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15.06.2016 |

Für eine sozial-ökologische Agrarwende statt klimasmarte Landwirtschaft

Gans
Klima-smarte Bekämpfung von Insekten (Foto: M. Varghese)

Eine sozial-ökologische Agrarwende statt die Förderung gefährlicher Scheinlösungen wie die klimasmarte Landwirtschaft – das fordert ein breites Bündnis von Verbänden und NGOs. Anlässlich des 2. Forums der „Globalen Allianz für klimasmarte Landwirtschaft“ (GACSA), das bis 17. Juni in Italien abgehalten wird, üben sie in einem Positionspapier herbe Kritik an dem Konzept. Es ermögliche großen Agrar- und Lebensmittelkonzernen, ihre schädlichen Praktiken als Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel zu deklarieren. Denn eben diese Konzerne und deren Interessenverbände sind neben Industrieländern unter den GACSA-Mitgliedern vertreten. Die Verbände, zu denen z.B. MISEREOR und Brot für die Welt gehören, betonen, dass kaum ein Bereich durch den Klimawandel vor so große Herausforderungen gestellt werde wie die Landwirtschaft: „Wasserversorgung, Bodennutzung und Ernährungssicherheit sind immer mehr in Gefahr, und das besonders in ohnehin bereits von Hunger betroffenen Gebieten wie Subsahara-Afrika und Südasien. Entwaldung, der Rückgang der biologischen Vielfalt, der Einsatz hochgiftiger Chemikalien, Bodenerosion und der Rückgang des Grundwasservorkommens tragen dazu bei, dies weiter zu beschleunigen.“ Dass der Landwirtschaft daher eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel zukommt, herrscht Einigkeit zwischen den Verbände und der GACSA – nicht jedoch über das „Wie“. Die Verbände warnen, dass eine klimasmarte Landwirtschaft (CSA) unter dem Deckmantel des Klimaschutzes die bestehenden Machtungleichgewichte im Welternährungssystem sowie die industrielle und globalisierte Agrarproduktion zu zementieren drohe. Sie lehnen CSA unter anderem ab, da nicht näher definiert sei, welche landwirtschaftlichen Praktiken als klimasmart gelten dürfen. Das biete Spielraum für großflächige industrielle Monokulturen unter Einsatz von Gentechnik und Agrarchemie ebenso wie lokal angepasste agrarökologische Ansätze. Dass das von der Gates-Stiftung und Monsanto geförderte CSA-Vorzeigeprojekt „Wassereffizienter Mais für Afrika“ fördere jedoch vor allem Hybridmais und Gentechnik-Sorten – Saatgut, das nicht nachgezüchtet und daher jedes Jahr teuer eingekauft werden muss und viel Agrarchemie benötigt. CSA verfolge zudem keinen Menschenrechtsansatz, weshalb die Wirkung auf verletzliche Gruppen nicht geprüft und verhindert werden müsse. Außerdem bemängelt das Papier, dass CSA beim Klimaschutz in der Landwirtschaft verstärkt auf die zeitlich begrenzte und schwer messbare Kohlenstoffspeicherung in Böden statt die Vermeidung von Emissionen setze. Die Organisationen fordern stattdessen eine globale Agrarwende hin zu einer ökologisch nachhaltigen, klimafreundlichen bäuerlichen Landwirtschaft. Bemühungen für solch eine Landwirtschaft müssen eingebettet sein in eine Strategie für eine ökologisch und sozial nachhaltige Neuausrichtung von Ernährungssystemen, wie sie der Weltagrarbericht forderte. Statt einer weiteren agroindustriellen Intensivierung mit etwas mehr Ressourceneffizienz pochen die Verbände darauf, dass die Durchsetzung des Rechts auf Nahrung, agrarökologische Prinzipien und Ernährungssouveränität zu Leitlinien für eine neue Landwirtschafts- und Handelspolitik werden. (ab)

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