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17.01.2016 |

23.000 Menschen demonstrieren in Berlin für eine Agrarwende

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Auftakt der Demonstration (Foto: Volker Gehrmann/WHES)

Tausende Menschen haben am Samstag in Berlin für eine Agrarwende hin zu einer bäuerlichen und ökologischeren Landwirtschaft demonstriert. Angeführt von mehr als hundert Traktoren zogen rund 23.000 Menschen unter dem Motto „Wir haben Agrarindustrie satt! Keine Zukunft ohne Bäuerinnen und Bauern“ vom Potsdamer Platz zum Bundeskanzleramt. Die Polizei sprach von 13.500 Menschen. Die aus dem ganzen Bundesgebiet angereisten Teilnehmer protestierten für eine umwelt- und klimafreundliche Form der Landwirtschaft ohne Gentechnik, die die Strukturen im ländlichen Raum erhält, artgerechte Tierhaltung ermöglicht und das Recht auf Nahrung aller Menschen weltweit sichert. Manche Demonstranten waren als Kühe oder Schweine verkleidet und wandten sich mit Transparenten mit der Aufschrift „Mein Schwanz bleibt ganz“ oder „Mein Schnabel bleibt meine Gabel“ gegen die Haltungsbedingungen großer Fleischbetriebe. Auch gegen das geplante EU-Freihandelsabkommen TTIP mit den USA richteten sich zahlreiche Banner. Zu der anlässlich der Grünen Woche bereits im sechsten Jahr stattfindenden Demonstration aufgerufen hatte ein breites gesellschaftliches Bündnis von über 100 Organisationen aus Landwirtschaft, Imkerei, Natur-, Tier- und Verbraucherschutz, Entwicklungsorganisationen und dem Lebensmittelhandwerk. „Wir wollen diesen Schulterschluss zeigen zwischen Verbraucherinnen und Verbrauchern und Bäuerinnen und Bauern. Die Bauern sind bereit, neue Wege zu gehen. Wir wollen ökologischere Landwirtschaft, wir wollen artgerechte Tierhaltung“, sagte Jochen Fritz, Landwirt und Sprecher der Demonstrations-Bündnisses der Tagesschau. „Die aktuelle Agrarpolitik zielt nur auf eine Steigerung der Exporte, dadurch sinken die Preise“, sagte der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Georg Janßen. Doch das hat nicht nur Folgen für die Landwirte in Europa: „In Burkina Faso unterbieten Milchexporte aus Europa den heimischen Milchpreis mittlerweile um über 60 Prozent. Diese Politik verursacht Armut und Hunger. Deswegen müssen wir die Exporte zu ‚Dumpingpreisen‘ in Länder des globalen Südens, die die Lebensgrundlage der Bauern vor Ort zerstören, sofort stoppen“, forderte Kerstin Lanje, Agrarexpertin von Misereor. Bereits am Vormittag hatten sich am Hauptbahnhof rund 500 Bauern unter dem Motto „Wir machen Euch satt“ zu einer Gegenkundgebung versammelt. Sie fühlen sich durch die Kritik der Tierschutz- und Umweltverbände diffamiert: „Wir haben in Deutschland immer noch eine bäuerliche Landwirtschaft, die angeprangerten Agrarfabriken gibt es nicht“, so ein Sprecher. Das sieht das ‚Wir haben es satt‘-Bündnis jedoch anders. „Die Landwirtschaft steht an einem Scheideweg. Entweder die Bauern gehen den Weg gemeinsam mit der Zivilgesellschaft oder mit der Agrarindustrie und Konzernen wie Tönnies, Wiesenhof und großen Molkereien. Jetzt muss die Politik die Weichen für eine Agrarwende stellen“, so Fritz im Interview mit der Tagesschau. (ab)

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