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09.05.2018 |

Nitrat im Grundwasser: Deutschland ist EU-Spitzenreiter nach Malta

Gülle
Zu viel Gülle auf dem Acker ist nicht gut fürs Grundwasser (Foto: CC0)

Deutschlands Grundwasser ist durch Überdüngung in der intensiven Landwirtschaft zu stark mit Nitrat belastet. Ein am 4. Mai veröffentlichter Bericht der EU-Kommission zeigt nun, dass die Bundesrepublik EU-weit trauriger Spitzenreiter bei der Grundwasserbelastung ist – nur in Malta werden Nitrat-Grenzwerte noch öfter überschritten als hierzulande. Zunächst wartet der Bericht zur Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie jedoch mit einer guten Nachricht auf: In den letzten zwei Jahrzehnten sei es EU-weit gelungen, die Wasserbelastung mit Nitrat sowohl in Oberflächengewässern als auch im Grundwasser zu verringern und die Eutrophierung habe abgenommen. Im Berichtszeitraum 2012-2015 wurde in der EU an 13,2% aller Grundwasser-Messstellen der kritische Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter Wasser überschritten und 5,7% der Messstellen standen mit einem Wert zwischen 40 und 50 Milligramm kurz davor. „Das ist eine leichte Verbesserung gegenüber dem vorigen Berichtszeitraum, in dem 14,4% aller Stationen über 50 mg/l und 5,9% zwischen 40 und 50 mg/l erreichten“, schreiben die Autoren. „Sauberes Wasser ist für gesunde Ökosysteme und die Lebensqualität der Bürger unverzichtbar. Es freut mich zu sehen, dass die EU-Regelungen zur Senkung der Nitratbelastung im Wasser greifen“, sagte EU-Umweltkommissar Karmenu Vella.

Allerdings sieht die Lage nicht ganz so rosig aus: Im Vergleich zum Zeitraum 2008-2011 blieb die Nitratbelastung zwar an 42% der Grundwasser-Messstationen in der EU stabil und nahm an 32% der Stationen gar ab, doch an 26% der Stationen verschlechterten sich die Nitratwerte. Der Kommission bereiten vor allem die großen Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten Sorge, wenn auch die Vergleichbarkeit nur eingeschränkt gegeben ist. Während in Ländern wie Irland, Finnland und Schweden fast keine Grundwasser-Messstelle den Grenzwert von 50 mg/l überschritt, lagen in Malta 71% aller Messstellen über dem Wert. In Deutschland waren es 28% und in Spanien 21,5%. Bei der Süßwasserqualität vermeldet die Kommission ebenfalls eine leichte Verbesserung, da nur noch 1,8% der Messstellen an Oberflächengewässern die 50-Milligramm-Marke überschritten und 2% zwischen 40 und 50 mg/l lagen, während im Zeitraum 2008-2011 noch 2,5% über 50 mg/l und 2,5% zwischen 40 und 50 mg/l lagen. Am schlechtesten schnitten Malta, Belgien und das Vereinigte Königreich, da sie den größten Anteil an Messstellen aufwiesen, die den kritischen Grenzwert überschritten.

„Die Wasserverunreinigung durch Nitrat verursacht weiterhin Probleme in vielen Mitgliedsstaaten. Diese müssen ihre Anstrengungen verstärken, um die Gewässer in der EU in einen guten Zustand zu versetzen“, schreiben die Autoren. „Der Druck auf die Wasserqualität durch die Landwirtschaft nimmt in einigen Gebieten weiter zu, da einige landwirtschaftliche Praktiken stark auf Dünger angewiesen sind, die zu einer Verschlechterung der Wasserqualität vor Ort führen. Die im Bericht beobachteten Trends können daher Einfluss habe auf die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser und die Kosten, die die öffentliche Hand tragen muss, um verschmutztes Wasser zu reinigen.“ Auch Karmenu Vella pocht auf mehr Einsatz, um eine nachhaltigere Landwirtschaft in der EU zu erreichen: „Landwirte sollten immer nach Wegen suchen, um den Nährstoffkreislauf nachhaltiger zu gestalten. Das wird die öffentlichen Kosten für die Wasseraufbereitung reduzieren, Wasser sicher für den Konsum machen und liegt auch im langfristigen Interesse der Landwirte selbst“, betont der Kommissar.

Der EU-Bericht benennt auch die Massentierhaltung als Problem: „Eine lokale Konzentration großer Tierbestände stellt ein hohes Risiko für die Umwelt dar, wenn sich die Gülleproduktion nicht mehr im Gleichgewicht mit der Verfügbarkeit von Landflächen und den Bedürfnissen der Pflanzen befindet. Dieses Ungleichgewicht schafft einen Nährstoffüberschuss, von dem ein großer Teil früher oder später ins Wasser oder in die Luft abgegeben wird – wenn die Region ihn nicht exportiert, was teilweise zu zusätzlichem Druck in den Empfängerregionen führen kann.“ In der EU nahmen zwar die Tierbestände von 2010 bis 2013 um 2,9% ab auf 0,73 Großvieheinheiten pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche, doch auch hier gibt es EU-weit Unterschiede. Deutschland gehört mit +3,5% zu den Ländern, in denen der Wert zunahm, während es in Dänemark einen Rückgang um 14,4% gab. (ab)

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