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02.11.2017 |

UN-Bericht zu Klimazielen: Landwirtschaft kann Emissionslücke schließen

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Böden können Emissionen einsparen (Foto: NRCS, bit.ly/NRCS_HS2, bit.ly/4_CC_BY_2-0)

Es muss dringend gehandelt werden, wenn die Klimaziele des Paris-Abkommens noch erreicht werden sollen, denn aktuell steuert die Welt auf eine Erwärmung um 3 Grad zu. Laut einem neuen UN-Bericht decken die derzeitigen nationalen Selbstverpflichtungen nur ein Drittel der Emissionsreduktion ab, die nötig wäre, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu vermeiden. Es drohe eine Emissionslücke, warnt der vom UN-Umweltprogramm am 31. Oktober veröffentlichte 'Emissions Gap Report'. Neben Kohleausstieg und Energiewende könne vor allem der landwirtschaftliche Sektor einen wichtigen Beitrag dazu leisten, diese „alarmierend große Lücke“ zu schließen, etwa durch die Kohlenstoffspeicherung in Böden oder die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.

Um das 2-Grad-Ziel zu erreichen, dürften im Jahr 2030 nicht mehr als 42 Gigatonnen CO2-Äquivalent (GtCO2e) ausgestoßen werden. Doch der Bericht warnt eindringlich, dass selbst die vollständige Umsetzung aller bisherigen Selbstverpflichtungen der Staaten nicht ausreichen werde, um die globale Erwärmung auf 2 Grad Celsius zu begrenzen. Die Emissionen würden selbst dann 2030 immer noch 11 bis 13,5 GtCO2e über dem genannten Zielwert liegen. Ganz zu schweigen vom eigentlich im Paris-Abkommen anvisierten 1,5-Grad-Ziel, für das der Bericht bis 2030 mit einer Emissionslücke von 16 bis 19 GtCO2e rechnet. Sollten sich die USA wie angekündigt aus dem Abkommen zurückziehen, wäre die Lage ohnehin noch düsterer. „Ein Jahr, nachdem das Klimaabkommen in Kraft getreten ist, befinden wir uns immer noch in einer Situation, in der wir bei Weitem nicht genug unternehmen, um hunderte Millionen Menschen vor einer elenden Zukunft zu bewahren“, sagte Erik Solheim, der Leiter von UN Environment.

Doch der Bericht liefert auch Auswege und zeigt auf, wie die Treibhausgasemission durch entschlossenes Handeln in der Landwirtschaft, im Gebäude- und Energiesektor, in der Forstwirtschaft, Industrie und Transportwesen verringert werden könnten. Enormes Potenzial weisen Land- und Forstwirtschaft auf, so der Bericht: „Die Entfernung von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre kann eine wichtige Strategie sein: Die Optionen für landbasierte Kohlenstoffspeicherung, wie Wälder, Feuchtgebiete und Böden, werden vom Menschen schon seit vielen Jahren gemanagt und es gibt daher einen Wissensschatz, der nun leicht und sicher angewandt werden kann“, schreiben die Autoren. „Zudem bieten diese Ansätze die Chance, andere globale Nachhaltigkeitsziele, wie bessere Wasserqualität, die Wiederherstellung von Ökosystemen, der Schutz der Artenvielfalt und verbesserte Erträge, zu erreichen.“ Die Kohlenstoffspeicherung in Böden beruhe auf landwirtschaftlichen Praktiken, die Bauern in der Regel gut beherrschten und sie benötige meist keine weiteren Maschinen und Infrastruktur. Daher sei sie eine jederzeit umsetzbare Option.

Aber der Bericht zeigt auch auf, was jeder Einzelne tun kann, um die Emissionslücke zu schließen. Eine Maßnahme ist die Verringerung des CO2-Fußabdrucks der eigenen Ernährung. Die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten gemäß der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation zu tierischen Produkten und Fetten könnte den Ausstoß der Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 weltweit um 0,37 bis 1,37 GtCO2e jährlich reduzieren. Eine andere Möglichkeit ist die Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung. „In der Lebensmittelkette gibt es hohe Verluste, wenn Faktoren wie ineffizientes Ernten, schlechte Erntebedingungen, Lagerverluste und Konsumverhalten betrachtet werden“, so der Bericht. Schätzungen zu den Gesamtverlusten schwanken stark und reichen von 30 bis 50%. Würde die Verschwendung um 45 bis 75% reduziert, könnten jedes Jahr bis zu 2 GtCO2e eingespart werden.

Insgesamt schätzt der Bericht das Potenzial des landwirtschaftlichen Sektors, die Emissionslücke zu verringern, im Mittel auf 3 GtCO2e pro Jahr in 2030. Mit Maßnahmen, deren Umsetzung der Bericht noch als „unsicher” einstuft, wie der Einsatz von Biokohle, Emissionseinsparungen im Zusammenhang mit Torf und Ernährungsumstellungen, könnte der landwirtschaftliche Sektor im Schnitt weitere 3,7 GtCO2e im Jahr 2030 einsparen. Das bedeutet, dass allein die Maßnahmen im landwirtschaftlichen Sektor zusammen ausreichen würden, um fast die Hälfte der Emissionslücke zu schließen, die der Verwirklichung des 2-Grad-Ziels im Wege steht. Noch viel mehr Emissionen könnten durch das Wiederaufforsten von Wäldern und die Vermeidung weiterer Abholzung eingespart werden. Lösungen präsentiert der Bericht zuhauf - jetzt ist es Zeit für eine beschleunigte Umsetzung, lautet das Fazit der Autoren. (ab)

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