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11.08.2016 |

Forscher: Landwirtschaft kann Förderer statt Hauptfeind der Artenvielfalt werden

Wald
Abholzung von Wäldern für die Landwirtschaft zerstört wichtige Lebensräume (Foto: CC0)

Die Landwirtschaft und die Ausbeutung von Tier- und Pflanzenarten stellen eine weitaus größere Bedrohung für die Artenvielfalt dar als der Klimawandel. Das zeigt eine am 11. August im Fachjournal Nature erschienene Studie. Ein Team unter Leitung von Wissenschaftlern der University of Queensland in Australien gelangte zu dem Ergebnis, dass fast drei Viertel der weltweit bedrohten Arten am stärksten unter diesen klassischen Gefahren leiden, während Klimaveränderungen nur für 19 Prozent der Arten eine Bedrohung darstellen. „Es ist entscheidend, die Übernutzung sowie landwirtschaftliche Aktivitäten ins Visier zu nehmen, um beim Artenschwund eine Kehrtwende einzuleiten“, erklärt Hauptautor Sean Maxwell von der University of Queensland. Die Wissenschaftler hatten gemeinsam mit der Wildlife Conservation Society und der Weltnaturschutzunion (IUCN) insgesamt 8.688 auf der roten Liste der IUCN stehende Tier- und Pflanzenarten unter die Lupe genommen und Informationen zu 11 Hauptgefahren quantifiziert: Ausbeutung, landwirtschaftliche Aktivitäten, Urbanisierung, Invasion und Krankheit, Veränderung des Ökosystems, Klimawandel, menschliche Eingriffe, Transport und Energieproduktion. Die Auswertung ergab, dass 72 Prozent oder 6.241 Arten durch Übernutzung bedroht sind. Das bedeutet, dass sie der Natur schneller entnommen werden als sie nachwachsen oder sich vermehren können, zum Beispiel durch das Fällen von Bäumen, durch Jagen, Fischen oder das Sammeln wilder Arten. Am eigenen Leib erfuhren dies zum Beispiel das Sumatra-Nashorn, der Westliche Gorilla und das nachtaktive Chinesische Schuppentier, die wegen ihres Fleisches oder Körperteilen gejagt werden. Als zweithäufigsten Faktor identifizierten die Forscher die Landwirtschaft, die eine Gefahr für 62 Prozent der Arten darstellt. Der Haarnasenotter in Asien, der afrikanische Gepard und der Südandenhirsch in Lateinamerika sind nur einige der Tierarten, deren Lebensraum durch Ackerbau, Viehzucht, Aquakultur oder Holzplantagen bedroht wird. Doch die Wissenschaftler betonen auch, dass es effektive Ansätze gibt, um Schäden durch landwirtschaftliche Praktiken zu begrenzen. „Die Geschichte hat uns gelehrt, dass die Minimierung der Auswirkungen von Übernutzung und Landwirtschaft eine Vielzahl an Schutzmaßnahmen erfordert, aber dass dies möglich ist“, sagt Mitautor James Watson von der University of Queensland. „Maßnahmen wie gut verwaltete Schutzzonen, die Durchsetzung von Jagdbeschränkungen und die Förderung einer Art der Landwirtschaft, die bedrohten Arten ein gleichzeitiges Überleben ermöglicht – all das spielt eine wichtige Rolle bei der Eindämmung der Biodiversitätskrise.“ Als weitere Maßnahmen empfehlen die Autoren die Regulierung des Einsatzes von Pestiziden und Düngern sowie die Zertifizierung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken. „Diese Aktivitäten müssen ausreichend finanziert werden und in allen Bereichen Priorität haben, in denen die Bedrohung für die Biodiversität reduziert werden kann“, unterstreicht James Watson. (ab)

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