Sanitärversorgung sowie menschenwürdige Arbeit weltweit verwirklicht werden“, betonte VENRO-Vorstandsvorsitzender Dr. Bernd Bornhorst. Im Herbst hatte eine Offene Arbeitsgruppe (OWG) der UN einen Vorschlag mit 17 Zielen und 169 Unterzielen vorgelegt, die von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in seinem Synthesebericht im Dezember ausdrücklich begrüßt wurden. VENRO, das Forum Umwelt und Entwicklung und weitere Verbände appellieren nun an die Bundesregierung, sich in den Verhandlungen dafür stark zu machen, dass an den 17 Zielen nicht mehr gerüttelt wird. Die Bundesregierung hat im Dezember ihre Verhandlungsposition veröffentlicht. Die Verbände lobten zwar das darin verankerte Bekenntnis zu einer wirtschaftlichen Entwicklung innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen der Erde, kritisierten aber die Vernachlässigung der ökologischen Dimension von Nachhaltigkeit und das Fehlen ambitionierter, konkreter Umweltziele. „Der Schutz der natürlichen Ressourcen und der Ökosysteme ist Grundbedingung für nachhaltige Entwicklung und für die dauerhafte Überwindung von Hunger und Armut. Dazu gehören ausreichend, sauberes und universell zugängliches Wasser sowie seine nachhaltige Nutzung, gesunde Meere und nachhaltige Fischerei, der Erhalt und die Wiederherstellung von Bodenfruchtbarkeit, nachhaltige und faire Landwirtschaft, Waldschutz und nachhaltige Waldnutzung, der Erhalt und die Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemdienstleitungen sowie die Begrenzung des Klimawandels“, so die Verbände. Die UN-Generalversammlung soll die Ziele im September verabschieden. Das aktuelle Ziel 2 will den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und bessere Nahrung erreichen sowie nachhaltige Landwirtschaft fördern. Der Anteil der Menschen an der Weltbevölkerung, die in Armut leben oder an Unterernährung leiden, soll nicht nur halbiert, sondern vollständig beseitigt werden. (ab)

16.02.2015 |

Weltweite Bioanbaufläche wächst auf 43 Millionen Hektar

Laos
Biobäuerin in Laos (Foto: Asian Development Bank/flickr.com)

Rund um den Globus wurden 2013 rund 43,1 Millionen Hektar Land ökologisch bewirtschaftet – der globale Markt für Bioprodukte boomte mit einem Umsatz von 72 Milliarden US-Dollar. Dies zeigt der Bericht „The World of Organic Agriculture“, der vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und der Internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) auf der Messe BIOFACH präsentiert wurde. Ausgewertet wurden Daten zum Ökolandbau in 170 Ländern. Die Bioanbaufläche weitete sich demnach 2013 um sechs Millionen Hektar aus. „Die fortwährenden positiven Wirkungen des Biolandbaus auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft im Süden sowie im Norden bestätigen dessen Vorbildfunktion“, kommentierte IFOAM-Geschäftsführer Markus Arbenz den Aufwärtstrend. Rund 40% der Biofläche liegt in Ozeanien, gefolgt von Europa mit 11,5 Millionen Hektar (27%) und Lateinamerika mit 6,6 Millionen Hektar (15%). Australien führt das Länderranking an und verweist Argentinien und die USA auf die Plätze. Weltweit gibt es zwei Millionen Bioproduzenten, davon sollen 650.000 in Indien, 190.000 in Uganda und 170.000 in Mexiko leben. Das Marktforschungsunternehmen Organic Monitor schätzt den globalen Markt für Bioprodukte 2013 auf umgerechnet 55 Milliarden Euro. Spitzenreiter sind die USA mit 24,3 Milliarden Euro Umsatz, es folgen Deutschland und Frankreich mit 7,6 bzw. 4,4 Milliarden Euro. An vierter Stelle rangiert der chinesische Markt, der erstmals im Bericht auftaucht. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) veröffentlichte letzte Woche die neusten Zahlen zum Ökolandbau in Deutschland: Die Fläche wuchs 2014 um 2,9% auf 1.089.000 Hektar an, hinkt jedoch der Nachfrage nach Bioprodukten stark hinterher. „Den aktuell positiven Trend muss die Politik durch kluge Rahmensetzung verstärken und darf ihn nicht durch falsche Maßnahmen abwürgen“, fordert BÖLW-Vorsitzender Felix Prinz zu Löwenstein. In allen Politikbereichen müsse dafür gesorgt werden, dass für eine ökologische, die Chancen künftiger Generationen wahrende Ernährungswirtschaft bessere Bedingungen geschaffen werden als für eine Produktion, die zwar scheinbar billige Lebensmittel herstellt, den Großteil ihrer Kosten aber der Allgemeinheit überlasse. (ab)

12.02.2015 |

Deutsche Fleischproduktion erreicht 2014 neue Rekordmarke

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Geflügelfleisch boomt (Foto: Uschi Dreiucker/pixelio.de)

