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26.05.2016 |

Mehr klimaschädliches Methan im Rinderdung durch Antibiotika

Kuh
Antibiotikafreier Kuhdung (Foto: A. Beck)

Werden Rinder mit Antibiotika behandelt, setzen sie über den Dung eine deutlich größere Menge des schädlichen Treibhausgases Methan frei. Zu dieser überraschenden Erkenntnis kam ein internationales Forscherteam um Tobin Hammer von der Universität von Colorado, Boulder, in einer Studie, die im Fachblatt „Proceedings B“ der britischen Royal Society erschienen ist. „Wir wussten, dass Antibiotika negative Auswirkungen haben, vor allem den Effekt der Antibiotikaresistenzen“, sagte Hammer. „Aber diese Verbindung zwischen Antibiotika und einem anderen wichtigen Umweltproblem, das uns alle angeht – Treibhausgasemissionen – war recht überraschend.“ Rinder produzieren täglich hohe Mengen Methangas pro Tier, das beim Zelluloseabbau durch bestimmte Mikroben im Pansen der Wiederkäuer entsteht. Dann kommen Dungkäfer mit ihrer Vorliebe für Kuhfladen ins Spiel: Sie graben Gänge durch den auf dem Boden liegenden Dung und sorgen so für die Durchlüftung mit Sauerstoff. Dadurch sinkt die Menge freigesetzten Methans, weil die methanbildenden Mikroben im Kontakt mit Sauerstoff absterben. Die Forscher untersuchten nun an zehn Rindern, wie sich die Gabe von Antibiotika auf dieses Zusammenspiel auswirkt. Die Hälfte der Rinder erhielten Tetracycline, ein in der Landwirtschaft eingesetztes Breitband-Antibiotika. Dann wurde der Grabende Dungkäfer (Aphodius fossor) auf die Fladen gesetzt. Die Wissenschaftler analysierten die Mikrobenzusammensetzung im Dung sowie im Verdauungstrakt der Käfer und erfassten die Menge freigesetzten Methans, Kohlendioxids und Distickstoffmonoxids (Lachgas). „In früheren Studien haben wir gesehen, dass Dungkäfer einen Einfluss darauf haben, wie viel Treibhausgase aus dem Kot freigesetzt werden. Jetzt haben wir Rindern Antibiotika gegeben, um zu sehen, wie sich das auf die Dungkäfer auswirkt,“ erklärt der Insektenforscher Tomas Roslin von der schwedischen Landwirtschaftsuniversität in Uppsala und Mitautor der Studie dem Deutschlandfunk. „Überraschenderweise haben wir gesehen, dass diese Medikamente einerseits dazu führen, dass vermehrt das Treibhausgas Methan gebildet wird und dass sie andererseits die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft im Darm der Dungkäfer verändern.“ Denn obwohl die Größe, Vermehrungsrate und Zahl der Käfer gleich blieb, wurde in den Fladen der mit Antibiotika behandelten Kühe fast die doppelte Menge Methan freigesetzt. Tetracycline wirkten auf Methan-bildende Mikroorganismen im Dung, erläutern die Forscher. Die genauen Ursachen des Effekts müssten aber noch untersucht werden. „Ich denke, die einzige Lösung ist, die Nutzung von Antibiotika in der Tierzucht stark einzuschränken“, so Tomas Roslin weiter. „Nicht nur, weil wir nachgewiesen haben, dass sie die Produktion von Treibhausgasen ankurbeln, sondern auch, weil es enorme Probleme mit Antibiotikaresistenzen gibt. Wenn wir damit wie bisher weitermachen, sollten wir uns nicht wundern, wenn wir bald überall auf der Welt resistente Krankheitserreger finden.“ (ab)

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