Nachricht

11.10.2016 |

US-Agrarexporte stillen nicht den Welt- sondern den Fleischhunger

Weizen
US-Landwirte ernähren nicht die Hungernden (Foto: CC0)

Die US-amerikanische Landwirtschaft produziert nicht für die Armen und Hungernden der Welt, sondern der Löwenanteil der Agrarexporte geht an reiche Länder. Das ist die Botschaft eines neuen Berichts der Umwelt- und Verbraucherorganisation Environmental Working Group (EWG), der den von der Agrarlobby genährten Mythos, dass US-Farmer ihre Produktion zur Ernährung einer wachsenden und millionenfach hungernden Weltbevölkerung verdoppeln müssen, ordentlich zerpflückt. „Wir wollten die falsche Vorstellung, dass US-Landwirte Menschen in von Unterernährung betroffenen Ländern ernähren, und die Behauptung, dass sogenannte „moderne“ landwirtschaftliche Verfahren dazu die einzige Lösung sind, auseinander nehmen“, erklärt die Autorin des Berichts, Anne Weir Schechinger von der EWG. „Es handelt sich schlichtweg um einen Mythos, der vom US-Agribusiness übernommen und eingesetzt wird, um die Öffentlichkeit von der Realität abzulenken. Die unbestrittene Tatsache ist, dass wir vor allem Fleischprodukte und Futtermittel an die reichsten Länder exportieren und wenig Lebensmittel an die Nationen, die Schwierigkeiten haben, ihre Bevölkerung zu ernähren.“ Den EWG-Analysen zufolge entfielen 2015 rund 86% der Agrarexporte nach Warenwert (114,4 Milliarden US-Dollar) auf die 20 Hauptimporteure – 19 einzelne Länder und die EU. Fast alle dieser Hauptabnehmer erzielten beim Human Development Index (HDI) hohe oder sehr hohe Werte für menschliche Entwicklung und nur ein geringer Anteil der Bevölkerung litt an Unterernährung. Die meisten Exporte gingen nach Kanada, China, Mexiko, die EU, Japan und Südkorea. 2015 machten Fleisch und Milchprodukte sowie Tierfutter 50% der US-Agrarexporte an die Top-20 aus. Dies bedeutet, dass die US-Exporte vor allem dazu dienen, die Nachfrage nach mehr Fleisch und einer abwechslungsreicheren Ernährung der bereits wohlhabenden Länder oder denen mit einer wachsenden Mittelschicht zu decken. Weniger als 1% der US-Agrarexporte war für die 19 am stärksten von Unterernährung betroffenen Länder bestimmt, darunter Haiti, Jemen und Äthiopien. Die Exporte aus den USA machten zwischen 2004 und 2013 gemeinsam mit Lebensmittelhilfe gerade einmal zwischen 2 und 4.4% der Lebensmittelvorräte dieser 19 Länder aus. „Die Behauptung, dass US-Landwirte und Agrarkonzerne die Welt ernähren müssen, ungeachtet der Folgen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, verhüllt eine Geschäftsmöglichkeit unter dem Deckmantel der moralischen Notwendigkeit“, kritisiert der Bericht. Sie diene dazu, die industrielle Landwirtschaft mit ihrer Abhängigkeit von Mineraldünger und Pestiziden, die mit einer beträchtlichen Belastung von Luft, Wasser und Böden und für die menschliche Gesundheit einhergehe, zu legitimieren. Die Hauptursache für Hunger bleibt Armut, betont der Bericht. Wenn US-Agrarkonzerne wirklich den Welthunger beseitigen wollen, sollten sie Kleinbauern in Entwicklungsländern dabei unterstützen, ihre Produktivität und Einkommen zu verbessern und agrarökologische Anbaumethoden fördern, schlussfolgert der Bericht. „Die Reduzierung der Armut, die Erhöhung des Einkommens von Frauen, Ernährungserziehung, die Verbesserung der Infrastruktur wie von Straßen und Märkten zur Eröffnung des Zugangs zu Nahrung und die Beendigung von Kriegen und Konflikten – all dies könnte unterernährten Menschen weltweit dabei helfen, sich selbst besser zu ernähren.“ (ab)

Zurück zu den Meldungen

Unterstützer

Unterstützer von www.weltagrarbericht.de Verlag der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Bioland biovision Brot für die Welt Brot für alle Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland Demeter Zukunftsstiftung Entwicklung in der GLS Treuhand Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Heidehof Stiftung Mission EineWelt Misereor Naturland Public Eye | Erklärung von Bern Rapunzel - Wir machen Bio aus Liebe Swiss Aid, Ihr mutiges Hilfswerk tegut W-E-G Stiftung
English versionEnglish versionDeutsche Version