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04.05.2016 |

Landnutzung in Indonesien: Agroforst-Systeme statt Monokulturen

Rainforest
Gerodeter Regenwald in Indonesien (Foto: Rainforest Action Network)

Die Umwandlung von Regenwäldern in Agrarflächen wirkt sich verheerend auf die Artenvielfalt und das Klima aus, doch folgen statt Monokulturen Agroforstsysteme, könnten die Folgen zumindest etwas abgefedert werden. Das zeigt eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Göttingen, die in der Fachzeitschrift Philosophical Transactions of the Royal Society B erschienen ist. In einem mehrjährigen Forschungsprojekt in der Provinz Jambi in Sumatra, Indonesien untersuchen die Forscherinnen und Forscher die Folgen der Umwandlung von Tieflandregenwäldern in Ölpalmplantagen, Kautschukplantagen und Kautschuk-Agroforstsysteme. In Indonesien hat die Rodung von Regenwald in den letzten Jahrzehnten enorme Ausmaße angenommen. Allein im 2012 gingen 0,84 Millionen Hektar Wald verloren. Indonesien ist damit weltweiter Spitzenreiter. Die Abholzung der Wälder führt zu einem Rückgang an Artenvielfalt und Ökosystemleistungen, aber laut den Forschern auch zu mehr Einkommen und besseren sozialen Bedingungen – zumindest für bestimmte Bauern. Die Wissenschaftler gehen von der Annahme aus, dass eine vollständige Bewahrung des Regenwaldes vielerorts unrealistisch ist und streben an, unter den möglichen Landnutzungsformen das „kleinste Übel“ auszumachen, das zugleich eine nachhaltige Bewirtschaftung tropischer Agrarflächen ermöglicht und das Einkommen der Menschen vor Ort sichert. „Die Umwandlung von Wald zu Kautschuk- und Ölpalm-Monokulturen führt zu drastischen Veränderungen zahlreicher Umweltfaktoren wie Klima, Biodiversität, Vegetationsstruktur und Kohlenstoffaustausch“, erklärt Hauptautor Dr. Jochen Drescher. „Agroforstsysteme zeigen hingegen meist Werte zwischen Wald und Plantagen.“ Der Studie zufolge bauen die Kleinbauern in der Provinz Jambi mit Ausnahme einiger Dörfer im Umland größerer Städte kaum mehr Lebensmittel an, sondern verdienen ihr Geld mit Ölpalmen und Kautschuk. Die untersuchten Kautschuk-Agroforste in der Region boten nicht nur deutlich mehr Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum als die Ölpalm- und Kautschukmonokulturen, sondern brachten zur Überraschung der Forscher pro Hektar Fläche sogar mehr finanzielles Einkommen als Ölpalmplantagen. Kautschuk-Agroforste sind jedoch auch arbeitsaufwändiger, doch das könne gerade in Gegenden vorteilhaft sein, in denen Land knapp ist, aber Arbeitskräfte ausreichend vorhanden. Weniger überraschend dürfte die Erkenntnis der Studie sein, dass die Rodung von Regenwald nicht automatisch zu einer verbesserten Lebenssituation durch höheres Einkommen für alle führt, sondern dies in erster Linie Landbesitzern vorbehalten bleibt. „Landlose Bevölkerungsschichten profitieren insgesamt weniger, sind aber genauso wie Landbesitzer betroffen von den Nachteilen der Plantagenwirtschaft wie sinkende Grundwasserspiegel und erhöhte Lebensmittelpreise“, betonten die Wissenschaftler. (ab)

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