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06.07.2017 |

FAO: Konflikte und Klimawandel lassen Zahl der Hungernden wieder steigen

Mädchen
Düstere Aussichten im Kampf gegen den Hunger (Foto: CC0)

Die Zahl der unterernährten Menschen weltweit steigt wieder, da Konflikte und der Klimawandel Fortschritte der letzten Jahre bei der Hungerbekämpfung zunichte machen. Das verkündete die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen am Montag zum Auftakt der alle zwei Jahre stattfindenden Konferenz der Mitgliedstaaten. Nach den letzten Berechnungen der FAO aus dem Jahr 2015 litten 795 Millionen Menschen weltweit an Hunger. Die internationale Gemeinschaft visiert mit dem 2. UN-Nachhaltigkeitsziele an, bis 2030 diese Zahl auf Null zu reduzieren. Doch dieses Ziel könnte nun in weite Ferne rücken. „Ich wünschte ich könnte hier heute einige positive Nachrichten zum weltweiten Kampf gegen den Hunger übermitteln“, sagte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva. „Doch leider ist das nicht der Fall. Vorläufige Daten für dieses Jahr deuten darauf hin, dass die Zahl der unterernährten Menschen weltweit gestiegen ist und erneut wächst.“ Die endgültigen Zahlen werden im September vorliegen, wenn die FAO ihren jährlichen Bericht zur Lage der Ernährungssicherheit veröffentlicht, doch die Vorankündigung verheißt nichts Gutes. Da Silva warnte gar, die Welt könnte auf die schlimmste Ernährungskrise seit dem 2. Weltkrieg zusteuern.

Die FAO macht momentan 19 Länder aus, die sich in einer anhaltenden Krise befinden. „Anfang dieses Jahres wurde für Teile des Südsudan eine Hungersnot ausgerufen. Dies bedeutet, dass zum Zeitpunkt, zu dem eine Hungersnot ausgerufen wird, schon tausende Menschen verhungert sind. Es gibt auch Warnungen zu einem hohen Risiko einer Hungerkrise für den Nordosten Nigerias, Somalia und Jemen. Fast 20 Millionen Menschen sind in den vier Ländern stark betroffen, erklärte da Silva. Diese Länder hätten auch mit extremen Wetterereignissen wie Dürren und Überflutungen zu kämpfen. Dem FAO-Generaldirektor zufolge leben fast 60% der an Hunger leidenden Menschen weltweit in Ländern, die von Konflikten und dem Klimawandel betroffen sind. Die Existenz dieser meist auf dem Lande lebenden Menschen ist zerstört worden und „viele von ihnen haben keine andere Möglichkeit gefunden, als sich in die steigenden Statistiken einer Migration aus der Not heraus einzureihen.“

Papst Franziskus rief die Staatengemeinschaft zu mehr Hilfe für die armen Länder auf und verwies auf weitere Ursachen der Unterernährung. „Hunger und Unterentwicklung sind nicht nur natürliche oder strukturelle Phänomene in bestimmten geografischen Gebieten, sondern das Ergebnis einer komplexeren Bedingung von Unterentwicklung, die durch die Gleichgültigkeit vieler und die Selbstsucht einiger verursacht wird.“ Es seien konkrete Entscheidungen, die zu verheerenden Folgen wie Krieg und Terrorismus führten, betonte das Oberhaupt der katholischen Kirche. „Wir haben es mit komplexen Mechanismen zu tun, die vor allem die Verwundbarsten treffen, die nicht nur von den Produktionsprozessen ausgeschlossen werden, sondern auch oft gezwungen sind, ihr Land auf der Suche nach Zuflucht und Hoffnung zu verlassen.

FAO-Chef da Silva räumte ein, dass „Frieden eine Voraussetzung für das Ende von Hungerkrisen“ sei, betonte aber auch, „dass wir nicht auf Frieden warten können, bevor wir aktiv werden“. Es gebe viel, was die Weltgemeinschaft unternehmen könne, um Hunger während Konflikten und lang anhaltenden Krisen zu bekämpfen. Verletzliche Menschen benötigen Hilfe, damit sie weiterhin selbst Lebensmittel anbauen können. Daher gehöre die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft, die Abmilderung des Klimawandels, Armutsbekämpfung, Wasserknappheit, Migration und Unterstützung von unter Konflikten leidenden Menschen auf dem Lande zu den Prioritäten der FAO für die nächsten zwei Jahre. Trotz der Rückschläge bemühte sich da Silva, Optimismus zu verbreiten. Er sei zuversichtlich, dass die Weltgemeinschaft das Ziel, bis 2030 Hunger und Mangelernährung zu beseitigen, noch erreichen kann. Doch dies gelinge nur, wenn „die Länder ihre Zusagen in konkrete Taten umsetzen“. (ab)

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