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29.09.2016 |

Landraub: Oxfam warnt vor zunehmenden Konflikten und Vertreibungen

Sri Lanka
In Sri Lanka mussten Menschen Hotels weichen (Foto: CC0)

Allein in den letzten vier Jahren haben Regierungen und Investoren weltweit Verträge über Landdeals abgeschlossen, die eine Fläche so groß wie Deutschland umfassen. Dies birgt die Gefahr, dass Millionen Menschen von ihren Flächen vertrieben werden und Landkonflikte eskalieren, warnt die Entwicklungsorganisation Oxfam. In einem neuen Bericht belegt Oxfam anhand von sechs Fallbeispielen, dass die weltweiten Landnahmen durch Regierungen und Konzerne Methode haben. „Wir treten in eine neue und noch gefährlichere Phase des globalen Runs auf Ackerland ein“, sagt Winnie Byanyima, Geschäftsführerin von Oxfam International. „Der fieberhafte Handel mit Millionen Hektar Wald, Küstengebieten und Ackerland hat zu Mord, Vertreibung und Ethnozid geführt. Landverträge werden unterzeichnet und Projekte begonnen ohne die Zustimmung der dort lebenden Gemeinden. Dies schafft den Nährboden für wachsende Konflikte in den kommenden Jahren, wenn Landrechte jetzt nicht besser geschützt werden“, warnt sie. Das von Oxfam kritisierte Ausmaß der Landverkäufe wird eindrücklich belegt durch Zahlen aus einem noch unveröffentlichten Bericht der Land Matrix, einem Zusammenschluss internationaler Nichtregierungsorganisationen. Demnach wurden 75% der in den letzten 16 Jahren vereinbarten 1500 Landgeschäfte in Vertragsform gegossen und die geplanten Projekte nehmen Gestalt an – das sind drei Mal so viele vertraglich abgesicherte Geschäfte im Vergleich zur letzten Bestandsaufnahme vor vier Jahren. Bis zu 59% der Deals betreffen Gemeindeland, das von indigenen Völkern und kleineren Gemeinschaften beansprucht wird, deren traditionelle Besitzrechte selten von Regierungen anerkannt werden. Ein Dialog mit den Gemeinden findet in der Regel nicht statt, Morde sowie Vertreibungen ganzer Dörfer nehmen zu. „Millionen Menschen ihr Land wegzunehmen, ist der weltweit größte Angriff auf die Identität, die Würde, die Sicherheit der Menschen und schadet auch der Umwelt“, erklärt Marita Wiggerthale von Oxfam Deutschland. „Sichere Landrechte sind zentral, um Hunger und soziale Ungleichheit zu mindern sowie den Klimawandel zu bekämpfen.“ Doch gerade daran mangelt es in vielen Weltregionen, wie der Oxfam-Bericht anhand von Beispielen aufzeigt. So kämpfen die Quechua, eines der 55 indigenen Völker in Peru, seit Jahren um Landtitel, während die Regierung lieber Lizenzen zur Ölbohrungen an Konzerne vergibt. Auch die Aborigines in Australien haben einen schweren Stand. In Sri Lanka vertrieb das Militär im Jahr 2010 in der Region Paanama insgesamt 350 Familien gewaltsam aus ihren Dörfern, um das Land für Militärcamps und Hotels zu nutzen. „Sie kamen nachts. Maskierte und bewaffnete Männer setzten Häuser und Felder in den Küstendörfern Shasthrawela und Ragamwela in Brand“, zitiert der Oxfam-Bericht einen Dorfbewohner. Die Menschen können keine Lebensmittel mehr anbauen und müssen Geld für Essen ausgeben, das an anderer Stelle fehlt. Das Land befand sich seit Generationen im Besitz der Dorfgemeinschaft, doch offiziell kann in Sri Lanka eine Gemeinde keinen gemeinsamen Landtitel erwerben, da dies nur Einzelpersonen oder Vereinen gestattet ist. Zwar beschloss die Regierung im Jahr 2015 die Rückgabe des Landes, doch getan hat sich seither nichts. Oxfam fordert daher die sofortige Rückgabe der 137 Hektar Land an die betroffenen Familien, um so ein klares Zeichen gegen Landraub und für den Schutz von Landrechten setzen. (ab)

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