Im Jahr 2014 wurde in Deutschland so viel Fleisch produziert wie noch nie zuvor. Mit 8,2 Millionen Tonnen Fleisch stellten die gewerblichen Schlachtunternehmen einen Rekordwert auf, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Die erzeugte Fleischmenge stieg um 1,3 % oder 102.800 Tonnen gegenüber 2013. Zuwächse gab es vor allem im Geflügelsektor, der gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 4,8 % verbuchte: 1,5 Millionen Tonnen Geflügelfleisch wurden in Deutschland hergestellt und 728 Millionen Tiere geschlachtet. Damit hat sich die Geflügelproduktion in den letzten 20 Jahren fast verdreifacht. Aber auch bei Rind und Schwein nahm die Produktion zu: Mit 3,6 Millionen geschlachteten Rinder wurden 1,9 % mehr Tiere getötet als noch 2013. Die Anzahl der geschlachteten Schweine stieg leicht an auf 58,7 Millionen. Der Deutsche Tierschutzbund bezeichnete die Zuwächse als „fatale Entwicklung“, da der Fleischkonsum in Deutschland selbst leicht rückläufig sei und daher immer mehr Fleisch exportiert werde. „Den Export-Wettkampf bei Fleisch können wir auf Dauer nur verlieren. Der Kampf über die Exportmasse geht zu Lasten der Landwirte und damit auch zu Lasten der Tiere in den Ställen“, kommentierte Thomas Schröder, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Dem letzten Geschäftsbericht des Deutschen Fleischer-Verbands zufolge wurde hierzulande zuletzt ein Fünftel mehr Fleisch produziert als verbraucht. Der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch lag bei 118 %, bei Rind- und Geflügelfleisch waren es 109 %. Der Fleischverbrauch betrug in Deutschland 2013 statistisch gesehen 88,1 Kilogramm pro Kopf, die tatsächlich konsumierte Fleischmenge lag bei 60,4 Kilogramm Fleisch und sank leicht ab von 60,8 Kilo im Vorjahr. Dieser Abwärtstrend scheint anzuhalten: Für die ersten drei Quartale 2014 hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland einen Rückgang des Fleischkonsums um 1,3 % oder ein Kilogramm gegenüber dem Vorjahreszeitraum berechnet. (ab)

09.02.2015 |

Studie: Mehr Bioprodukte im Einkaufskorb - weniger Pestizide im Körper

Bio
Bio essen statt Pestizide (Foto: Michael Coghlan/flickr)

Wer regelmäßig Biolebensmittel isst, belastet den Körper mit weniger Pestiziden als Menschen, die meist konventionell angebaute Produkte verzehren, zeigt eine neue Studie im Fachmagazin Environmental Health Perspectives. Den Forschern gelang es erstmals anhand der Ernährungsgewohnheiten von Testpersonen, zuverlässig deren Pestizidbelastung vorauszusagen. Dazu analysierten sie Angaben zum Essverhalten von fast 4.500 US-Bürgern aus sechs Städten, um die Belastung mit Organophosphaten zu bestimmen. Diese werden in der konventionellen Landwirtschaft als Insektizide gegen Schädlinge eingesetzt. Die Wissenschaftler untersuchten, welches Obst und Gemüse die Testpersonen in welchen Mengen konsumierten und verknüpfte dies mit Daten des US-Landwirtschaftsministeriums zur durchschnittlichen Pestizidbelastung dieser Lebensmittel. Ihre Prognosen verglichen die Autoren dann mit der Metabolitkonzentration in Urinproben von Testgruppen, die in der Regel ähnliche Mengen der gleichen Obst- und Gemüsesorten verzehrten. Das Ergebnis: Die Menschen, die sich ‚oft oder immer' mit Bioprodukten ernährten, wiesen deutlich geringere Rückstände an Organophosphat-Pestiziden im Urin auf als jene, die ‚kaum oder nie‘ Bio aßen. „Für die meisten US-Amerikaner ist die Ernährung die Hauptquelle für die Organophosphat-Belastung. Die Studie legt nahe, dass wir was Pestizidrückstände im Körper angeht einen messbaren Unterschied erreichen können, wenn wir bei den Lebensmitteln, die am stärksten mit Pestiziden belastet sind, zur ökologisch angebauten Alternative greifen“, sagte die Hauptautorin der Studie, Cynthia Curl von der Boise State University. Zu konventionellen Produkten, die häufig mit Organophosphaten behandelt sind, zählen Äpfel, Nektarinen, Pfirsiche, Sellerie und Spinat. Die Stoffe werden mit einer Reihe negativer Gesundheitsauswirkungen in Verbindung gebracht, vor allem bei Landarbeitern, die ihnen direkt ausgesetzt sind. „Der nächste Schritt ist nun, diese Prognosen zur Belastung zu nutzen, um den Zusammenhang zwischen dem Verzehr pestizidbelasteter Produkte und den Gesundheitsfolgen zu untersuchen, einschließlich der neurologischen und kognitiven Beeinträchtigungen “, so Curl. (ab)

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