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14.08.2017 |

UN-Expertin fordert besseren Schutz für indigene Völker, Hüter der Biodiversität

India
Apatani-Frau (Foto: Global Landscapes Forum, bit.ly/Apatani, bit.ly/ccby_20)

Indigene Völker sind die besten Hüter der Artenvielfalt und der Wälder dieser Welt, wenn sie über sicheren Zugang zu ihrem Land verfügen. Doch sie sind zunehmend mit Menschenrechtsverletzungen und dem Verlust ihrer traditionellen Territorien konfrontiert, warnte die UN-Sonderberichterstatterin für die Rechte indigener Völker Victoria Tauli-Corpuz anlässlich des internationalen Tages der indigenen Völker am 9. August. Denn obwohl die UN-Generalversammlung bereits vor 10 Jahren die Erklärung über die Rechte indigener Völker verabschiedete, werden die geschätzt mehr als 370 Millionen indigenen Völker in weltweit über 70 Ländern immer noch diskriminiert, ausgegrenzt und nicht ausreichend geschützt, beklagt die UN-Expertin. Zwar sei die Erklärung das umfassendste internationale Instrument zum Schutz der kollektiven Rechte indigener Völker, einschließlich der Rechte auf Selbstbestimmung, auf ihr traditionelles Land und ihre Kultur, doch das Problem bestehe in der mangelnden Durchsetzung dieser Rechte. „Indigene Völker werden aufgrund von Entwicklungs- und Naturschutzprojekten von ihrem Land vertrieben und sind Gewalt und Kriminalisierung ausgesetzt, wenn sie für ihre Rechte eintreten“, sagte Victoria Tauli-Corpuz der Britischen Zeitung The Guardian.

Die Vereinten Nationen warnten, dass indigene Gemeinschaften meist nicht über denselben Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung verfügen wie der Rest der Bevölkerung. Wo statistische Daten dazu vorliegen, belegen diese klar, dass indigene Völker überproportional von Armut, einer geringeren Lebenserwartung und schlechteren Bildungsergebnissen betroffen sind. Indigene Völker droht vor allem der Verlust ihres Landes und die Verletzung ihres Zugangs zu Ressourcen - die Grundlage für ihre Existenz und ihre kulturelle Identität. „Viele indigene Gemeinschaften leiden an unlösbarer Armut, obwohl sie auf ressourcenreichem Land leben, da ihre Rechte nicht respektiert werden und eine selbstbestimmte Entwicklung nicht unterstützt wird“, fügte Tauli-Corpuz hinzu. „Der Schutz der Rechte indigener Frauen, die oft sowohl für die Ernährungssicherheit ihrer Gemeinden als auch die Verwaltung der Wälder verantwortlich sind, ist von besonderer Bedeutung.“

Der Sonderberichterstatterin zufolge geht die größte Gefahr von der Bergbauindustrie, Umweltschutz-Projekten und dem Klimawandel aus. „Viele indigene Völker leben auf ressourcenreichen Territorien – größtenteils, da sie das Land über Generationen hinweg geschützt und bewahrt haben – weshalb sie zu einem Hauptziel für die Rohstoffindustrie und Schutzgebiete werden.“ Sie kritisiert, dass das internationale Recht Investoren und Unternehmen immer noch stark bevorzugt, obwohl die UN-Erklärung als internationale Norm anerkannt worden ist. „Viele indigene Völker werden immer noch von Staaten und Konzernen vertrieben und werden kriminalisiert und ermordet, wenn sie sich dagegen wehren, dass ihr Land geraubt oder von Bergbau- oder Ölkonzernen verschmutzt wird.“ Einzelpersonen oder Gemeinschaften, die es wagen, indigene Rechte zu verteidigen, werden als Fortschrittsbremser, entwicklungshemmende Kräfte und in einigen Fällen gar als Staatsfeinde oder Terroristen bezeichnet. Tauli-Corpuz sagte dem Guardian, dass selbst Projekte, die als Maßnahme gegen den Klimawandel gedacht sind, oftmals indigene Landrechte einschränken. „Obwohl indigene Völker die besten Hüter der Wälder sind und deren Vertreibung von ihrem Land keine Vorteile für die Umwelt bringt, werden immer noch ohne ihre Zustimmung Schutzgebiete auf indigenem Land errichtet“, beklagte Tauli-Corpuz. Dass dies kontraproduktiv ist, wird durch zahlreiche Studien gestützt, die belegen, dass mehr Kohlenstoff in den Böden gespeichert wird und weniger Abholzung stattfindet, wenn indigene Völker gesicherten Zugang zu ihrem Land haben.“ (ab)

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