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27.12.2016 |

Grow: Landwirtschaft im globalen Süden im Griff von Agrarkonzernen

Mais
Grow: Mais für den Futtertrog statt Reis für den Teller in Vietnam (Foto: CC0)

Das Agribusiness macht sich die Initiative „Grow“ zunutze, um ihren Einfluss auf Ernährung und Landwirtschaft im globalen Süden auszuweiten. Darauf weist die Nichtregierungsorganisation GRAIN in einem Mitte Dezember erschienenen Bericht hin. Demnach befördern einige der führenden Lebensmittel- und Agrarriesen wie Nestlé, PepsiCo und Monsanto öffentlich-private Partnerschaften im Rahmen der „Grow“-Initiativen. Diese sind auf Lateinamerika, Afrika und Asien ausgerichtet – die wichtigsten Wachstumsmärkte der globalen Lebensmittelindustrie. Sie versprechen „marktbasierte Lösungen“ für globale Probleme wie Armut, Ernährungsunsicherheit und den Klimawandel mit dem hehren Ziel, Kleinbäuerinnen und -bauern zu unterstützen. Tatsächlich zielen diese Unternehmen jedoch darauf ab, enge Bande mit Regierungen in den Ländern des globalen Südens zu knüpfen, um ihre Kontrolle über Märkte und Lieferketten auszuweiten, lautet die Kritik von GRAIN. Der Schwerpunkt der Initiativen liegt auf einigen wenigen hochwertigen Agrarerzeugnissen, wie Kartoffeln, Mais, Kaffee und Palmöl. Das zeige bereits, dass das wahre Ziel der Grow-Initiative die Ausweitung der Produktion von Cash-Crops sei, an denen nur eine Handvoll Unternehmen profitieren, die meisten mit Sitz in den USA und Europa. Der Bericht warnt vor negativen Auswirkungen des Projekts auf lokale Gemeinden, die Artenvielfalt, Ernährungssicherheit und das Klima.

Grow ist Teil der „Neuen Vision für die Landwirtschaft“, einer Initiative des Weltwirtschaftsforums (WEF), die 2009 aus der Taufe gehoben wurde und von 31 WEF-Partnern angeführt wird – Konzernen aus dem Bereich Landwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung oder Einzelhandel. GRAIN bemängelt, dass es sich bei der „Neuen Vision für die Landwirtschaft“ um ein „vages Dokument” handle, das „marktbasierte Ansätze zur Steigerung der globalen Lebensmittelproduktion und Gewährleistung ökologischer Nachhaltigkeit“ fordere. Der Fokus liege auf Vertragslandwirtschaft und binde so Kleinbauern an multinationale Konzerne, bzw. auf lokaler Ebene an Plantagen im Dienste von Unternehmen. Grow Asia ist der südostasiatische Ableger des Programms und beim Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) angesiedelt. Eines der Grow Asia-Projekte in Vietnam unter der Federführung von Monsanto und Syngenta soll dem Landwirtschaftsministerium dabei helfen, innerhalb von 5 Jahren 668.000 Hektar Land vom traditionellen Reisanbau auf die Produktion von Hybridmais umzustellen, der als Futtermittel dienen soll. GRAIN schreibt, diese Umwandlung habe bereits dramatische Folgen für das in der Region lebende Volk der Xinh Mun. In den letzten Jahren seien viele von ihnen dazu gedrängt worden, Mais statt dem traditionell im Hochland angebauten Reis anzupflanzen. Ihnen wurden Saatgut und Dünger sowie Grundnahrungsmittel angeboten, wenn sie sich im Gegenzug vertraglich zum Maisanbau verpflichteten. Dem Bericht zufolge war den Bauern nicht klar, dass sie die Kosten für das Saatgut später zur Erntezeit zurückzahlen mussten, wenn die Preise oftmals doppelt so hoch waren. Fast alle Haushalte seien mittlerweile verschuldet und viele Bauern hätten ihr Land verloren. Ein anderes Projekt befindet sich in Vietnams Provinz Lam Dong, wo Pepsi Kleinbauern in Vertragslandwirtschaft an sich gebunden hat. Für die Chipsmarke Lay benötigt der US-Konzern eine bestimmte Kartoffelsorte und will vor Ort dafür eine günstigere Lieferkette aufbauen. In Lateinamerika konzentriert sich Grow vorerst nur auf Mexiko, doch Chile, Kolumbien und Peru sollen folgen. In Afrika ist Grow aufs engste mit der berüchtigten Neuen Allianz für Ernährungssicherheit verknüpft. Für Konzerne bringt Grow Gewinne, lautet das Fazit von GRAIN, doch Kleinbauern und kleine Lebensmittelproduzenten und -verarbeiter haben keinen Platz in dieser Vision. (ab)

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