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13.11.2015 |

EFSA gibt grünes Licht für Glyphosat: „wahrscheinlich nicht krebserregend"

Spraying
Glyphosatregen (Foto: Chafer Machinery/Flickr.com)

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) erachtet es als „unwahrscheinlich, dass Glyphosat eine krebserregende Gefahr für den Menschen darstellt“. Das geht aus einem lange erwarteten Bericht zur Neubewertung des Pestizid-Wirkstoffs hervor, den die Behörde am Donnerstag vorlegte. Sie sei zu dem Schluss gelangt, „dass Glyphosat wahrscheinlich nicht genotoxisch (d.h. DNA schädigend) ist“. Doch damit nicht genug: Die EFSA schlägt zudem vor, die zulässige tägliche Aufnahmemenge für Menschen von derzeit 0,3 Milligramm pro Kilo Körpergewicht auf 0,5 mg zu erhöhen. „Es handelte sich hierbei um einen umfassenden Prozess – eine vollständige Bewertung, die eine Fülle neuer Studien und Daten berücksichtigte“, betonte José Tarazona, der Leiter des Referats Pestizide. Der EFSA-Bericht steht im krassen Widerspruch zur Einschätzung der Internationalen Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO, die im März Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft hatte. Doch das sieht die EFSA anders und folgt damit der Einschätzung des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), das den Wirkstoff als weitgehend unbedenklich einschätzte. Erst kürzlich war jedoch bekannt geworden, dass das BfR Hinweise auf deutlich erhöhte Krebsraten in mehreren Tierstudien nicht berücksichtigt hatte. Umwelt- und Verbraucherschützer sowie zahlreiche Politiker reagierten empört auf das EFSA-Urteil. „Das ist ein schwarzer Tag für den Verbraucher. Monsanto wird es freuen, dass die EFSA sogar höhere Dosen erlaubt, was die Menschen an Glyphosat täglich zu sich nehmen dürfen“, kritisierte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Diese Bewertung der EFSA lässt an ihrer wissenschaftlichen Unabhängigkeit zweifeln“, monierte Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff. Kritik kommt auch von den Grünen: „Die EU-Wirkstoffüberprüfung von Glyphosat gleicht einem Trauerspiel in mehreren Akten“, kommentierte der umwelt- und agrarpolitische Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, Martin Häusling. Zunächst sei der „Persilschein“, den das BfR als europäische Bewertungsgrundlage ablieferte, alles andere als „eine verantwortliche Risikobewertung“. „Dass nun auch EFSA den vertraulichen Industriedaten mehr traut als den veröffentlichten Daten der Weltgesundheitsorganisation“, mache sie „zum Komplizen in dieser Tragödie“. Die EFSA-Einschätzung ist von Bedeutung, da sie in die Entscheidung der Europäischen Kommission zur Verlängerung der Zulassung von Glyphosat in der EU einfließen wird. Es gilt als wahrscheinlich, dass die EU die Anwendung für weitere zehn Jahre genehmigen wird. Glyphosat ist der Hauptbestandteil des weltweit meistverkauften Herbizids Roundup des US-Agrarriesen Monsanto. BUND-Pestizidexpertin Heike Moldenhauer vermutet, dass sich „offenbar kein EU-Mitgliedstaat mit den Glyphosat-Herstellern und den Bauernverbänden anlegen und den Glyphosat-Einsatz unterbinden" wolle: „Würde Glyphosat verboten, wäre die industrialisierte Landwirtschaft, die ohne den massiven Einsatz von Spritzmitteln nicht auskommt, grundsätzlich infrage gestellt.“ (ab)

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