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06.06.2016 |

Experten fordern Umstellung auf vielfältige agrarökologische Systeme

Mais
Vielfalt statt Einförmigkeit (Foto: CCO, Pixabay)

Eine Abkehr von der industriellen Landwirtschaft hin zu diversifizierten agrarökologischen Systemen ist notwendig, um gesunde Lebensmittel für alle zu produzieren, ohne die Umwelt zu belasten. Das fordern die Wissenschaftler des International Panel of Experts on Sustainable Food Systems (IPES-Food) in ihrem am 2. Juni erschienenen Bericht. Denn einer vielfältigen, ökologischen Landwirtschaft gelinge es im Gegensatz zu derzeitigen Systemen, Ernährungssicherheit, eine ausgewogene Ernährung, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit zu vereinbaren. „Viele der Probleme in Ernährungssystemen sind eng mit der Einförmigkeit verknüpft, die der industriellen Landwirtschaft mit ihrer Abhängigkeit von Pestiziden und chemisch-synthetischen Düngern zugrunde liegt“, erklärt Olivier De Schutter, Ko-Vorsitzender von IPES-Food und ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung. „Nicht ein Mangel an wissenschaftlichen Belegen stehen der agrarökologischen Alternative im Wege, sondern das Missverhältnis zwischen ihrem riesigen Potenzial zur Verbesserung von Ernährungssystemen und dem weitaus geringeren Potenzial, Profite für Agrarkonzerne zu erwirtschaften.“ Der Bericht gibt der industriellen Landwirtschaft eine Mitschuld an Problemen wie dem schlechten Zustand von Böden, Wasser und Ökosystemen, hohen Treibhausgasemissionen und Biodiversitätsverlust. Während bereits ein Übermaß an energiereichen, aber nährstoffarmen Lebensmitteln produziert wird, leiden immer noch 800 Millionen Menschen an Hunger und 2 Milliarden an Mikronährstoffdefiziten – hinzu kommen Leiden wie Fettleibigkeit und ernährungsbedingte Krankheiten. Der Bericht plädiert daher für eine Kehrtwende in der globalen Landwirtschaft: „Wir brauchen ein grundlegend anderes Modell der Landwirtschaft basierend auf vielfältigen Höfen und Agrarlandschaften, die chemische Inputs ersetzen, Biodiversität optimieren und die Interaktion zwischen verschiedenen Arten anregen als Teil ganzheitlicher Strategien zur Schaffung langfristiger Fruchtbarkeit, gesunder Agrarökosysteme und sicheren Lebensgrundlagen – sprich vielfältige agrarökologische System“. Diese hätten zudem auch größeres Potenzial, Kohlenstoff im Boden zu halten, die verfügbaren Ressourcen effizienter zu nutzen und degradierte Flächen wiederherzustellen und so die Landwirtschaft zu einer Lösung für den Klimawandel zu machen. Zudem können sie entscheidend dazu beitragen, die Ausgewogenheit der Ernährung auf lokaler Ebene zu erhöhen und die von der industriellen Landwirtschaft ausgehenden Gefahren für die Gesundheit zu verringern, etwa durch Pestizidbelastung oder Antibiotikaresistenz. Die IPES-Experten räumen aber auch Herausforderungen bei der Umstellung auf ökologische Systeme ein. „Man kann von Landwirten nur erwarten, dass sie ihre Praktiken umstellen, wenn sie sichergehen können, dass sie Märkte finden werden. Und Verbraucher werden nur auf gesunde, nachhaltige Lebensmittel umstellen, wenn diese zugänglich und erschwinglich sind“, so Hauptautor Emile Frison. De Schutter zufolge müssen künftig politische Prioritäten anders gesetzt werden: „Die Schritte hin zu einer vielfältigen ökologischen Landwirtschaft sind Schritte hin zur Demokratisierung der Entscheidungensfindung und zur Umverteilung von Macht in Ernährungssystemen.“ (ab)

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