Nachricht

29.11.2017 |

EU-Afrika-Gipfel: NGOs fordern Neustart für faire Handelsbeziehungen

Gambia
Tomatenverkäuferin in Gambia (Foto: CC0)

Mehrere Hilfsorganisationen haben einen Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel gerichtet, sich für faire Handelbeziehungen mit Afrika einzusetzen. Vor dem am 29. November beginnenden Gipfeltreffen zwischen der EU und der Afrikanischen Union in Abidjan, Elfenbeinküste forderte etwa das katholische Hilfswerk MISEREOR von Merkel, für gerechte Handelsbeziehungen und faire Investitionspartnerschaften einzutreten. „Nach wie vor werden afrikanischen Ländern politische Maßnahmen auferlegt, die vor allem im Interesse der EU-Staaten sind und nicht dazu beitragen, den Kontinent aus der sozialen und ökonomischen Krise und aus der Abhängigkeit herauszuführen“, kritisiert Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von MISEREOR. So würden von den bereits bestehenden Economic Partnership Agreements statt den afrikanischen Ländern vor allem starke Akteure wie Deutschland profitieren. Solch ungleiche Partnerschaften seien ein Hemmschuh für Entwicklung. „Viele Länder in Westafrika oder im südlichen Afrika müssen Nachteile hinnehmen, weil sie sich gezwungen sehen, ihre Märkte für Exporte aus der EU zu öffnen“, sagte Spiegel. Doch Lebensmittel wie Milchpulver, Tomatenpaste, Geflügel oder Schweinefleisch würden vielerorts die Produkte von Kleinbauernfamilien von den lokalen Märkten verdrängen und diese zerstören. „Wer der afrikanischen Jugend Beschäftigungsperspektiven eröffnen möchte, wie es ja das erklärte Ziel des Gipfels ist, muss für den Schutz und die Stärkung regionaler Märkte sorgen“, erklärte Misereor.

Auch der Dachverband für Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO) hofft auf einen Neustart der Handelbeziehungen zwischen der EU und der Afrikanischen Union. Ein Kernthema des Gipfels werden gemeinsame Investitionsoffensiven sein, die darauf abzielen, Privatinvestitionen vor allem in Infrastruktur- und Energieprojekte in reformbereiten afrikanischen Ländern zu fördern und damit Beschäftigungsimpulse zu setzen. „Wir erwarten von der Bundesregierung, die europäische Investitionsoffensive so zu lenken, dass vor allem kleine und mittlere afrikanische Unternehmen mehr Jobangebote generieren können“, sagte der VENRO- Vorstandsvorsitzende Bernd Bornhorst. Auch Misereor kritisiert den Fokus auf Infrastruktur oder Großprojekte im Energiesektor und fordert mehr Unterstützung für Kleinstunternehmen und Familienbetriebe. „84 Prozent der Erwerbsbevölkerung arbeiten im so genannten informellen Sektor, also zum Beispiel in Garküchen, als Schuhputzer oder Straßenverkäufer“, erklärte Spiegel. „Ein hohes Wirtschaftswachstum oder der Zufluss von ausländischen Investitionen führt deshalb nicht automatisch zu mehr Beschäftigung.“

Die Hilfsorganisationen betonten, dass gerechte Handelsbeziehungen auch zur Bekämpfung von Fluchtursachen beitragen. „Machen wir uns nichts vor: Die Probleme Afrikas sind auch die Verantwortung Europas. Wir lösen sie nicht durch hochgezogene Mauern“, sagte Bornhorst. „Es muss Schluss sein mit billigen Agrarprodukten aus der EU. Sie vernichten lokale Märkte in Afrika, zerstören Einkommensmöglichkeiten und treiben Kleinbauern in Armut oder in die Migration.“ (ab)

Zurück zu den Meldungen

Unterstützer

Unterstützer von www.weltagrarbericht.de Verlag der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Bioland biovision Brot für die Welt Brot für alle Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland Demeter Zukunftsstiftung Entwicklung in der GLS Treuhand Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Heidehof Stiftung Mission EineWelt Misereor Naturland Public Eye | Erklärung von Bern Rapunzel - Wir machen Bio aus Liebe Swiss Aid, Ihr mutiges Hilfswerk tegut W-E-G Stiftung
English versionEnglish versionDeutsche Version