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05.10.2017 |

Studie: Weniger Fleischkonsum senkt Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung

Schwein
Bessere Haltung statt Antibiotika beugt Krankheiten vor (Foto: CC0)

Der übermäßige Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung heizt eine Gesundheitskrise globalen Ausmaßes an, da Antibiotika-Resistenzen zunehmen. Davor warnen die Weltgesundheitsorganisation, Wissenschaftler und Umweltschützer schon lange. Doch nun legen Experten im Fachjournal “Science” drei konkrete Vorschläge vor, wie der „Antibiotikamissbrauch” im Stall eingedämmt werden kann. Ihr Rezept lautet Fleischkonsum reduzieren, die Verabreichungsmenge beschränken und Antibiotika für Nutztiere höher besteuern. „Die starke und zunehmende Gabe von Antibiotika in der Nutztierhaltung infolge der wachsenden weltweiten Nachfrage nach tierischen Proteinen ist sehr besorgniserregend angesichts der Bedrohung durch Antibiotika-Resistenzen“, warnen sie.

Fast 80% der Antibiotikamenge in den USA wird an Nutztiere zur Wachstumsförderung verabreicht. Weltweit werden fast dreimal so viele Antibiotika an Tiere wie an Menschen gegeben. Im Jahr 2013 kamen 131.000 Tonnen Antibiotika in der Nutztierhaltung zum Einsatz. Die Forscher prognostizieren, dass diese Zahl bis 2030 auf 200.000 Tonnen hochschnellen könnte, wenn nicht gegengesteuert wird. „Der Zuwachs beim Antibiotikaeinsatz, der vor allem eine gute Fütterung und Hygiene in der Tierhaltung kompensieren soll, ist schlichtweg nicht nachhaltig und wird unsere Bemühungen zunichte machen, die Effektivität unserer aktuell benutzten Antibiotika zu bewahren“, sagte Ramanan Laxminarayan, einer der Autoren der Studie. „Eine Krise steht bereits bevor, doch weiter für die Humanmedizin wichtige Antibiotika für die Wachstumsförderungen von Tieren zu nutzen, bedeutet schlichtweg, Öl ins Feuer zu gießen.“

Die erste Empfehlung der Studie lautet, den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung durch Begrenzung der erlaubten Menge zu regulieren. Die Wissenschaftler haben berechnet, dass eine Obergrenze von jährlich 50 Milligramm pro Kilo tierischem Produkt zum Rückgang des Einsatzes von Antibiotika um 64% führen könnte. Wenn alleine China und die OECD-Staaten dies umsetzen würden, ginge der globale Verbrauch bis 2030 um 60% zurück. Die zweite Lösung wäre die Förderung einer Ernährung, die arm an tierischen Proteinen ist. „Eine Begrenzung des Fleischkonsums auf weltweit 40 Gramm am Tag, was in etwa einem Burger pro Person entspräche, könnte den Antibiotikaverbrauch in der Nutztierhaltung um weltweit 66% verringern. „In den USA essen die Menschen täglich im Schnitt 260 Gramm Fleisch“, sagte der Hauptautor der Studie, Thomas Van Boeckel von der ETH Zürich. „Wenn der Fleischkonsum nur auf 165 Gramm pro Tag reduziert würde, oder vier Burger am Tag, würde der weltweite Antibiotikaverbrauch um mehr als 20% zurückgehen.“ China hatte kürzlich die Ernährungsrichtlinien für den Fleischkonsum auf 40-70 Gramm pro Tag herabgesetzt und will so den Fleischkonsum des Landes halbieren. „Wenn dieses Beispiel nachgeahmt würde, könnte dies indirekte aber erhebliche Auswirkungen auf den weltweiten Antibiotikaverbrauch durch Tierärzte haben“, sagen die Autoren voraus.

Als dritten Ansatz zur Reduzierung des Antiobiotikaeinsatzes in der Tierhaltung führt die Studie höhere Abgaben für den Kauf von Tierarzneimitteln ins Feld. „Dahinter steht die Idee, die auch nicht neu ist, Antibiotika zu verteuern, sodass Landwirte und Tierärzte diese auch nur nutzen, wenn es nötig ist“, sagte Van Boeckel. „Eine Steuer von 50% auf Antibiotika für Nutztiere könnten den globalen Verbrauch um mehr als 30% senken und gleichzeitig Einnahmen in Höhe von 1,7 bis 4,6 Milliarden Dollar generieren, die in die Forschung nach neuen Antibiotika und Verbesserungen bei der Hygiene in den Ställen gesteckt werden könnten.“ Doch er betont auch, dass es keine Patentlösung zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung gebe. Daher müsse an mehreren Stellschrauben zugleich gedreht werden. Doch wenn diese drei Vorschläge kombiniert und vollständig umgesetzt würden, könnte eine 80%-ige Verringerung des Antibiotikaverbrauchs bis 2030 gelingen. (ab)

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