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08.05.2018 |

FAO: Bodenverschmutzung gefährdet unsere Ernährung und Gesundheit

Biden
Böden: verschmutzt und bedroht (Foto: CC0)

Bodenverschmutzung stellt eine ernsthafte Gefahr für die Agrarproduktion, die Lebensmittelsicherheit und die menschliche Gesundheit dar – und um viele Böden weltweit ist es äußert schlecht bestellt, warnt die Welternährungsorganisation FAO in einem am 2. Mai veröffentlichten Bericht. Die Industrialisierung, Kriege, der Bergbau und die Intensivierung der Landwirtschaft setzen Böden rund um den Globus ordentlich zu und aufgrund des stetigen Wachsens der Städte werden Böden immer häufiger als Müllkippe für großen Mengen an städtischem Abfall missbraucht. „Bodenverschmutzung betrifft die Lebensmittel, die wir essen, das Wasser, das wir trinken, die Luft, die wir atmen, und die Gesundheit unserer Ökosysteme“, sagt die stellvertretende FAO-Generaldirektorin Maria Helena Semedo in einer Pressemitteilung. Die Autoren des Berichts „Soil Pollution: A Hidden Reality“ betonen, dass bisher nur wenig über das wahre Ausmaß der Bodenverschmutzung bekannt ist. Ihre Auswertung der wissenschaftlichen Fachliteratur zum Thema ergab, dass sich bisherige Studien vor allem auf Industrieländer beschränken und daher eine gehörige Wissenslücke besteht. Doch das, was bereits über die Dimensionen des Problems ans Licht gekommen ist, biete allein schon ausreichend Anlass zur Sorge.

Der Bericht liefert Fakten und Zahlen zum Zustand der Böden: In Australien sind Schätzungen zufolge etwa 80.000 Orte von Bodenverschmutzung betroffen. In China gelten 16% aller Böden und 19% der Ackerböden als verseucht. Zudem gibt es im Europäischen Wirtschaftsraum und dem Westbalkan etwa 3 Millionen potenziell verunreinigte Standorte. Auf einer US-amerikanischen Liste stehen 1.300 Verunreinigungs-Hotspots. Schuld ist meist der Mensch: „Die anthropogenen Hauptursachen der Bodenverschmutzung sind Chemikalien, die in der Industrie genutzt werden oder als Nebenprodukte anfallen; in Haushalten, der Tierhaltung oder in Städten erzeugte Abfälle (einschließlich Abwässer); Agrarchemikalien und erdölbasierte Produkte“, besagt der Bericht. „Diese Chemikalien werden versehentlich in die Umwelt abgegeben, z.B. durch Ölunfälle oder Versickerung auf Mülldeponien, oder absichtlich, wie durch die Nutzung von Düngern und Pestiziden, Bewässerung mit unbehandeltem Abwasser oder das Ausbringen von Klärschlamm auf Landflächen.“

Bei den landwirtschaftlichen Verunreinigungsquellen tragen vor allem die übermäßige Ausbringung von Kunstdüngern oder Gülle bzw. die ineffiziente Nutzung der Hauptnährstoffe in Düngern – Stickstoff und Phosphor – zur Bodenbelastung bei. „Überdüngung kann zu Bodenversalzung, zu Anreicherung mit Schwermetallen, Eutrophierung von Gewässern und Nitratanreicherung führen.“ Aber auch tierischer Dünger kann, obwohl er ansonsten von großem Nutzen für die Landwirtschaft ist, hohe Mengen Schwermetalle, Krankheitserreger und Antibiotika-Rückstände enthalten, was die Verbreitung antibiotikarestistenter Bakterien im Boden fördert. Die Düngerproduktion in der Tierhaltung hat sich von 1961 bis 2016 weltweit um 66% erhöht von 73 auf 124 Millionen Tonnen Stickstoff. Dabei stieg die auf Ackerböden ausgebrachte Düngermenge von 18 auf 28 Millionen Tonnen Stickstoff, während der Stickstoffeintrag durch Dünger auf Weiden von 48 auf 86 Millionen Tonnen anwuchs.

Ein anderes Problem ist der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft. Laut FAO hat sich dieser in einigen Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen im letzten Jahrzehnt stark erhöht. In Bangladesch vervierfachte sich der Verbrauch etwa, während er sich in Ruanda und Äthiopien versechsfachte und im Sudan gar verzehnfachte. „Problematisch ist, wenn Pestizide unsachgemäß angewandt werden: Wenn mehr als nötig eingesetzt wird und Praktiken genutzt werden, die zu Abdrift in die Umwelt beitragen, wie ungeeignete Ausbringungsgeräte oder das Sprühen aus Flugzeugen. Die Belastung der Böden hat gravierende Folgen: Sie wirkt sich auf die Ernährungssicherheit aus, das sie den Stoffwechsel der Pflanze und damit die Erträge beeinträchtigt und führt dazu, dass der Verzehr von Nutzpflanzen nicht mehr sicher für Mensch und Tier ist. Schadstoffe schaden zudem Mikroorganismen und größeren Bodenlebewesen und damit auch der Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit.

„Böden haben ein begrenztes Potenzial, mit Verunreinigungen fertig zu werden: Die Vermeidung der Bodenverschmutzung sollte daher eine Top-Priorität weltweit sein“, fordert Maria Helena Semedo. Die FAO empfiehlt Regierungen, auf nationaler Ebene Regelungen umzusetzen, die die Anreicherung von Schadstoffen über festgelegte Grenzwerte hinaus begrenzen, um die menschliche Gesundheit, eine intakte Umwelt und sichere Lebensmittel zu garantieren. Regierungen sollten zudem Maßnahmen zur Sanierung verschmutzter Böden ergreifen. Laut den Autoren ist es essenziell, der Verschmutzung durch die Landwirtschaft mit nachhaltigen Praktiken des Bodenmanagements entgegenzuwirken. (ab)

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