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25.01.2016 |

Im Urin: Umweltbundesamt warnt vor steigender Glyphosatbelastung der Bevölkerung

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Glyphosat: Auf dem Acker, im Urin (Foto: Chafer/Flickr.com)

Das Umweltbundesamt warnt vor einer zunehmenden Belastung der Bevölkerung mit dem Unkrautvernichter Glyphosat. Eine am 21. Januar veröffentlichte Landzeitstudie hatte eine deutliche Anreicherung von Glyphosat im Urin der Testpersonen festgestellt. Um die Belastung mit Glyphosat zu ermitteln, hatte die Behörde 400 archivierte Urinproben von Studentinnen und Studenten aus der Umweltprobenbank des Bundes analysieren lassen. Das Ergebnis: Während das Herbizid 2001 lediglich im Urin von 10% der Teilnehmer nachweisbar war, waren im Jahr 2015 bereits 40% der Proben belastet. 2013 wurde Glyphosat sogar bei knapp 60% der Testgruppe gefunden. Zwar liege der höchste gemessene Wert um den Faktor 1.000 niedriger als die EU-Lebensmittelbehörde EFSA für gefährlich hält. Doch im Gegensatz zur EFSA hatte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO im März 2015 Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ eingestuft. „Folgt man der IARC-Bewertung, kann derzeit keine Entwarnung gegeben werden. Insbesondere der in den Proben beobachtete Anstieg wäre dann als besorgniserregend einzustufen“, schreibt das Umweltbundesamt. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger sieht weiteren Forschungsbedarf: „Wir müssen die Datenlage zur Belastung beim Menschen verbessern. Insbesondere bei Kindern wissen wir bisher kaum etwas. Dazu läuft im UBA bereits eine Studie. Wir sollten Glyphosat auch nicht isoliert betrachten, sondern die eingesetzten Produkte umfassender untersuchen. Heißt: Glyphosat mitsamt der anderen Stoffe bewerten, die zugesetzt werden, damit es auf dem Acker überhaupt wirkt.“ Dass nicht nur Landwirte mit Glyphosat belastet sind, hatte schon 2013 der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland getestet: In einer stichprobenartigen europaweiten Untersuchung waren Glyphosat-Rückstände im Urin von Großstädtern in 18 Ländern nachgewiesen worden, die Proben von 70% der Briten, Polen und Deutschen fielen positiv aus. Glyphosat ist das meistverkaufte Pestizid in Deutschland. 2014 wurden nach Angaben der Bundesregierung rund 5330 Tonnen Glyphosat an Landwirte und etwa 95 Tonnen an nicht-berufliche Verwender abgegeben. Das Umweltbundesamt plädiert nun für eine deutliche Verringerung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft – nicht nur aufgrund möglicher Gefahren für die menschliche Gesundheit: „Der Pflanzenschutz mit Chemie ist einer der Hauptgründe für den Verlust der biologischen Vielfalt auf unseren Äckern. Dass es anders geht zeigt der Ökolandbau, der weitgehend auf Pflanzenschutzmittel verzichtet“, so Krautzberger. Denn die Ackergifte wirken sich nicht nur auf die Schädlinge aus: Der massive Einsatz von Glyphosat und anderen Herbiziden vernichte auch Ackerkräuter und Insekten und beraube so viele Tiere ihrer Nahrungsgrundlage. Das Umweltbundesamt will zudem eine Debatte darüber anstoßen, wer für die Kosten aufkomme, die der chemische Pflanzenschutz durch Schäden an Umwelt und Gesundheit anrichte. Bislang sei das vor allem der Steuerzahler, so das UBA. Daher sei eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel erwägenswert, denn sie würde das Verursacherprinzip einführen. (ab)

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