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11.05.2016 |

Umweltexperten fordern ökologische Transformation und Pestizidsteuer

Water
Mehr Umweltschutz ist nötig (Foto: Andrew Czap/Flickr.com)

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat die Bundesregierung zu einer „Vorreiterpolitik für eine ökologische Transformation der Industriegesellschaft“ aufgerufen. In dem am Dienstag veröffentlichten Umweltgutachten 2016 fordern die Experten strukturelle Veränderungen in Bereichen wie Landwirtschaft, Energie und Wohnen, da der Handlungsdruck etwa durch Klimawandel und Biodiversitätsverlust so groß sei, dass er mit herkömmlichen Ansätzen alleine nicht mehr bewältigt werden könne. „Deutschland hat hervorragende Voraussetzungen, um bei einem solchen nachhaltigen Umbau der Industriegesellschaft eine Vorreiterrolle einzunehmen“, betont der Vorsitzende des SRU, Professor Martin Faulstich. Jedoch bringe ein entschlossener Umweltschutz auch Zielkonflikte mit sich und sei mit starken Widerständen konfrontiert: „Diese beziehen sich auf vermeintlich unnötige regulatorische Belastungen und Einschränkungen. So wird die Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie oder der Landwirtschaft durch zu hohe Kosten befürchtet“, schreiben die Umweltweisen und machen auf 472 Seiten zu sechs Themen Vorschläge, wie die „notwendigen ökologischen Transformationen im Einklang mit sozialem Zusammenhalt und ökonomischer Entwicklung erfolgen können“. Akuten Handlungsbedarf sehen die Experten vor allem beim Schutz der Biodiversität. Die landwirtschaftliche Verwendung von Pflanzenschutzmitteln sei eine wichtige Ursache für den weiterhin anhaltenden Rückgang der Biodiversität in der Agrarlandschaft. „Besonders betroffen sind unter anderem Feldvögel, Wildbienen und Hummeln, Amphibien und Wildkräuter“, so die Experten. Die Pestizide belasten zudem Oberflächengewässer und Grundwasserkörper, wodurch gerade in kleinen Fließgewässern der Agrarlandschaft empfindliche Arten geschädigt werden können, die wiederum als Nahrung für andere Arten dienten. Die Umweltrisikobewertung bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln weise Defizite auf. Künftig müssten die Folgen für besonders empfindliche Arten und die kumulativen Wirkungen verschiedener Pestizidprodukte besser berücksichtigt werden. Doch selbst dann könnten nicht alle schädlichen Auswirkungen auf die Biodiversität abgebildet werden, warnen die Experten. Notwendig seien daher eine Reduzierung des Pestizideinsatzes sowie die Schaffung von mehr Refugien und Pufferzonen, in die keine Pestizide eingetragen werden, wie Gewässerrandstreifen und Blühstreifen an den Feldrändern. „Dringend geklärt werden sollte, ob das Anlegen von solchen ökologischen Ausgleichsflächen über Auflagen bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln festgelegt werden kann. Zusätzlich können solche Flächen über Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen und über Umweltauflagen im Rahmen der europäischen Direktzahlungen für landwirtschaftliche Flächen (sog. Greening) geschaffen werden.“ Eine Ausweitung des ökologischen Landbaus trage ebenfalls zu einer Entlastung der Umwelt bei. Zudem empfiehlt der SRU die Einführung einer Abgabe auf Pestizide: „Diese generiert finanzielle Mittel, um Monitoring, Beratung und weiter führende Maßnahmen auszubauen. Darüber hinaus kann eine Abgabe eine Lenkungswirkung entfalten und zu einer Gesamtreduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes führen“, so der Rat. Mit ausdifferenzierten Abgabensätzen könne zudem erreicht werden, dass besonders schädliche Produkte ersetzt würden. (ab)

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