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13.02.2018 |

Frankreich: Agrarökologie statt „Neue Allianz für Ernährungssicherung“

Bauer
Mehr Förderung für Kleinbauern statt Konzerne (Foto: CC0)

Frankreich steigt aus der umstrittenen „Neuen Allianz für Ernährungssicherung“ der G7 aus. Das verkündete die Regierung am 8. Februar auf dem Treffen des interministeriellen Ausschusses für Entwicklungshilfe (Cicid). Stattdessen will Frankreich über andere Programme agrarökologische Methoden und die kleinbäuerliche Landwirtschaft fördern. Die 2012 ins Leben gerufene „Neue Allianz für Ernährungssicherung“ wird seit ihrer Gründung scharf von Entwicklungsorganisationen kritisiert, da sie unter dem Deckmantel der Hunger- und Armutsbekämpfung den Profitinteressen der internationalen Agrar- und Lebensmittelindustrie diene. Unterstützt wird die Initiative, die Projekte in zehn afrikanischen Ländern durchführt und bis 2022 insgesamt 50 Millionen Menschen in Sub-Sahara-Afrika aus der Armut befreien will, neben den G7-Staaten und weiteren Geberländern vor allem von großen Agrarkonzernen wie Cargill, Monsanto oder Louis Dreyfus. „Frankreich wird seine Unterstützung für eine integrierte ländliche Entwicklung und für landwirtschaftliche Familienbetriebe, vor allem in Afrika und insbesondere in der Sahelzone, durch eine Intensivierung der Agrarökologie, die Verbesserung der Ernährungslage der Bevölkerung sowie territoriale und sektorale Ansätze verstärken“, heißt es im Ergebnispapier des Cicid-Treffens.

Frankreich begründete den Schritt damit, dass eine Folgenabschätzung der Maßnahmen in Burkina Faso gemischte Resultate hervorgebracht habe. Die unabhängige Bewertung des Zentrums für internationale Zusammenarbeit in der Agrarforschung für Drittländer (CIRAD) fällt in der Tat wenig schmeichelhaft aus: „Die Neue Allianz in Burkina Faso ist die Geschichte einer politischen Initiative, die bei einigen Akteuren viele Hoffnungen und Enttäuschungen und bei anderen Kritik und Ängste hervorgerufen hat. Seitdem sie auf höchster politischer Ebene gestartet wurde, ging ihr schnell die Luft aus“, zitiert Le Monde aus dem Bericht. Die Studie konzentriert sich besonders auf das Bagré-Projekt, 200 km südöstlich von Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou. „Die Maßnahmen, die ergriffen wurden, um Land für potenzielle Investoren frei zu machen, haben die Ernährungssicherheit und den Lebensmittelkonsum grundlegend verändert“, so die Studie. Künstliche Bewässerung soll dort im großen Stil eingeführt werden. Die Kleinbauern, die ihre Grundnahrungsmittel im Regenfeldbau anbauen, drohen leer auszugehen. „Die Situation der Familienbetriebe ist heute sehr angespannt im Vergleich zu den Bedingungen, die Agrarkonzernen angeboten werden, was zu einem starken Gefühl der Ungerechtigkeit führt“, schreiben die CIRAD-Experten. „Die Herangehensweise dieser Initiative ist zu ideologisch und es besteht ein echtes Risiko der Landnahme auf Kosten von Kleinbauern“, zitiert die Tageszeitung Le Monde einen mit dem Vorgang vertrauten Beamten des Außenministeriums.

Deutsche Entwicklungsorganisationen begrüßten den Schritt und appellierten an die amtierende Bundesregierung, dem Beispiel des Nachbarlandes zu folgen. „Die Neue Allianz der G7 ging seit ihrem Start an den Bedürfnissen der Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in den Mitgliedsländern vorbei“, sagte Jan Urhahn von INKOTA in einer Pressemitteilung des Forum Umwelt und Entwicklung, in dem zahlreiche deutsche NGOs vertreten sind. Die Programme seien in enger Abstimmung mit Konzernen und privaten Stiftungen, aber unter weitgehendem Ausschluss von betroffenen Kleinbauern und Kleinbäuerinnen sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren entwickelt worden. „Der Hunger wird bis 2030 nur beendet werden können, wenn die Kontrolle der Konzerne über Land, Wasser und Saatgut zugunsten der kleinbäuerlichen Landwirtschaft zurückgedrängt wird.“, fügte Stig Tanzmann vom Hilfswerk Brot für die Welt hinzu. Doch das deutsche Entwicklungshilfeministerium hatte erst 2017 zugesagt, die Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA) mit 10 Millionen Euro zu fördern. „Der Name ist bei AGRA Programm und steht für eine Landwirtschaft von gestern“, kritisiert Jürgen Maier vom Forum Umwelt und Entwicklung. AGRA setze stark auf die Ausweitung von Mineraldünger statt organischer Düngung und im Saatgutbereich würden bestehende bäuerliche Saatgutsysteme ignoriert. Die Organisationen rufen die Bundesregierung daher dazu auf, den Forderungen von Kleinbauern nach Ernährungssouveränität, der Verwirklichung des Menschenrechts auf Nahrung und einer umwelt- und klimagerechten Landwirtschaft nachzukommen. (ab)

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