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24.01.2018 |

Ungleichheit: Reichste 1% der Welt sacken 82% des Vermögenswachstums ein

FotoArmut
Das Vermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung stagnierte (Foto: CC0)

Die soziale Ungleichheit spitzt sich weiter zu: 82% des im letzten Jahr erwirtschafteten Vermögens floss in die Taschen des reichsten Prozents der Weltbevölkerung. Das zeigt ein Bericht der Entwicklungsorganisation Oxfam, der im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlicht wurde. Und es gibt immer mehr Superreiche: Zwischen 2016 und 2017 stieg die Zahl der Dollar-Milliardäre so stark an wie nie zuvor – auf nun 2043. Ihr Vermögen wuchs dabei insgesamt um 762 Milliarden US-Dollar. Alle zwei Tage kam ein neuer Milliardär hinzu. „Der Milliardärsboom ist kein Zeichen für eine florierende Wirtschaft, sondern ein Symptom für ein scheiterndes Wirtschaftssystem. Die Menschen, die unsere Kleider herstellen, unsere Handys zusammenbauen oder unsere Lebensmittel produzieren, werden ausgebeutet, um eine stetige Versorgung mit billigen Gütern sicherzustellen und die Profite von Konzernen und milliardenschweren Investoren zu steigern“, sagte Winnie Byanyima, Geschäftsführerin von Oxfam International. In nur vier Tagen verdient ein Vorstandsvorsitzender einer der fünf größten Modekonzerne so viel wie eine Näherin in Bangladesch in ihrem gesamten Leben, schreibt Oxfam.

Während die Milliardäre im letzten Jahrzehnt ihr Vermögen im Schnitt jährlich um 13% steigerten, wuchsen die Löhne von Arbeitern und Angestellten nur um 2%. Zwischen 1980 und 2016 erhielt das oberste Prozent der Spitzenverdiener 27% des globalen Einkommenswachstums, schreibt Oxfam Deutschland in einer Zusammenfassung des englischen Berichts. Und Frauen trifft die Einkommensungleichheit besonders stark – sowohl an der Spitze als auch an der Basis der Pyramide. Nur 10% der Dollar-Milliardäre sind Frauen und Frauen arbeiten häufig in den am schlechtesten bezahlten Jobs, viele unter menschenunwürdigen Bedingungen. „Oxfam hat mit Frauen rund um den Globus gesprochen, die unter Ungleichheit leiden. Frauen in vietnamesischen Kleiderfabriken, die weit von ihrer Heimat entfernt für einen Hungerlohn arbeiten und ihre Kinder monatelang nicht zu Gesicht bekommen. Frauen, die in der US-Geflügelindustrie arbeiten und gezwungen sind, Windeln zu tragen, da sie keine Toilettenpause einlegen dürfen“, schildert Byanyima die Zustände. „Das derzeitige Wirtschaftssystem fußt auf der konsequenten Ausbeutung von Frauen“, kritisiert auch Jörn Kalinski, Kampagnenleiter von Oxfam Deutschland. „Weltweit ist zu beobachten, dass Frauen geringer bezahlt werden als Männer und überproportional häufig in schlecht bezahlten Berufen und in unsicheren Arbeitsverhältnissen vertreten sind. Sie leisten unbezahlte Pflege- und Sorgearbeit im Umfang von schätzungsweise zehn Billionen US-Dollar jährlich“, fügte Kalinski hinzu.

Aber auch in Deutschland ist Ungleichheit trotz brummender Wirtschaft ein Problem: Die BRD weist bei der Vermögensverteilung nach Litauen die zweithöchste Ungleichheit in der Eurozone auf, schreibt Oxfam. Auch hier zeigt sich eine zunehmende Konzentration an der Spitze: Das Vermögen des reichsten 1% der Bevölkerung wuchs zwischen 2016 und 2017 um 22%, das der ärmeren Hälfte dagegen nur um 3%. Oxfam fordert daher die Politik auf, die Ungleichheit zu bekämpfen – zwischen Arm und Reich, zwischen Männern und Frauen, weltweit und in Deutschland. „Die Bundesregierung muss Unternehmen gesetzlich verpflichten, entlang ihrer gesamten Lieferkette für faire Einkommen und Löhne zu sorgen, Arbeits- und Menschenrechte einzuhalten und gegen Diskriminierung vorzugehen“, so die Organisation. Zudem müsse in Bildung und Gesundheit für alle investiert werden. Daher sei es erforderlich, dass die Bundesregierung hierzulande, aber auch als Bestandteil der Entwicklungszusammenarbeit, den Auf- und Ausbau hochwertiger und gebührenfreier öffentlicher Systeme für Bildung und Gesundheitsversorgung fördere. Vor allem die Steuervermeidung von Konzernen und Superreichen müsse gestoppt werden. Die Beseitigung der Ungleichheit ist auch in den Weltnachhaltigkeitszielen verankert, zu denen sich die UN-Mitgliedsstaaten 2015 verpflichteten: Diese SDGs sehen vor, bis 2030 Hunger und extreme Armut komplett aus der Welt zu schaffen und Ungleichheit innerhalb eines Landes und zwischen Staaten zu verringern. (ab)

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