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12.09.2016 |

Weltweit größte Sammlung seltener Schafrassen steht vor dem Aus

Sheep
Seltene Schafrassen: Aus für Sammlung (Foto: A. Beck)

Die Schließung des Seven Sisters Sheep Centre in East Dean bedeutet nicht nur das Aus für einen weiteren kleinen Hof in Südengland, sondern besiegelt auch das Ende der größten Sammlung seltener, britischer Schafrassen. Die Schaffarm in den beschaulichen Hügeln der South Downs zwischen Eastbourne und Seaford beherbergte einst 57 der 63 einheimischen Schafrassen des Königreichs und ist damit die größte private Sammlung weltweit – oder wie Besitzer Terry Wigmore es ausdrückt: „Zumindest hat keiner jemals behauptet, mehr verschiedene Schafrassen zu besitzen.“ Doch nun verabschieden sich Terry und seine Frau Pam nach 29 Jahren in den Ruhestand und die Herde wird verstreut. Sie hatten sich lange bemüht, einen Abnehmer für die gesamte Sammlung zu finden – doch leider vergeblich. Anfang Oktober kommen nun die über 500 Tiere unter den Hammer, darunter vom Aussterben bedrohte Schafrassen wie das Dorset Horn, Teeswater oder Manx Loaghtan. Aber auch einige Mangalitza-Schweine und Alpakas benötigen ein neues Dach über dem Kopf. Den Wigmores war schon früh bewusst, dass sie allein mit Wolle und Schafmilch ihren Lebensunterhalt auf Dauer nicht verdienen können. Die seltenen Rassen sind nicht wirtschaftlich, da sie nicht konkurrenzfähig mit der modernen Tierhaltung sind, erklärt Terry. Mit der Internationalisierung der Märkte sind die Herden auf eine kleinere Anzahl optimierter Schafrassen mit magererem Fleisch zusammengeschrumpft, die mit weniger Futter schneller wachsen, beklagt der passionierte Schafsammler. Doch die unzähligen Besucher, die jedes Jahr zur Lammzeit am Gatter standen und auf den Weiden nach Osterlämmern Ausschau hielten, brachten ihn auf die Idee, an die Farm ein Besucherzentrum anzugliedern. Tagsüber dürfen die Besucher nun für ein paar Stunden die Schafe streicheln, füttern, den verstoßenen Lämmern das Fläschchen geben oder Terry beim Scheren zusehen. Die übrige Zeit verbringen die Schafe auf der Weide. „Es war wichtig für uns, den Menschen zu ermöglichen, die Tiere zu berühren und zu füttern, doch Gesundheits- und Sicherheitsauflagen haben es jedes Jahr schwieriger gemacht, dies aufrechtzuerhalten“, berichtet Terry. Mit der Schließung am 4. September geht nun nicht nur eine Touristenattraktion verloren, sondern möglicherweise auch ein reicher Schatz an seltenen Tierrassen, deren genetische Eigenschaften künftig von großer Bedeutung sein könnten. Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO sind weltweit 1.458 landwirtschaftlich genutzte Tierrassen vom Aussterben bedroht - gut 17% aller Nutztierrassen. Aufgrund der schlechten Datenlage ist zudem bei fast 60% der Nutztierrassen unklar, wie es um ihren Erhaltungszustand bestellt ist. Alleine in den Jahren zwischen 2000 und 2014 sind 100 Tierrassen verschwunden. Als Gründe für die zunehmende Verringerung der genetischen Vielfalt nennt die FAO wahllose Kreuzungen, den wachsenden Einsatz nicht heimischer Tierarten, den Rückgang traditioneller Produktionsformen sowie die Vernachlässigung von Rassen, die nicht als leistungsfähig genug gelten. Oder deren Fleisch als zu fett gilt. Dies mag auch zum Rückgang der Southdowns geführt haben, eine für die Gegend von Terrys Schaffarm typische Rasse mit dickem Pelz. In den 50er und 60er-Jahren grasten noch 25.000 Exemplare in den South Downs zwischen Eastbourne und Brighton - nun gibt es in ganz Großbritannien noch 900 Southdowns. Dabei könnten seltene Rassen gerade in Zeiten des Klimawandels für die Welternährung enorm an Bedeutung gewinnen, da sie genetische Eigenschaften mitbringen wie Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit an veränderte klimatische Bedingungen. Ein Beispiel in Terrys Sammlung ist das Wensleydale. Aufgrund der charakteristischen blaugrauen Hautfarbe ist diese Schafrasse auch für ein heißes Klima bestens ausgerüstet. Daher ist es entscheidend, diese seltenen Nutztierrassen zu schützen und vor dem Aussterben zu bewahren, bevor es zu spät ist. (ab)

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