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13.06.2016 |

Studie: Europäische Firmen mischen bei der Jagd nach Ackerland mit

Land
Begehrtes Gut: Fruchtbare Böden (Foto: CCO, Pixabay)

Europäische Firmen und Finanzakteure spielen bei weltweiten Landnahmen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Das zeigt eine neue Studie, die auf Anfrage des EU-Parlaments vom niederländischen Institute for Social Studie mit der Menschenrechtsorganisation FIAN erstellt wurde. Während Länder wie China, die Golfstaaten oder Südkorea bei der globalen Jagd nach fruchtbarem Ackerland häufig im Rampenlicht der Medienberichterstattung standen, bleibt die Rolle von Akteuren aus europäischen Mitgliedsstaaten bei Landnahmen und Menschenrechtsverletzungen weitgehend unbeachtet. Das mag auch daran liegen, dass die Investoren und Firmen aus der EU viele ausländische Tochtergesellschaften haben, die es häufig unmöglich machen, die Spuren zurück in die EU zu verfolgen. „Europäische Firmen und Finanzinvestoren nutzen viele unterschiedliche Wege, um Landgrabbing zu betreiben“, erklärt Mitautor Roman Herre von FIAN. „Wir haben Fälle gefunden, bei denen mehr als zehn europäische Akteure beteiligt sind“. Eine wichtige Grundlage für die Recherchen der Studienautoren stellte die Land Matrix dar, ein Projekt staatlicher und nichtstaatlicher Entwicklungsorganisationen, das sowohl tatsächlich abgeschlossene Landkäufe oder Pachten als auch beabsichtigte Transaktionen dokumentiert, zu denen Informationen öffentlich zugänglich sind. Den Auswertungen zufolge führen britische Firmen mit 124 Landtransaktionen die Liste an, gefolgt von Frankreich mit 40 dokumentierten Deals und Italien mit 21. Damit eröffneten sich die britischen Firmen Zugang zu 1,97 Millionen Hektar Land in verschiedenen Ländern außerhalb der EU, die Akteure aus Frankreich und Italien eignete sich je mehr als 600.000 Hektar Land an. Laut den Daten der Land Matrix waren allein 182 Firmen mit Sitz in der EU in Landgeschäfte außerhalb der Unionsgrenzen verstrickt. In 52 Ländern der Welt haben sie so insgesamt 5.837.504 Hektar Land unter ihre Kontrolle gebracht, etwa für Landwirtschaft und Tierhaltung, die Biospritproduktion oder die forstwirtschaftliche Nutzung und Kohlenstoffspeicherung. „Wir gehen davon aus, dass die in der Studie ermittelten 5,8 Millionen Hektar Land, die sich europäische Akteure in 323 Fällen außerhalb Europas angeeignet haben, nur die Spitze des Eisberges sind“, so Herre weiter. Erschreckend sei, dass in vielen Fällen staatlich mandatierte Akteure, wie zum Beispiel die deutsche Entwicklungsbank DEG oder staatliche Pensionsfonds, beteiligt seien. Mit freiwilligen Selbstverpflichtungen sei Landgrabbing nicht aufzuhalten, stellen die Autoren fest und fordern verbindliche, rechtliche Regelungen und Schranken. (ab)

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