Wasser

Das Wasser wird knapp! Was bedeutet das eigentlich? Schließlich verliert unser Planet keinen Tropfen H2O. 110.000 Kubikkilometer Regen fallen jährlich auf die Erde. Wasser ist zwar eine begrenzte Ressource, aber keine, die wir verbrauchen, solange wir sie nicht dauerhaft unbrauchbar machen. Es kommt allerdings darauf an, unsere Nutzung in den natürlichen Wasserkreislauf zu integrieren und die jeweils regional verfügbaren Wassermengen angemessen, effektiv, schonend und gerecht zu nutzen.Erstens leben bereits mehr als eine Milliarde Menschen in Wassereinzugsgebieten mit physischer Wasserknappheit. Wasserverfügbarkeit ist hier ein wesentliches Hemmnis für die Landwirtschaft. (...) Mehr und mehr Gebiete werden mit sai- sonalem oder permanentem Wassermangel konfrontiert sein. Zweitens wird sich die Konkurrenz unterschiedlicher Sektoren intensivieren. (...) In den meisten Ländern hat die städtische Wasserversorgung per Gesetz oder de facto Vorrang vor der Landwirtschaft. Ihr wird deshalb weniger Wasser zur Verfügung stehen; besonders in der Nähe der großen Städte wasserarmer Regionen wie dem Mittleren Osten, Nordafrika, Zentralasien, Indien, Pakistan, Mexiko und dem Norden Chinas. Wasser für Energie, d.h. für Wasserkraft und Biokraftstoffe, wird zusätzlichen Druck auf die Wasserressourcen erzeugen. Drittens zeigen sich an immer mehr Orten Anzeichen schwerer Umweltschäden durch Wasserknappheit, überhöhte Entnahme und Wasserverschmutzung – oftmals mit gravierenden Folgen für die Armen, deren Lebensunterhalt von diesen Ökosystemen abhängt.” (Global, S. 341) Trotz deutlicher Fortschritte auf diesem Gebiet haben Millionen von Menschen immer noch keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Millionen Frauen und Kinder gehen täglich lange, oft gefährliche Wege, um Wasser nach Hause zu schleppen.

Grünes und blaues Wasser

Bei Süßwasser denken die meisten von uns an Flüsse, Seen, Grundwasser, Eis und Gletscher, das sogenannte „blaue Wasser”. Der größte Teil des Regens, der über der Landoberfläche unseres Planeten niedergeht, verdunstet jedoch entweder direkt (unproduktive Evaporation) oder nach seiner Nutzung durch Pflanzen (produktive Transpiration). Dieses „grüne Wasser” macht je nach Weltregion und Walddichte 55 bis 80% des insgesamt verfügbaren Süßwassers aus. Mehr vom diesem „grünen Wasser” im Boden, in Pflanzen oder als „blaues Wasser” zu speichern, ist die größte Chance und Herausforde- rung künftiger Wasserbewirtschaftung.„In vielen wasserarmen Gebieten ist der gegenwärtige Wasserverbrauch pro Kopf nicht nachhaltig. Zwar ist weltweit genügend Wasser vorhanden, um Lebensmittel für eine wachsende und anspruchsvollere Bevölkerung zu produzieren. Doch eine Fortführung heutiger Wasserbewirtschaftungsformen wird in vielen Regionen der Erde zu akuten Wasserkrisen führen.” (Global, S. 279)

Konkurrenz um eine künstlich verknappte Ressource

Die Landwirtschaft ist mit Abstand der wichtigste Verbraucher des verfügbaren Süßwassers. 70% der Entnahme des „blauen Wassers” aus Wasserläufen und Grundwasser gehen auf ihr Konto, dreimal mehr als noch vor 50 Jahren. Bis 2050 soll der Bedarf der Landwirtschaft um weitere 19% wachsen. Der wichtigste Faktor ist dabei die Bewässerung. Gut 40% aller Lebensmittel werden weltweit auf künstlich bewässerten Flächen angebaut. Vor allem in den dicht besiedelten Regionen Südostasiens waren gewaltige Investitionen in zusätzliche Bewässerungsanlagen in den 60er bis 80er Jahren der wichtigste Faktor zur Steigerung der Erträge. Wie und wo eine weitere Aus- weitung der Bewässerung und zusätzliche Entnahmen aus Flüssen und Grundwasser in Zukunft möglich und sinnvoll sind, ist einerseits umstritten. Denn zuneh- mend konkurriert die Landwirtschaft mit den Wasser- anforderungen der restlichen Umwelt und droht so, Ökosysteme buchstäblich auszutrocknen. Anderer- seits wird der Klimawandel in den nächsten Jahren enorme, nur teils vorhersehbare Veränderungen der Verfügbarkeit von Wasser mit sich bringen. >>mehr

Fakten & Zahlen

2,1 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem, durchgängig verfügbarem Trinkwasser. 844 Millionen haben nicht einmal eine elementare Trinkwasserversorgung, einschließlich der 159 Millionen, die unbehandeltes Wasser von Oberflächengewässern trinken müssen. Von den 4,5 Milliarden Menschen ohne sichere Sanitärversorgung mangelt es 2,3 Milliarden an elementaren Einrichtungen. 600 Millionen teilen eine Toilette oder Latrine mit anderen Haushalten und 892 Millionen Menschen – vor allem in ländlichen Gebieten – müssen ihre Notdurft im Freien verrichten.

