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13.06.2018 |

ILO prangert gefährliche Kinderarbeit in der Landwirtschaft an

Arbeit
Kinderarbeit in der Landwirtschaft ist vielerorts keine Seltenheit (Foto: CC0)

Der Kampf gegen die Kinderarbeit gerät ins Stocken: Millionen Kinder weltweit arbeiten immer noch unter gefährlichen Bedingungen, gerade in der Landwirtschaft, doch die Zahl der jüngsten Kinderarbeiter nimmt sogar weiter zu. Das geht aus einem neuen Bericht hervor, den die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit am 12. Juni veröffentlichte. Rund um den Globus verrichten immer noch 152 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 17 Jahren Kinderarbeit – rund die Hälfte von ihnen bzw. 72,5 Millionen Kinder arbeiten unter gefährlichen Bedingungen. Sie schuften in Minen, Fabriken, in Privathaushalten oder auf dem Acker. Dabei sind sie häufig Pestiziden oder anderen giftigen Substanzen ausgesetzt, tragen schwere Lasten und arbeiten viele Stunden, während die Bildung auf der Strecke bleibt. An den psychischen und physischen Folgen der Kinderarbeit leiden sie oft ein ganzes Leben lang. „Wir müssen dringend handeln, damit kein Kind unter 18 Jahren gefährliche Kinderarbeit verrichten muss, da Kinder viel anfälliger für Risiken sind als Erwachsene“, teilte ILO-Generaldirektor Guy Ryder mit.

Doch die Bilanz der letzten Jahre fällt gemischt aus: Zwar ist die Gesamtzahl der Kinder, die gefährliche Arbeiten erledigen, zwischen 2012 und 2016 von 85,3 auf 72,5 Millionen gesunken und der prozentuale Anteil verringerte sich von 5,4% auf 4,6%. Doch der Fortschritt beschränkte sich vor allem auf die Altersgruppe der 15- bis 17-Jährigen mit einem Minus von 2,5%. Die Zahl der Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren, die gefährliche Kinderarbeit verrichten, stieg von 18,5 auf 19 Millionen im Jahr 2016. Das ist fatal, da diese Phase besonders wichtig für das Wachstum und die Entwicklung ist, betont die ILO. In der Landwirtschaft bleibt gefährliche Kinderarbeit besonders stark verbreitet: 62% spielt sich in diesem Sektor ab. In der Landwirtschaft ist vor allem der Anteil der jüngsten Kinder besonders hoch: 34,8% der gefährlichen Kinderarbeit wird von Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren erledigt – im Industrie- und Dienstleistungssektor ist diese Altersgruppe mit etwa 12% weniger vertreten. Der größte Anteil der Kinderarbeit in der Landwirtschaft entfällt auf Afrika mit 80,7%.

Der ILO-Bericht widmet sich den Folgen der Kinderarbeit in der Landwirtschaft. Gerade Pestizide stellen eine große Gesundheitsgefahr für die jungen Feldarbeiter dar. Die Organisation zitiert eine dreijährige epidemiologische Studie unter 297 Jugendlichen in Ägypten, die Organophosphor- und Pyrethroid-Pestizide ausbrachten. Die Wissenschaftler stellten eine verringerte Lungenfunktion, neurologische Verhaltensstörungen, vermehrtes Auftreten von Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Veränderungen des neurologisches Verhaltens fest. Einige Veränderungen hielten über Monate hinweg an, obwohl die Kinder den Pestiziden nicht mehr ausgesetzt waren und durch die Präsenz der Gifte in der Umwelt litten auch Kinder, die selbst keine Pestizide ausgebracht hatten. Eine Auswertung aktueller Daten aus Äthiopien, dem Niger, Nigeria und Tansania zeigt laut ILO zudem, dass Kinder in der Landwirtschaft ebenso hart arbeiten und gefährliche Tätigkeiten ausführen wie Erwachsene. Die Risiken sind für sie jedoch größer als für Erwachsene. Zwar gelinge es vielen Kinder, die Schulbildung mit der Arbeit in der Landwirtschaft unter einen Hut zu bekommen, doch die Anwesenheit in der Schule und die Leistung der zehnjährigen Jungen und Mädchen seien wahrnehmbar zurückgegangen. Dass viele Familienbetriebe stark auf unbezahlte Kinderarbeit angewiesen sind, sei eine der großen Herausforderungen, betont die ILO.

Das ILO-Übereinkommen 138 zum Mindestalter und 182 zur Abschaffung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit hat festgelegt, dass kein Kind unter 18 Jahren gefährliche Arbeiten verrichten darf. Die UN-Staaten bekannten sich in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zur Abschaffung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit, einschließlich gefährlicher Arbeit. UN-Nachhaltigkeitsziel 8 sieht in Unterziel 8.7 ein Ende aller Formen von Kinderarbeit bis 2025 vor. Doch wenn sich die aktuelle Tendenz fortsetzt, werden im Jahr 2025 immer noch 52 Millionen Kinder gefährliche Arbeiten verrichten. „Wenn wir dieses feierliche Versprechen an die Kinder der Welt halten wollen, müssen wir dringend die Ursachen für Kinderarbeit beseitigen. Dies trifft vor allem auf die Landwirtschaft zu, wo Kinder häufig bereits im Alter von sechs bis acht Jahren arbeiten“, verkündete die ILO. (ab)

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