Durch verschmutztes Wasser können Krankheiten wie Durchfall, Cholera, Typhus und Polio übertragen werden. Verschmutztes Trinkwasser verursacht Schätzungen zufolge jedes Jahr mehr als 502.000 Todesfälle aufgrund von Durchfallerkrankungen.

69% des weltweit verfügbaren Süßwassers werden heute in der Landwirtschaft verbraucht. Auf die Industrie entfallen 19% während lediglich 12% der Wasserentnahme auf das Konto der Haushalte und Gemeinden gehen.

In Deutschland sind 48% der natürlichen und naturna­hen Ökosysteme an Land von Eutrophierung betroffen, 8% von Versauerung. Auch Nord-und Ostsee sind stark eutrophiert. 26% aller Grundwasser-körper befinden sich wegen hoher Nitratgehalte in schlechtem che­mischen Zustand. Mancherorts kann der Trinkwassergrenzwert für Nitrat nur durch aufwändige Maßnahmen eingehalten werden.

Laut einer Studie der Universität Göttingen verdunstet auf intensiv gedüngtem Grünland bis zu 15% mehr Regenwasser als auf ungedüngten Flächen. Gleichzeitig ist die Wassermenge, die im Boden versickert und neue Grundwasservorräte bildet, bis zu 50% geringer. In den letzten 50 Jahren wurden über 70% der Grünlandflächen in Mitteleuropa auf intensive Bewirtschaftung umgestellt.

Weltweit stammen etwa 40% aller Lebensmittel von bewässerten Flächen. Bewässerung kommt auf 20% der Anbauflächen bzw. 300 Millionen Hektar weltweit zum Einsatz. Fast die Hälfte dieser Fläche liegen in Pakistan, China und Indien, wo je 80%, 35% und 34% der Ackerflächen bewässert sind.

Die weltweite Verwendung von Wasser in der Landwirtschaft wird bis 2050 um 19% zunehmen.

Laut OECD-Umweltausblick wird der globale Wasserverbrauch bis 2050 um 55% steigen durch Mehr- bedarf im verarbeitenden Gewerbe (+400%), der thermischen Stromerzeugung (+140%) und in Privat-haushalten (+130%). Dieser Bedarf wird mit der Wassernutzung der Landwirte konkurrieren. 2,3 Milliarden Menschen mehr als heute werden in Gebieten mit extremer Wasserknappheit leben.

Im Jahr 2025 werden Schätzungen zufolge 1,8 Milliarden Menschen in Regionen leben, die aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum, einer ineffizienten Nutzung der verfügbaren Ressourcen oder mangelnder Investitionen und Missmanagement von großer Wasserknappheit betroffen sind.

Viele bezweifeln diese Zahlen und die Nachricht, das Millenniums-Entwicklungsziel 7C sei bereits erreicht angesichts unzureichender Investitionen in den Wassersektor und wachsender Slums.

Der Wasser-Fußabdruck Deutschlands beträgt 159,5 Milliarden m³ Wasser pro Jahr – jeder Bürger verbraucht am Tag 5.288 Liter Wasser. Für die Hälfte der konsumierten Produkte wird das Wasser im Ausland verbraucht, vor allem in Brasilien, der Elfenbeinküste, in Frankreich und den USA. Das meiste virtuelle Wasser importiert Deutschland in Kaffee, Kakao, Ölsaat, Baumwolle und Sojabohnen.

2010 betrug der Wassereinsatz für die Baumwollkleidung der Deutschen 6,4 Milliarden m³- mehr als doppelt so viel wie Privathaushalte zum Waschen, Kochen und Baden verbrauchten. In Lieferländern wie der Türkei oder Usbekistan, die das Wasser zum Anbau von Rohbaumwolle vor allem aus Flüssen oder dem Grundwasser entnehmen, führt dies zu starken Umweltbelastungen.

37% der Pestizide, 50% der Antibiotika-Rückstände und ein Drittel der Stickstoff- und Phosphorreste im Frischwasser stammen aus Vieh- und industrieller Landwirtschaft.

Grundlagen

Bewegung

Literatur

Videos: Wasser

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Spot: Warum ist Wasser wichtig für Ernährungssicherheit?

Grafiken

  • UNEP Access to safe waterUNEP Access to safe water
  • UNEP Irrigated cropland by regionUNEP Irrigated cropland by region
  • UNEP Water for food production 1960-2050UNEP Water for food production 1960-2050
  • UNEP Water scarcity indexUNEP Water scarcity index
  • Climate change and water scarcityClimate change and water scarcity
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